Auf meiner Stippvisite beim ersten EM Land, gegen das sich die deutsche Fußballnationalmannschaft nun im kommenden Juni durchwurschteln will, muss ich eingestehen, dass auch niederländische Fans von ihrer Mannschaft alles andere als begeistert sind. Dabei haben Fußballer in den Niederlanden die optimalen Trainingsbedingungen: Überall ist es flach, Wiesen gibt es im Überfluss, die Deiche sind natürliche Seiten- und Toraus-Linien, und die Kühe bleiben anders als in Indien auf der Weide und blockieren nicht das Mittelfeld.
Apropos Indien…irgendwie fühlte ich mich ja schon ein wenig auf den chaotischen Subkontinent zurückversetzt: Fahrräder, Fahrräder und nochmals Fahrräder. Aber anders als bei uns wird hier die Spezies „Radler“ nicht getrunken, sondern Ernst genommen: Es gibt praktisch immer einen Radweg der den Namen auch verdient hat. Die Buckelpisten, in Deutschland oft als Radweg angepriesen und nur mit Mountain Bikes halbwegs befahrbar, fehlen hier komplett. Stattdessen findet der passionierte Radler ebene Pisten, bei denen sogar das Trampen à la Hollandaise, Pardon die Mitnahme auf dem Gepäckträger, beim Mitgenommenen keine bleibenden Schäden am Gesäß hinterlassen. Bei Baustellen auf dem Radweg gibt es eine beschilderte Umleitung, die tatsächlich wieder auf den eigentlichen Weg des Radelns zurückführt. So bleibt dem niederländischen Radler, das allseits beliebte Absteigen und Radweg-Suchen, das bei uns doch öfters vorkommt, erspart. Abgestellt wird das Rad in Radparkhäusern und die Wahrscheinlichkeit, sein Rad nach einer Kneipentour wieder zu finden liegt hier noch recht hoch, anders als in vielen anderen Zock- und Klau-Regionen.
Natürlich war es eine prima Sache mit den tatsächlich hier in tausendfacher Ausgabe herumrollenden Hollandrädern ins Restaurant oder in die Kneipe zu düsen. Berge sind hier ein Fremdwort, so dass tags wie nachts die Radwege von allen Bevölkerungsschichten genutzt werden, und sich so ein ganzes Volk fit hält und auch im platten Zustand wieder nach Hause findet, statt am nächsten Hügel in den Graben zu rollen.
Einerseits muss man auch in den Niederlanden ein prallen Geldbeutel nach der Euro-Einführung haben, um überhaupt in die Nähe des Plattheits-Zustands zu geraten. Andererseits fällt die Auswahl wie man, finanzielle Mittel vorausgesetzt, in eben diesen Zustand fällt, nicht nur wegen der in ganz Holland verbreiteten „Coffie-Shops“, extrem leicht. Urige Kneipen mit unzähligen, zwar nicht nach dem Reinheitsgebot gebrauten, aber doch sehr trinkbaren Gerstensaft-Varianten, laden zum Verweilen und zum Diskutieren über Fußball ein. Und um eben diesen geht es zumindest am 15. Juni 2004, wenn Deutschland gegen die Niederlande spielen wird. Testet dies am besten mal alles selbst aus, hier in den sympathischen Niederlanden und freut Euch auf ein gutes Spiel zwischen zwei fußballverrückten Nationen – egal wie es auch ausgehen mag!
Bis dahin wünsche ich Euch allen einen geruhsamen Advent. Genießt die Zeit mit Tee und Plätzchen oder dem einen oder anderen Glühwein oder spaced in einem Coffie-Shop mal so richtig ab!