Spätlese Wolfsburg Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Trotz wieder drei erzielten Toren auswärts, diesmal keine Punkte in Wolfsburg

01 Hin und weg:

Das so populäre Bahnbashing kann ich dieses Mal überhaupt nicht anbieten. Obwohl sowohl Wolfsburg als auch Mainz-Bischofsheim Bahnhöfe sind, bei denen der Zug gerne mal einfach so durchrauscht. Ersteres hört man immer mal wieder in den Medien, letzteres habe ich schon mal auf einer Auswärtsfahrt nach Berlin selbst erlebt. Aber sowohl der Regionalexpress in Bischofsheim, wo ich diesmal zugestiegen bin, als auch der ICE in Wolfsburg hielten planmäßig und pünktlich.

Begrüßt wurde ich in der Autostadt von einem Bahnbediensteten, der der Herr über die wenigen Schließfächer am Hauptbahnhof war. Er suchte mit mir und noch ein paar anderen Fans nach Fächern, die noch nicht belegt waren. Er machte darauf aufmerksam, dass es ein paar Fächer gab, die nur für 2 Stunden zu buchen waren (und dementsprechend 2 Euro statt 5 Euro für 24 Stunden kosteten). Diese komische Preisgestaltung ist wohl eine Wolfsburger Spezialität. Sie kannte ich von anderen Bundesliga-Bahnhöfen jedenfalls noch nicht. Ich finde ja, dass Voraussetzung für die Lizenzerteilung in der Bundesliga ein Schließfachangebot von mindestens 50 Fächern sein sollte. Die gefühlt 10 Schließfächer waren schon fast alle belegt, da der 05-Fanexpress kurz zuvor angekommen ist. Wahrscheinlich werden die Fächer auch tatsächlich nur alle zwei Wochen von Auswärtsfans genutzt. Denn wer steigt sonst in Wolfsburg aus, wenn nicht wegen Fußball oder Neuwagen abholen? Naja, am Ende fanden wir ein überdimensioniertes Schließfach für 5 Euro, die ich aber gerne zahlte, denn den Laptop mochte ich dann doch nicht in der Gepäckaufbewahrung am Stadion lassen. Und Münzen wechseln konnte sein Kollege auch noch. Ein nettes Service-Team gibt es da in Wolfsburg.

Blick auf das legendäre Stadion am Elsterweg, in dem 1997 Mainz 05 zum ersten Mal an die 1. Liga anklopfte.

02 (N)immer nuff:

Es gibt wenige Namen von Spielern gegnerischer Mannschaften, die ich wohl mein Leben lang nicht vergessen werde. Roy Präger gehört dazu – ist aber nicht der einzige Wolfsburger. Doch dazu später mehr. Präger hatte maßgeblichen Anteil am ersten Nicht-Aufstieg von Mainz 05 in die Bundesliga. Am letzten Spieltag der Saison 1996/97 spielte Mainz 05 beim VfL Wolfsburg. Gleichzeitig war dies ein direktes Aufstiegsduell. Der Sieger der Partie würde erstmals in die 1. Liga aufsteigen. Nach dem frühen Führungstor durch den „Kühlschrank“ Sven Demandt, schoss Präger 2 Tore und holte zwei Elfmeter für Wolfsburg raus. Am Ende gewann der VfL mit 5:4, stieg ins Oberhaus auf und bisher nicht ab. Für Mainz 05 war dies der erste Schub, der den Verein Fan-mäßig nach vorne brachte. Viele Menschen verfolgten das Spiel damals auf Großbildleinwand im Volkspark. Damals guckte auch ich im Volkspark und schaffte es bisher nicht ins Stadion am Elsterweg, wo dieser Showdown am letzten Spieltag stattfand.

Am Sonntag sollte sich eigentlich die Möglichkeit bieten, ein Spiel in diesem legendären Stadion zu verfolgen. Leider wurde dann doch die Partie der VfL Wolfsburg Frauen II gegen den MTV Kiel auf einen Nebenplatz verlegt. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen und tigerte mal um das Stadion herum, in dem sich das Drama von 1997 abgespielt hatte, bevor ich den Frauen beim Fußball zuguckte.

Leider fand das Regionalliga-Spiel der zweiten Mannschaft der VfL-Frauen auf einem Nebenplatz statt.

03 Kon-Trolle

Mitte der zweiten Halbzeit brach ich meine Stippvisite des Nebenplatzes C ab und per Pedes ging es in ein paar Minuten rüber zur Volkswagen-Arena. Dort machte ich mal wieder den QR-Code-Test. Selbstverständlich funktionierte der QR-Code auf dem Handy und führte zum wiederholten Male die Ausdruckpflicht des Print@Home-Tickets ad absurdum. Auf diesem Ticket wird übrigens für die VfL Wolfsburg-App geworben, in der es möglich sei, Tickets papierlos zu nutzen. Der Selbsttest wenige Tage vor dem Spiel brachte natürlich nicht den gewünschten Erfolg. Es war schlicht nicht möglich, ein bereits gekauftes Ticket in der App zu laden. Die Digitalisierung vieler Clubs der ersten Liga ist einfach ein Witz. Holstein Kiel bekam es dagegen problemlos hin, das Ticket ins Wallet des iPhones zu übertragen. Vielleicht sollten mal ein paar Clubs Bildungsurlaub an der Förde machen…

Der Blick auf den Eingang zum Gästeblock des Stadions am Elsterweg.

04 Kampf um den Mampf

Einmalig in der Bundesliga war wohl die Möglichkeit bereits vor dem Eintreffen am Stadion zu wissen, was es im Stadion zu Essen und zu Trinken gab. Dies auf der Homepage zu veröffentlichen, ist mal eine sinnvolle News – auch wenn dort angegeben war, dass womöglich nicht alle Speisen und Getränke im Gästeblock verfügbar wären. Das Angebot an Futter im Gästeblock entsprach dann auch den Angaben auf der Webseite. Das ist erstmal sehr löblich. Dass es auch zwei pflanzenbasierte Dinge zur Auswahl gab, war noch besser. Das Kernproblem bei VW ist halt immer die Preispolitik. Dass die vegane Wurst und die Currywurst 20 Prozent teurer sind als die Fleischvarianten ist halt wieder alte Bundesrepublik. Gleichzeitig wirbt VW aber mit seinem „Race to Zero“ für das Ziel Klimaneutralität bis 2025. Dass pflanzenbasierte Speisen klimafreundlicher als Fleischgerichte sind, sollte auch VW wissen, bevor er sich damit schmückt als erster Fußball Club der Welt diese UN-Initiative zu unterstützen. Der Konzern sollte sich mal entscheiden, ob er klimafreundlich agieren möchte  – dann sollten die Preise für pflanzenbasierte Kost unter denen für Fleischspeisen liegen oder man sollte einfach ehrlich sein, und dieses Greenwashing beenden. Und trotzdem war die vegane Wurst in der Halbzeit bereits ausverkauft. Dass VW wirklich arg sparen musste konnte man schließlich auch noch am Brötchen erkennen. Es gab schlicht nur noch ein halbes zur Currywurst dazu. Mit dieser Sparmaßnahme wird VW sicherlich wieder in wirtschaftlich erfolgreiches Fahrwasser gelangen.

Krasse Sparmaßnahme bei VW: Es gab nur noch halbe Brötchen zur (veganen) Currywurst

05 Käfighaltung

Spiele in Wolfsburg sind eigentlich immer ein Spektakel. Es war bereits das dritte 05-Spiel, das mit 7 Toren zu Ende ging. Beim ersten Spiel war ich ebenfalls im Stadion. Ein gewisser Martin Petrow machte aus einer 2:0 Führung für Mainz ein 2:4, ehe Bumbum Babatz für den 3:4 Endstand sorgte. Auch Petrov werde ich wohl nie mehr vergessen. Das war am 30. Oktober 2004. 7 Jahre später lag Mainz 05 mit 0:3 hinten, ehe Morten Rasmussen, Elkin, Schü und Adam das 4:3 hinbekamen. Nun ja, und am Sonntag sind wir sogar dreimal in Führung gegangen – und haben natürlich bei dieser 3:4 bzw. 4:3 Logik am Ende verloren. Serien können schon ätzend sein – ich bin schon sehr gespannt, ob wir das nächste Mal in Wolfsburg erstmal hinten liegen und dann am Ende 4:3 gewinnen – dann würde diese Serie halten. Einzuwenden dagegen hätte ich nichts 😉

Voller Gästeblock trotz Ansetzung am Sonntagnachmittag – schön, dass so viele mittlerweile auswärts dabei sind.

Fazit: Der Jahrgang 2024/2025 zeigt, dass selbst die abstrusesten Serien weitergehen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour