Frauenfußball bei Mainz 05: Alles eine Frage des B-Kriteriums?

Als im letzten Jahr Mainz 05 die Kooperation mit Schott im Frauenfußball bekannt gab, sorgte das für eine große Überraschung. Manche wünschten sich schon länger, dass es auch Frauenfußball bei Mainz 05 gibt. Der Verein zitierte damals den Don so: „Es ist aus unserer Sicht jetzt auch der richtige Zeitpunkt, den Spitzenfußball zu fördern. Der TSV SCHOTT und Mainz 05 werden sich ambitionierte Ziele für die erste Frauenmannschaft, aber auch im Juniorinnenbereich setzen“. Das klang alles ziemlich vielversprechend und es wurde allseits wohlwollend bis begeistert aufgenommen. Frauenfußball und Mainz 05, das könnte passen.

Mainz 05 war Anfang 2022 das einzige Team in der 1. Liga ohne Frauenteam


Zu diesem Zeitpunkt im April 2022 hatte Mainz 05 allerdings auch ein Alleinstellungsmerkmal. Es war der einzige Verein in der 1. Liga, der kein Frauenteam hatte oder zumindest nicht mit einem kooperierte. Es konnte also durchaus der Eindruck entstehen, dass sich Mainz 05 hier nicht länger in die Paria-Ecke stellen wollte. Als einziger Club so rein gar nichts mit Frauenfußball am Hut zu haben, passt nicht wirklich zur Vereins-DNA. Man könnte heute auch einfach sagen, ist jetzt auch egal. Sie kooperieren und binden zum Start der Saison 2023/24 das Frauenteam auch richtig in den Verein ein – feddich.

Ein erstes Zeichen, dass dies so sein könnte, war der 29. Juni 2023. Der Verein vermeldetete die Auslosung der 1. Runde des DFB-Pokals der Frauen. Am 1. Juli begrüßte er die Frauen des TSV Schott Mainz offiziell bei Mainz 05. Es folgte am 2. Juli der Hinweis auf das erste Pflichtspiel der Frauenmannschaft am 12./13. August 2023 im DFB-Pokal. Auch an der Trikotpräsentation am 7. Juli, nahm eine Spielerin teil.

In den letzten Jahren war die Trikotpräsentation auch immer so eine Art Paria-Angelegenheit. Man denke nur an den chinesischen Wettanbieter und den Ausrüster, der in Sachen Nachhaltigkeit nicht wirklich Fortschritte machte. Jetzt war es ja mit dem Wärmepumpenhersteller als Ärmelsponsor und dem neuen Ausrüster tatsächlich gelungen, diese Schmuddelecke zu verlassen. Dazu trat neben dem Profi und der Spielerin auch noch ein Spieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum auf. Eigentlich alles paletti, könnte man meinen. Und dass die Begrifflichkeiten noch nicht so passten („Mädels“), kann man sicher am Anfang mal verzeihen.

Bruchwegstadion in Mainz
Bruchwegstadion in Mainz – bald Spielstätte des Frauenteams von Mainz 05?

Leider hielt dieses Strohfeuer an Neuigkeiten, was die Frauenteams angeht, nicht an. Am 10. Juli terminierte der DFB die Pokalpartie beim 1. FFV Erfurt auf den 13. August 2023. Und Mainz 05 informiert an diesem Tag über vieles aber nicht über diese Ansetzung. Man kann sich mittlerweile auf der Mainz 05-Seite auch die Ansetzungen der Frauen abonnieren. Auch das wäre mal eine News wert gewesen. Aber bis heute gibt es keine Info zur Pokalterminierung, obwohl der Verein auch darauf hingewiesen wurde. Mainz 05 feiert den 13. August ganz groß ab. Aber nicht, weil an diesem Tag das erste Pflichtspiel der Frauenmannschaft stattfindet, sondern das Sommerfest am Dom.

Dass das Sommerfest an diesem Tag parallel zu dem Spiel in Erfurt stattfindet – geschenkt. Man kann davon ausgehen, dass der Verein alles darangesetzt hat, das Männer-Pokalspiel nicht an dem Sonntag austragen zu müssen. Aber man sollte doch wenigstens ein bisschen Sensibilität walten lassen und diesen Spieltermin der Frauen verkünden und nicht einfach totschweigen.

Die Lizenzierungsordnung der DFL schreibt Frauenfußball vor

Bei so viel nicht Nicht-Information stellt sich doch nochmal die Frage, warum die Kooperation im April 2022 eingegangen wurde. Dazu lohnt ein Blick in die Lizenzierungsordnung der DFL. Dort steht u.a. in der Präambel: „Um die Voraussetzungen für eine Lizenzerteilung zu überprüfen, führt der DFL e.V. ein Lizenzierungsverfahren durch. Dieses dient dazu… die Entwicklung des Frauenfußballs zu fördern.”

In §3 „Sportliche Kriterien“ wird die DFL konkret: „Als sportliches Kriterium wird zudem verlangt, dass der Bewerber den Frauenfußball fördert sowie einen Beitrag zu seiner Professionalisierung und zur Steigerung seiner Beliebtheit leistet, indem er eine Frauen- und/oder Mädchenmannschaft zu offiziellen Wettbewerben anmeldet oder eine Kooperationsvereinbarung mit einem Fußballclub abschließt, der eine Frauen- und/oder Mädchenfußballabteilung unterhält (B-Kriterium).”

Die Lizenzierungsordnung hält 3 Arten von Kriterien bereit: A, B und C. Ein A-Kriterium ist Pflicht. Ist dieses nicht erfüllt, gibt es keine Lizenz. Zum B-Kriterium schreibt die DFL: „Erfüllt ein Lizenzbewerber eine Voraussetzung im Sinne eines B-Kriteriums nicht, kann er mit einer von der DFL GmbH zu bestimmenden Sanktion belegt werden, kann aber weiterhin eine Lizenz erhalten.“. Kann, aber muss nicht, heißt das im Klartext. Würde Mainz 05 keine Kooperation mit Schott eingehen, kann es Probleme geben. Der Verein liefe Gefahr, dass er keine Lizenz erhalten würde oder zumindest eine Strafe zahlen müsste.

Das muss nicht wirklich der Grund sein, warum die Verantwortlichen im April 2022 diese Kooperation angekündigt haben. Aber aktuell tut der Verein wenig, diese These zu entlasten. Dass ein Termin mal durchrutscht – geschenkt. Das man allerdings auch nach dezentem Hinweis auf diesen Termin nicht reagiert ist schon komisch. Ticketinfos zur Partie in Erfurt gibt es natürlich auch nicht.

Und auch beim Wording ändert sich bisher wenig. Es ist doch kein großer Aufwand von „Heimspiel der Männer“ statt „Heimspiel“ oder „Trainingslager der Profis“ statt „Trainingslager“ zu schreiben. Denn Profis sind ja bisher nur die Männer. Die fußballspielenden Frauen studieren oder stehen im Arbeitsleben. Aber das ist nochmal eine ganze andere Geschichte im Fußball der Frauen und Männer…natürlich nicht nur bei Mainz 05.

Quellen:

Lizenzierungsordung des DFL e.V.