In Teil 5 ging es um die Personalaufwandsquote, sprich um das Verhältnis von Personalaufwand zu Umsatz. Im letzten Teil wird das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt, um den Verschuldungsgrad zu ermitteln.
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)
Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen. Ist selbst das Eigenkapital negativ, wie bei Union Berlin, Werder Bremen und dem FC Schalke 04 ist das gar nicht messbar. Für die Lizenzerteilung spielt das aber keine Rolle.
Das Fremdkapital
Bevor wir auf den Grad der Verschuldung schauen, blicken wir erstmal auf das Fremdkapital. Es bildet das Gegenteil des Eigenkaptials und bezeichnet die Schulden, eines Unternehmens. Das Fremdkapital wird von DFL als Finanzkennzahl publiziert.
2022 | Club | Mio. Euro | 2021 | Veränderung |
1. | 1. FSV Mainz 05 | 16 | 1. | -31% |
2. | TSG Hoffenheim | 18 | 3. | -51% |
3. | VfL Bochum | 26 | 2. | -6% |
4. | SC Freiburg | 41 | 4. | 7% |
5. | FC Augsburg | 51 | 5. | 6% |
6. | FC Union Berlin | 67 | 6. | -11% |
7. | Werder Bremen | 68 | 7. | -20% |
8. | 1. FC Köln | 75 | 8. | -13% |
9. | Hertha BSC Berlin | 90 | 11. | -17% |
10. | Borussia Mönchengladbach | 98 | 12. | -12% |
11. | VfB Stuttgart | 120 | 10. | 16% |
12. | Eintracht Frankfurt | 121 | 9. | 19% |
13. | FC Bayern München | 146 | 13. | -3% |
14. | Borussia Dortmund | 155 | 17. | -27% |
15. | Bayer 04 Leverkusen | 165 | 15. | -13% |
16. | FC Schalke 04 | 195 | 16. | 0% |
17. | VfL Wolfsburg | 204 | 14. | 14% |
18. | RB Leipzig | 303 | 18. | 0% |
Darmstadt 98 hat 17 Mio. Euro an Fremdkapital zu verzeichnen und würde damit hinter dem 1. FSV Mainz 05 landen. Der FC Heidenheim hat 23 Mio. Euro an Fremdkapital aufzuweisen und würde hinter der TSG Hoffenheim landen.
Konnten zwischen 2018 und 2019 noch sechs Vereine ihr Fremdkapital senken (FC Bayern München, RB Leipzig, FC Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen, FC Union Berlin), gelang dies zwischen 2019 und 2020 nur noch drei Vereinen: Eintracht Frankfurt (-7 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-15 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (-14 Prozent). Zwischen 2020 und 2021 schafften es wieder acht Vereine: 1. FSV Mainz 05 (-48 Prozent), TSG Hoffenheim (-31 Prozent), Hertha BSC Berlin (-26 Prozent), FC Augsburg (-24 Prozent), FC Bayern München (-12 Prozent), Eintracht Frankfurt (-10 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (-6 Prozent).
Der 1. FSV Mainz 05 hat es 2022 geschafft, sein Fremdkapital nochmals deuthlich zu senken. Im Vergleich zu vor der Pandemie wurde es nahezu auf ein Drittel gesenkt. Ähnliches ist der TSG Hoffenheim gelungen.
Umgekehrtes hat RB Leipzig erreicht. Das Fremdkapital wurde während der Pandemie verdoppelt. RBL hat mit weitem Abstand das meiste Fremdkapital vorzuweisen. Obwohl Borussia Dortmund sein Fremdkapital 2022 massiv gesenkt hat, liegt es immer noch um fast 50 Prozent über dem Wert von 2019. Ähnlich ergeht es Bayer 04 Leverkusen.
Allerdings sagt die Zahl des meisten Fremdkapitals alleine wenig aus. Daher setzt man das Fremdkapital in Relation zum Eigenkapital und erhält den Verschuldungsgrad. Häufig wird ein Richtwert empfohlen, bei dem das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital höchstens 2:1 ist, was einem Verschuldungsgrad von 200% entspricht. Das heißt, dass die Schulden höchstens doppelt so hoch sein sollten wie das Eigenkapital. Dies wäre ein finanziell nachhaltiges Lizenzierungskriterium, was auch dem Geiste von Financial Fairplay entspricht.
