In Teil 1 ging es um die „Steine bzw. Beine“ eines Vereins und darum, wieviel Geld der eigene Club mitbringt (oder sich durch Investoren mitbringen lässt), um Bundesliga spielen zu können. Aus den beiden Finanzkennzahlen Eigenkapital und Anlagendeckungsgrad hat sich die Leistungskennzahl Anlagendeckungsgrad ermitteln lassen, die das erste von sechs Kriterien für die „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ bildet. Das zweite Kriterium ist die Eigenkaptitalquote.
Die Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht. Das sind die Rücklagen, die von den Clubs in Bezug auf die Pandemie gefordert wurden, um Krisenzeiten länger als ein paar Wochen durchzustehen. Um die Eigenkapitalquote zu berechnen, muss zunächst die Bilanzsumme erklärt werden. Sie wird jährlich von der DFL im Rahmen der Finanzkennzahlen publiziert.
Die Bilanzsumme
Um die „Größe“ der Clubs miteinander zu vergleichen eignet sich die Bilanzsumme ganz gut. Sie zeigt das Gesamtvermögen eines Unternehmens auf – und gleichzeitig auch das Gesamtkapital, das notwendig ist, um den Laden am Laufen zu halten. Das Verhältnis der Clubs untereinander, das sich unter anderem aus dem finanziellen Gebaren der Vorjahre herleitet, ist auch ganz interessant zu betrachten.
2022 | Club | Mio. Euro | 2021 | Veränderung |
1. | FC Bayern München | 712 | 1. | 5% |
2. | Borussia Dortmund | 455 | 3. | 1% |
3. | RB Leipzig | 442 | 2. | -5% |
4. | Bayer Leverkusen | 373 | 4. | -5% |
5. | VfL Wolfsburg | 235 | 7. | 12% |
6. | TSG Hoffenheim | 224 | 5. | -22% |
7. | Borussia Mönchengladbach | 181 | 8. | -8% |
8. | Eintracht Frankfurt | 179 | 9. | 12% |
9. | VfB Stuttgart | 166 | 10. | 4% |
10. | SC Freiburg | 138 | 11. | 4% |
11. | FC Augsburg | 135 | 12. | 2% |
12. | Hertha BSC Berlin | 126 | 6. | -43% |
13. | Schalke 04 | 107 | 13. | -14% |
14. | 1. FC Köln | 87 | 14. | -6% |
15. | 1. FSV Mainz 05 | 68 | 16. | -7% |
16. | Werder Bremen | 65 | 15. | -13% |
17. | Union Berlin | 64 | 17. | 37% |
18. | VfL Bochum | 31 | 18. | 34% |
Darmstadt 98 würde mit 37 Mio. Euro hinter Union Berlin liegen. Der FC Heidenheim mit 30 Mio. Euro hinter dem VfL Bochum.
Der größte Verein (FC Bayern München) ist über 20-mal größer als der kleinste Verein (VfL Bochum), obwohl BOC um ein Drittel gewachsen ist. FCB ist auch noch fast doppelt so groß, wie die Nummer 2 Borussia Dortmund. Noch stärker gewachsen als BOC ist Union Berlin (37%).
Die größte Schrumpfung musste Hertha BSC Berlin hinnehmen (-43 Prozent). Trotzdem ist BSC immer noch doppelt so groß wie der FCU. Die TSG Hoffenheim ist ebenfalls arg geschrumpft (-22 Prozent).
Groß bedeutet nicht stark, solide oder solvent. Wenn das so einfach zu ermitteln wäre, dann könnte man sich die Analyse der Kennzahlen mit KPIs auch sparen. Daher ist die Berechnung der Eigenkapitalquote (EQ) wichtig, um zu ermitteln, wie nachhaltig die Größe der Clubs finanziert ist. In Deutschlands Unternehmen liegt die EQ bei 20 bis 25 Prozent. Bei einem Wert von über 20 % ist die Eigenkapitalquote in Ordnung, bei über 30 % wird von einer gesunden Eigenkapitalquote gesprochen und der Club ist auch in Krisen abgesichert. Folglich wäre ein Lizenzierungskriterium, eine EQ von mindestens 20 Prozent vorzuhalten, eine weitere Möglichkeit, finanzielle Nachhaltigkeit und damit Financial FairPlay den Clubs vorzuschreiben.
2022 | Club | EQ 2022 | 2021 | EQ 2021 |
1. | TSG Hoffenheim | 90% | 1. | 86% |
2. | FC Bayern München | 71% | 2. | 72% |
3. | SC Freiburg | 69% | 3. | 70% |
4. | Borussia Dortmund | 62% | 4. | 52% |
5. | 1. FSV Mainz 05 | 60% | 6. | 51% |
6. | Bayer 04 Leverkusen | 54% | 5. | 51% |
7. | FC Augsburg | 43% | 8. | 44% |
8. | RB Leipzig | 31% | 10. | 28% |
9. | Borussia Mönchengladbach | 26% | 9. | 36% |
10. | Hertha BSC Berlin | 24% | 7. | 48% |
11. | Eintracht Frankfurt | 16% | 11. | 27% |
12. | VfL Wolfsburg | 13% | 12. | 15% |
13. | VfB Stuttgart | 7% | 13. | 14% |
14. | 1. FC Köln | 4% | 14. | 2% |
15. | VfL Bochum | 3% | 15 | -21% |
16. | Werder Bremen | -22% | 16. | -27% |
17. | FC Union Berlin | -26% | 17. | -62% |
18. | FC Schalke 04 | -103% | 18. | -72% |
Darmstadt 98 würde mit 49 Prozent hinter Bayer 04 Leverkusen landen. Der FC Heidenheim mit 6 Prozent hinter dem VfB Stuttgart.
Immerhin 8 Clubs haben eine gesunde EQ. Wie beim Anlagendeckungsgrad dominieren Baden und der FC Bayern die Liga auch bei der Eigenkapitalquote. Die TSG Hoffenheim, der FC Bayern München und der SC Freiburg sind finanziell weiterhin gut aufgestellt . Durch die massive Erhöhung des Eigenkapitals ging es bei der Hertha BSC Berlin 2021 weiter nach oben und 2022 kam der frei Fall. Dabei ist die EQ von BSC mit 24% noch gut. Daher ist es immer wichtig, mehrere KPIs zu vergleichen, um einen Club analysieren zu können.
Die Eigenkapitalquote gibt wohl am ehesten Auskunft auf die Frage, bei welchen Vereinen die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass sie eine neue Einstellung des Spielbetriebs wegen Corona überleben könnten. Der VfL Bochum macht hier wirklich gute Schritte (von -21% auf immerhin 3%). Bei Werder Bremen und Union Berlin geht es in die richtige Richtung, bei Schalke 04 leider nicht.
In Teil 3 der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2023 wird es um die Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) gehen.