Servus aus Wien,
Der Fußball-Weltmeisterschaftsqualifikation sei Dank hat es mich dieses Mal nach Baku, in die Hauptstadt Aserbaidschans verschlagen. Nach meinem Trip 2005 zum UEFA-Cup-Qualifikationsmatch Mika Ashtarak vs. Mainz 05 führte mich nun also wieder König Fußball in den Kaukasus.
Die Anreise gestaltete sich mit einem Direktflug von Frankfurt nach Baku und einer Reisezeit von 4 Stunden sehr einfach. Nur, so habe ich wieder einmal gelernt, endet ja die Reise nicht am Flughafen…vielmehr fängt sie dort erst richtig an; um exakt zu sein, bereits bei der Einreise nach Aserbaidschan.
Deutsche brauchen für das muslimisch geprägte Land am Kaspischen Meer ein Visum, das man aber für den gleichen Preis wie in der Botschaft in Berlin auch am Flughafen erhalten kann. Voraussetzung sind lediglich zwei Passbilder und 60 €. Um sinnloses doppelt Anstellen zu vermeiden, muss man wissen, dass man sich erst den Einreisestempel besorgt, und dann praktisch einen Schritt zurück vor die Einreiseschalter macht, um anschließend das Visum zu erhalten. Dann geht es nochmals zur Einreisebeamtin,die sich allerdings nur vergewissert, dass man sein Visum in den Pass geklebt bekommen hat.
Nachdem mein Gepäck und ich durch eine Sicherheitskontrolle gegangen waren, deren Existenz völliger Quatsch ist, da ich ja bereits in Frankfurt vor dem Einsteigen kontrolliert wurde, und ich einen vollkommen sinnlosen Zettel zu meinem Gesundheitszustand einem umhertingelden Flughafenmitarbeiter in die Hand gedrückt hatte, der trotzdem im 5-Minuten-Takt mich in der Einreiseschlange nochmals nach dem Zettel bat, stand ich nun in der Ankunftshalle. Ich hatte es endlich geschafft, in diese ehemalige Sowjet-Republik einzureisen.
Aserbaidschan ist nicht Euro-Land und somit stand ich gleich vor dem nächsten Problem, da Geldtauschen angesagt war. Doch beide Geldautomaten weigerten sich, mir die lokale Währung Manat auszuhändigen. Der eine Automat hatte angeblich kein Papier mehr für Quittungsbelege, der andere nicht mehr genug Cash und der Bankschalter war natürlich sonntags abends um 22.30 Uhr geschlossen, obwohl gerade ein Flugzeug mit 200 nach Manat lechzenden Passagieren angekommen war. Gleichzeitig stürmten die Piranha-Taxifahrer auf mich zu und wollten natürlich abstruse Summen an Geld, um mich zu meinem Hostel zu bringen.
Der Fahrer mit dem betagtesten Fiat-Taxi war am schnellsten auf Touristen-Normalniveau von 20 US$ heruntergehandelt. Die Adresse, die ich ihm zeigte, schien ihn anfangs nicht zu interessieren. Erst in der Innenstadt, die bei 1,8 Millionen Einwohnern doch ein bisschen größer als Mainz ist, fing die Fragerei an, denn mein Hostel war eher ein unbekanntes International Youth House mit einer genauso unbekannten Adresse.
Zunächst fuhren wir im richtigen Viertel an der falschen Stelle im Kreis. Irgendwann hatte der Fahrer dann meine Handzeichen kapiert, die ihm besagten, dass im englischen Beschreibungstext zum Zugang zum Hostel von zwei Straßen, die eine Kreuzung bilden, die Rede war, die in der Nähe der Hostel-Straße lagen. Alsbald waren wir dann in der besagten Straße, nur die Hausnummer 72 war unauffindbar. Natürlich wollte mein Fahrer mittlerweile einen Zuschlag, zu dem ich zunächst gar nichts sagte. Als ich feststellen musste, dass wir mit dem Auto die Adresse eh nie finden würden, wir zum Glück an einem nach aserbaidschanischen Niveau angeblichen 4-Sterne-Hotel mit Hausnummer 52 immer mal wieder vorbeibrausten und es auf Mitternacht zu ging, stieg ich entnervt aus. Vorher hatte ich natürlich noch einen kleinen Kampf wegen dem Fahrpreis auszufechten. Wir einigsten uns natürlich in der Mitte, also auf 5 US$ Zuschlag. Dann machte ich mich im dunklen Baku zu Fuß auf den Weg, um mein Hostel vielleicht doch noch zu finden – allerdings vergeblich – ich kam immerhin bis Hausnummer 62, die wir mit dem Taxi vorher nicht gefunden hatten. Die in der Reservierung angegebene Telefonnummer ließ nach dem Wählen nur ein aserbaidschanisches Gebrabbel folgen, das wohl etwas wie „kein Anschluss unter dieser Nummer“ bedeutete. Aber es gab ja noch das 4-Sterne-Hotel und somit hatte ich dann doch noch ruckzuck ein recht komfortables, wenn auch etwas hochpreisiges Dach über dem Kopf. Am Ende dieses stressigen Abends verstand ich auch erstmals den Sinn einer Minibar. Ohne Manats in der Tasche konnte ich dann doch noch meinen enormen Durst mit einer Sprudelflasche stillen.
Nachts um zwei schreckte mich eine SMS aus dem Schlaf, denn nun sorgte sich mein Hostel um mich. Ich schrieb kurz an diese mir unbekannte Nummer zurück, dass ich morgens anrufen würde, denn ich wollte jetzt einfach nur noch pennen. Nach dem leckeren Frühstück mit Pirogen (gefüllte Teigtaschen), Gurkensalat und Schafskäse sowie selbst zu süßendem Tee und fadem Nescafé ging es dann ans Bezahlen. Da ich ja immer noch keine Manat in der Tasche hatte, wollte ich mit Kreditkarte zahlen. Dies sollte dann 18% mehr kosten. Allerdings war der Preis, den ich zu berappen hatte, am Ende wohl mit Kreditkarte nur unwesentlich höher, da ich sonst in Euro zu einem Kurs von 1:1 hätte zahlen müssen. Eigentlich bekommt man für einen Euro aber 1,13 Manat. Der Grund, warum ich 18% Aufschlag zahlen sollte, stellte sich beim Erhalt der Rechnung heraus: ich musste die Mehrwertssteuer bezahlen! Ansonsten hätte ich wohl in diesem 4-Sterne-Hotel schwarz gepennt…
Mein eigentliches Hostel erreichte ich dann nach einem Rückruf auf der unbekannten Handynummer der letzten Nacht und einem vereinbarten Treffpunkt vor der pakistanischen Botschaft, nur einige hundert Meter und zwei Häuserblocks entfernt von meiner ersten Herberge in Baku. Am Treffpunkt wartete dann die Rezeptionistin, der die ganze Angelegenheit doch arg peinlich war und die mich durch ein kleines Wirrwarr von Gassen hinter der Botschaft ins Hostel brachte. An der Tür war weder ein Schild noch eine Hausnummer angebracht, so dass ich sowieso keine Chance gehabt hätte, diese Herberge in der Dunkelheit zu finden. Als ich ihr von der toten Telefonleitung erzählte, meinte sie, das kombinierte Fax- und Telefongerät sei wohl letzte Nacht ausgeschaltet gewesen. Nun gut, Stornogebühren muss ich wenigstens nicht auch noch bezahlen, da sie zugaben, dass der Fehler ja wirklich nicht bei mir lag. Spätestens hier merkte ich, dass Aserbaidschan und Tourismus noch wie zwei Fremdkörper wirken – und ich in diesem Land übrigens auch keinerlei Japaner vorfand, ansonsten ja ein guter Indikator, inwiefern ein Land touristisch erschlossen ist.
Vor lauter Hotelsucherei hatte ich für mein Gastland zunächst überhaupt keinen Blick gehabt. Ich denke, Baku ist eine Mischung aus heruntergekommener ex-Sowjet-Stadt und post-modernem-Öl-Boomtown à la Dubai. Eine Mittelklasse an Autos, Häusern, Kleidung scheint es nicht zu geben. Ladas an denen der Zahn der Zeit nagt oder Porsche Cayennes an denen sich der Staub der Halbwüste vor der Stadt zu schaffen macht, begegnen mir meist mit Affenzahn auf den mehrspurigen Boulevards, die entweder an schönen Pinienparks oder mit Müll übersähten heruntergekommenen Plattenbauten entlangziehen. Highheels oder ausgelatsche, kaputte Flipflops prägen das Schuhwerk, aber dass ich mich in einem muslimischen Land befinde, erkenne ich nur bei genauem Hinsehen. Islam und Alkohol gehen hier dank der klassenlosen (Sauf-)Gesellschaft eine interessante Symbiose ein. Der Anteil an Kopftuch-tragenden Frauen ist in Mainz deutlich höher und der Muezzin scheint von aserbaidschanischer Disko-Mucke in den vielen Handy-Läden verdrängt worden zu sein. Alle Marken dieser Erde sind in dieser Stadt, die die Finanzkrise wohl nur aus dem Fernsehen kennt, mit eigenen Dependancen vertreten. Überall wird gebaut, restauriert und Instand gesetzt:
In der Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, Palästen und einer wunderschönen Moschee, umgeben teilweise von einer dicken Festungsmauer, sind nur noch minimale Baukorrekturen zu vollbringen. Sie steht als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Um diesen kleinen Stadtteil, der vielleicht so groß ist, wie die Altstadt in Mainz ringt sich eine Art Neustadt, die beim ersten Ölboom Anfang des 20. Jahrhunderts entstand. Diese prunkvollen Villen und Bauten wurden und werden peu à peu restauriert. so dass teilweise ganze Straßenzüge mit Baugerüsten versperrt sind. In den bereits fertiggestellten Bereichen lässt es sich wunderbar flanieren und in den vielen Park mit ihren unzähligen Springbrunnen herrlich von der Sonne ausruhen. Um diesen Neustadt-Gürtel herum begegnen sich unmittelbar erste und fast dritte Welt. Moderne Wolkenkratzer werden neben Plattenbauten errichtet. Mit den unzähligen mehrspurigen Autobahnen erinnert dies eher an Los Angeles als an eine Metropole am Rande des Kaukasus.
Nach meiner zweiten Nacht „durfte“ ich wieder umziehen, da ich die folgenden beiden Übernachtungen bereits ein Jahr im voraus gebucht hatte, und in diesem zweiten Hostel für die beiden vorangegangen Übernachtungen dieses bereits belegt war, nutzte ich nun die Metro zum Umziehen. Diese erinnert noch extrem an die Zeit, als Aserbaidschan ein Teil der Sowjetunion war. Die Metro-Stationen werden mit teilweise klapprigen, steilen, ultraschnellen und -langen Rolltreppen erreicht, an deren Ende immer noch eine Babuschka sitzt und guckt, ob das Ding funktioniert. Die Wagen sind auf Volkstransport ausgelegt und bieten klassenlos allen wenig Platz zum Sitzen. Allerdings zog hier auch schon die Moderne ein. 2 Manat (1,75 Euro) Pfand kostet eine Metrokarte, die man dann mit mindestens 0,2 Manat laden muss. Eine Fahrt kostet unglaubliche 0,05 Manat, also 4 Cent! Ich hatte einen Manat draufgeladen und es natürlich nicht geschafft in 5 Tagen den Betrag von 0,85 Cent oder 20 Fahrten abzufahren. Die Quittung, die ich erhielt, war dann doch wieder soviet-style, denn sie war in russisch und kyrillischen Buchstaben verfasst. Seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 (!) ist aserbaidschanisch natürlich Landessprache und eigentlich alles damit abgefasst. Ähnlich wie die Türken haben die Aserbaidschaner 1918 die arabischen Schriftzeichen durch lateinische ersetzt. 1939 haben die Sowjets diese durch kyrillische Buchstaben ausgetauscht bis 1991 wieder auf Lateinisch umgeschwengt wurde. Aber in den tiefen U-Bahn-Schächten Bakus herrscht die alte Sowjetunion doch noch weiter!
