Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!
01 Hin und weg:
Eine neue Liga ist wie ein neues Leben, sagt man ja so. Nun ist das bei Mainz 05 etwas komplizierter, denn der Großteil des Kaders der 05er-Frauenmannschaft kickte letzte Saison bereits in der Frauen-Regionalliga Südwest, was der 3. Liga bei den Männern entspricht. „Nur für das Trikot“ hat sich das geändert, schließlich hat Mainz 05 dank der Kooperation mit Schott Mainz nun endlich wieder ein Frauenteam am Start.
Für Auswärtsfahrende bietet diese Liga aber in der Tat sehr viele neue Möglichkeiten, Mainz 05 auf den Plätzen im Südwesten zu unterstützen. Der Spielplan meinte es gut mit uns und so stand am ersten Spieltag der neuen Saison das Derby beim SV Ober-Olm an.
Damit bot sich bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gelegenheit, klimaneutral anzureisen. Genauso wie beim Spiel der Männer im Mai in Frankfurt ging es also mit dem Drahtesel zum Auswärtsspiel.
02 (N)immer nuff:
Ich machte mir den Spaß und gab bei Google Maps den „Sportplatz Ober-Olm“ als Ziel ein und war ziemlich verwundert, welche Strecke mir empfohlen wurde. Daher brach ich sehr zeitig auf, wohlwissend, dass das, was mir da die angebliche Künstliche Intelligenz kredenzte alles war nur keine Hilfe beim Planen meiner Radtour durch Rheinhessen.
Zunächst empfiehl mir Google hinter Laubenheim schnurstracks den Weg hoch auf die Höhe zu nehmen. Zwei Drittel des Feldwegs waren asphaltiert und die Steigung von zirka 15 % war noch fahrbar. Dann mutierte der Weg zu einem Ackerpfad, den mir Google trotzdem als Radroute auswies. Bei dieser Steigung wäre es wohl selbst mit dem Mountainbike aufgrund der Rillen und Gräben fast unmöglich gewesen, radelnd hier hochzukommen.
Also galt die alte Devise, wer sein Rad liebt, der schiebt, die paar Meter bis zum nächsten querenden asphaltierten Feldweg hinauf. Weiter ging’s zwischen Hechtsheim und Ebersheim zur Rheinhessenstraße – natürlich auf einem Wiesenweg, statt auf dem parallel dazu führenden asphaltierten Weg. Da es flach war, war das kein Problem, aber beim Blick auf den weiteren Routenvorschlag wusste ich bereits, dass das so nicht würde klappen werden.
Google führte die Route schnurstracks durch die Gebäude des ehemaligen Impfzentrums hindurch in Richtung Westen. Ja, das Hechstheimer Gewerbegebiet verändert sich recht schnell. Aber dass Google nicht in der Lage ist, dies mal zu korrigieren, ist echt peinlich und hat auch nichts mit dem Radmodus zu tun. Mittlerweile ist der gesamte westliche Teil des Gewerbegebiets umzäunt und es ist nicht mehr möglich (früher war alles besser 😉 ), einen Durchschlupf zu finden.
So irrte ich geplant (daher das frühe Aufbrechen) bei Möbel Martin von Ecke zu Ecke, um weiter nach Westen zu kommen. Google hatte ich da schon längst abgestellt. Schließlich radelte ich nach Nordosten auf der Straße zurück zur Rheinhessenstraße, drehte nach Norden ab und bog in den nächsten sich bietenden Feldweg nach Westen ein. Nach Sicht, immer den Essenheimer Fernsehturm im Blick, fuhr ich an den drei riesigen Windrädern vielleicht im Abstand von 100 Metern vorbei. Diese surrten vor sich hin und ich fragte mich nur, warum die Bayern ein empfindlicheres Gehör als der Rest der Republik haben. Schließlich dürfen in Bayern die Dinger, dank der 10-H-Regel (Höhe des Windrads mal 10) praktisch nirgends aufgestellt werden, da immer irgendwo ein Bajuware seine Hütte hat und sich in seinem Weißbier-Waldi-Leben gestört fühlen könnte… zum Beispiel beim Flugblattschreiben…
03 Kon-Trolle
Mit erheblicher Verzögerung im Betriebsablauf radelte ich schließlich in Klein-Winternheim nochmal schön den Berg herunter, um dann nach Ober-Olm (ist ja schließlich nicht Nieder-Olm) wieder nuff zu strampeln. Dafür waren das Abstellen des Rads, das Bezahlen der Eintrittskarte und die nicht vorhandene Sicherheitskontrolle in Sekunden erledigt und ich kam tatsächlich überpünktlich zum Ligaauftakt an.
04 Kampf um den Mampf
Es scheint keine Frage der Liga zu sein, nachhaltiger bei Speis und Trank zu agieren. Es gab beim SV Ober-Olm Mehrwegbecher, was bis vor kurzem einige Erstligisten im Männerfußball nicht hinbekommen haben. Es ist halt immer eine Frage der Einstellung. Gleiches gilt für das Futter. Neben der Wurst gab es auch Brezeln – alles kein Ding der Unmöglichkeit, wenn man denn nur willl.
05 Käfighaltung
Eine Frage des Willens war es sicherlich für die 05er*innen, samstags nach Bremen und sonntags nach Sprendlingen-Dreieich zur U23-Klatsche bei der Eintracht oder eben nach Ober-Olm zu den 05erinnen zu fahren. Nein, ich kannte das Ergebnis von Bremen nicht im Vorhinein, denke aber immer noch gerne an das 5:0 2019 mitten in der Woche zurück. Seither war ich auch nicht mehr im Weserstadion – damals gab die Mannschaft den mitgereisten Fans sogar Essen und Trinken aus. Hätte sie vielleicht am Samstag auch mal machen sollen…
Darauf konnten die 05erinnen getrost verzichten. Denn wie beim Pokalspiel in Erfurt drei Wochen zuvor lieferten sie eine starke Leistung ab und gewannen auch ihr Ligadebüt in Rot-Weiß zu null. Der Großteil der Zuschauenden hielt es mit den 05erinnen und Derby-Atmosphäre kam nur einmal auf, als es aus der SV Ober-Olm-Ecke schallte „Wir sind Euer Derby, ihr Bauern!“ Das war sicherlich nicht wirklich ernst gemeint, zumal 05 mit dem SV Ober-Olm auch auf Vereinsebene kooperiert, wie auf einem großen Schild am Rand des Kunstrasenplatzes zu lesen war.
„Willst Du 05er*innen siegen sehen, musst Du zu den Frauen geh’n“ war das Fazit dieser lohnenswerten Auswärtsfahrt. Dieser Spruch galt für letzte Woche und hat an diesem Wochenende, nach dem Sieg der Männer im Alla ‚dschee Süd-Test gegen Duisburg keinen Bestand. Aber vielleicht motiviert er die eine oder den anderen dazu, heute bei den 05erinnen am am Bruchweg (nochmals) vorbeizuschauen, wenn es im Pokal gegen Calden um den Einzug ins Achtelfinale geht. Verdient haben es die 05erinnen allemal!
Fazit: Eine neue Liga ist wie ein neues Leben – für die Fans des FSV des Jahrgangs 2023/2024 auf jeden Fall!
Rot-weiße Grüße,
Christoph – Meenzer on Tour