Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: FC Heidenheim*.
Einleitung
Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim
Einleitung
Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.
Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:
- Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
- Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
- Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
- Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)
als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.
Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)
Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:
| 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
FC Heidenheim | 6% | 6% | 2% | 7% | 7% |
Mainz 05 | 86% | 79% | 74% | 88% | 127% |
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.
| 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
FC Heidenheim | 6% | 5% | 1% | 5% | 6% |
Mainz 05 | 44% | 50% | 45% | 51% | 60% |
Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)
Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.
| 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
FC Heidenheim | 48% | 40% | 47% | 42% | 47% |
Mainz 05 | 39% | 34% | 46% | 50% | 46% |
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)
Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.
| 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
FC Heidenheim | 1400% | 1710% | 5984% | 1441% | 1358% |
Mainz 05 | 98% | 84% | 97% | 64% | 41% |
Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim
Der FC Heidenheim würde eines von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Allerdings muss man wissen, dass Heidenheim bisher in der 2. Liga gespielt hat und die finanziellen Voraussetzung dort andere sind, als im Fußball-Oberhaus. Dennoch spricht natürlich nichts dagegen, dass auch in der 2. Liga, finanziell nachhaltig agiert wird.
Die Personalaufwandsquote des FC Heidenheim liegt mit zuletzt 47 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Und diese lag während des gesamten Betrachtungszeitraums zwischen 2018 und 2022 immer deutlich darunter, sprich Personalaufwand und Umsatz stehen in Heidenheim in einem gesunden Verhältnis zueinander.
Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 7 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 60 Prozent. Das bedeutet, dass die Finanzierung des FC Heidenheim etwas wackelig ist. Allerdings hatte Heidenheim in jedem Jahr positives Eigenkapital vorzuweisen. Dies ist weder in der 1. noch in der 2. Liga alles andere als selbstverständlich. Zwischenzeitlich war der Anlagendeckungsgrad sogar während der Pandemie auf 2 Prozent gesunken, sprich der FC Heidenheim versucht sich aus der Corona-Depression langsam aber sicher rauszuwinden.
Die Eigenkapitalquote liegt mit 6 Prozent deutlich unter den geforderten 20 Prozent. Sie war aber auch während der Pandemie mit 1 Prozent 2020 noch schlechter. Auch hier gilt die Devise, dass der Club auf einem guten Weg ist.
Der Verschuldungsgrad in Höhe von 1358 Prozent liegt über dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Verglichen mit dem Seuchenjahr 2020, als sie bei fast 6000 Prozent lag, bekommt Heidenheim nach der Pandemie seine finanzielle Lage langsam wieder in den Griff.
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim
Der Vorteil von KPIs ist die Tatsache, dass sie absolute Größen vernachlässigen und verschiedene Parameter in Relation setzen. Vergleicht man die Zahlen vom FC Heidenheim und vom FC Bayern oder auch „nur“ von Mainz 05, wird in absoluten Zahlen immer eine verzerrte Relation herauskommen. Setzt man aber jeweils verschiedene Zahlen des selben Clubs in Relation und vergleicht sie mit anderen Clubs, wird leicht erkennbar, wer von beiden innerhalb der jeweiligen Möglichkeiten finanziell nachhaltiger agiert.
Mit einem Anlagendeckungsgrad von 7 Prozent liegt der FC Heidenheim gleichauf mit dem VfL Bochum, aber zum Beispiel einen Tick besser als der 1. FC Köln – von Werder und Union ganz zu schweigen, da diese beiden Clubs zum Bilanzstichtag 2022 komplett überschuldet waren.
Bei der Eigenkapitalquote liegt der FC Heidenheim mit 6 Prozent nur einen Punkt hinter dem VfB Stuttgart, aber deutlich vor Köln (4 Prozent) und Bochum (3 Prozent).
Bei der Personalaufwandsquote liegt Heidenheim mit 47 Prozent (in der 2. Liga) extrem gut im Vergleich zu den Erstligisten. Sprich Heidenheim hat wirklich mit einem sehr günstigen Kader das Maximum (den Aufstieg) erreicht.
Allerdings ist der Verschuldungsgrad extrem hoch. Wenn man mal von den überschuldeten Clubs Werder und Union absieht, haben nur Bochum und Köln einen höheren Verschuldungsgrad. Da jährlich mindestens zwei Clubs aufsteigen, ist ein Blick rüber nach Darmstadt an dieser Stelle auch mal angebracht. Deren Verschuldungsgrad liegt bei 93 Prozent (Heidenheim 1358 Prozent). Daran erkennt man, dass zwar beide Aufsteiger es verstehen, mit Geld umzugehen, aber bei Heidenheim fast alles fremd finanziert ist.
Fazit: In Heidenheim macht man aus wenig eigenem Geld sehr viel. Der Verein hat zwar kaum Eigenkapital, der Großteil ist fremdfinanziert. Aber man ist nicht überschuldet und weiß mit dem Geld etwas anzufangen. Denn die Personalaufwandsquote von 47 Prozent in der 2. Liga ist für den Ertrag (Aufstieg) schon sehr gut. Wenn Heidenheim in diesem Geschäftsjahr, was auf der Alb am 31. Dezember (statt wie bei den meisten Clubs am 30. Juni) endet, nicht massiv Geld in den Kader gesteckt haben sollte, wird sich der Verein in seinem ersten Jahr 1. Liga finanziell weiterhin nachhaltig verbessern. Das wird die spannende Frage bleiben, die bei der Vorstellung der nächsten Bilanz in ein paar Monaten beantwortet wird.
Rot-weiße Grüße,
Christoph – Meenzer on Tour