In meinem neuen Hostel angekommen, musste ich feststellen, dass ich nur noch in Städten wie Baku, die bei den Übernachtungspreisen zu den teuersten der Welt gehören, gewillt bin, für ein solch mieses Hostel 20 US$ pro Nacht zu bezahlen. Das an sich schon enge, längliche Zimmer war mit drei Doppelstockbetten zugestellt. Das zweite Zimmer fasste nochmals zwei Doppelstockbetten. Es gab ein enges, aber wenigstens sauberes Bad und einen Raum, in dem sich das Sozialleben abspielte:eine Alibiküche, ein Kühlschrank für Bier, eine Couch auf der Emil, der Rezeptionist lag und immer nur „twenty Dollar“ brabbelte, wenn man fragte, was eine Übernachtung kostet. Lustigerweise habe ich folglich alle meine Übernachtungen in Aserbaidschan nicht in Manat bezahlt: die erste mit Kreditkarte, die zweite, weil immer noch ohne Manats, in Euro (im korrekten Umtauschverhältnis) und die nächsten also in US-Dollar.
Dieses Hostel war die günstigste Option in Baku zu nächtigen und dies wussten natürlich auch alle anderen Fußballfans und sonstigen Reisenden. Dementsprechende war das Hostel komplett überbucht, die Leute schliefen auf dem Boden und ich konnte mich glücklich schätzen eine dünne Matraze ohne Kissen in einem arg wackeligen Doppelstockbett mein Eigen zu nennen. Auf der Toilette war abwechselend Klobrillensurfen angesagt, da diese lose herumlag, oder es wurde meine Fingerfertigkeit geprüft, da sich das Schloss nur mittels eines Zahnstochers wieder öffnen ließ. Aber die Lage des Hostels, mitten in der Altstadt, ließ dann wenigstens etwas das ätzende Übernachten vergessen.
Um die Tage bis zum Spiel nicht nur mit Flanieren zwischen Dior-Boutique und Backgammon-spielenden teils Wasserpfeife rauchenden Alten zu verbringen, ging es raus aus der Stadt, zunächst einmal in einer Kombi aus U-Bahn (0,04 Euro) und Marshrutka (Mini-Bus) (0,16 Euro) zum ehemaligen indischen Ateschgah-Feuertempel. Ateschgah bedeutete soviel wie „Hort des Feuers“. Die Abseron-Halbinsel an derem südlichen Ende Baku liegt, ist mit Öl- und Gasvorkommen reichlich ausgestattet. Das Gas ströhmte daher schon seit mindestens dem Mittelalter an manchen Stellen einfach an die Oberfläche und fing natürlich Feuer. Auf dieses vollkommen nachhaltige Feuerwerk von Mutter Natur fuhren daher bereits vor 300 Jahren Sadhus aus Indien ab und bauten einen Feuertempel, an dem sie ihr Leben damit verbrachten, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Der heutige Tempel ist aus dem 18. Jahrhundert und liegt mittlerweile in einem alten Erdölfördergebiet vollkommen deplatziert, daher wurde er mit Beginn der Erdölförderung 1883 aufgegeben. Das immer noch brennende Feuer stammt mittlerweile von den Gaswerken aus Baku, da das Gaslevel durch dessen Ausbeutung mittlerweile arg gesunken ist. Trotzdem ist dieser Ort noch heute etwas wirklich bizarres.
Direkt hinter den Tempelmauern sieht es dann eher apokalyptisch und definitiv biologisch tot aus. Bis zum Horizont nicken die Ölpumplen in einer ehes gespenstischen gruseligen Athmosphäre. Beim Reisen merkt man allzuoft, wie schön wir doch zu Hause wohnen, denn in dieser Apokalypse nur rund 10 km vom Glamour-Leben entfernt leben auch Menschen, die den Öl-Boom zwar mitbekommen haben, aber nicht gerade in einem positiven Sinne.
Am nächsten Tag war ich mit Allan einem 66-jährigen US-Amerikaner und einem nicht englisch sprechenden Taxifahrer on tour. Auf Vermittlung der Couch-Potatoe Emil aus dem Horror-Hostel ging es in Richtung iranischer Grenze in die Halbwüste am Kaspischen Meer. Allan war ziemlich platt, als er seit Tiflis (Georgien) eigentlich nur noch deusche Fußballfans traf. Als Ami war klar, dass er keine Ahnung vom Fußballspiel an sich hat, aber als L.A. Dodgers (Baseball) und Lakers (Basketball) Supporter weiß er, was es heißt, Fan zu sein. Als Emils Leidensgenossen haben wir uns gemeinsam auf diesen Ausflug gemacht, der uns in Qobustan zunächst zu einzigartigen Felszeichnungen aus dem 12. Jhdt. v. Chr. in einer surrealistischen Steinlandschaft führte. Als wir dann unserem Taxifahrer, der schon nicht genau wusste, wo dieses Weltkulturerbe liegt, mitteilten, dass mit Emil ausgemacht sei, die Schlammvulkane südlich von Qobustan zu besuchen, wollte er einen Aufpreis. Glücklicherweise sprachen die Mitarbeiter in Qobustan „little english“ und gaben dem Fahrer zu verstehen, dass dieser Besuch bereits im Fahrpreis inbegriffen sei. Nach längerem hin und her, rief er schließlich Emil an und es entstand ein Dialog auf aserbaidschanisch, bei dem es wohl darum ging, die besten Schimpfwörter möglichst laut und schnell, einer Kalashnikow ähnlich, durchs Handy an den Kopf zu werfen. Es stellte sich heraus, dass der Fahrer lediglich 35 Manat erhielt, wir aber 80 Manat zahlten. Evil Emil!
Der Fahrer machte sich schließlich auf den Weg und wusste natürlich gar nicht, wo die Vulkane liegen – aber das war ich ja schon von der Hotelsuche ein paar Tage vorher gewohnt. Dank des Lonely Planets wussten wir, dass wir nicht völlig falsch fuhren, als wir plötzlich auf einer Holperpiste entlanggurkten, da der gut geteerte Highway nur rund 500 m parallel davon verlief. Aber unser Fahrer, natürlich immer noch sauer auf Emil, wollte wohl eine Abkürzung nehmen und schaffte es auch immer wieder mitten in der Einöde der Halbwüste Leute nach dem Weg zu fragen. Tatsächlich fanden wir auf einmal ein anderes Taxi in der Pampa und wir hatten unser Ziel erreicht. Drei weitere Touristen hatten sich ebenfalls hierher verirrt. Ich war glücklich, dieses Mal doch mit einem aserbaischanischen Taxifahrer mein Ziel erreicht zu haben und es sah sehr lustig aus, diese zwei bis drei Meter hohen Mini-Vulkane bei ihrer Arbeit zu beobachten. Alle paar Minuten flog mal mehr mal weniger Schlamm aus ihrem Schlund. Dieser war eiskalt und das einzig gefährliche war in die Schlammlava zu treten und dann eventuell mehr oder weniger zu versinken. Allerdings trocknete der Schlamm bei Temperaturen in der Sonne von ca. 50° C doch arg schnell.
Genau diese Sonne machte mir auch zu schaffen und ich fing mir einen Sonnenstich und megamäßige Kopfschmerzen ein. Aber trotzdem überlebte ich die unspektakurläre Rückfahrt genauso wie das noch unspektakulärere Spiel, das Deutschland 2 zu 0 für sich entschied. Die Stimmung im Stadion war zumindest bis zum ersten deutschen Tor wirklich prima. Das gesamte Stadion machte eine Choreographie in den Landesfarben blau, rot, grün gesponsert von McDonald’s. Internationale Bestimmungen verbieten eigentlich das Ausschenken von Alkohol bei Fußballspielen, doch im muslimisch geprägten Aserbaidschan wurden die durstigen Germanen mit Bier bis zum Geht-nicht-mehr versorgt. Anfangs gab es noch Bierbecher, plötzlich kam ein Fan mit einer 2-Liter-Plastikflasche zurück in den Block. Trotz der arg angetrunkenen Fans blieb alles friedlich. Mit einem Sonnenstich im Kopf war ich froh, dass es neben Halal-Hot-Dog auch Coca-Cola und Wasser gab. So überlebte ich die 90 Minuten und die letzte Nacht bei Evil-Emil in seinem 1000 Camel Hostel, ehe mich der Flieger nach Wien brachte, von wo ich diese Zeilen schreibe.