Spätlese Mönchengladbach Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Ohne Mainzer*innen wär‘ hier gar nix los!

01 Hin und weg:

Der Begriff „S8“ ist im Rhein-Main-Gebiet mit „Verspätung“ konnotiert. Schließlich verkehrt die S-Bahn zwischen Mainz, Frankfurt, Offenbach und Hanau wirklich nie pünktlich. Diese negative Assoziation wird im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr allerdings nochmal getoppt. Zugegeben, Mönchengladbach liegt bereits im „Niemandsland“ zwischen Deutschland und den Niederlanden. Da kann es schon mal passieren, dass man eine Stadt, die wesentlich größer ist als Mainz, nicht richtig an das Netz des Rests des Landes anbindet. Fernverkehr gibt es praktisch nicht. Regionalexpresse fahren nur tagsüber und die S8? Sie fährt abends nur noch einmal die Stunde in Richtung „Rest-Deutschland“ aka Düsseldorf – und das natürlich auch an einem Freitagabend und natürlich auch an einem Spieltag in der Männer-Bundesliga. Das Resultat? Bereits zehn Minuten vor Abfahrt des Zugs, der hier beginnt (dahinter liegt der Wilde Westen der Bundesrepublik), muss die Bundespolizei den Bahnsteig räumen. In die S8 passt schon längst niemand mehr rein. Durch die frühzeitige Räumung wird es der Bahn wenigstens ermöglicht, die Türen zu schließen und pünktlich um 23.54 Uhr abzufahren – rund 90 Minuten nach Spielschluss. Wer es nicht in die Bahn geschafft hat, wartet bis 0.54 Uhr…

Alles im Grünen Bereich am Freitagabend

02 (N)immer nuff:

Der Begriff „Shuttle-Bus“ impliziert, dass die Reisenden ohne Halt von A nach B gelangen. Das funktioniert auch in Mönchengladbach, wenn man Halt als „Stopp zum Tür öffnen“ definiert. Denn der Shuttle-Bus hält auf den knapp sechs Kilometern zwischen Hauptbahnhof und Borussia-Park eigentlich ständig. Er muss dauernd an den Ampeln halten. Ein Priorisierung der Öffis gegenüber dem Individualverkehr gibt es in Mönchengladbach nicht. Je näher sich der Bus-Shuttle dem Stadion nähert, desto länger steht er an den Ampeln im Stau zwischen den Autos, die es auch dorthin zieht. Am Ende braucht der Bus zirka 30 Minuten für die sechs Kilometer zum Stadion, macht einen Schnitt von 12 km/h! So geht ÖPNV in Deutschland im Jahr 2025!!!

Wer gedacht hätte, dass die Fahrtzeit zurück kürzer sei, der kennt das lokale Verkehrskonzept nicht. Zwar gibt es ab dem Stadion für zirka 100 Meter eine Busspur. Diese wird aber vor der Kreuzung zur Hauptstraße wieder in die normale Spur übergeleitet, so dass, wie schon erwähnt, die Shuttle-Busse, dieselben Ampeln nutzen müssen, wie die Autos. Am Ende ist man mindestens 40 Minuten in einem Bus-Shuttle zum sechs Kilometer entfernten Hauptbahnhof unterwegs und kann dadurch tatsächlich frühestens um 23.54 Uhr den Zug in Richtung „Zivilisation aka Fernverkehrsbahnhof“ nehmen. Oder dort halt eine Stunde warten, um die nächste Bahn zu nehmen. Wer noch einmal über den Bus-Shuttle in Mainz schimpfen sollte, der hat ihn noch nicht in Mönchengladbach getestet – das ist „Binger-Straßen-Feeling“ hoch 1905!

03 Kon-Trolle

Rolltore sind schon etwas Feines. Diese kann man hin und her schieben und Menschenmassen damit im Zaum halten. Wenn man diese allerdings nur so weit öffnet, dass genau eine vollschlanke Person durchkommt, dann können Rolltore auch ziemlich kontraproduktiv sein, um eben diese Massen von A nach B zu bewegen. Warum nach dem Abpfiff das Rolltor zwischen Gästeblock und Stadionvorplatz nur einen Spalt weit geöffnet wurde, weiß wohl nur der Ordnungsdienst. Entweder möchte man eine Blocksperre durchsetzen, weil man eine Fantrennung nachkicks zum Ziel hat. Dann bleibt das Tor einfach geschlossen. Oder man öffnet das Rolltor komplett und lässt die Menschen aus dem Stadion raus, damit sie sich zu zerstreuen. Das hat die letzten Male in Gladbach so auch immer funktioniert. Es nur ein Stück weit zu öffnen, macht vielleicht noch Sinn, wenn man Personen identifizieren möchte. Das gelingt aber nur, wenn es nur einen Durchgang gibt – es gibt allerdings einen großen ohne Rolltor zum Gästebusparkplatz. Außerdem müsste dann die Cops am Rolltor stehen, was sie allerdings nicht taten. Vielleicht war es eine Schikane aus Frust, da der Gästeblock das Liedgut gekapert hat? Dazu mehr weiter unten…  

Die Meenzer Metzger hatten ihre Blockfahne von 2007 dabei – sehr fein!

04 Kampf um den Mampf

Kurz nach Aschermittwoch nach Gladbach? Haddermerscho! Und damals war in der Halbzeitpause das alkoholfreie Bier bereits ausverkauft. Ob es dieses Mal länger gehalten hat, lässt sich nicht mehr verifizieren, da der Gästestehblock diesmal ausverkauft war und es unmöglich gewesen wäre, in der Halbzeit aus dem Block zum Getränkestand und zurückzukommen. Da schaute ich mir dann doch lieber Domes Tor kurz nach Anpfiff an 😉 Aber der Move, erstens alkoholfreies Bier in Halbliter-Gebinden anzubieten, zweitens die herbe Version von Bitburger zu kredenzen (die mit Grün statt Blau) und das ganze zum selben Preis wie Bier mit Alkohol zu verkaufen, war schon fein. Das ist in der Liga alles andere als selbstverständlich. Man muss nur mal im Stadion am Europakreisel vorbeischauen…

5 Veggie-Nugget für 5 Euro…

05 Käfighaltung

Ein Fanblock ist immer ein Stück weit wildes Gebilde. Ein Auswärts-Stehblock sowieso. Die Capos stimmen in der Regel die Gesänge an und der Rest des Blocks stimmt mehr oder weniger ein. Manchmal gibt es aber auch ein kollektives Gefühl, auf etwas zu reagieren und einen ganz speziellen Chant anzustimmen. Nach der 2:0 Führung durch Paul und Dome, gelang der Borussia mehr schlecht als recht der Anschlusstreffer. Was danach kam, wissen alle, die mal in Gladbach ein Heimtor der Fohlen mitbekommen mussten. Es wird die 2003er Cover-Version „Maria (I like it loud)“ von Scooter angestimmt – besser bekannt als das nervige „Döp döp döp dödödöp döp döp“, das einem für den Rest des Wochenendes im Kopf als Ohrwurm eine bleibende Erinnerung an den Borussia-Park verschaffen kann. Im Nachklang wird im Hintergrund noch „Tor für die Borussia“ eingeflüstert. Kaum hatte es sich an Freitagabend ausgedöpt, schoss Nadiem das dritte Tor für Mainz und der Gästeblock eskalierte… mit „Döp döp döp dödödöp döp döp“ in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, die statt eines Ohrwurms eher zu einem Tinitus für den Rest des Wochenendes führte. Diese Momente sind es, die eine Spielübertragung nie so rüberbringen kann. So ein Gefühl erlebt man nur in einem Gästeblock in einem Fußballstadion – und das ist auch gut so.

Und plötzlich landen wir auf Platz 3!

Fazit: Der Jahrgang 2024/2025 kündigt mit „„Döp döp döp dödödöp döp döp“ ein Tor für die Nullfünfer an!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour