Spätlese TuS Wörrstadt Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

„Meisterinnen müssen Aufsteigen“-Banner im Gästebereich

01 Hin und weg:

Für das letzte Auswärtsspiel der Mainz-05-Frauen in der Regionalliga Südwest der aktuellen Saison ging es wieder nach Rheinhessen, wo auch alles am ersten Spieltag begann. Damals war es sehr leicht, von Mainz nach Ober-Olm zu radeln. Die Radtour diesmal nach Wörrstadt war doch etwas länger, aber allen zu empfehlen, die mit dem Drahtesel mal einen netten Trip vor die Tore der Goldenen Stadt unternehmen wollen. Von Laubenheim ging es nach Süden nach Bodenheim und dann gen Südwesten immer auf einer stillgelegten Bahnlinie leicht begann bis nach Selzen. Weiter über nette Radwege und Köngernheim, Undenheim und Gabsheim war dann nach zirka 30 Kilometern Wörrstadt erreicht.

02 (N)immer nuff:

Während bei Mainz 05 der Frauenfußball nur ein kurzes Intermezzo in den 1970er Jahren war, ist die Saison vor 50 Jahren bei der TuS Wörrstadt sicherlich das bisherige Highlight schlechthin für den Verein gewesen. Schließlich gewann das Frauenteam die deutsche Fußballmeisterschaft als erstes Team in Deutschland überhaupt. Im Teilnehmerfeld waren auch Vereine wie Werder Bremen und der FC Bayern München. Gespielt wurde in 4 Vierergruppen, wobei nur der Gruppensieger weiterkam. Die Bayern-Frauen wurden nur zweite in ihrer Gruppe, die Werder-Frauen sogar letzte. Die Frauen aus Wörrstadt gewannen ihre Gruppe, in der die NSG Oberst Schiel Frankfurt, Preußen Krefeld und der FC Germania Untergrombach alle besiegt wurden und am Ende ein närrisches Torverhältnis von 11:1 stand. Das Halbfinale gewannen die Wörrstädterinnen gegen die Frauen des Bonner SC und das Finale wurde am 8. September 1974 im Mainzer Bruchwegstadion ausgetragen. 8 Jahre vor der Deutschen Amateurmeisterschaft 1982, die der FSV holte, wurde hier also schon mal ein Team Deutscher Meister. Vor 3800 Zuschauenden gewann Wörrstadt mit 4:0 gegen Eintracht Erle. Schiedsrichter war ein gewisser Walter Eschweiler, den manche von uns noch kennen – etwa durch seinen Purzelbaum bei der WM im Männerfußball 1982.

Mit dem Rad ging es durch das schöne Rheinhessen nach Wörrstadt

Es war somit schon eine schöne Geschichte, bei so einem Traditionsverein im Frauenfußball vorbeizuschauen und die Regionalliga-Auswärtsfahrten (für diese Saison) zu beenden.

03 Kon-Trolle

Das Kassenhäuschen bestand aus einem Tisch und einem kleinen Kässchen. Anders als damals am Bruchweg waren letzten Sonntag nur vielleicht 100 Zuschauende gekommen und somit hatte der Kassenwart auch Zeit für ein kleines Schwätzchen über damals 1974. Heute müssen die Wörrstädterinnen bangen, nicht in die viertklassige Verbandsliga abzusteigen. Was für ein dramatischer Niedergang, der allerdings leider ein Trend ist. Außer der SGS Essen spielt in der 1. Liga im Frauenfußball kein reiner Frauenfußball-Verein mehr, oder ein Verein, bei dem der Frauenfußball dominiert.

Ankunft am Kunstrasenplatz

04 Kampf um den Mampf

Für das leibliche Wohl wurde an diesem Nachmittag gut gesorgt. Es gab Brezeln und Kuchen und auch diverse Kaltgetränke. Allerdings hatte der Verein nicht damit gerechnet, dass so viele 05er*innen ihr Team in der Fremde unterstützen. So war der Biervorrat bereits in der Halbzeit aufgebraucht. Später wurden dann von irgendwoher Radler-Stubbies besorgt, so dass auch in der zweiten Halbzeit durstige Kehlen gestillt wurden.

An diesem Tag gab es sehr viel zu Feiern für die 05erinnen

05 Käfighaltung

Die Entwicklung des Frauenfußballs bei Mainz 05 auf dem Platz und außerhalb des Platzes in dieser Saison ist wirklich beeindruckend. Die 05erinnen zogen ihr Ding durch, obwohl sie bereits als Meisterinnen feststanden und sich eigentlich auf das Finale im Verbandspokal, das heute stattfindet, und die Aufstiegsspiele hätten konzentrieren können. Aber das ist Fairplay, auch dieses Spiel seriös anzugehen und einen Kantersieg einzufahren. Die anderen Teams im Tabellenkeller wie Ober-Olm werden es den 05erinnen sicherlich danken. Neben dem kleinen „Mainz 05 Frauen“-Banner, was kurz nach der Winterpause als Pendant zum großen Banner entstand und sogar schon im Stadion am Europakreisel beim Köln-Spiel hing, wurde das „Meisterinnen müssen aufsteigen“ Banner fixiert. Schließlich müssen die 05erinnen gegen die Frauen des VfL Bochum im Juni in zwei Entscheidungsspielen den Startplatz in der nächsten Zweitligasaison unter sich ausmachen. Auch die Bochumerinnen sind bereits Meisterinnen und hätten es wie die 05erinnen verdient, aufzusteigen.

Insgesamt schossen die 05erinnen 13 Tore, davon Cecilia Way 5 Stück, Sarah Khalifa, die erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, deren 3. Die ihr Comeback feiernde Kapitänin Heiðrún Sigurðardóttir schoss gleich mal zwei Tore – was für ein Einstand! Ersatz-Kapitänin Ebru Uzungüney, Maja Pageler und Michelle Reifenberg trugen sich jeweils mit einem Tor in Liste der Schützinnen ein.

Nachkicks gab es zur Humba von einigen mitgereisten Fans noch eine Runde Capri-Sonne aus der Kühlbox für das Team, das diese Honorierung ihrer starken Leistung während der gesamten Saison gerne entgegennahm. So klang das letzte Liga-Auswärtsspiel sehr fein aus. 

Nach dem Abpfiff in Wörrstadt mit einer spendierten Runde Capri Sonne durch die Fans des FSV

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 endete so wie er begonnen hatte – mit einer Radtour durch Rheinhessen zu einem Zu-Null-Auswärtssieg der 05erinnen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph