Die Finanzen der Bundesliga-Clubs 2024 Teil 4 – Verschuldungsgrad

In Teil 3 der Finanzen der Bundesliga-Clubs ging es um indirekt um die Frage, ob Geld Tore schießt. Aus den beiden Finanzkennzahlen Personalaufwand und Umsatz (bzw. Rohergebnis) wurde die Personalaufwandsquote gebildet. Sie ist das dritte von vier aus der die „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ ermittelt wird. Im letzten Teil der Finanzen der Bundesliga-Clubs geht s um den Verschuldungsgrad.

4. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen. Ist selbst das Eigenkapital negativ, wie ist das gar nicht messbar. Die Finanzen der Bundesliga-Clubs werden durch den Verschuldungsgrad für alle sichtbar offengelegt.

Das Fremdkapital

Bevor wir auf den Verschuldungsgrad schauen, blicken wir erstmal auf das Fremdkapital. Es bildet das Gegenteil des Eigenkaptials und bezeichnet die Verbindlichkeiten eines Unternehmens gegenüber Dritten. Das Fremdkapital wird von DFL als Finanzkennzahl publiziert.

ClubMio. Euro
1.Holstein Kiel5
2.TSG Hoffenheim29
3.1. FSV Mainz 0529
4.VfL Bochum32
5.1. FC Heidenheim35
6.Darmstadt 9836
7.SC Freiburg38
8.FC Augsburg41
9.FC St. Pauli58
10.Werder Bremen75
11.1. FC Köln76
12.Union Berlin95
13.Eintracht Frankfurt129
14.Borussia Mönchengladbach145
15.Bayer 04 Leverkusen154
16.VfB Stuttgart173
17.VfL Wolfsburg173
18.Borussia Dortmund229
19.RB Leipzig337
20.FC Bayern München347
Fremdkapital-Tabelle Geschäftsjahr 2023 – Quelle DFL

Die Rechnungsabgrenzungsposten

Erstmals habe ich die passiven Rechnungsabgrenzungsposten dem Fremdkapital hinzugerechnet, da dieser Posten immer größer wird und buchhalterisch auch dem Fremdkapital zugerechnet werden sollte. Daher habe ich die Zahlen aus 2023 korrigiert, um einen Vergleich zwischen 2023 und 2024 herzustellen.

Die Entwicklung des Fremdkapitals

Der FC Augsburg konnte sein Fremdkapital um sagenhafte 32 Prozent senken. Ebenfalls deutlich senken konnten es der VfL Wolfsburg (15 Prozent), Eintracht Frankfurt (14 Prozent), Bayer 04 Leverkusen, Holstein Kiel und der SC Freiburg (11 Prozent). Um 9 Prozent konnte es der 1. FC Köln senken, Werder Bremen um 5 Prozent.

Darmstadt 98 musste eine Erhöhung des Fremdkapitals von 86 Prozent verzeichnen, der FC Bayern München um 67 Prozent. Um ein Drittel ging es für die TSG Hoffenheim und den 1. FC Heidenheim hoch. Bei Borussia Dortmund ging es um 31 Prozent nach oben. Um 18 Prozent ging es beim FC St. Pauli und bei Union Berlin nach oben, beim 1. FSV Mainz 05 um 14 Prozent. Um 12 Prozent ging es beim VfB Stuttgart nach oben. Bei RB Leipzig ging es um 11 Prozent nach oben. Jeweils um 8 Prozent stieg es beim VfL Bochum und bei Borussia Mönchengladbach.

Die Relation Fremdkapital zu Eigenkapital: der Verschuldungsgrad

Die Zahl des höchsten Fremdkapitals sagt alleine wenig aus. Daher setzt man das Fremdkapital in Relation zum Eigenkapital und erhält den Verschuldungsgrad. Häufig wird ein Richtwert empfohlen, bei dem das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital höchstens 2:1 ist, was einem Verschuldungsgrad von 200% entspricht. Das heißt, dass die Verbindlichkeiten höchstens doppelt so hoch sein sollten wie das Eigenkapital. Dies wäre ein finanziell nachhaltiges Lizenzierungskriterium, was auch dem Geiste von Financial Fairplay entspricht.

Die TSG Hoffenheim hat 2023 den niedrigsten Verschuldungsgrad aufzuweisen
Die TSG Hoffenheim hat 2023 den niedrigsten Verschuldungsgrad aufzuweisen

Die Verschuldungsgrad-Tabelle des Geschäftsjahres 2023 als Gradmesser für die Finanzen der Bundesliga-Clubs

ClubVerschuldungs-
grad
1.TSG Hoffenheim15%
2.SC Freiburg34%
3.FC Bayern München65%
4.FC Augsburg76%
5.Holstein Kiel76%
6.Bayer 04 Leverkusen77%
7.1. FSV Mainz 0577%
8.Borussia Dortmund81%
9.Darmstadt 98208%
10.RB Leipzig243%
11.Borussia Mönchengladbach282%
12.VfL Bochum345%
13.1. FC Köln488%
14.Eintracht Frankfurt524%
15.VfL Wolfsburg560%
16.VfB Stuttgart1472%
17.FC St. Pauli1801%
16.1. FC Heidenheim2240%
17.Union Berlin5289%
18.Werder Bremenn/v
Verschuldungsgrad-Tabelle Geschäftsjahr 2023 – Quelle: Meenzer on Tour

Acht quasi schuldenfreie Clubs

Lediglich acht Clubs haben einen Verschuldungsgrad, der in der Wirtschaft als vertretbar gilt. Diese acht Clubs sind gleichzeitig quasi schuldenfrei. Im Umkehrschluss heißt das, dass zwölf Clubs einen zu hohen Verschuldungsgrad aufweisen. Das gilt insbesondere für den überschuldeten Club Werder Bremen.

Der VfL Bochum hat seinen Verschuldungsgrad um 88 Prozent senken können. Auch der 1. FC Köln konnte ihn um 81 Prozent senken. Ebenfalls senken konnten ihn der FC Augsburg (27 Prozent), Werder Bremen (25 Prozent – dennoch überschuldet), der SC Freiburg (24 Prozent), der VfL Wolfsburg (15 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (11 Prozent). Leichte Rückgänge haben auch Eintracht Frankfurt (3 Prozent) und Borussia Mönchengladbach (1 Prozent) zu verzeichnen.

Den Verschuldungsgrad verdreifacht hat der FC St. Pauli, ihn verdoppelt hat Darmstadt 98. Um 56 Prozent ging er beim FC Bayern München nach oben. 43 Prozent hoch ging er beim 1. FC Heidenheim und um 36 Prozent bei der TSG Hoffenheim. Borussia Dortmund hat einen Anstieg um 30 Prozent zu verzeichnen. Auch beim 1. FSV Mainz 05 ging er um 21 Prozent nach oben. Leichte Steigerungen haben RB Leipzig (10 Prozent), Holstein Kiel (9 Prozent) und der VfB Stuttgart (7 Prozent) zu verzeichnen.

Der Verschuldungsgrad bleibt bei der TSG Hoffenheim seit Einführung der Bilanzpublikation konstant auf einem niedrigen Niveau (20 Prozent im Jahr 2020, 15 Prozent im Jahr 2019) und jetzt auch wieder 15 Prozent. Das bekommt kein anderer Bundesligist hin. Der Zweitplatzierte, der SC Freiburg hat einen Verschuldungsgrad von 34 Prozent und mit deutlichem Abstand folgt der FC Bayern München mit 65 Prozent. Danach folgen der FC Augsburg und Holstein Kiel (76 Prozent), Bayer 04 Leverkusen und der 1. FSV Mainz 05 (77 Prozent) sowie Borussia Dortmund (81 Prozent) die fünf weiteren Clubs, die noch einen Verschuldungsgrad unter 100 Prozent aufweisen, d.h. bei denen das Eigenkapital noch größer als das Fremdkapital ist und die damit schuldenfrei sind.

Interessanterweise gibt es keinen Club, bei dem der Verschuldungsgrad zwischen 100 und 200 Prozent liegt, sprich bei denen die Verschuldung wirtschaftlich vertretbar wäre. So eine Zweiteilung der Liga ist bei keinem anderen KPI so offensichtlich.

Der Fall RB Leipzig in Bezug auf den Verschuldungsgrad

Während RB Leipzig 2019 durch die 100 Mio. Euro, die dem Eigenkapital aus Fuschl am See damals zugeflossen sind, den Verschuldungsgrad massiv senken konnte, trat 2020 und 2021 ein kleiner Jo-Jo-Effekt ein und der Verschuldungsgrad nahm wieder zu. Er lag 2021 bei 230 Prozent und 2022 bei 220 Prozent und 2023 bei 243 Prozent, so dass er imer noch fast doppelt so hoch liegt wie vor der Pandemie (115 Prozent).

Für Werder Bremen lässt sich der Verschuldungsgrad gar nicht kalkulieren, da der Verein negatives Eigenkapital aufweist. Erstmals lässt sich für Union Berlin ein Verschuldungsgrad messen, da der Verein nicht mehr überschuldet ist. 2021 ist der VfL Bochum der Überschuldung entkommen und legt Jahr für Jahr einen besseren Verschuldungsgrad hin (2022: 2827%, 2023: 345%). Auch für den 1. FC Köln geht es diesbezüglich in die richtige Richtung (2022: 2604%, 2023: 488%).

Der FC Augsburg ist wieder schuldenfrei (2022: 105%, 2023: 76 Prozent). Das war der Club allerdings auch schon 2018 bis 2019 und 2021. Für Darmstadt 98 ging der Verschuldungsgrad massiv nach oben (2022: 104%, 2023: 208%).

Bei den Aufsteigern zeigt sich ein gegensätzliches Bild. Holstein Kiel ist weiterhin schuldenfrei (2022: 70%, 2023: 76%), wohingegen der FC St. Pauli den Verschuldunggrad verdreifacht hat (2022: 606%, 2023: 1801%).

Resümee der vier KPIs für die Ermittlung der Finanzen der Bundesliga-Clubs

Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Diese würde zu kurz greifen, um tatsächlich einen Club von allen Seiten finanziell abzuchecken, ihn mit den anderen Clubs zu vergleichen und Änderungen im Vergleich zum Vorjahr aufzuzeigen. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen. Diese folgt in Teil 5.

In 2019, 2020, 2022 und 2023 hat der SC Freiburg den Titel geholt. Ob dem Verein dies in der „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ 2023 wieder gelingt?  Oder schafft die TSG Hoffenheim ihren zweiten Titel nach 2021?