In Teil 1 der Finanzen der Bundesliga-Clubs ging es um die „Steine bzw. Beine“ eines Vereins. Außerdem ging es um die Frage, wieviel Geld der eigene Club mitbringt (oder sich durch Investoren mitbringen lässt), um Bundesliga spielen zu können. Aus den beiden Finanzkennzahlen Eigenkapital und Anlagevermögen hat sich die Leistungskennzahl Anlagendeckungsgrad ermitteln lassen. Sie ist das erste von vier Kriterien aus der die „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ ermittelt wird. Im zweiten Teil der Finanzen der Bundesliga-Clubs geht es um die Eigenkapitalquote.
2. Die Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht. Das sind die Rücklagen, die von den Clubs in Bezug auf die Pandemie gefordert wurden, um Krisenzeiten länger als ein paar Wochen durchzustehen. Um die Eigenkapitalquote zu berechnen, muss zunächst die Bilanzsumme erklärt werden. Sie wird jährlich von der DFL im Rahmen der Finanzkennzahlen publiziert.
Die Bilanzsumme
Um die „Größe“ der Clubs miteinander zu vergleichen eignet sich die Bilanzsumme ganz gut. Sie zeigt das Gesamtvermögen eines Unternehmens auf. Gleichzeitig aber auch das Gesamtkapital, das notwendig ist, um den Laden am Laufen zu halten. Das Verhältnis der Clubs untereinander, das sich aus dem finanziellen Gebaren der Vorjahre herleitet, ist auch interessant zu betrachten.
Club | Mio. Euro | |
1. | FC Bayern München | 883 |
2. | Borussia Dortmund | 512 |
3. | RB Leipzig | 476 |
4. | Bayer Leverkusen | 355 |
5. | TSG Hoffenheim | 226 |
6. | VfL Wolfsburg | 204 |
7. | Borussia Mönchengladbach | 196 |
8. | VfB Stuttgart | 185 |
9. | Eintracht Frankfurt | 154 |
10. | SC Freiburg | 149 |
11. | FC Augsburg | 112 |
12. | Union Berlin | 96 |
13. | 1. FC Köln | 92 |
14. | 1. FSV Mainz 05 | 69 |
15. | FC St. Pauli | 62 |
16. | Werder Bremen | 58 |
17. | Darmstadt 98 | 53 |
18. | VfL Bochum | 42 |
19. | 1. FC Heidenheim | 38 |
20. | Holstein Kiel | 14 |
Analyse der Bilanzsumme
Der größte Verein (FC Bayern München) ist über 63-mal größer als der kleinste Verein (Holstein Kiel). Der FC Bayern ist auch noch fast 50 Prozent größer, wie die Nummer 2 Borussia Dortmund.
Am stärksten gewachsen ist Union Berlin (51 Prozent), gefolgt von Darmstadt 98 (41 Prozent) und dem VfL Bochum (31 Prozent). Union und Bochum sind bereits das zweite Jahr hintereinander massiv gewachsen – beide letztes Jahr um knapp ein Drittel.
Ebenfalls stark gewachsen ist der 1. FC Heidenheim (29 Prozent) und der FC Bayern München (24 Prozent). Auch Borussia Dortmund (12 Prozent) und der VfB Stuttgart (11 Prozent) legten deutlich zu. Moderat gewachsen sind der FC St. Pauli (9 Prozent), Borussia Mönchengladbach und der SC Freiburg (8 Prozent). Der 1. FC Köln (5 Prozent) und der 1. FSV Mainz 05 sowie die TSG Hoffenheim (1 Prozent) sind ebenfalls leicht gewachsen.
Eine kleine Schrumpfung musste Bayer 04 Leverkusen hinnehmen (5 Prozent). Größere Schrumpfungen gab es bei Werder Bremen und Holstein Kiel (12 Prozent). Gleiches gilt für den VfL Wolfsburg (13 Prozent), Eintracht Frankfurt (14 Prozent) und den FC Augsburg (17 Prozent).
Erklärung der Bilanzsumme
Groß bedeutet nicht stark, solide oder solvent. Wenn das so einfach zu ermitteln wäre, dann könnte man sich die Analyse der Kennzahlen mit KPIs auch sparen. Daher ist die Berechnung der Eigenkapitalquote (EQ) wichtig, um zu ermitteln, wie nachhaltig die Größe der Clubs finanziert ist. In Deutschlands Unternehmen liegt die EQ bei 20 bis 25 Prozent. Bei einem Wert von über 20 % ist die Eigenkapitalquote in Ordnung. Bei einem Wert über 30 % wird von einer gesunden Eigenkapitalquote gesprochen und der Club ist auch in Krisen abgesichert. Folglich wäre ein Lizenzierungskriterium, eine EQ von mindestens 20 Prozent vorzuhalten. Dies wäre eine weitere Möglichkeit, finanzielle Nachhaltigkeit und damit Financial FairPlay den Clubs vorzuschreiben.
Die Eigenkapitalquoten-Tabelle 2023
Club | Eigenkapital- quote | |
1. | TSG Hoffenheim | 87% |
2. | SC Freiburg | 74% |
3. | FC Bayern München | 61% |
4. | Bayer 04 Leverkusen | 57% |
5. | 1. FSV Mainz 05 | 55% |
6. | Borussia Dortmund | 55% |
7. | Holstein Kiel | 51% |
8. | FC Augsburg | 48% |
9. | Darmstadt 98 | 32% |
10. | RB Leipzig | 29% |
11. | Borussia Mönchengladbach | 26% |
12. | VfL Bochum | 22% |
13. | 1. FC Köln | 17% |
14. | Eintracht Frankfurt | 16% |
15. | VfL Wolfsburg | 15% |
16. | VfB Stuttgart | 6% |
17. | FC St. Pauli | 5% |
18. | 1. FC Heidenheim | 4% |
19. | Union Berlin | 2% |
20. | Werder Bremen | -31% |
Bedeutung der Eigenkapitalquote
Immerhin 12 Clubs (2022: 8 Clubs) haben eine gesunde Eigenkapitalquote. Wie beim Anlagendeckungsgrad dominieren Baden und der FC Bayern die Liga auch bei der Eigenkapitalquote. Die TSG Hoffenheim, der SC Freiburg und der FC Bayern München sind finanziell weiterhin gut aufgestellt .
Die Eigenkapitalquote gibt wohl am ehesten Auskunft auf die Frage, bei welchen Vereinen die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass sie eine neue Einstellung des Spielbetriebs überleben könnten. Der VfL Bochum macht hier wirklich gute Schritte (von -21% 2022 über 3% 2023 auf 22 Prozent 2024). Bei Union Berlin geht es in die richtige Richtung, bei Werder Bremen leider nicht.
In Teil 3 der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2024 wird es um die Personalaufwandsquote gehen.