2022 | Club | VG 2022 | 2021 | VG 2021 |
1. | TSG Hoffenheim | 9% | 1. | 15% |
2. | FC Bayern München | 29% | 2. | 31% |
3. | 1. FSV Mainz 05 | 41% | 4. | 64% |
4. | SC Freiburg | 44% | 3. | 42% |
5. | Borussia Dortmund | 55% | 6. | 91% |
6. | Bayer 04 Leverkusen | 82% | 7. | 94% |
7. | FC Augsburg | 87% | 5. | 82% |
8. | Borussia Mönchengladbach | 207% | 9. | 154% |
9. | RB Leipzig | 220% | 10. | 230% |
10. | Hertha BSC Berlin | 305% | 8. | 101% |
11. | Eintracht Frankfurt | 432% | 11. | 241% |
12. | VfL Wolfsburg | 660% | 13. | 581% |
13. | VfB Stuttgart | 1069% | 12. | 465% |
14. | 1. FC Köln | 2329% | 14. | 5632% |
15. | VfL Bochum | 2462% | 15. | n/v |
16. | Werder Bremen | n/v | 16. | n/v |
17. | Union Berlin | n/v | 17. | n/v |
18. | FC Schalke 04 | n/v | 18. | n/v |
Darmstadt 98 hat einen Verschuldungsgrad von 93% und würde hinter dem FC Augsburg liegen. Der FC Heidenheim hat einen Verschuldungsgrad von 1358% und würde hinter dem VfB Stuttgart liegen.
Lediglich 7 Clubs plus Darmstadt 98 haben einen Verschuldungsgrad, der in der Wirtschaft als vertretbar gilt. Im Umkehrschluss heißt das, dass 11 Clubs plus der FC Heidenheim einen viel zu hohen Verschuldungsgrad aufweisen. Das gilt insbesondere für die überschuldeten Clubs Werder Bremen, Union Berlin und FC Schalke 04.
Hertha BSC Berlin hat seinen Verschuldungsgrad von relativ guten 101% au 305 % innerhalb eines Jahres erhöht. Durch den Investor senkte Hertha den Verschuldungsgrad von über 1200 Prozent (2019) bereits auf unter 400 (2020) und 2021 auf 101 Prozent. Und nun dieser Rückschritt. Auch bei Eintracht Frankfurt sieht es, was den Verschuldungsgrad angeht, nicht gut aus. Verschlimmert hat sich die Situation auch beim VfL Wolfsburg und beim VfB Stuttgart. Eine Senkung des Verschuldungsgrads auf niedrigem Niveau ist dem VfL Bochum und dem 1. FC Köln gelungen.
Der Verschuldungsgrad bleibt bei der TSG Hoffenheim seit Einführung der Bilanzpublikation konstant auf einem niedrigen Niveau (20 Prozent im Jahr 2020, 15 Prozent im Jahr 2019) und ist 2022 auf 9 Prozent gesunken. Das bekommt kein anderer Bundesligist hin, selbst der FC Bayern München liegt bei 29 Prozent. Bis Corona hat sich der SC Freiburg auf ähnlichem Niveau bewegt, aber der Verschuldungsgrad hat sich mehr als verdoppelt (von 20 Prozent auf 44 Prozent – jedoch ebenfalls auf sehr niedrigem Niveau. Beim 1. FSV Mainz 05 läuft es trotz Pandemie von Jahr zu Jahr besser. Lag er 2018 noch bei 98 Prozent stand er 2021 bei 64 Prozent und 2022 bei 41 Prozent. Der FC Augsburg, Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen sind die weiteren Vereine, die noch einen Veschuldungsgrad unter 100 Prozent aufweisen, d.h. bei denen das Eigenkapital noch größer als das Fremdkapital ist.
Während RB Leipzig 2019 durch die 100 Mio. Euro, die dem Eigenkapital aus Fuschl am See damals zugeflossen sind, den Verschuldungsgrad massiv senken konnte, trat 2020 und 2021 ein kleiner Jo-Jo-Effekt ein und der Verschuldungsgrad nahm wieder zu. Er lag 2021 bei 230 Prozent und 2022 bei 220 Prozent, so dass er imer noch fast doppelt so hoch liegt wie vor der Pandemie (115 Prozent).
Für die Plätze 16 bis 18 lässt sich der Verschuldungsgrad gar nicht kalkulieren, da die Vereine negatives Eigenkapital aufweisen.
Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Diese würde zu kurz greifen, um tatsächlich einen Club von allen Seiten finanziell abzuchecken, ihn mit den anderen Clubs zu vergleichen und Änderungen im Vergleich zum Vorjahr aufzuzeigen. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln kurzfristige und längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen. Diese folgt in Teil 7.
In 2019, 20020 und 2022 hat der SC Freiburg den Titel geholt. Ob dem Verein dies in der „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ 2023 wieder gelingt? Oder schafft die TSG Hoffenheim ihren zweiten Titel nach 2021?