Interessieren Dich die Finanzen der Bundesliga-Clubs? Wenn ja, dann bist Du hier genau richtig. Mit Hilfe von Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine, die die DFL öffentlich verfügbar macht, lassen sich finanzielle Entwicklungen der Clubs erkennen. So ist es möglich, zu analysieren, wie finanziell nachhaltig Vereine wirtschaften, welche Vereine finanziell gut aufgestellt sind, welche Clubs finanziell eher Verbesserungspotential haben und wie FinancialFairplay gelebt wird.
Einleitung
Einführung Key Performance Indicators (KPIs)
KPI Anlagendeckungsgrad
Einleitung
Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Dies geht zurück auf den Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018. So war es 2019 erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2019“ zu erstellen. Ferner lässt sich erkennen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.
Basis sind Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat. Mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiere ich diese Finanzkennzahlen und ermittele seit 2019 jährlich die Finanz-Bundesliga-Tabelle.
Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse: Da sie sich untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch interessanter, weil es möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr (2019 zu 2018) zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren (Geschäftsjahr 2020). 2022(Geschäftsjahr 2021) war das Jahr, in dem teilweise wieder Zuschauende wieder im Stadion zugelassen waren. 2023 (Geschäftsfahr 2022) war das Jahr, in dem sich langsam der Gechäftsbetrieb in der Bundesliga nach der Pandemie wieder normalisierte.
Vergleichbarkeit der Vereine
Um die Vereine besser vergleichen zu können, sind in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2024 alle Erstliga-Clubs der Saison 2023/2024 und der Saison 2024/2025 vertreten. Allerdings bilanzieren Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der 1. FC Heidenheim zum 31. Dezember. Eintracht Frankfurt publizierte ein Rumpfgeschäftsjahr vom 1. Jnaur bis zum 30. Juni 2023, da der Club seine Bilanz umgestellt hat.
Wie 2023 lohnt es sich auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Geschäftsjahr 2019, dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.
Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2022 bis 30. Juni 2023 spielten Darmstadt 98, der 1. FC Heidenheim, und die beiden diesjährigen Aufsteiger FC St. Pauli und Holstein Kiel in der 2. Liga.
Die Analyse wird in verschiedene Bereiche unterteilt:
Einführung und der Key Performance Indicators (KPIs)
Ich habe die folgenden von der DFL veröffentlichten Finanzkennzahlen genutzt:
- Anlagevermögen
- Eigenkapital
- Verbindlichkeiten + Rückstellungen + passive Rechnungsabgrenzungsposten (=Fremdkapital)
- Bilanzsumme
- Personalkosten
- Rohergebnis (als Umsatz genutzt)
Daraus habe ich die folgenden Leistungskennzahlen hergeleitet:
- Anlagendeckungsgrad
- Eigenkapitalquote
- Personalaufwandsquote
- Verschuldungsgrad
Anmerkung in eigener Sache: Unter den Lesenden dieses Blogs gibt es sicherlich versiertere „Bilanzbuchhalter*innen“ als ich es bin. Da die passiven Rechnungsabgrenzungsposten immer größer werden, habe ich diese erstmals mit ins Fremdkapital hinein genommen. Gleichzeitig habe ich die gesamte Analyse verschlankt. Der Jahresüberschuss fehlt ab sofort in dieser Aufstellung, da er nur kurzfristig für das Geschäftsjahr aussagekräftig ist. Dementsprechend fehlen nun auch die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität. Ziel dieser Finanz-Bundesliga ist es nicht, für 20 Vereine wasserdichte Finanzgutachten zu erstellen. Vielmehr soll sie Fußballfans dazu dienen, sich ein grobes Bild des eigenen Vereins in Bezug auf die langfristige finanzielle Situation zu machen – im Vergleich zu Konkurrenten genauso wie zum Vorjahr. Wie bei vielen anderen Fan-Aktionen auch, ist dieser Artikel in der Freizeit entstanden, ohne finanzielle oder sonstige Kompensation. Eine noch detaillierte Aufstellung hätte den zeitlichen Aufwand deutlich gesprengt.
1. Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)
Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs.
Das Eigenkapital
Wie in allen Jahren zuvor, seitdem die Finanzkennzahlen publiziert werden, gibt es Clubs mit negativem Eigenkapital, sprich diese Clubs sind bilanziell überschuldet. Das Vermögen des Vereins deckt nicht mehr die Schulden.
Club | Mio. Euro | |
1. | FC Bayern München | 536 |
2. | Borussia Dortmund | 283 |
3. | Bayer 04 Leverksuen | 201 |
4. | TSG Hoffenheim | 198 |
5. | RB Leipzig | 139 |
6. | SC Freiburg | 111 |
7. | FC Augsburg | 54 |
8. | Borussia Mönchengladbach | 51 |
9. | 1. FSV Mainz 05 | 38 |
10. | VfL Wolfsburg | 31 |
11. | Eintracht Frankfurt | 25 |
12. | Darmstadt 98 | 17 |
13. | 1. FC Köln | 16 |
14. | VfB Stuttgart | 12 |
15. | VfL Bochum | 9 |
16. | Holstein Kiel | 7 |
17. | FC St. Pauli | 3 |
18. | Union Berlin | 2 |
19. | 1. FC Heidenheim | 2 |
20. | Werder Bremen | -18 |
Die überschuldeten Clubs in der Historie
Die überschuldeten Clubs in der Historie (negatives Eigenkapital) seit der Publikation der Finanzkennzahlen durch die DFL:
- 2018:
- Hertha BSC Berlin
- SC Paderborn
- Union Berlin
- 2019:
- Union Berlin
- Arminia Bielefeld
- FC Schalke 04
- 2020:
- Union Berlin
- Arminia Bielefeld
- Werder Bremen
- Schalke 04
- VfL Bochum1
- 2021:
- Union Berlin
- VfL Bochum
- Arminia Bielefeld2
- Werder Bremen3
- Schalke 043
- 2022:
- Union Berlin
- Werder Bremen1
- Schalke 041
- 2023:
- Werder Bremen
1: Aufsteiger; 2: Arminia Bielefeld ist 2022 nicht mehr in der Liste enthalten, da der Club 2022 abstiegen ist. Das Eigenkapital ist allerdings weiterhin negativ; 3: Absteiger
Entwicklung des Eigenkapitals
Das negative Eigenkapital ist im Geschäftsjahr 2023 bei Werder Bremen um 3 Mio. Euro gestiegen. Damit ist der Club der einzige überschuldete Club der Bundesliga. Union Berlin hat erstmals seit der Veröffentlichung der Zahlen im Jahr 2019 geschafft, die Überschuldung zu beenden.
Der FC Augsburg (16,9 Mio. Euro), Holstein Kiel (1,3 Mio. Euro) und der 1. FSV Mainz 05 (1,3 Mio. Euro) haben wie im Vorjahr Investitionszuschüsse (wahrscheinlich für das jeweilige Stadion) erhalten, die man dem Eigenkapital zurechnen kann. Ich habe diese Zuschüsse weggelassen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen. RB Leipzig hat in den Vorjahren ebenfalls Zuschüsse erhalten, seit 2022 aber nicht mehr. 2018 Jahr war dieser Zuschuss bei RBL größer als damals das eigentliche Eigenkapital in Höhe von 27 Mio. Euro. 2019 fanden sich in der Bilanz von RBL 100 Mio. Euro mehr Eigenkapital, die vermutlich vom Brausekonzern stammen. Seit 2020 ist das Eigenkapital wieder „normal“ gewachsen (zwischen 0,3 Mio. und 6 Mio Euro).
Den prozentual größten Zuwachs des Eigenkapitals legte 2023 der VfL Bochum hin. Es wurde mehr als verachtfacht, allerdings auf relativ niedrigem Niveau (von 1 auf 9 Mio Euro). Der 1. FC Köln hat sein Eigenkapital vervierfacht, ebenfalls auf eher niedrigem Niveau (von 3 auf 16 Mio. Euro). Beide Clubs fahren seit dem Ende der Pandemie einen beachtlichen finanziellen Konsolidierungskurs. Auch für Union Berlin geht es bergauf. Die Überschuldung (2022: -16,3 Mio. Euro) ist mit 1,8 Mio. Euro Eigenkapital 2023 Geschichte.
Der SC Freiburg hat es hinbekommen trotz Pandemie sein Eigenkapital im sechsten Jahr in Folge zu steigern und das ohne Investor (von 76 auf 111 Mio. Euro).
Moderate Steigerungen des Eigenkapitals haben Borussia Mönchengladbach (9 Prozent), der FC Bayern München (6 Prozent), der VfB Stuttgart (5 Prozent), RB Leipzig und Borussia Dortmund (1 Prozent) hinbekommen.
Die Ausnahmen Bayer 04 Leverkusen und der VfL Wolfsburg
Keine Veränderungen gab es wie jedes Jahr beim VfL Wolfsburg und bei Bayer 04 Leverkusen, da es bei diesen Vereinen eigentlich egal ist, wie sie wirtschaften, da am Ende alles durch den Pharmariesen bzw. den Autokonzern ausgeglichen wird.
Bei allen anderen Clubs kam es zu einer Eigenkapitalverringerung: TSG Hoffenheim (-2 Prozent), 1. FSV Mainz 05 (-6 Prozent), FC Augsburg und Darmstadt 98 (-7 Prozent), Eintracht Frankfurt (-12 Prozent).
Auch bei den beiden Aufsteigern verringerte sich das Eigenkapital (Holstein Kiel -18 Prozent; FC St. Pauli – 60 Prozent).
Werder Bremen hatte vor der Pandemie noch 11 Mio. Eigenkapital in der Bilanz stehen. Jezt steht dort ein Minus von fast 18 Mio. Euro. Es ist im letzten Jahr um 27 Prozent gestiegen.
Fazit: Die massive Kapitalvernichtung während der Pandemie, bei der viele Clubs teilweise die Hälfte des Eigenkapital vernichtet haben, ist glücklicherweise zu Ende. Es gibt nur noch einen Verein, der überschuldet ist. So wenig überschuldete Clubs gab es noch nie. 2021 waren es noch fünf Clubs.
Das Anlagevermögen
Das Anlagevermögen bezeichnet die so genannten Steine eines Vereins, sprich diese sollen dem Verein dauerhaft dazu dienen, den Spielbetrieb durchzuführen. Als Steine des Vereins gelten auch die Beine des Vereins, sprich der Spielerwert.
Club | Mio. Euro | |
1. | FC Bayern München | 469 |
2. | RB Leipzig | 370 |
3. | Borussia Dortmund | 363 |
4. | Bayer 04 Leverkusen | 257 |
5. | Borussia Mönchengladbach | 160 |
6. | VfL Wolfsburg | 139 |
7. | TSG Hoffenheim | 132 |
8. | VfB Stuttgart | 118 |
9. | Eintracht Frankfurt | 103 |
10. | FC Augsburg | 85 |
11. | SC Freiburg | 63 |
12. | Union Berlin | 61 |
13. | 1. FC Köln | 55 |
14. | FC St. Pauli | 42 |
15. | Darmstadt 98 | 38 |
16. | 1. FSV Mainz 05 | 31 |
17. | 1. FC Heidenheim | 27 |
18. | Werder Bremen | 21 |
19. | VfL Bochum | 19 |
20. | Holstein Kiel | 9 |
Das Anlagevermögen ist am stärksten bei Darmstadt 98 (65 Prozent), bei Union Berlin (45 Prozent), der TSG Hoffenheim (40 Prozent), dem VfL Bochum (23 Prozent), dem VfB Stuttgart (14 Prozent) und dem 1. FC Heidenheim (13 Prozent) gestiegen.
Moderate Steigerungen gab es bei Bayer 04 Leverkusen (9 Prozent), Borussia Mönchengladbach (8 Prozent), dem FC Bayern, dem SC Freiburg, dem FC St. Pauli (6 Prozent), RB Leipzig und Borussia Dortmund (2 Prozent).
Leichte Verluste im Anlagevermögen mussten Werder Bremen (1 Prozent), der 1. FSV Mainz 05 (2 Prozent), 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt (6 Prozent) und der VfL Wolfsburg (7 Prozent) hinnehmen.
Lediglich der FC Augsburg und Holstein Kiel mussten mit 12 Prozent vergleichsweise relativ große Verluste im Anlagevermögen hinnehmen.
Fazit: Insgesamt ist das Anlagevermögen erstmals nach der Pandemie nicht mehr rapide gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr fallen diese Zahlen moderat aus. Dass Absteiger Darmstadt 98 die prozentual größte Zunahme hat, überrascht.
Der Anlagendeckungsgrad (AD)
Der AD zeigt an, inwieweit das Anlagevermögen durch das Eigenkapital gedeckt ist, sprich inwieweit die Mannschaft eigenfinanziert ist und somit unter FinancialFairplay-Bedingungen finanziert wird. Ein AD von 50% bedeutet, dass das Anlagevermögen zu 50% mit Eigenkapital gedeckt ist. Damit finanzielle Stabilität gewährleistet ist, sollte der AD zwischen 60 und 100% liegen. Ein AD von mindestens 60% könnte beispielsweise ein Lizenzierungskriterium der DFL in Bezug auf finanzielle Nachhaltigkeit sein. Dieses würden 2023 7 Clubs plus Holstein Kiel erfüllen. Daran erkennt man die finanzielle Schieflage vieler Clubs. Damit ergibt sich trotz dem Ende der Pandemie keine höhere Zahl an Clubs, die das Ziel erreichen.
Die Anlagendeckungsgrad-Tabelle 2023
Club | Anlagen- deckungsgrad | |
1. | SC Freiburg | 177 % |
2. | TSG Hoffenheim | 150 % |
3. | 1. FSV Mainz 05 | 121 % |
4. | FC Bayern München | 114 % |
5. | Bayer 04 Leverkusen | 78 % |
6. | Borussia Dortmund | 78 % |
7. | Holstein Kiel | 73% |
8. | FC Augsburg | 64 % |
9. | VfL Bochum | 48 % |
10. | Darmstadt 98 | 45 % |
11. | RB Leipzig | 38 % |
12. | Borussia Mönchengladbach | 32 % |
13. | 1. FC Köln | 29 % |
14. | Eintracht Frankfurt | 24 % |
15. | VfL Wolfsburg | 22 % |
16. | VfB Stuttgart | 10 % |
17. | FC St. Pauli | 8% |
18. | 1. FC Heidenheim | 6 % |
19. | Union Berlin | 3 % |
20. | Werder Bremen | n/a |
Baden dominiert seit der Einführung der Finanz-Bundesliga 2019 diese Tabelle. Sowohl der SC Freiburg als auch die TSG Hoffenheim haben einen Deckungsgrad weit über 1 – d.h. die Steine und Beine sind also mehr als vollkommen selbst finanziert. Gleiches gilt wieder für den 1. FSV Mainz 05, der es 2023 wie 2022 wieder geschafft hat, nachdem es 2021 nicht ganz gereicht hat. Beim FC Bayern München hat sich die Überdeckung nicht verändert.
Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund, Holstein Kiel und der FC Augsburg haben alle einen Anlagendeckungsgrad von über 60 Prozent, was als finanziell nachhaltig gilt. Den größten Sprung nach vorne machte der VfL Bochum, der mittlerweile 48 Prozent (Vorjahr 7 Prozent) vorzuweisen hat. Auch der 1. FC Köln hat seinen Anlagendeckungsgrad massiv erhöhen können (von 6 auf 29 Prozent). Erstmals kann Union Berlin mit 3 Prozent überhaupt einen Anlagendeckungsgrad ausweisen.
Darmstadt 98 hingegen hat seinen guten Anlagendeckungsgrad von 80 Prozent auf 45 Prozent fast halbiert.
Im zweiten Teil der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2024 geht es um die Eigenkapitalquote.