Die Finanzen der Bundesliga-Clubs 2024 Teil 4 – Verschuldungsgrad

In Teil 3 der Finanzen der Bundesliga-Clubs ging es um indirekt um die Frage, ob Geld Tore schießt. Aus den beiden Finanzkennzahlen Personalaufwand und Umsatz (bzw. Rohergebnis) wurde die Personalaufwandsquote gebildet. Sie ist das dritte von vier aus der die „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ ermittelt wird. Im letzten Teil der Finanzen der Bundesliga-Clubs geht s um den Verschuldungsgrad.

4. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen. Ist selbst das Eigenkapital negativ, wie ist das gar nicht messbar. Die Finanzen der Bundesliga-Clubs werden durch den Verschuldungsgrad für alle sichtbar offengelegt.

Das Fremdkapital

Bevor wir auf den Verschuldungsgrad schauen, blicken wir erstmal auf das Fremdkapital. Es bildet das Gegenteil des Eigenkaptials und bezeichnet die Verbindlichkeiten eines Unternehmens gegenüber Dritten. Das Fremdkapital wird von DFL als Finanzkennzahl publiziert.

ClubMio. Euro
1.Holstein Kiel5
2.TSG Hoffenheim29
3.1. FSV Mainz 0529
4.VfL Bochum32
5.1. FC Heidenheim35
6.Darmstadt 9836
7.SC Freiburg38
8.FC Augsburg41
9.FC St. Pauli58
10.Werder Bremen75
11.1. FC Köln76
12.Union Berlin95
13.Eintracht Frankfurt129
14.Borussia Mönchengladbach145
15.Bayer 04 Leverkusen154
16.VfB Stuttgart173
17.VfL Wolfsburg173
18.Borussia Dortmund229
19.RB Leipzig337
20.FC Bayern München347
Fremdkapital-Tabelle Geschäftsjahr 2023 – Quelle DFL

Die Rechnungsabgrenzungsposten

Erstmals habe ich die passiven Rechnungsabgrenzungsposten dem Fremdkapital hinzugerechnet, da dieser Posten immer größer wird und buchhalterisch auch dem Fremdkapital zugerechnet werden sollte. Daher habe ich die Zahlen aus 2023 korrigiert, um einen Vergleich zwischen 2023 und 2024 herzustellen.

Die Entwicklung des Fremdkapitals

Der FC Augsburg konnte sein Fremdkapital um sagenhafte 32 Prozent senken. Ebenfalls deutlich senken konnten es der VfL Wolfsburg (15 Prozent), Eintracht Frankfurt (14 Prozent), Bayer 04 Leverkusen, Holstein Kiel und der SC Freiburg (11 Prozent). Um 9 Prozent konnte es der 1. FC Köln senken, Werder Bremen um 5 Prozent.

Darmstadt 98 musste eine Erhöhung des Fremdkapitals von 86 Prozent verzeichnen, der FC Bayern München um 67 Prozent. Um ein Drittel ging es für die TSG Hoffenheim und den 1. FC Heidenheim hoch. Bei Borussia Dortmund ging es um 31 Prozent nach oben. Um 18 Prozent ging es beim FC St. Pauli und bei Union Berlin nach oben, beim 1. FSV Mainz 05 um 14 Prozent. Um 12 Prozent ging es beim VfB Stuttgart nach oben. Bei RB Leipzig ging es um 11 Prozent nach oben. Jeweils um 8 Prozent stieg es beim VfL Bochum und bei Borussia Mönchengladbach.

Die Relation Fremdkapital zu Eigenkapital: der Verschuldungsgrad

Die Zahl des höchsten Fremdkapitals sagt alleine wenig aus. Daher setzt man das Fremdkapital in Relation zum Eigenkapital und erhält den Verschuldungsgrad. Häufig wird ein Richtwert empfohlen, bei dem das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital höchstens 2:1 ist, was einem Verschuldungsgrad von 200% entspricht. Das heißt, dass die Verbindlichkeiten höchstens doppelt so hoch sein sollten wie das Eigenkapital. Dies wäre ein finanziell nachhaltiges Lizenzierungskriterium, was auch dem Geiste von Financial Fairplay entspricht.

Die TSG Hoffenheim hat 2023 den niedrigsten Verschuldungsgrad aufzuweisen
Die TSG Hoffenheim hat 2023 den niedrigsten Verschuldungsgrad aufzuweisen

Die Verschuldungsgrad-Tabelle des Geschäftsjahres 2023 als Gradmesser für die Finanzen der Bundesliga-Clubs

ClubVerschuldungs-
grad
1.TSG Hoffenheim15%
2.SC Freiburg34%
3.FC Bayern München65%
4.FC Augsburg76%
5.Holstein Kiel76%
6.Bayer 04 Leverkusen77%
7.1. FSV Mainz 0577%
8.Borussia Dortmund81%
9.Darmstadt 98208%
10.RB Leipzig243%
11.Borussia Mönchengladbach282%
12.VfL Bochum345%
13.1. FC Köln488%
14.Eintracht Frankfurt524%
15.VfL Wolfsburg560%
16.VfB Stuttgart1472%
17.FC St. Pauli1801%
16.1. FC Heidenheim2240%
17.Union Berlin5289%
18.Werder Bremenn/v
Verschuldungsgrad-Tabelle Geschäftsjahr 2023 – Quelle: Meenzer on Tour

Acht quasi schuldenfreie Clubs

Lediglich acht Clubs haben einen Verschuldungsgrad, der in der Wirtschaft als vertretbar gilt. Diese acht Clubs sind gleichzeitig quasi schuldenfrei. Im Umkehrschluss heißt das, dass zwölf Clubs einen zu hohen Verschuldungsgrad aufweisen. Das gilt insbesondere für den überschuldeten Club Werder Bremen.

Der VfL Bochum hat seinen Verschuldungsgrad um 88 Prozent senken können. Auch der 1. FC Köln konnte ihn um 81 Prozent senken. Ebenfalls senken konnten ihn der FC Augsburg (27 Prozent), Werder Bremen (25 Prozent – dennoch überschuldet), der SC Freiburg (24 Prozent), der VfL Wolfsburg (15 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (11 Prozent). Leichte Rückgänge haben auch Eintracht Frankfurt (3 Prozent) und Borussia Mönchengladbach (1 Prozent) zu verzeichnen.

Den Verschuldungsgrad verdreifacht hat der FC St. Pauli, ihn verdoppelt hat Darmstadt 98. Um 56 Prozent ging er beim FC Bayern München nach oben. 43 Prozent hoch ging er beim 1. FC Heidenheim und um 36 Prozent bei der TSG Hoffenheim. Borussia Dortmund hat einen Anstieg um 30 Prozent zu verzeichnen. Auch beim 1. FSV Mainz 05 ging er um 21 Prozent nach oben. Leichte Steigerungen haben RB Leipzig (10 Prozent), Holstein Kiel (9 Prozent) und der VfB Stuttgart (7 Prozent) zu verzeichnen.

Der Verschuldungsgrad bleibt bei der TSG Hoffenheim seit Einführung der Bilanzpublikation konstant auf einem niedrigen Niveau (20 Prozent im Jahr 2020, 15 Prozent im Jahr 2019) und jetzt auch wieder 15 Prozent. Das bekommt kein anderer Bundesligist hin. Der Zweitplatzierte, der SC Freiburg hat einen Verschuldungsgrad von 34 Prozent und mit deutlichem Abstand folgt der FC Bayern München mit 65 Prozent. Danach folgen der FC Augsburg und Holstein Kiel (76 Prozent), Bayer 04 Leverkusen und der 1. FSV Mainz 05 (77 Prozent) sowie Borussia Dortmund (81 Prozent) die fünf weiteren Clubs, die noch einen Verschuldungsgrad unter 100 Prozent aufweisen, d.h. bei denen das Eigenkapital noch größer als das Fremdkapital ist und die damit schuldenfrei sind.

Interessanterweise gibt es keinen Club, bei dem der Verschuldungsgrad zwischen 100 und 200 Prozent liegt, sprich bei denen die Verschuldung wirtschaftlich vertretbar wäre. So eine Zweiteilung der Liga ist bei keinem anderen KPI so offensichtlich.

Der Fall RB Leipzig in Bezug auf den Verschuldungsgrad

Während RB Leipzig 2019 durch die 100 Mio. Euro, die dem Eigenkapital aus Fuschl am See damals zugeflossen sind, den Verschuldungsgrad massiv senken konnte, trat 2020 und 2021 ein kleiner Jo-Jo-Effekt ein und der Verschuldungsgrad nahm wieder zu. Er lag 2021 bei 230 Prozent und 2022 bei 220 Prozent und 2023 bei 243 Prozent, so dass er imer noch fast doppelt so hoch liegt wie vor der Pandemie (115 Prozent).

Für Werder Bremen lässt sich der Verschuldungsgrad gar nicht kalkulieren, da der Verein negatives Eigenkapital aufweist. Erstmals lässt sich für Union Berlin ein Verschuldungsgrad messen, da der Verein nicht mehr überschuldet ist. 2021 ist der VfL Bochum der Überschuldung entkommen und legt Jahr für Jahr einen besseren Verschuldungsgrad hin (2022: 2827%, 2023: 345%). Auch für den 1. FC Köln geht es diesbezüglich in die richtige Richtung (2022: 2604%, 2023: 488%).

Der FC Augsburg ist wieder schuldenfrei (2022: 105%, 2023: 76 Prozent). Das war der Club allerdings auch schon 2018 bis 2019 und 2021. Für Darmstadt 98 ging der Verschuldungsgrad massiv nach oben (2022: 104%, 2023: 208%).

Bei den Aufsteigern zeigt sich ein gegensätzliches Bild. Holstein Kiel ist weiterhin schuldenfrei (2022: 70%, 2023: 76%), wohingegen der FC St. Pauli den Verschuldunggrad verdreifacht hat (2022: 606%, 2023: 1801%).

Resümee der vier KPIs für die Ermittlung der Finanzen der Bundesliga-Clubs

Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Diese würde zu kurz greifen, um tatsächlich einen Club von allen Seiten finanziell abzuchecken, ihn mit den anderen Clubs zu vergleichen und Änderungen im Vergleich zum Vorjahr aufzuzeigen. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen. Diese folgt in Teil 5.

In 2019, 2020, 2022 und 2023 hat der SC Freiburg den Titel geholt. Ob dem Verein dies in der „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ 2023 wieder gelingt?  Oder schafft die TSG Hoffenheim ihren zweiten Titel nach 2021?

Die Finanzen der Bundesliga-Clubs 2024 Teil 3 – Personalaufwandsquote

In Teil 2 der Finanzen der Bundesliga-Clubs ging es um die Wahrscheinlichkeit, dass ein Club pleite gehen kann. Aus den beiden Finanzkennzahlen Eigenkapital und Bilanzsumme wurde die Eigenkapitalquote gebildet. Sie ist das zweite von vier Kriterien aus der die „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ ermittelt wird. Im dritten Teil der Finanzen der Bundesliga-Clubs geht es um die Personalaufwandsquote.

3. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Geld schießt Tore. Ob diese These stimmt, wird sich zeigen. Hier geht es zunächst einmal um Umsatz, der mit dem vorhandenen Personal erwirtschaftet wurde. Daher gilt hier, je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

Der Personalaufwand

Bevor es um die Personalaufwandsquote geht, werfen wir zunächst einen Blick auf den Personalaufwand. Diese Kennzahl publiziert die DFL jährlich.

ClubMio. Euro
1.Holstein Kiel17
2.Darmstadt 9819
3.FC St. Pauli28
4.1. FC Heidenheim28
5.VfL Bochum38
6.FC Augsburg47
7.Eintracht Frankfurt56*
8.Werder Bremen 57
9.1. FSV Mainz 0560
10.1. FC Köln69
11.Union Berlin78
12.SC Freiburg88
13.TSG Hoffenheim90
14.Borussia Mönchengladbach102
15.VfB Stuttgart106
16.VfL Wolfsburg113
17.Bayer 04 Leverkusen152
18.RB Leipzig192
19.Borussia Dortmund236
20.FC Bayern München416
Personalkosten-Tabelle 2023 – Quelle DFL
* Rumpfbilanz von Eintracht Frankfurt

Rumpfbilanz bei Eintracht Frankfurt

Durch die Rumpfbilanz bei Eintracht Frankfurt ist der Wert des Personalaufwands natürlich verzerrt (-44 Prozent). Da auch das Rohergebnis durch die Rumpfbilanz verzerrt ist, wird die Personalaufwandsquote wieder korrekt sein. Auch dies ist ein Grund, warum es sinnvoll ist, verschiedene Bilanzwerte in Relation zu setzen.

Entwicklung der Personalkosten

Massive Steigerungen der Personalkosten haben der 1. FC Heidenheim (54 Prozent), der SC Freiburg (47 Prozent), Union Berlin (44 Prozent), Werder Bremen (31 Prozent), Darmstadt 98 (29 Prozent), der VfL Bochum (24 Prozent), der FC Bayern München (19 Prozent), RB Leipzig, der VfB Stuttgart (17 Prozent), der 1. FSV Mainz 05 und der FC St. Pauli (15 Prozent) sowie Holstein Kiel (13 Prozent) hingelegt.

Moderate Steigerungen gab es bei Bayer 04 Leverkusen (7 Prozent), der TSG Hoffenheim (3 Prozent) und bei Borussia Dortmund (2 Prozent).

Senken konnten die Personalkosten Borussia Mönchengladbach (1 Prozent), der FC Augsburg (2 Prozent), der VfL Wolfsburg (7 Prozent) und der 1. FC Köln (11 Prozent).

Der Umsatz

Ich habe hier das Rohergebnis mit dem Umsatz gleichgesetzt, da diese Finanzkennzahl von der DFL publiziert wird. Das Rohergebnis schließt neben Umsatzerlösen auch sonstige betriebliche Erlöse ein. Der reine Umsatz würde also niedriger ausfallen.

ClubMio. Euro
1.FC Bayern München812
2.Borussia Dortmund498
3.RB Leipzig396
4.Bayer 04 Leverkusen327
5.VfL Wolfsburg227
6.VfB Stuttgart208
7.Borussia Mönchengladbach187
8.TSG Hoffenheim177
9.Union Berlin169
10.SC Freiburg169
11.1. FC Köln160
12.Eintracht Frankfurt134*
13.1. FSV Mainz 05125
14.Werder Bremen113
15.FC Augsburg90
16.VfL Bochum84
17.1. FC Heidenheim56
18.FC St. Pauli54
19.Darmstadt 9834
20.Holstein Kiel30
Rohergebnis-Tabelle 2023 – Quelle DFL
* Rumpfbilanz von Eintracht Frankfurt

Entwicklung des Umsatzes

Die prozentual größte Steigerung konnte der SC Freiburg erzielen (56 Prozent). Es folgen die TSG Hoffenheim (51 Prozent) und der 1. FC Heidenheim (45 Prozent). Union Berlin (42 Prozent) und der VfB Stuttgart (41 Prozent) legten ebenfalls stark zu. Um knapp ein Drittel wurde das Rohergebnis beim VfL Bochum (32 Prozent), Darmstadt 98 und dem FC Bayern München (30 Prozent) gesteigert. Zu großen Steigerungen kam es auch bei Bayer 04 Leverkusen (20 Prozent). Werder Bremen (16 Prozent), der 1. FC Köln, RB Leipzig (14 Prozent) und Borussia Mönchengladbach (12 Prozent) legten ebenfalls relativ stark zu.

Leichte Steigerungen konnten der FC St. Pauli, der 1. FSV Mainz 05 und Borussia Dortmund (9 Prozent) verzeichnen. Für Holstein Kiel (7 Prozent) und den FC Augsburg (6 Prozent) ging es ebenfalls nach oben.

Lediglich der VfL Wolfsburg musste einen Rückgang verzeichnen (10 Prozent).

Da Eintracht Frankfurt die Bilanz umstellt, gibt es 2023 nur eine Rumpfbilanz. Sie zeigt einen „Rückgang“ von 48 Prozent. Daraus lässt sich schließen, dass es bei der Eintracht über das ganze Jahr hinweg zu leichten Steigerungen kommen sollte.

Massive Steigerung über zwei Jahre schafften Union Berlin (72% und 42% Prozent) und der VfL Bochum (125% und 32 Prozent).

Die Personalaufwandsquote in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs

Produktionsunternehmen, die in der Regel hochautomatisiert sind, sollten eine Personalaufwandsquote von ca. 30 % aufweisen. Bei Dienstleistungsanbietern, insbesondere solchen, die auf menschliche Interaktion angewiesen sind, gelten Werte von 60 – 70 % als angemessen.

Die beste Personalaufwandsquote konnte im Geschäftsjahr 2023 Eintracht Frankfurt verzeichnen.
Die beste Personalaufwandsquote konnte im Geschäftsjahr 2023 Eintracht Frankfurt verzeichnen.

Die Personalaufwandsquoten-Tabelle

ClubPersonal-
aufwandsquote
1.Eintracht Frankfurt42%
2.1. FC Köln43%
3.VfL Bochum46%
4.Union Berlin46%
5.Bayer 04 Leverkusen46%
6.Borussia Dortmund47%
7.1. FSV Mainz 0548%
8.RB Leipzig49%
9.VfL Wolfsburg50%
10.1. FC Heidenheim50%
11.Werder Bremen50%
12.VfB Stuttgart51%
13.TSG Hoffenheim51%
14.FC Bayern München51%
15.FC Augsburg52%
16.SC Freiburg52%
17.FC St. Pauli52%
18.Borussia Mönchengladbach55%
19.SV Darmstadt 9857%
20.Holstein Kiel57%
Personalaufwandsquoten-Tabelle 2023 – Quelle Meenzer on Tour

Erklärung der Personalaufwandsquote in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs

Profifußball ist ein Dienstleistungprodukt, für das menschliche Interaktion notwendig ist. Dadurch, dass so viele Gelder in den Fußball fließen, sind die Gehälter der Profis im Durchschnitt aus finanzieller Sicht bei den meisten Clubs angemessen. 2022 fiel eigentlich nur die TSG Hoffenheim mit 75 Prozent aus dem Rahmen. Sie hat das 2023 wieder korrigiert. Insgesamt lässt sich erkennen, dass die Personalaufwandsquote im Vergleich zur Pandemie-Zeit deutlich verbessert wurde.

Im Vergleich zu 2022 konnte die TSG Hoffenheim die Quote um 32 Prozent senken (von 75% auf 51%), der 1. FC Köln um 22 Prozent (55% auf 43%), der VfB Stuttgart um 17 Prozent (62% auf 51%). Borussia Mönchengladbach konnte sie um 12 Prozent (62% auf 55%), Bayer 04 Leverkusen um 11 Prozent (52% auf 46%) senken. Um 10 Prozent ging sie bei Eintracht Frankfurt runter (46% auf 42%), um 8 Prozent beim FC Bayern München (56% auf 51%) um beim FC Augsburg (56% auf 52%), um 7 Prozent beim VfL Bochum (49% auf 46%), um 6 Prozent bei Borussia Dortmund (51% auf 47) und beim SC Freiburg (55% auf 52%), um 1 Prozent bei Darmstadt 98 (57%).

Am meisten gestiegen ist sie mit 13 Prozent bei Werder Bremen (45% auf 50%). Leicht gestiegen ist sie mit 6 Prozent beim 1. FC Heidenheim (47% auf 50%) und beim 1. FSV Mainz 05 (46% auf 48%). Um 5 Prozent ging sie bei Holstein Kiel ((54% auf 57%) sowie beim FC St. Pauli (50% auf 52%) hoch. Um 3 Prozent ging sie beim VfL Wolfsburg (48% auf 50%) und RB Leipzig (47% auf 49%) hoch. Bei Union Berlin ging sie um 2 Prozent hoch (45% auf 46%). Da die Prozentwerte gerundet werden, ergeben sich leichte Verzerrungen.

In Teil 4 der Finanzen der Bundesliga-Clubs geht es um den Verschuldungsgrad der Clubs, sprich um das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital.

Die Finanzen der Bundesliga-Clubs 2024 Teil 2 – Eigenkapitalquote

In Teil 1 der Finanzen der Bundesliga-Clubs ging es um die „Steine bzw. Beine“ eines Vereins. Außerdem ging es um die Frage, wieviel Geld der eigene Club mitbringt (oder sich durch Investoren mitbringen lässt), um Bundesliga spielen zu können. Aus den beiden Finanzkennzahlen Eigenkapital und Anlagevermögen hat sich die Leistungskennzahl Anlagendeckungsgrad ermitteln lassen. Sie ist das erste von vier Kriterien aus der die „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ ermittelt wird. Im zweiten Teil der Finanzen der Bundesliga-Clubs geht es um die Eigenkapitalquote.

2. Die Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht. Das sind die Rücklagen, die von den Clubs in Bezug auf die Pandemie gefordert wurden, um Krisenzeiten länger als ein paar Wochen durchzustehen. Um die Eigenkapitalquote zu berechnen, muss zunächst die Bilanzsumme erklärt werden. Sie wird jährlich von der DFL im Rahmen der Finanzkennzahlen publiziert.

Die Bilanzsumme

Um die „Größe“ der Clubs miteinander zu vergleichen eignet sich die Bilanzsumme ganz gut. Sie zeigt das Gesamtvermögen eines Unternehmens auf. Gleichzeitig aber auch das Gesamtkapital, das notwendig ist, um den Laden am Laufen zu halten. Das Verhältnis der Clubs untereinander, das sich aus dem finanziellen Gebaren der Vorjahre herleitet, ist auch interessant zu betrachten.

ClubMio. Euro
1.FC Bayern München883
2.Borussia Dortmund512
3.RB Leipzig476
4.Bayer Leverkusen355
5.TSG Hoffenheim226
6.VfL Wolfsburg204
7.Borussia Mönchengladbach196
8.VfB Stuttgart185
9.Eintracht Frankfurt154
10.SC Freiburg149
11.FC Augsburg112
12.Union Berlin96
13.1. FC Köln92
14.1. FSV Mainz 0569
15.FC St. Pauli62
16.Werder Bremen58
17.Darmstadt 9853
18.VfL Bochum42
19.1. FC Heidenheim38
20.Holstein Kiel14
Bilanzsummen-Tabelle Geschäftsjahr 2023 – Quelle DFL

Analyse der Bilanzsumme

Der größte Verein (FC Bayern München) ist über 63-mal größer als der kleinste Verein (Holstein Kiel). Der FC Bayern ist auch noch fast 50 Prozent größer, wie die Nummer 2 Borussia Dortmund.

Am stärksten gewachsen ist Union Berlin (51 Prozent), gefolgt von Darmstadt 98 (41 Prozent) und dem VfL Bochum (31 Prozent). Union und Bochum sind bereits das zweite Jahr hintereinander massiv gewachsen – beide letztes Jahr um knapp ein Drittel.

Ebenfalls stark gewachsen ist der 1. FC Heidenheim (29 Prozent) und der FC Bayern München (24 Prozent). Auch Borussia Dortmund (12 Prozent) und der VfB Stuttgart (11 Prozent) legten deutlich zu. Moderat gewachsen sind der FC St. Pauli (9 Prozent), Borussia Mönchengladbach und der SC Freiburg (8 Prozent). Der 1. FC Köln (5 Prozent) und der 1. FSV Mainz 05 sowie die TSG Hoffenheim (1 Prozent) sind ebenfalls leicht gewachsen.

Eine kleine Schrumpfung musste Bayer 04 Leverkusen hinnehmen (5 Prozent). Größere Schrumpfungen gab es bei Werder Bremen und Holstein Kiel (12 Prozent). Gleiches gilt für den VfL Wolfsburg (13 Prozent), Eintracht Frankfurt (14 Prozent) und den FC Augsburg (17 Prozent).

Erklärung der Bilanzsumme

Groß bedeutet nicht stark, solide oder solvent. Wenn das so einfach zu ermitteln wäre, dann könnte man sich die Analyse der Kennzahlen mit KPIs auch sparen. Daher ist die Berechnung der Eigenkapitalquote (EQ) wichtig, um zu ermitteln, wie nachhaltig die Größe der Clubs finanziert ist. In Deutschlands Unternehmen liegt die EQ bei 20 bis 25 Prozent. Bei einem Wert von über 20 % ist die Eigenkapitalquote in Ordnung. Bei einem Wert über 30 % wird von einer gesunden Eigenkapitalquote gesprochen und der Club ist auch in Krisen abgesichert. Folglich wäre ein Lizenzierungskriterium, eine EQ von mindestens 20 Prozent vorzuhalten. Dies wäre eine weitere Möglichkeit, finanzielle Nachhaltigkeit und damit Financial FairPlay den Clubs vorzuschreiben.

Die beste Eigenkapitalquote im Geschäftsjahr 2023 konnte die TSG Hoffenheim erzielen

Die Eigenkapitalquoten-Tabelle 2023

ClubEigenkapital-
quote
1.TSG Hoffenheim87%
2.SC Freiburg74%
3.FC Bayern München61%
4.Bayer 04 Leverkusen57%
5.1. FSV Mainz 0555%
6. Borussia Dortmund55%
7.Holstein Kiel51%
8.FC Augsburg48%
9.Darmstadt 9832%
10.RB Leipzig29%
11.Borussia Mönchengladbach26%
12.VfL Bochum22%
13.1. FC Köln17%
14.Eintracht Frankfurt16%
15.VfL Wolfsburg15%
16.VfB Stuttgart6%
17.FC St. Pauli5%
18.1. FC Heidenheim4%
19.Union Berlin2%
20.Werder Bremen-31%
Eigenkapitalquote-Tabelle 2023 – Quelle Meenzer-on-Tour.de

Bedeutung der Eigenkapitalquote

Immerhin 12 Clubs (2022: 8 Clubs) haben eine gesunde Eigenkapitalquote. Wie beim Anlagendeckungsgrad dominieren Baden und der FC Bayern die Liga auch bei der Eigenkapitalquote. Die TSG Hoffenheim, der SC Freiburg und der FC Bayern München sind finanziell weiterhin gut aufgestellt .

Die Eigenkapitalquote gibt wohl am ehesten Auskunft auf die Frage, bei welchen Vereinen die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass sie eine neue Einstellung des Spielbetriebs überleben könnten. Der VfL Bochum macht hier wirklich gute Schritte (von -21% 2022 über 3% 2023 auf 22 Prozent 2024). Bei Union Berlin geht es in die richtige Richtung, bei Werder Bremen leider nicht.

In Teil 3 der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2024 wird es um die Personalaufwandsquote gehen.