FSV Ramsch-Zuschlag 05

Eigentlich sind ja unsere Farben Rot und Weiß. Aber diese Woche konnte man den Eindruck gewinnen, dass bei Mainz 05 Schwarz die dominierende Clubfarbe ist. Schließlich ist unser Verein ebenfalls in die mittlerweile „traditionelle“ Rabattschlacht Ende November gezogen: Die Black Week mit ihrem Höhepunkt dem Black Friday. In dieser Zeit gibt es viel Merchandise rund um den Verein zu stark reduzierten Preisen von bis zu 70 Prozent. Auf den ersten Blick könnte man meinen, eine tolle Idee, in Zeiten knapper Kassen bei Fans und Mitgliedern.

70 Prozent Rabatt – mehr Verramschen geht nicht

Aber die Preisgestaltung bei Mainz 05 fährt seit Beginn der Hinrunde dieser Saison wahrlich Achterbahn. Angefangen beim „Heimspiel“ in Ho$$enheim, bei dem der Ticketverkauf plötzlich ausgesetzt wurde und die Tickets stark subventioniert wurden, um möglichst vielen Nullfünfer*innen die Fahrt in den Kraichgau möglich zu machen. Nach ein paar Gesprächen mit Menschen, die näher dran sind am Verein, lässt sich rückblickend meinerseits zugeben, dass das damals der einzige Spieltag war, bei dem Termin und Entfernung passten – und tatsächlich wurde die Aktion ja auch gut angenommen. Der Lerneffekt, den man im Verein hätte mitnehmen können, wäre gewesen, den Vorverkauf erst zu starten, wenn intern alle Argumente zur Preisgestaltung ausgetauscht sind und ein Preis festgelegt ist.

Dem war leider wohl aber nicht so. Kaum wurden uns die Bayern Ende Oktober für Anfang Februar zugelost, ging es Anfang November auch schon mit dem Vorverkauf für Dauerkarteninhaber*innen los. Ich staunte nicht schlecht, dass der Verein für meinen Platz im M-Support-Bereich über 40 Euro aufgerufen hatte. Nun steht man in diesem Bereich normalerweise während des Spiels. Die Initiatoren von „Kein Zwanni für nen Steher – Fußball muss bezahlbar sein!“ würden wohl vermuten, dass Mainz 05 plötzlich Champions League spielt. Die Realität sieht bekanntlich anders aus. Es geht um ein läppisches Achtelfinale im DFB-Pokal an einem wahrscheinlich sehr kühlen Winterabend in der Woche. Nun schaue ich mir Fußballspiele eigentlich immer wegen meines Vereins an. Daher bin ich auch nach Aue und Lübeck gefahren. Natürlich waren die Fahrten ins Erzgebirge und an die Ostsee auch unabhängig vom Ergebnis eine nette Sache – doch mir ist der Gegner erstmal völllig wumpe: Denn nur der FSV ist das, was zählt! Dass da jetzt die Bayern kommen (und ein paar Wochen später, wenn die ersten warmen Frühlingstage kommen nocheinmal), ist mir ziemlich egal. Daher habe ich mir ja auch eine Dauerkarte zugelegt.

Knapp 3 Monate vor Anpfiff beginnt der VVK – von einem Topzuschlag ist aber nicht die Rede

Anscheinend hat, wie beim Ho$$enheim-Spiel, die Diskussion über die Preisgestaltung des Pokalspiels erst eingesetzt, als der Vorverkauf bereits begonnen hatte. Anders als beim Spiel im Kraichgau, bei dem man ja eine Fanaktion angeleiert hat, und deswegen die Karten subventioniert hat, bemerkte man eventuell, dass das Portemonnaie bei vielen treuen Nullfünfer*innen nicht mehr ganz so locker sitzt. Ich kann mich noch daran erinnern, vor dem Bruchweg kampiert zu haben, um Tickets gegen die Bayern (und Lautern) zu ergattern – da ich 2004/2005 noch keine Dauerkarte hatte. Diese Zeiten sind lange vorbei. Es wird in einem größeren Stadion gekickt und Dauerkarteninhaber*in bei Mainz 05 zu sein, ist längst kein Privileg mehr.

Warum man über drei Monate vor dem Anpfiff (!) damit beginnt, die Karten zu verticken, verstehe ich nicht. So weit können manche Menschen vielleicht gar nicht finanziell planen. Anscheinend war die Resonanz nicht so super, denn plötzlich trudelte eine Mail bei mir ein, in der verkündet wurde, dass ich 19,05% Prozent Rabatt auf den regulären Ticketpreis erhalte – sprich die Karte kostete nun „nur“ noch 32 Euro ebbes. Vom Betrag mal abgesehen hat mich die Bezeichnung „regulärer Ticketpreis“ doch etwas verwundert. Als Mitglied zahle ich aktuell 292 Euro für die Dauerkarte im Bereich M-Support, sprich 17,18 € pro Spiel. Ein Zuschlag oder Bayern-Malus wurde lieber mal nicht erwähnt. Dass nun statt 135 nur 88 Prozent Zuschlag erhoben werden ist…mal wieder konsequent inkonsequent von Mainz 05 – wie das schon so oft in diesem Blog zu lesen war.

Statt die Möglichkeit zu ergreifen und den Dauerkarteninhaber*innen mit einem wirklich „regulären Ticketpreis“, der dem Preis in der Liga entspricht, ein wirklich triftiges Argument für die Verlängerung ihrer Karte zu geben, müssen diese also nur 88 statt 135 Prozent Top-Zuschlag zahlen…im Winter…während das Spiel im Free-TV läuft. Diese Aktion lief bis zum 15. November. Danach ruhte der Vorverkauf wieder für 5 Tage. Und nun kann noch bis Freitag, dieses „Kracherangebot“ angenommen werden. Wieso ein Top-Zuschlag für ein Achtelfinale?

Ab Anfang Dezember können sich Mitglieder und Dauerkarteninhaber*innen bis zum 11. Januar 2023 über einen Monat lang überlegen, ob sie sich (noch) andere Tickets für das Spiel zulegen oder nicht. Danach dürfen zahlungskräftige Bayern-Fans aus der ganzen Republik die einmalige Möglichkeit bekommen, ihr Team live im Stadion anzufeuern. Nun sind Fans des FCB nicht so großkotzig wie die vom Nebenfluss, die ja angeblich mit mindestens 05 Millionen Auswärtsfahrenden neulich hier ins Stadion eingelaufen sind, aber viele Bayernfans werden die Möglichkeit nutzen, Tickets zu erstehen. Dass es nicht wirklich fair ist, als FCB-Fan ligaweit abgeschröpft zu werden, ist die das eine. Dass sie mit FCB-Fanutensilien auch im Support-Bereich einlaufen und die Security nichts dagegen unternehmen wird, so wie beim Spiel gegen die SGE, ist das andere. Das wird dann wieder eine ganz besondere Stadionatmosphäre – dem Ticketing sei Dank.

Nun könnte man ja meinen, Mainz 05 hätte es nötig, aus so einem Spiel das Maximum an Kohle rauszuholen. Allerdings erklärte der Don auf der Jahreshauptversammlung Ende Oktober, dass Mainz 05 schuldenfrei sei. Die größten Einnahmequellen waren im abgelaufenen Geschäftsjahr Medienverwertung sowie Sponsoring & Hospitality (teilweise aus China…). Ergo sind die Einnahmen aus dem Ticketverkauf nicht wirklich die monetäre Säule, die Mainz 05 trägt. Vielmehr sind die Zuschauenden die emotionale Basis, die den Verein ausmachen und Einfluss auf ein Spiel nehmen können. Warum man Fans des eigenen Vereins mit so einer Preispolitik vor den Kopf stößt und seinen Heimvorteil abgibt, ist mir schleierhaft.

Und dann kam die Black Week… Einerseits Mondpreise für Tickets verlangen, andererseits in die Rabattschlacht einsteigen – konsequente Inkonsequenz. Dabei schreibt sich Mainz 05 immer dann wenn es passt, Nachhaltigkeit auf die Fahnen. Statt es einem großen Online-Versandhändler nachzumachen und den Konsum mit Rabatten anzuheizen, wäre es von Mainz 05 neben einem fairen Ticketing so viel größer gewesen, in dieser Woche an der MAKE SMTHNG Week teilzunehmen, die Greenpeace initiert hat. Wie wäre es gewesen, einen Workshop anzubieten, wie man sein kaputtes Trikot stopft statt ein neues zu erwerben? Oder eine Tauschbörse oder einen Merch-Flohmarkt am Stadion einzurichten? Oder statt 70 Prozent Rabatt, 70 Prozent mehr an diejenigen ausschütten, die den ganzen Kram zu Niedriglöhnen herstellen – wenn sie nicht als Arbeitssuchende aus Bangladesch, Nepal und Indien schon in die Golfstaaten zum Beispiel nach Katar gereist sind, da sie dort (vermeintlich) besser bezahlt werden?

Überkonsum ist laut Greenpeace inzwischen der Haupttreiber der Klima- und Artenkrise. Und genau dieser Überkonsum wird auch durch unseren Verein angefacht – aber gleichzeitig nennt man sich Klimaverteidiger und bietet Bienenvölkern am Stadion einen Platz zum Leben.

Übrigens kommt nach der Black Week der Cyber Monday… Man darf gespannt sein, welche Preisaktion sich der Verein für morgen überlegt hat…

Quellen:

1. FSV Mainz 05 – Mitgliederversammlung: Positiver Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr

1. FSV Mainz 05 – Neue Dauerkarte

Greenpeace – Systemwandel selbermachen

Finanzielle Nachhaltigkeit Eintracht Frankfurt 2022/2023

Eigenkapital 2021*
42 Mio. Euro (Vorsaison: 31 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: 37 Mio. Euro (Vorsaison: 47 Mio. Euro)

Jahresüberschuss 2021*
-37Mio. Euro (Vorsaison: -10 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: -10 Mio Euro (Vorsaison: -2 Mio. Euro)

* Eintracht Frankfurt bilanziert zum 31. Dezember statt wie die meisten Clubs zum 30. Juni, daher beziehen sich die Zahlen auf den Bilanzstichtag 31. Dezember 2021.

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 einfließen, die auf Meenzer on Tour publiziert werden. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2021/2022 angegeben.

  1. Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)
    Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs.
    0,41 (Platz 11 – Vorsaison Platz 11)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,88 (Platz 5 – Vorsaison Platz 5)
  2. Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
    Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.
    0,27 (Platz 11 – Vorsaison Platz 10)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,51 (Platz 6 – Vorsaison Platz 6)
  3. Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)
    Die Eigenkapitalrendite klärt, ob es sich für den Club finanziell lohnt, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, sprich, ob das eingesetzte Geld überhaupt Früchte trägt.
    -0,234 (Platz 10 – Vorsaison Platz 12)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,274 (Platz 11- Vorsaison Platz 8)
  4. Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz)
    Die Zahl sagt aus, wieviel Prozent des Umsatzes als Gewinn verbleiben, sprich wie effizient der Club in der Saison gewirtschaftet hat. Das Rohergebnis wurde hierfür mit dem Umsatz gleichgesetzt.
    -0,048 (Platz 9– Vorsaison Platz 15)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,106 (Platz 13 – Vorsaison Platz 8)
  5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)
    Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.
    0,47 (Platz 2– Vorsaison Platz 9)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,50 (Platz 3 – Vorsaison Platz 4)
  6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)
    Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.
    2,41 (Platz 11– Vorsaison Platz 10)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,64 (Platz 4 – Vorsaison Platz 6)

Finanzbundesliga-Abschlusstabelle 2021/2022: Platz 9(Vorjahr Platz 9)
im Vergleich Mainz 05 Platz 4 (Vorjahr Platz 5)

Die Entwicklung des Eigenkapitals gleicht bei der Eintracht einer Berg- und Talfahrt. Da die Eintracht im Vergleich zu den meisten anderen Clubs zum 31. Dezember statt zum 30. Juni bilanziert, sind Vergleiche in der Pandemie schwierig. Allerdings lag das Eigentkapital Ende 2019 bei 68 Mio. Euro und Ende 2020 bei nur noch 31 Mio. Euro. Ende 2021 ist es dann trotz Corona wieder auf 42 Mio. Euro angestiegen und lag damit Ende 2021 wieder 5 Mio. Euro höher als bei Mainz 05 zum 30. Juni 2021. Aber das erste Corona-Jahr hat bei der Eintracht komplett reingehauen, da die Eintracht ja zum Jahresende bilanziert und damit mehr als 9 Monate Pandemie in der Bilanz zu verzeichnen hatte (März 2020-Dezember 2020). Dafür kam sie bilanziell gesehen auch wieder schneller aus der Pandemie raus.

Wie so viele Clubs in der Liga hat auch die Eintracht in den letzten beiden Abrechnungszeiträumen Jahresfehlbeträge generiert. Zu Ende 2020 standen -37 Mio. Euro in der Bilanz, zu Ende 2021 „nur“ noch 9 Mio. Euro. Mainz 05 hat seinen Fehlbetrag zwischen Mitte 2020 und Mitte 2021 verfünffacht (von 2 auf 10 Mio. Euro), liegt aber in absoluten Zahlen im Vergleichszeitraum mit der Eintracht mehr oder minder gleichauf (Differenz 200.000 Euro).

Die Bilanzsumme (Größe des Vereins) ist bei der Eintracht im ersten Corona-Jahr erstmal um fast ein Viertel gesunken (von 200 Mio. Euro Ende 2019 auf 153 Mio. Euro Ende 2020). Damit war sie nur noch ca. 50 Prozent größer als Mainz 05. Dann ging die Schere aber auseinander. Ende 2021 lag die Bilanzsumme der Eintracht bei 159 Mio. Euro, bei Mainz 05 nur noch bei 73 Mio. Euro – spricht die Eintracht war plötzlich mehr als doppelt so groß.

Das Rohergebnis (Umsatz plus sonstige Erträge) ist bei der Eintracht und bei Mainz 05 in der Pandemie massiv zurückgegangen, wie sonst bei kaum einem anderen Club in Deutschland – jeweils um fast ein Drittel über die Jahre 2020 und 2021. Aber die Eintracht liegt beim Umsatz dennoch mittlerweile wie spielerisch ziemlich weit oben auf Platz 5 (Mainz auf 13).

Was bei der Eintracht in den Pandemiejahren nicht wirklich gesunken ist, sind die Personalkosten. Aber sie sind um moderate 5 Prozent gestiegen (von 93 auf 98 Mio. Euro). Mainz 05 hat von 2019 bis 2021 ganz leicht sinkende Personalkosten zu verzeichnen. Sie liegen mit 48 Mio. Euro 2021 halb so niedrig wie in Frankfurt. Dass die Eintracht aber mit ihren Personalkosten auch etwas hinbekommen hat, anders als die Hertha (93 Mio. Euro), deren Personalkosten ähnlich hoch waren, sieht man natürlich an den sportlichen Ergebnissen der letzten Jahre. Die Personalaufwandsquote ist in Frankfurt daher extrem gut. Sie liegt damit hinter Leipzig 2021 auf Platz 2 vor Mainz 05 auf Platz 3.

Und damit kommen wir zur Verschuldung. Das Fremdkapital konnte Frankfurt in den letzten Jahren senken. Von 122 Mio. Euro (2019) auf 102 Mio. Euro (2021). Da das Eigenkapital allerdings nicht wieder so stark gestiegen ist, liegt die Eintracht beim Verschuldungsgrad im Mittelfeld (Platz 11) während Mainz 05 da mit Platz 4 wesentlich besser da steht – und das ohne internationale Spiele.

Fazit:

Die Eintracht ist durch die Pandemie mit einem blauen Auge davongekommen. Die Personalpolitik war ziemlich gut. Das eingesetzte Geld hat sehr viele Tore geschossen. Mit den Geldern aus der Champions League hat die SGE die Chance, sich wirtschaftlich im vorderen Drittel der Liga zu etablieren. Dies korreliert aktuell auch mit der sportlichen Entwicklung.

Zum Archiv der finanziellen Nachhaltigkeit der Saison 2022/2023:

VfL Wolfsburg
1. FC Köln
RB Leipzig
Hertha BSC Berlin
Bayer 04 Leverkusen
Union Berlin

Finanzielle Nachhaltigkeit VfL Wolfsburg 2022/2023

Eigenkapital 2021
31 Mio. Euro (Vorsaison: 31 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: 37 Mio. Euro (Vorsaison: 47 Mio. Euro)

Jahresüberschuss 2021:
-18 Mio. Euro (Vorsaison: -21 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: -10 Mio Euro (Vorsaison: -2 Mio. Euro)

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 einfließen, die auf Meenzer on Tour publiziert werden. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2021/2022 angegeben.

  1. Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)
    Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs.
    0,26 (Platz 13 – Vorsaison Platz 12)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,88 (Platz 5 – Vorsaison Platz 5)
  2. Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
    Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.
    0,15 (Platz 13 – Vorsaison Platz 13)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,51 (Platz 6 – Vorsaison Platz 6)
  3. Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)
    Die Eigenkapitalrendite klärt, ob es sich für den Club finanziell lohnt, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, sprich, ob das eingesetzte Geld überhaupt Früchte trägt.
    -0,576 (Platz 13 – Vorsaison Platz 6)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,274 (Platz 11- Vorsaison Platz 8)
  4. Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz)
    Die Zahl sagt aus, wieviel Prozent des Umsatzes als Gewinn verbleiben, sprich wie effizient der Club in der Saison gewirtschaftet hat. Das Rohergebnis wurde hierfür mit dem Umsatz gleichgesetzt.
    -0,09 (Platz 11 – Vorsaison Platz 6)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,106 (Platz 13 – Vorsaison Platz 8)
  5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)
    Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.
    0,62 (Platz 13 – Vorsaison Platz 11)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,50 (Platz 3 – Vorsaison Platz 4)
  6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)
    Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.
    5,81 (Platz 14– Vorsaison Platz 14)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,64 (Platz 4 – Vorsaison Platz 6)

Finanzbundesliga-Abschlusstabelle 2021/2022: Platz 14 (Vorjahr Platz 9)
im Vergleich Mainz 05 Platz 4 (Vorjahr Platz 5)

Die Entwicklung des Eigenkapitals ist mit der von Bayer 04 Leverkusen deckungsgleich. Es ist unverändert. Anders als bei Bayer, das durch einen Chemie-Konzern alimentiert wird, stammt das Geld ins Wolfsburg von einem Unternehmen, an dem das Land Niedersachsen 12 Prozent der Aktien hat. Sprich die Steuerzahlenden alimentieren hier indirekt den Club, wenn es finanziell schlecht läuft. Und in der Pandemie ist es bei fast allen Clubs schlecht gleaufen. Im Vergleich hat Mainz 05 25 Prozent seines Eigenkapitals zwischen 2019 und 2021 eingebüßt.

Wie so viele Clubs in der Liga hat auch Wolfsburg in beiden Pandemiejahren Jahresfehlbeträge generiert. Aber das hat dort längst Tradition. Schließlich gab es auch 2018 (-20 Mio. Euro) und 2019 (-45 Mio. Euro) Jahresfehlbeträge. Allerdings entfallen diese auf wundersame Weise in der Bilanz „auf andere Gesellschafter“, sprich den Autokonzern. Das ist zwar längst bekannt, aber diese Planwirtschaft gilt es trotzdem immer mal wieder ins Gedächtnis zu rufen, da es halt auch Clubs gibt, die sich ihr Geld erstmal verdienen müssen. Während Mainz 05 seinen Fehlbetrag zwischen 2020 und 2021 verfünffacht hat (von 2 auf 10 Mio. Euro) hat es Wolfsburg wenigstens geschafft, seinen Fehlbetrag 2021 im Vergleich zu 2020 um etwa 3 Mio. Euro zu reduzieren, jedoch liegt der Fehlbetrag 2021 fast doppelt so hoch im Vergleich zu dem der Nullfünfer (-18 Mio. Euro bzw. -10 Mio. Euro). Seitdem die DFL die Ergebnisse der Clubs publiziert hat Wolfsburg nie eine Saison mit einem Jahresüberschuss abgeschlossen.

Die Bilanzsumme (Größe des Vereins) sinkt bei Wolfsburg kontinuierlich und das Rohergebnis ebenfalls über die letzten Jahre (auch vor Corona) gerechnet. Was allerdings nicht wirklich sinkt sind die Personalkosten. Da der Autokonzern die Geldschatulle öffnet, wenn wieder Geld fehlt , ist der Sparzwang halt auch nicht wirklich ausgeprägt. 2018 betrugen die Personalkosten 128 Mio. Euro , 2021 123 Mio. Euro. Wolfsburg konnte aber wenigstens als einer von drei Clubs die Personalkosten in beiden Pandemiejahren senken (-6 % 2020, -1 % 2021). Mainz 05 hat von 2018 bis 2021 10 Prozent mehr Personalkosten zu verzeichnen. Aber sie liegen mit 48 Mio. Euro 2021 mehr als halb so niedrig wie in Wolfsburg. Die Personalaufwandsquote ist in Wolfburg wegen des prozentual stärker geschrumpften Rohergebnisses trotzdem leicht gestiegen. Damit liegt Wolfsburg auf Platz 13 – sprich das eingesetzte Geld schießt nicht wirklich viel Tore (außer gegen uns in der letzten Saison).

Und damit kommen wir zur Verschuldung. Das Fremdkapital konnte Wolfsburg tatsächlich massiv in den letzten Jahren senken. Von 238 Mio. Euro (2018) auf 180 Mio. Euro (2021). Diese kontinuierliche Senkung hat kein anderer Club hinbekommen. Trotzdem belegt Wolfsburg beim Verschuldungsgrad (Eigenkapital zu Fremdkapital) immer noch den 14. Platz. Ob es wegen der massiven Inflation zu einer Erhöhung des Eigenkapitals durch den Autokonzern in der nächsten Zeit kommt, bleibt spannend. Nachhaltiges Wirtschaften ist das allerdings nicht, wenn hier weiter alimentiert wird. Aber das interessiert in Fußball-Deutschland ohnehin kaum jemanden.

Fazit:

Wolfsburg hat insbesondere vor der Pandemie komplett über seine Verhältnisse gelebt, obwohl das Geld vom Autokonzern dauerhaft zugeschossen wurde. Die Schulden werden allerdings seit Jahren peu à peu reduziert. Anders als bei der Hertha wird mittlerweile mit dem Geld in Wolfsburg etwas behutsamer umgegangen. Mittelfristig wird der Club wahrscheinlich finanziell gut dastehen. Dem Autokonzern und dem Wegsehen der DFL sei Dank. Financial Fairplay existiert in Wolfsburg nicht.

Zum Archiv der finanziellen Nachhaltigkeit der Saison 2022/2023:

1. FC Köln
RB Leipzig
Hertha BSC Berlin
Bayer 04 Leverkusen
Union Berlin