Auseinandergelebt zusammenhalten

Wie immer geht es auch in diesem Text nicht um die aktuelle sportliche Situation der Männer-Profifußballmannschaft von Mainz 05. Bei Scrabble würde der eben genannte Begriff der „Männerprofifußballmannschaft“ 59 Punkte einbringen, im wahren Leben zeigt er, dass der eingetragene Verein vielfältiger ist, als das Team, das gegenwärtig in der 1. Männer-Fußballbundesliga gegen den Ball tritt und weit davon entfernt ist, in der aktuellen Saison 59 Punkte einzufahren (58 Punkte ist der Rekord in der Saison 2010/2011).

Zahlreiche Spruchbänder drehten sich beim Spiel gegen Heidenheim um das Votum des 05-Vorstands bei der DFL-Mitgliederversammlung am 11. Dezember 2023

Gestern im Stadion am Europakreisel war auf einem Plakat die „Den-Fan-zum-Obst-machen“-Stempelkarte zu sehen. Darauf waren verschiedene Felder abgebildet und der Vermerk „Alle 05 Stempelfelder voll = 1 Obstkorb“. In jedem Stempelfeld wurde eine Handlung des aktuellen Vorstands der letzten Jahre beschrieben, die wohl der großen Mehrheit der Fans übel aufstößt. Die Ansetzung des Testspiels gegen Newcastle (deren Eigentümer aus Saudi-Arabien stammen), das „Heimspiel“ in Hoffenheim, das einfach ein deplatzierter Slogan war, das Abtun von Kritik als Ideologie – immer wenn es um die noch weitere Kommerzialisierung des Fußballs geht, das Ja zu Investoren in der DFL, das sogar zweimal gegeben wurde und das Übergehen der Vereinsstrukturen, da so ein Votum bezüglich Investoreneinstieg über eine Mitgliederversammlung eingeholt hätte werden können.

Gründe, warum man mit Mainz 05 sympathisiert, können vielfältig sein. Anzunehmen ist, dass die bereits genannte Männer-Profifußballmannschaft sicherlich bei den meisten von uns einen entscheidenden Teil dazu beiträgt. Ein Teil derjenigen, die es mit Mainz 05 halten, wird einzig und allein wegen der Männer-Profifußballmannschaft den Club toll finden. Dieser Teil ist mal größer mal kleiner und steht und fällt sicherlich mit dem sportlichen Erfolg. Es ist anzunehmen, dass eine stärkere Bindung an Mainz 05 mehr braucht als den sportlichen Erfolg. Wenn diese Bindung existiert, dann engagiert man sich im besten Fall auch mehr für den Verein. Man wird Mitglied, zum Beispiel in einem Fanclub, man stößt zu den Supporters und im besten Fall wird man auch Vereinsmitglied. Innerhalb des Vereins wendet man sich der Fanabteilung zu und hilft in einer der vielen AGs Mainz 05 zu leben – nicht nur am Spieltag für 93 Minuten.

Wenn es einmal sportlich nicht so dolle läuft, dann ist es für Vereine wie Mainz 05 wichtig, dass sie Rückhalt haben – eben durch jene Menschen, die sich natürlich auch am sportlichen Erfolg erfreuen, für die aber Mainz 05 so viel mehr bedeutet und für die Mainz 05 wie eine (zweite) Familie ist.

Vielleicht ergeht es manchen Menschen so wie mir. Ich bin 05er, weil es sich um einen eingetragenen Verein handelt, in dem die Mitglieder das Sagen haben. Natürlich können die Mitglieder nicht bei jeder Entscheidung eingebunden werden. Daher wählen Mitglieder eines Vereins einen Vorstand, der demokratisch legitimiert, das Tagesgeschäft übernimmt. Die Entscheidung, dass zum Beispiel gestern das Fleischkäsebrötchen für 2,50 € nicht mehr angeboten wurde, bedarf sicherlich keiner außerordentlichen Mitgliederversammlung. So ähnlich lief dies auch mit dem Newcastle-Fauxpas und dem Heimspiel-in-Hoffenheim-Debakel. Das sind Aktionen, die passieren, die Emotionen hervorrufen aber die zu „heilen“ sind. Man lernt daraus und das nächste Mal läuft es anders, im besten Fall besser.

Allerdings wird an dem Hoffenheim-Debakel erkennbar, dass sich die handelnden Personen schon ziemlich sicher sind, was gut für 05er*innen ist: Hier zum Beispiel Hauptsache billig und prägnant – zum Spiel samt „dazugehörigen“ Motto-Shirt und dazu ein etwas abgehobener, wenn nicht sogar arroganter Slogan – wenn man bedenkt, dass Mainz 05 nicht gerade berühmt dafür ist, auswärts in übermäßig großer Zahl aufzulaufen.

Mit dieser Abgehobenheit beschäftigt man sich anscheinend auch bei strategischen Entscheidungen, die nicht zum Tagesgeschäft gehören. Wenn man sich die Kommunikation der Supporters bereits im Mai 2023 zu dem Thema durchliest, wird ersichtlich, dass im kleinen Zirkel bei Mainz 05 vorab eine Entscheidung gefällt wird. Man trifft sich zwar pro forma mit Fanvertretenden, um am Ende von Ideologien zu sprechen und die vorab getroffene Entscheidung keinesfalls zu revidieren.

Was bedeutet eigentlich Ideologie? „Der Begriff steht für sogenannte Weltanschauungen, die vorgeben, für alle gesellschaftlichen Probleme die richtige Lösung zu haben. Menschen, die solche weltanschaulichen Ideen oftmals starr und einseitig vertreten, nennt man „Ideologen“. Das sagt die Bundeszentrale für politische Bildung. Und ich denke, dass im Männer-Profifußball dieser Begriff eher Verbände und Institutionen gilt: Denn es geht immer nur ums Geld. Das Geld ist die richtige Lösung. Allerdings würde von den Fans nie jemand auf die Idee kommen, den Verbänden eine Ideologie vorzuhalten.

Den Fans Ideologie vorzuwerfen, wenn man eigentlich selbst ideologisch eingestellt ist, ist komplett fehl am Platz. Damit werden genau jene Fans diskreditiert, mit denen sich Mainz 05 ansonsten schmückt, wenn sich Fans aktiv gegen Diskriminierungen jeder Art und für Minderheiten einsetzen.

Der am Montag von der DFL-Mitgliederversammlung beschlossene Weg, diesen für einen Investor freizumachen, hat im schlimmsten Fall, Einfluss auf die Ein- und Ausgabenseite des Vereins Mainz 05 für die nächsten 20 Jahre. Eine solche Entscheidung, ohne eine außerordentliche Mitgliederversammlung im kleinen Kreis zu fällen, wirkt schon arg abgehoben. Dabei hat Mainz 05 gerade erst im letzten Jahr seine Satzung dahingehend geändert, dass Mitgliederversammlungen im Hybrid-Verfahren durchgeführt werden können. So hätte man zum Beispiel zwei oder drei Tage vor der DFL-Entscheidung eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen können, bei der man auch online hätte votieren können.

Warum dies nicht gemacht wurde, dürfte klar sein, denn schließlich weiß der Vorstand, was gut für 05er*innen in der Adventszeit ist. Sollen sie doch lieber ihren Glühwein in kuscheliger Atmosphäre auf dem Weihnachtsmarkt im Schatten des Doms trinken, als in die Kaltluftschneise zu ziehen, um über gerade mal einen Punkt zu entscheiden. Denn sie wissen genau, dass wohl nur engagierte Mitglieder an dieser Versammlung teilgenommen hätten. Und da der WLAN auf dem Weihnachtsmarkt ja grottig ist, hätte wohl keiner von dort online mitgestimmt. Gut möglich, dass am Ende die stimmberechtigten Mitglieder sich für ein Nein entschieden hätten. Und wenn es vom Timing her nicht gepasst hätte, fragt man sich, warum so eine gravierende Entscheidung übers Knie gebrochen werden muss?

Ein Nein von Mainz 05 hätte am Montag den Weg versperrt für einen Investoren-Deal – fürs Erste. Denn dann hätten nur 23 von 36 DFL-Mitgliedern dafür gestimmt und die notwendige Zweidrittelmehrheit wäre verpasst worden. Ein Nein von Mainz 05 hätte eine dritte Möglichkeit ergeben, für einen Investor zu werben, nachdem der erste Versuch im Mai gescheitert war. Man hätte die berechtigte Kritik an dieser zweiten Variante in Ruhe durchgehen können und vielleicht eine tragbarere dritte Variante entworfen oder diese Pläne verworfen, eben weil fast ein Drittel der Clubs dagegen gestimmt hat, darunter Multi-Ownership-Konstrukte wie der FCK. Mainz 05 erklärte derweil „Durch das Votum demonstrieren auch wir unseren gemeinsamen Willen, dieses Geschäftsmodell zu entwickeln und zukunftsfähig aufzustellen“.  Bei zwölf Gegenstimmen/Enthaltungen ist das eine sehr gewagte Prognose mit dem gemeinsamen Willen. Der einzige Wille, der die Clubs eint, ist der Egoismus noch mehr Geld in die immer klammen eigenen Kassen zu spülen. Wird die DFL Mainz 05 im Falle einer Niederlage vor dem Arbeitsgericht in der Causa El Ghazi monetär unterstützen? Sicherlich nicht. Pech gehabt FSV. Warum man als Mainz 05 den Großen der Liga mit dem Ja noch mehr Geld in die Kasse spült, ist mir schleierhaft. Und das Geschäftsmodell mancher Clubs, komplett überschuldet durch die beiden Ligen zu dümpeln, wird mit mehr Geld auch nicht besser. Denn wer mit dem aktuellen Budget nicht haushalten kann, wird es auch mit mehr Geld nicht hinbekommen. Es ist eigentlich ein Unding, dass im Profifußball so viel Geld im Umlauf ist, aber die meisten Clubs kaum Eigenkapital vorzuweisen haben. Verbindliche Kriterien zum nachhaltigen finanziellen Agieren wären aktuell wesentlich angebrachter als dieser Investoren-Deal.

Man bekommt aktuell den Eindruck, dass wir uns bei Mainz 05 auseinandergelebt haben. Der Vorstand handelt, wie man es von einem Konstrukt in Leipzig erwarten könnte. Dort gibt es nur eine geringe Zahl handverlesener Vereinsmitglieder – wie praktisch… umgekehrt kann man fast neidisch nach Freiburg blicken, wo es ein eingetragener Verein hinbekommt, Mitglieder mitzunehmen, mit Nein stimmt und ähnlich seriös wirtschaftet wie Mainz 05. Sind in Freiburg etwa Ideologen am Werk?  

Die Entscheidung gestern 12 Minuten zu schweigen und eben in der Sekunde den entscheidenden Treffer eingeschenkt zu bekommen, in dem begonnen wurde, das Team wieder anzufeuern, ist mal wieder eine der Geschichten, die nur der (Fußball-) Sport schreibt.

Da die Entscheidung vom Montag nicht revidierbar ist, ist tatsächlich viel kaputt gegangen – zwischen Fans und Vorstand. Uns eint wohl aktuell nur das Ziel, das Team weiter zu unterstützen. Das sollte Basis genug sein, um am Dienstag die Jungs in Rot-Weiß zu supporten. Dies sollte vom Vorstand allerdings nicht missverstanden werden – ob das bei der aktuell gezeigten Abgehobenheit gelingt, sei dahingestellt.

Quelle:

DFL-Investor 2/3 Mehrheit für einen Einstieg in Verhandlungen wird verfehlt – Supporters Mainz

Finanzielle Nachhaltigkeit FC Heidenheim Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: FC Heidenheim*.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Mainz 05-Fans unterwegs in Baden-Würtemberg

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
FC Heidenheim6%6%2%7%7%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
FC Heidenheim6%5%1%5%6%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
FC Heidenheim48%40%47%42%47%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
FC Heidenheim1400%1710%5984%1441%1358%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

* Der 1. FC Heidenheim bilanziert zum 31. Dezember statt wie die meisten Clubs zum 30. Juni, daher beziehen sich die Zahlen auf den Bilanzstichtag 31. Dezember 2022.

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Der FC Heidenheim würde eines von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Allerdings muss man wissen, dass Heidenheim bisher in der 2. Liga gespielt hat und die finanziellen Voraussetzung dort andere sind, als im Fußball-Oberhaus. Dennoch spricht natürlich nichts dagegen, dass auch in der 2. Liga, finanziell nachhaltig agiert wird.

Die Personalaufwandsquote des FC Heidenheim liegt mit zuletzt 47 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Und diese lag während des gesamten Betrachtungszeitraums zwischen 2018 und 2022 immer deutlich darunter, sprich Personalaufwand und Umsatz stehen in Heidenheim in einem gesunden Verhältnis zueinander.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 7 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 60 Prozent. Das bedeutet, dass die Finanzierung des FC Heidenheim etwas wackelig ist. Allerdings hatte Heidenheim in jedem Jahr positives Eigenkapital vorzuweisen. Dies ist weder in der 1. noch in der 2. Liga alles andere als selbstverständlich. Zwischenzeitlich war der Anlagendeckungsgrad sogar während der Pandemie auf 2 Prozent gesunken, sprich der FC Heidenheim versucht sich aus der Corona-Depression langsam aber sicher rauszuwinden.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 6 Prozent deutlich unter den geforderten 20 Prozent. Sie war aber auch während der Pandemie mit 1 Prozent 2020 noch schlechter. Auch hier gilt die Devise, dass der Club auf einem guten Weg ist.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 1358 Prozent liegt über dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Verglichen mit dem Seuchenjahr 2020, als sie bei fast 6000 Prozent lag, bekommt Heidenheim nach der Pandemie seine finanzielle Lage langsam wieder in den Griff.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Der Vorteil von KPIs ist die Tatsache, dass sie absolute Größen vernachlässigen und verschiedene Parameter in Relation setzen. Vergleicht man die Zahlen vom FC Heidenheim und vom FC Bayern oder auch „nur“ von Mainz 05, wird in absoluten Zahlen immer eine verzerrte Relation herauskommen. Setzt man aber jeweils verschiedene Zahlen des selben Clubs in Relation und vergleicht sie mit anderen Clubs, wird leicht erkennbar, wer von beiden innerhalb der jeweiligen Möglichkeiten finanziell nachhaltiger agiert.

Mit einem Anlagendeckungsgrad von 7 Prozent liegt der FC Heidenheim gleichauf mit dem VfL Bochum, aber zum Beispiel einen Tick besser als der 1. FC Köln – von Werder und Union ganz zu schweigen, da diese beiden Clubs zum Bilanzstichtag 2022 komplett überschuldet waren.

Bei der Eigenkapitalquote liegt der FC Heidenheim mit 6 Prozent nur einen Punkt hinter dem VfB Stuttgart, aber deutlich vor Köln (4 Prozent) und Bochum (3 Prozent).

Bei der Personalaufwandsquote liegt Heidenheim mit 47 Prozent (in der 2. Liga) extrem gut im Vergleich zu den Erstligisten. Sprich Heidenheim hat wirklich mit einem sehr günstigen Kader das Maximum (den Aufstieg) erreicht.

Allerdings ist der Verschuldungsgrad extrem hoch. Wenn man mal von den überschuldeten Clubs Werder und Union absieht, haben nur Bochum und Köln einen höheren Verschuldungsgrad. Da jährlich mindestens zwei Clubs aufsteigen, ist ein Blick rüber nach Darmstadt an dieser Stelle auch mal angebracht. Deren Verschuldungsgrad liegt bei 93 Prozent (Heidenheim 1358 Prozent). Daran erkennt man, dass zwar beide Aufsteiger es verstehen, mit Geld umzugehen, aber bei Heidenheim fast alles fremd finanziert ist.

Fazit: In Heidenheim macht man aus wenig eigenem Geld sehr viel. Der Verein hat zwar kaum Eigenkapital, der Großteil ist fremdfinanziert. Aber man ist nicht überschuldet und weiß mit dem Geld etwas anzufangen. Denn die Personalaufwandsquote von 47 Prozent in der 2. Liga ist für den Ertrag (Aufstieg) schon sehr gut. Wenn Heidenheim in diesem Geschäftsjahr, was auf der Alb am 31. Dezember (statt wie bei den meisten Clubs am 30. Juni) endet, nicht massiv Geld in den Kader gesteckt haben sollte, wird sich der Verein in seinem ersten Jahr 1. Liga finanziell weiterhin nachhaltig verbessern. Das wird die spannende Frage bleiben, die bei der Vorstellung der nächsten Bilanz in ein paar Monaten beantwortet wird.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Finanzielle Nachhaltigkeit SC Freiburg Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: SC Freiburg.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom SC Freiburg und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Mainz 05-Fans im neuen Stadion des SC Freiburg

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom SC Freiburg und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
SC Freiburg203%224%167%149%161%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
SC Freiburg79%80%77%70%69%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
SC Freiburg42%49%58%51%55%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
SC Freiburg22%20%29%42%44%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Der SC Freiburg würde wie Mainz 05 alle vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 161 Prozent liegt deutlich über den geforderten 60 Prozent. Das heißt die Finanzierung des Sportclubs ist ähnlich gefestigt, wie die Teilnahme der Bayern Jahr für Jahr in der Champions League. Er lag vor der Pandemie sogar bei unglaublichen 224 Prozent. Die zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, wenn man gut wirtschaftet, einer finanziellen Katastrophe wie Corona vorzubeugen. Man sieht auch, dass die „Talsohle“ beim Anlagendeckungsgrad durchschritten ist. Lag sie 2021 bei 149 Prozent, ist sie 2022 wieder auf die genannten 161 Prozent gestiegen. Das sind alles Werte von denen können die meisten Bundesligisten nur träumen.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 69 Prozent deutlich über den geforderten 20 Prozent. Sie ist allerdings für Freiburger Verhältnisse „schlecht“, da sie noch nie so niedrig lag. Allerdings sprechen wir hier von einem Niveau, für das das Wort „Champions League“ kaum ausreicht. Vor der Pandemie lag sie um die 80 Prozent. Das ist ein Wert den die meisten Bundeligisten nie erreichen werden. Wenn einige in die Nähe kommen, steht gegebenenfalls ein Pharmakonzern hintendran.

Die Personalaufwandsquote ist mit 55 Prozent durchaus in Ordnung. Sie liegt deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Dennoch überrascht dieser Wert ein bisschen, denn er liegt nicht so niedrig, wie man es vom finanziellen Gebahren des Sportclubs erwarten könnte. Der Sportclub investiert vorsichtig und vernünftig in die sportliche Entwicklung und gibt dafür einen Tick mehr Geld aus, als man es vermuten würde. Der sportliche Erfolg gibt dem SC auch Recht. Dass Geld zur Verfügung haben, nicht automatisch sportlichen Erfolg bedeutet, ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Es wird in Freiburg aber gezeigt, dass das durchaus möglich ist.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 44 Prozent liegt deutlich unter dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Auch hier überrascht die Entwicklung ein wenig. Schließlich lag der Verschuldungsgrad 2018 noch bei unglaublich niedrigen 22 Prozent und damit halb so hoch wie beim FC Bayern. Dass er sich in vier Jahren verdoppelte hat sicherlich auch mit Corona zu tun, aber nicht nur, wie ich vermute. Dazu mehr im Fazit.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Vorbilder sind wichtig. Wenn es ein Vorbild für Mainz 05 gibt, dann der SC Freiburg. In manchen Bereichen kann Mainz 05 schon langsam mit dem Sportclub mithalten, etwa wenn es um den Verschuldungsgrad geht, bei dem die Nullfünfer sogar mittlerweile besser dastehen.

Die Konstanz an der Seitenlinie bekommen wir aber sicherlich nicht so schnell hin, wenn man sieht, welch tolle Arbeit hier Christian Streich Jahr für Jahr abliefert. Damit Mainz 05 im sportlichen Bereich in ähnliche Sphären wie der Sportclub vordringen kann, sollten sich die Nullfünfer tatsächlich den SC in finanzieller Hinsicht als Vorbild nehmen.

Die Personalaufwandsquote ist beim SC deutlich höher (55 Prozent zu 46 Prozent) als bei Mainz 05. Und sie war bereits vor der Pandemie höher. Sprich der SC investiert seit Jahren mehr in sein spielendes Personal und geht hier auch ein bisschen mehr ins Risiko. Während die große Mehrzahl der anderen Clubs sich permanent ins finanzielle Risiko stürzt und es sich überhaupt nicht leisten kann (und dafür von der DFL bisher auch nicht sanktioniert wurde), könnte Mainz 05 ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen.

Das ist wahrscheinlich der Gesamterfolg des SC Freiburg. Man hatte früher erkannt, dass man etwas mehr investieren muss, um sportlich oben anzugreifen. Mainz 05 agiert hier einen Tick konservativer als der SC Freiburg. Natürlich war die Ausgangslage beim SC Freiburg 2018 auch besser als bei Mainz 05. Sprich, wenn man seriös agieren möchte, wie beide Clubs, dann hatte hier der SC vor Corona einen Vorsprung, da seine Zahlen bereits top waren. Mainz 05 erledigte zu dieser Zeit noch seine finanziellen Hausaufgaben. Es bleibt zu hoffen, dass man bei Nullfünf, jetzt wo die Zahlen ähnlich gut sind, wie in Freiburg etwas mehr Geld springen lässt, um mittelfristig wieder erfolgreich zu arbeiten.

Die beeindruckenden Zahlen des Sportclubs werden natürlich dadurch vergoldet, dass dieser auch mal (mit Streich) abgestiegen ist und wieder gekommen ist. Und mittlerweile ein finanzielles und sportliches Niveau erreicht hat, das man sich eigentlich nicht vorstellen kann, wenn man weiß, dass dieser Club in der Saison 2015/2016 2. Liga spielte (als wir in die Europa League einzogen). Die über 60000 Mitglieder beim SC unterstreichen diesen Erfolg auch beeindruckend. Und Financial Fairplay ist in der Bundesliga durchaus möglich. Man muss es nur wollen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour