Spätlese Bochum Saison 2022/2023

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Endlich wieder Bochum! Nachdem die beiden Auswärtsspiele beim VfL in der letzten Saison wegen der Pandemie zu Spielen ohne Gästefans führten, also nicht zu Geisterspielen wohlgemerkt, ging es jetzt endlich wieder an die Castroper Straße. Grund genug, einfach mal ein ganzes Wochenende in Bochum und Umgebung zu verbringen. Das Ruhrgebiet ist schließlich wirklich ein wunderbares Wanderrevier. Das glaubt man natürlich nicht, wenn man irgendwelche Klischees im Kopf hat. Aber gerade der Süden des Potts mit der Ruhr und den zahlreichen Stauseen ist wirklich eine Reise wert. 

Flusslandschaft und Hügelkette im Hintergrund
Wandermöglichkeit 1: Die Ruhr bei Witten

Freitags ging es rüber nach Witten und dort durch den Stadtwald hoch zu einem netten Aussichtpunkt über der Ruhr. Am Spieltag selbst wurde Bochums Süden entdeckt. Sowohl der Kemnader See als auch der Chinesische Garten der Ruhr-Uni sind wirklich wunderbare Ausflugsziele vor den Toren der Stadt – das 9-Euro-Ticket macht es möglich. Wer die Touren nachwandern möchte, schaut einfach mal auf dem Meenzer-on-Tour-Account von Komoot vorbei. Dort sind mittlerweile einige der Touren, die ich im Rahmen der Auswärtsfahrten mache, hinterlegt.  

02 (N)immer nuff:

Was im Ruhrgebiet ebenfalls zu empfehlen ist, ist das Essen – insbesondere das Fleischlose. So gibt es unweit des Bochumer Hauptbahnhof mit dem „Zum Kleinen Esel“ einen veganen Mexikaner mit großen Portionen. Tortilla Chips mit Guacamole und Salsa für drei Euro ebbes ist schon sehr fair.

Bambus-Hölzer und Bohlenwege
Wandermöglichkeit 2: Der Botanische Garten in Bochum und der Kemnader See

Da das Ruhrstadion, anders als die Neubauten der Liga im Herzen der Stadt Bochum liegt, war es auch ein Katzensprung, um vom „Zum Kleinen Esel“ dorthin zu Fuß zu gelangen.  

03 Kon-Trolle

Glücklicherweise stellt Mainz 05 rechtzeitig vor dem Spieltag Informationen für Auswärtsfahrende bereit. So wusste man vorher, dass es in Bochum nicht möglich war, Rucksäcke am Eingang abzugeben. Allerdings frage ich mich jedes Mal, was einen Verein reitet, so ein Grundbedürfnis von Auswärtsfahrenden zu ignorieren. Wenn man nicht mit dem Fanbus oder dem  Auto unterwegs ist, hat man normalerweise mehr Utensilien dabei, als eine kleine Tasche im Format kleiner als DIN A4.

Tortilla Chips mit Salsa und Guacamale sowie vegane Quesadillas und Chili sin Carne
Tortilla Chips mit Salsa und Guacamole oder vegane Quesadillas mit Chili sin Carne im „Zum Kleinen Esel“ von Bochum

Daher  sollte es tatsächlich eine Verpflichtung geben in der Männer-Bundesliga entsprechende Möglichkeiten bereit zu stellen. Schließlich ist das ja das „Premiumprodukt“ des deutschen Männerfußballs und nicht ein Kreisliga-Kick mit vielen Ehrenamtlern. Diese Investition in die Faninfrastruktur ist einfach ein Muss. Der Hinweis von Mainz 05 etwaige Taschen in den Schließfächern des Bochumer Hauptbahnhofs zu deponieren war nett gemeint, aber diese waren nach meinen Infos bereits lange vor dem Anpfiff belegt. Dass für manche Auswärtsfahrende eine pragmatische Lösung vor Ort gefunden wurde, ist vorallem den Nullünf-Mitarbeitenden zu verdanken – eine tragfähige, dauerhafte Lösung ist das allerdings überhaupt nicht. Auch hier war Aue letzte Woche viel pragmatischer. Sie räumten einfach einen Kleinbus aus und funktionierten ihn zur Taschen-Deponie um. So geht das lieber VfL (und lieber Effzeh)!

04 Kampf um den Mampf

Die Verpflegung außerhalb des Stadions hatte ich ja bereits angesprochen. Daher konnte ich es verschmerzen, dass die obligatorische Brezel astronomische 3,50 Euro kostete und damit genauso viel kostete wie die günstigste Wurstalternative. Dieser Wucherpreis für eine Brezel toppt sogar die drei Euro, die Aue dafür aufruft, die allerdings wenigstens für drei Euro keine Fleischspeise anbieten. Dazu demnächst noch etwas mehr Hintergrundinfos im Rahmen eines eigenen Blogbeitrags, was die Preisdifferenzierung bei Speisen mit Nachhaltigkeit zu tun hat.

Flutlichtmast und Aufschrift "Ruhrstadion"
Endlich wieder Ruhrstadion

Zu Trinken gab es unter anderem leichtes oder alkoholfreies Fiege vom Fass. Diese Leichtbiere sind fürs Stadion meiner Meinung nach bei sommerlichen Temperaturen schon voll ok. Sie schmecken eigentlich ganz gut und die Chance komplett ausgeknockt zu werden, sinkt doch erheblich.

05 Käfighaltung

Nach 13 Jahren konnte ich endlich den vierten Besuch im Ruhrstadion verbuchen. Die bisherige makellose Bilanz hielt auch im Jahr 2022. Vielleicht das grandioseste Auswärtsspiel ever, war das legendäre 6:2 für Nullünf im April 2005. Nach Spielschluss war der Klassenerhalt eingetütet. Den Comic kennen wohl mittlerweile alle Nullfünfer*innen, den Mainz 05 dankenswerterweise letzte Woche auch nochmal im Rahmen eines Vorberichts thematisiert hat. Im Januar 2007 der nächste Besuch, den Erstligaspieler Rose veredelte. Den Abstieg konnten die drei Punkte zwar nicht verhindert werden, aber die grandiose Aufholjagd im Jahr 2007 startete eben in diesem Stadion. Zweieinhalb Jahre später ebneten die ersten beiden Bundesliga-Tore eines gewissen André Schürrle den dritten mitgemachten Dreier bevor es nun den Doppler von Karim Onisiwo zu bestaunen gab.  

Jubelnde Fans im Stadion nach dem ein Tor gefallen ist.
Eskalation im Gästeblock nach dem Doppelpack von Karim Onisiwo

Fazit: Der Jahrgang 2022/2023 zeigt, dass es durchaus Serien gibt, die man sich noch länger geben kann.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Aue Saison 2022/2023

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Zugegeben, ich habe mich zunächst über die Terminierung dieses Pokalspiels aufgeregt, da Aue nunmal von der Lage her gefühlt das Vladiwostok der Proficlubs im deutschen Männerfußball ist. Um 21.08 Uhr fährt die letzte Bahn nach Zwickau und um 18.00 Uhr sollte der Anpfiff sein. Da Mainz 05 und Pokalwettbewerbe nicht gerade ziemlich beste Freunde sind, müssen wir natürlich immer mit Elfmeterschießen rechnen. Dadurch wäre es unmöglich gewesen, die letzte Bahn in Richtung Fernverkehrsanschluss zu bekommen. Erst vor ein paar Tagen ist schließlich auch mir aufgefallen, dass zeitgleich das Finale der Frauen-EM in London stattfinden sollte. Eine blödere Terminierung gibt es wohl wirklich nicht. Es bleibt zu hoffen, dass dies das letzte Mal war, dass der DFB zeitgleich Spiele seiner eigenen Wettbewerbe mit denen von Teams terminiert, die an anderen Wettbewerben teilnehmen. Dass der DFB auf Bahnfahrpläne und damit auf eine klimafreundliche Anreise Rücksicht nimmt, bleibt wohl eine Utopie.

Zusammengeklapptes Klapprad im Gepäckfach des ICEs.
Perfektes Einparken im ICE

Mit dem Weserfunk-Podcast auf den Ohren, der die CSR-Managerin von Werder Bremen zu Gast hatte, und den Trainingslager-Podcast-Folgen der Hinterhofsänger, ging es von Mainz um kurz nach 8 Uhr am Sonntagmorgen mit dem Klapprad im ICE in Richtung Sachsen. Vor einem Jahr feierte diese Kombi Zug/Klapprad beim Pokalspiel in Elversberg Premiere, da es dort keinen Bahnanschluss gibt und ich vom Bahnhof Neunkirchen zum Stadion fuhr. Diesmal nahm ich den Drahtesel mit, da das einzige Hotel in Aue bereits eine Stunde nach der Terminierung ausgebucht war und ich somit im benachbarten Bad Schlema übernachten musste. Zwischen den beiden Orten verkehrt stündlich die Bahn, die, bekanntermaßen aber auch nach 21:08 Uhr nicht mehr fährt. Daher nutze ich für die fünf Kilometer zwischen Hotel und Stadion wieder das Rad.

Bewaldeter Hügel mit vier Flutlichtmasten und einem Neubaugebiet und einer Straßenbrücke.
Blick auf das Erzgebirgsstadion von Bad Schlema aus

Alle Züge waren pünktlich, so dass ich genügend Zeit hatte, noch den nächsten Blogpost vorzubereiten, denn die Sommerpause bei Mainz 05 hatte es ja doch in sich…Stichwort Leitbild, Saudi-Arabien und die Trophäe schlecht hin, die  „Klimaneutralität“.

02 (N)immer nuff:

Die kurze Radtour von Bad Schlema zum Erzgebirgsstadion hatte es tatsächlich in sich. Zunächst ging es einen Hügel in Richtung Aue hoch, weiter durch den Wald mit nettem Blick auf die Flutlichtmasten des Erzgebirgsstadion und auf das Ringer-Leistungszentrum „Lothar Lässig“ (heißt wirklich so) am Straßenrand. Danach ging es im Schuss steil bergab in die Auer Innenstadt und dann wieder steil nach oben hinauf zum Stadion. Nach den sechs Stunden im Zug war das allerdings eine willkommene Abwechslung.

Klapprad vor einem Stadion.
Ankunft im Schacht

03 Kon-Trolle

Die Security hatte kein Problem damit, das Klapprad an den Zaun anzuschließen. Die folgende Sicherheitskontrolle war ebenso easy absolviert und niemand störte sich daran, dass ich meine Fahrradbeleuchtung mit hineinnehmen wollte – in Mainz ist das ja immer ein Drama. Als ob jemand seine 50 bis 100 Euro teure Beleuchtung auf den Platz schmeißen würde… Allerdings durfte ich eben diesem Grund auch schon mal ein iPad-Mini auf Schalke abgeben. Da lob ich mir den Auer Realismus wirklich.

04 Kampf um den Mampf

Gab es sie noch oder gibt es sie nicht mehr? Das ist bei jedem Gastspiel in Aue die Frage, die sich Auswärtsfahrende jedes Mal aufs Neue stellen. Ja, es gab die „Nudelpfanne“ oder den „Nudeltopf“, der mittlerweile aber schlicht nur noch „Nudeln mit Wurstgulasch“ heißt. An meine erste Nudelpfanne in Aue 2008 habe ich kaum noch Erinnerung.  War sie vegetarisch oder mit Fleisch versetzt? Keine Ahnung. Mittlerweile versuche ich, auf Fleisch zu verzichten und landete erstmal bei einer Riesenbrezel für drei Euro. Da ich seit der Abfahrt in Mainz nichts gegessen hatte, sättigte die Brezel mehr so weniger. Also entschied ich mich für die „vegetarische“ Variante, die aus Nudeln und Gouda-Käse bestand. Da die Ketchup-Töpfe zur Selbstbedienung herumstanden, garnierte ich den Nudeltopf mit Ketchup. Das Ergebnis war nicht wirklich prickelnd, aber im Vergleich zu den Brötchen, die es letztes Jahr als fleischlose Alternative in Elversberg gab, war das ja schon fast das Paradies.  

Ketchup- und Senftopf hinter einem Plastikteller mit Nudeln und Gouda-Käse.
Die vegetarische Version der Nudelpfanne

05 Käfighaltung

Allerdings hatte der DFB ja diese erste Pokalrunde dem Klimaschutz gewidmet. Dazu wurde auch ein Wettbewerb ausgelobt, dass der Amateurverein, der die meisten vegetarischen Gerichte verkauft, eine Belohnung vom DFB erhält. Aue hatte da wohl keinen Bock drauf und servierte tatsächlich nur die Brezel. Die Wurstnudeln wurden auch noch schön im Einweg-Plastiktopf serviert. Wenigstens waren die Löffel schon aus Holz. Nun wäre es natürlich wenig nachhaltig, Restbestände an Plastik-Einweg wegzuschmeißen. Und die vegetarische Nudelvariante hätte wahrscheinlich auch kaum jemand gewünscht. Daher war das alles irgendwie nachvollziehbar.

Aber pünktlich um 18 Uhr zeigte der Verein sehr deutlich, was er vom Klimaschutz hält. Alle Spiele in dieser ersten Pokalrunde wurden eine Minute später angepfiffen, damit diese Minute für einen Appel für den Klimaschutz genutzt werden sollte. Der Stadionsprecher las wahrscheinlich den vom DFB entworfenen Text vor, nur verstanden hat man nichts. Das lag nicht am lokalen Dialekt sondern vielmehr erklang das Steigerlied über die Stadionlautsprecher in ohrenbetäubender Lautstärke. Ein eindeutigeres Statement, wie man bei Erzgebirge Aue zum Thema Klimawandel steht, kann man eigentlich nicht zeigen. Gleichzeitig brennen 100 Kilometer weiter in der Sächsischen Schweiz die Wälder…

Jubelnde Menschen, Fahnen, Doppelhalter in einem Fußballstadion.
Blick aus dem Gästeblock auf den Platz

Dass Fans die Aktion wie in Dresden auspfeifen – geschenkt. Schließlich steht der Verband wegen zahlreicher Dinge in der Kritik. Dass aber ein Mitglied des DFB, die Aktion des eigenen Verbands torpediert, hat schon eine ganz andere Qualität. Anzunehmen, dass sich der Verein bei einem Teil der Fan anbiedern wollte, statt der Linie des DFBs zu folgen. Wahrscheinlich hat man bei den Veilchen mehr Angst vor einigen Stadiongänger*innen als davor aufgrund des menschengemachten Klimawandels zu vertrocknen. Der DFB ist ja bei Vergehen von Fans recht schnell dabei mit Strafen und Sanktionen aller Art. Es bleibt spannend, ob diese Aktion des Vereins ein Nachspiel haben wird. Wenn nicht, ist das nächste Pfeifkonzert sicherlich nur eine Frage der Zeit. Und nun ja, die Quittung gab es dann von den Klimaverteidigern aus der goldenen Stadt am Rhein, die am Ende recht souverän gegen die Lila-Laune-Klimaaktionsverweigerer gewonnen haben.

Fazit: Der Jahrgang 2022/2023 zeigt, dass das Klima beim Thema Klimawandel ziemlich aufgeheizt ist.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Hertha 2021/2022

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Obwohl der 33. Spieltag erstmals ebenfalls komplett zerstückelt wurde, war es dank der relativ frühzeitigen Terminierung möglich, eine bezahlbare ICE-Verbindung zu finden. Daher war mein Ticket längst gebucht, als feststand, dass die Supporters Mainz wieder einen Sonderzug organisieren würden. Da meine Rückkehr ins Mainzer Stadtgebiet um 3 Uhr nachts erfolgen würde, kombinierte ich mal wieder (richtiges) Fahrrad mit dem Zug und stellte den Drahtesel in Bischofsheim ab. Von dort sollte es mit dem RE3, der von vlexx durchgeführt wurde, zum Fernbahnhof am Flughafen gehen. Machte ich in der letzten Spätlese „Wolfsburg“ noch Witze über durchrauschende Züge in der VW-Stadt, ist mir genau jenes nun am Samstagmorgen in Bischofsheim passiert. Statt planmäßig anzuhalten, fuhr der vlexx-Lokführende mit seinem Zug einfach durch.

Tweet zum Umstand, dass der vlexx-Lokführende einfach durch den Bahnhof durchgefahren ist.
Bestens geeignet, seine Aufregung über die vlexx zu kanalisieren: Twitter

Die fluchenden Fahrgäste mussten auf die nächste S-Bahn warten. Ab Frankfurt-Flughafen verlief die Fahrt im ICE so ereignislos, dass ich die zwei letzten Folgen des Hinterfhofsänger-Podcasts in aller Ruhe hören und die Erstausgabe des Rote Kopf-Fanzines lesen konnte. In beiden Medien wurde auf die Aktion „Spendet Becher Rettet Leben“ hingewiesen, die die Berliner Harlekins bereits seit 2005 durchführen.

02 (N)immer nuff:

Ich hatte meine Ankunft in Berlin so terminiert, dass ich noch einen alten Mainzer Freund treffen konnte. Dieser sagte kurzfristig ab, so dass ich zwei zusätzliche Stunden in der Hauptstadt zur Verfügung hatte. Spontan kam mir die Idee, vom Hauptbahnhof zum Stadion zu laufen. Auf diese Art zum Stadion zu gelangen, hatte ich auch schon vor Corona von Zeit zu Zeit genossen, etwa in München vom Marienplatz zum Kurt-Landauer-Stadion, in Freiburg an der Dreisam entlang, durch den Schlosspark in Stuttgart, um nur einige Touren zu nennen. Vom Berliner Hauptbahnhof ging es nun mehr weniger immer direkt an der Spree entlang bis zum Schloss Charlottenburg.

Screenshot der Wanderroute vom Berliner Hauptbahnhof zum Olympiastadion.
Die Route vom Berliner Hauptbahnhof zum Olympiastadion ist auf der Wander-App Komoot hinterlegt.

Der Weg war wirklich abwechslungsreich und völlig verranzte Abschnitte wechselten sich mit moderner Architektur ab – so wie es mittlerweile typisch für die Hauptstadt ist. Hinter dem Schloss war es zunächst etwas unangenehmer, denn es ging an einer Hauptverkehrsader entlang. Nach einem Kilometer führte mich die Route, die ich teilweise mit Hilfe von Google Maps festlegte, in ein Villenviertel mit vielen Botschaften afrikanischer Länder, ehe  plötzlich die Olympischen Ringe aus der Entfernung bereits zu erkennen waren. Wer die Route nachgehen möchte, kann sie sich auf Komoot.de anschauen. Mit den 12,0 Kilometern war ich an diesem Tag der Mainzer mit dem größten Laufpensum. Stachi schaffte auf dem Platz „lediglich“ 11,7 Kilometer 😉

03 Kon-Trolle

Von weitem erkennbar hing das „Spendet Becher Rettet Leben“ Banner an den Mauern des Olympiastadions. Diese Aktion der Berliner Fanszene fand bereits zum 17. Mal statt und nahm ihren Ursprung als ein Hertha-Fan an Leukämie verstarb.

Der Eingang des Berliner Olympia-Stadions mit großem Banner "Spendet Becher Rettet Leben"
Auf die Aktion „Spendet Becher Rettet Leben“ wurde mit großen Bannern hingewiesen.

Um ihm zu gedenken und Menschen in Not zu helfen, findet seither zu jedem letztem Hertha-Heimspiele diese Aktion statt. Unterstützung fand sie dieses Mal auch von der Mainzer Fanszene. Dieses Beispiel zeigt, wie Fans verschiedener Vereine zusammenhalten, wenn es darauf ankommt. Das gespendete Geld floss diesmal in das Projekt „Wünschewagen“.

04 Kampf um den Mampf

In der Hauptstadt der Currywurst gab es tatsächlich die nachhaltigste heiße Futter-Alternative, sprich eine vegane Variante mit Serviette auf die Hand. Denn was bringt unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit die gesündeste vegane warme Speise, wenn diese in Einwegplastik verpackt ist? Allerdings war die vegane Wurst genauso teuer, wie die Fleischversion. Das ist zwar einen Tick sinnvoller als in Frankfurt, wo die vegane Variante sogar mehr kostet. Aber wenn gerade gefühlt alles teurer wird, die wahren Kosten der Massentierhaltung aber nicht eingepreist werden, dann ist es einfach ein falsches Signal, eine Wurst auf Planzenbasis zum gleichen Preis anzubieten, wie eine Variante für die Tiere herhalten müssen.

Mülltonne voll mit Pfandbechern, die im Gästeblock von Mainzer Fans gespendet wurden.
Auch im Gästeblock wurden fleißig Becher gespendet.

In Berlin schloss sich für diese Saison auch der Gebinde-Kreis. Angefangen hatte diese Runde mit dem 1-Liter-Becher in Eleversberg, wer wollte konnte sich den Gerstensaft auch zum Abschluss in der Badewanneversion zu Gemüte führen. Hauptsache der Becher landete danach in der Spendentonne. Dies machte gefühlt der ganze Block, denn die Tonnen waren nachkicks randvoll mit Bechern gefüllt.

05 Käfighaltung

Dem Sonderzug sei Dank war der Gästeblock erstmals seit unserem ersten Aufstieg 2004 wenigstens wieder ein Stück weit gut gefüllt. Dem Aufruf der Fanszene, wie am letzten Spieltag oft üblich, im Trikot zu erscheinen, folgte ein Großteil der Mitgereisten, so dass aus dem Block ein riesiges Freilichtmuseum an historischen Trikots wurde. Ferner hatte die Szene einen schönen Spieltagsschal aufgelegt, der reißenden Absatz fand und auch gleich zu Beginn des Spiels eingesetzt wurde.

Ein Flyer des "Letzte Wünsche Wagens" im Berliner Olympiastadion
In einem Flyer wurde über den „Letzte Wünsche Wagen“ informiert.

Waren bei unseren bisherigen Auftritten im Olympiastadion auch auf der Heimseite meist nahezu 50 Prozent der Plätze freigeblieben, so sah das diesmal wirklich anders aus. Über 70000 Nasen wollten ihre Hertha sehen, so dass dieses letzte Samstagsabendspiel der Saison tatsächlich sehr stimmungsvoll wurde. Einen besseren Auswärtsfahrten-Saisonausklang konnte es eigentlich nicht geben. Dass dann doch noch der dritte Dreier auswärts eingefahren wurde, stellte wohl alle, die es mit unserem Verein halten, mehr als zufrieden.

Mainzer Fans halten den Spieltagsschal im Gästeblock des Olympiastadions hoch
Stimmungsvolles Intro mit dem eigens für den Spieltag kreierten Schal der Fanszene

Fazit: Der Jahrgang 2021/2022 zeigt, dass Berlin tatsächlich eine Reise wert ist.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour