Viele Fußballfans, die in den sozialen Netzwerken aktiv sind, tendieren gerne dazu die Vergangenheit hochleben zu lassen, gerade wenn es mit dem eigenen Verein bergab geht. Man könnte daher meinen, dass “Thomas Tuchel – die Biografie” der beiden Journalisten Daniel Meuren und Tobias Schächter aktuell dazu prädestiniert wäre, das Schwelgen in der Vergangenheit zu verstärken.
Selbstverständlich war Thomas Tuchel ein Glücksfall für den FSV Mainz 05 – genauso wie es Jürgen Klopp war, auf den in diesem Buch ebenfalls an einigen Stellen ausführlich eingegangen wird. Schließlich folgte Tuchel indirekt auf Klopp in Mainz und direkt in Dortmund. Selbst als Trainer von Paris St. Germain und Liverpool begegneten sich beide bereits in der Champions League. Beide eint zudem der Karrierestart als Bundesliga-Trainer bei unserem FSV.
Die Vorzeichen beim Lesen dieses Buch standen folglich auch bei mir auf “Früher war alles besser”, doch ich wurde eines besseren belehrt. Natürlich geht es Mainz 05 derzeit tabellarisch schlecht und bei Thomas Tuchel denke ich in erster Linie an den famosen Bundesliga-Auftakt 2010 mit sieben Siegen in Folge. Bei Klopp denke ich natürlich erstmal an den ersten Bundesliga-Aufstieg überhaupt von Mainz 05. Ich denke umgekehrt bei ihm weniger an den Start in die Bundesliga-Saison 2005/06 mit fünf Niederlagen oder an den Abstieg mit ihm 2007. Dieses Alleinstellungsmerkmal hat er bis dato für sich alleine – das schaffte bisher weder Martin Schmidt, noch Sandro Schwarz oder Achim Beierlorzer; Kasper Hjulmand sowieso nicht, da er als einziger Bundesliga-Trainer von Mainz 05 gar nicht am letzten Spieltag auf der Bank saß. Und bei Tuchel denke ich eher nicht an das bittere Aus im Elfmeterschießen in Medias, das in dem Buch ebenfalls ausführlich Erwähnung findet, oder die Pleite im Viertelfinale des DFB-Pokals in Kiel – beides im Jahr 2011.
Je mehr Kapitel ich aufsog, desto mehr zog mich dieses Buch, was Mainz 05 betrifft, wieder hinauf. Zum einen, weil so viele Weggefährten von Tuchel zu Mainzer Zeiten zu Worte kamen und ihre reflektierte Sicht auf den Trainer gerne zu Papier bringen ließen, zum anderen weil ich für mich ein klareres Bild malen konnte, wieso Tuchel 2014 seinen Job bei Mainz 05 an den Nagel hängte – so alles andere als spontan übrigens.
Dass Mainz 05 mit dem Menschen Thomas Tuchel ab und an viel zu knabbern hatte, wird in dem Buch mehr als deutlich. Und so kommen auch Personen zu Wort, die nicht mit dem eigenen Namen in der Danksagung am Ende des Buchs stehen möchten. Für mich als Fan zeigt das Buch, dass es auch damals nicht die schöne heile Mainz 05-Welt gab. Wie so oft ist das alles keine Schwarz-Weiß-Malerei gewesen. Christian Heidel hat diesbezüglich da große Arbeit geleistet – aber auch Heidel war nicht der personalisierte Jesus vom Rhein, wie ihn viele Fans in der Nachbetrachtung vergöttern.
Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Post-Heidel-Strutz-Strukturen dem Verein tatsächlich gut tun. Ein Rouven Schröder steht heute unter viel größerer Beobachtung als es bei Heidel je der Fall war. Auch das kann ich aus dem Buch herauslesen. Ähnliches gilt natürlich für Jan Lehmann und in gewisser Weise auch für Stefan Hofmann – schließlich gibt es mittlerweile einen Aufsichtsrat beim Fußballsportverein.
Ich habe durch das Buch den Eindruck gewonnen, dass zu dieser Zeit die damalige Konstellation einfach optimal war: Ein Christian Heidel, der in der Lage war, einen Thomas Tuchel so zu behandeln, dass dieser von 2009 bis 2014 für den Verein tatsächlich das Optimum herausholte, ohne dass Heidel sich vor irgendjemandem rechtfertigen musste. Aber ich merkte beim Lesen auch, wie wenig Lust bei Tuchel vorhanden war, sich auf den Verein mit seinen Menschen einzulassen – das kam noch stärker bei seinem Wirken in Dortmund zum Vorschein und da freue ich mich tatsächlich auf die nächste Zeit mit Jan-Moritz Lichte, dem ich es abnehme, sich mit dem Verein zu identifizieren und mit der Mannschaft das Ziel Klassenerhalt anzugehen. Und was die Fußballkompetenz von Lichte angeht, sehe ich da angenehme Parallelen zum perfekt portraitierten Thomas Tuchel, der leider selbst zum Buch nichts beitragen wollte.
Über das Buch:
Titel: Thomas Tuchel – Die Biografie
Autoren: Daniel Meuren, Tobias Schächter
Verlag: Die Werkstatt GmbH
Softcover-Buch: 19,90 € bzw. e-book: 14,99 €
192Seiten
ISBN: 978-3730704660 (Print)
Erscheinungstermin: 16. April 2020
Bestellbar überall wo es Bücher gibt und online zum Beispiel bei „buch7“, dem sozialen Buchhandel. Durch den Kauf bei „buch7″ spendet das Unternehmen zwischen 0,70 € und 1,29 € – abhängig von der aktuellen Geschäftsentwicklung – an soziale Projekte.
Im Mai 2019 veröffentlichte die DFL nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Da wir bei der Bundesliga nicht erst seit den Geisterspielen wissen, dass es nur ums Geschäft geht, hatte ich im letzten Jahr die „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ veröffentlicht. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits letztes Jahr extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. In diesem Jahr wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln. Bilanzstichtag war der 30. Juni 2019 (bei Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und dem FC Schalke 04 der 31. Dezember 2019). Zu diesem Zeitraum spielten der SC Paderborn, der 1. FC Köln und Union Berlin in der 2. Liga. Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni oder 31. Dezember 2018) spielten Union Berlin und Fortuna Düsseldorf in der 2. Liga und der SC Paderborn in der 3. Liga.
Da sich letztes Jahr Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessiert haben, gehe ich dieses Jahr auf alle 18 Erstligisten der Saison 2019/20 ein. Dadurch wird der Umfang dieser Analyse deutlich erweitert. Aus diesem Grund macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema in Abschnitte zu unterteilen:
Mit Hilfe von sechs KPIs habe ich in den Teilen 1 bis 3 die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2019/20 erstellt. Bei jedem KPI gab es pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten. Damit waren 18 Punkte insgesamt zu holen. Die Abschlusstabelle in Teil 4 ergibt im aktuellen Geschäftsjahr eine Drei-Teilung bei den Vereinen:
Die Kellerkinder (2 bis 4 Punkte):
VfL Wolfsburg
FC Schalke 04
SC Paderborn
FC Union Berlin
Hertha BSC Berlin
Das Mittelmaß (8 bis 10 Punkte):
SV Werder Bremen
Fortuna Düsseldorf
RB Leipzig
Bayer 04 Leverkusen
1. FC Köln
Borussia Mönchengladbach
Die High-Performer (12 bis 14 Punkte):
FC Augsburg
Borussia Dortmund
Eintracht Frankfurt
1. FSV Mainz 05
FC Bayern München
TSG Hoffenheim
SC Freiburg
Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich die Zahlen auf das Geschäftsjahr 2018/19 bzw. auf 2019 beziehen. Zu dieser Zeit galt die Bundesliga als so genannte „Cash Cow“ in der sozusagen monetär „Milch und Honig flossen“. Dass es dennoch fünf Kellerkinder gibt, die vielleicht bei einem Abbruch der Saison den Spielbetrieb gar nicht mehr hätten aufnehmen können, zeigt, auf welch tönernen Füßen manche Vereine in der Vergangenheit gewirtschaftet haben – trotz exorbitant hoher Fernsehgelder, die es gab. Die Pandemie wird hier zu einem „Game Changer“ werden – und es bleibt abzuwarten, wie sich im nächsten Jahr die finanzielle Lage der Clubs darstellt. Ich habe in die Kurz-Analyse eine kleine Prognose einfließen lassen. Ob sich diese letztlich bewahrheitet hat, zeigt sich nächstes Jahr. Wenn es schon nicht sportlich interessant wird, sorgen wenigstens die Bilanzen der Vereine für Spannung. Und das Beste: Dafür sind noch nicht mal Pay-TV-Verträge abzuschließen, um die „Finanz-Bundesliga“ mitzuerleben.
Die High-Performer
Mit erreichten zwölf bis vierzehn Punkten bei sechs untersuchten KPIs liegen diese sieben Clubs, was ihr Finanzverhalten angeht, ebenfalls ziemlich nah beieinander und das mit einem Mindestabstand zum Mittelfeld von zwei Punkten. Bis auf Eintracht Frankfurt haben alle anderen Clubs der Spitzengruppe einen Verschuldungsgrad von unter 1, d.h. das Eigenkapital ist bei den anderen sechs Clubs höher als das Fremdkapital. Bei den „Kellerkindern“ und dem „Mittelmaß“ ist es genau umgekehrt. Lediglich Bayer 04 hat hier einen Wert unter 1. Wie im „Mittelmaß“ gibt es bei den „High-Performern“ innerhalb der Gruppe eine Spaltung. Einige Clubs drohen abzurutschen, einige festigen ihre Position in der Spitzengruppe, die Pandemie-bedingt nächstes Jahr wahrscheinlich kleiner ausfallen wird.
FC Augsburg 6. Platz (Vorjahr 3.) – 12 Punkte (Vorjahr 13 Punkte)
Konzernabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018
Sportliche Platzierung
Geschäftsjahr: Bundesliga 15. Platz
Vorjahr: Bundesliga 12. Platz
Vorvorjahr: Bundesliga 13. Platz
KPIs:
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn? 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins 1 Punkt (Vorjahr 1 Punkt)
Ein wenig erinnert der sportliche dem finanziellen Sinkflug des FCA – letzterer allerdings auf einem wesentlich höheren Niveau. Die im Vorjahr exzellente Personalaufwandsquote ist um mehr als 10 Prozent gestiegen, da es mit dem Personalaufwand wesentlich weiter nach oben ging als mit dem Umsatz – das korreliert negativ mit der sportlichen Entwicklung. Diese setzte sich auch in diesem Jahr fort. Der vorbildliche Verschuldungsgrad ist ebenfalls leicht gestiegen. Die Fuggerstädter müssen aufpassen, dass sie finanziell ihre exzellente Ausgangsposition in den nächsten Jahren nicht verspielen – gerade wegen der aktuellen Pandemie bleibt ein großes Fragezeichen in welche Richtung es finanziell bei den Schwaben hingeht.
Borussia Dortmund 6. Platz (Vorjahr 2.) – 12 Punkte (Vorjahr 14 Punkte)
Konzernabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018
Sportliche Platzierung
Geschäftsjahr: Bundesliga 2. Platz, Champions League Achtelfinale
Vorjahr: Bundesliga 4. Platz, 3. Platz Champions League Gruppenphase, Europa League Achtelfinale
Vorvorjahr: Bundesliga 3. Platz, Champions League Viertelfinale
KPIs:
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn? 1 Punkte (Vorjahr 1 Punkte)
Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
„Jammern auf hohem Niveau“ – so lässt sich die finanzielle Situation des BVBs wohl am besten charakterisieren. Das Anlagevermögen hat das Eigenkapital überholt. Dadurch ist der Anlagendeckungsgrad auf unter 1 gesunken und damit gab es nur noch 2 statt 3 Punkte. Der Umsatz ist um 8 Prozent gesunken und der Personalaufwand um 10 Prozent gestiegen. Damit ging die Personalaufwandsquote hoch und auch hier gab es dadurch einen Punkt weniger als im Vorjahr. Konsequenterweise ging es in der Tabelle mit diesem Ergebnis von Platz 2 auf 6 runter – aber als Champions League-Dauergast wird es sicherlich in den nächsten Jahren für die Borussia wieder eher nach oben als nach unten gehen – obwohl die Pandemie natürlich auch in Dortmund ihre Spuren hinterlassen wird. Darauf ist der BVB aber besser vorbereitet als die meisten anderen Clubs, da der ohnehin niedrige Verschuldungsgrad im Geschäftsjahr sogar noch um Nuancen gesenkt werden konnte.
Eintracht Frankfurt 2. Platz (Vorjahr 10. Platz) – 13 Punkte (9 Punkte)
Konzernabschluss: 31. Dezember 2019 – Vorjahr 31. Dezember 2018
Sportliche Platzierung
Saison 2018/19: Bundesliga 7. Platz, Europa League Halbfinale
Saison 2017/18: Bundesliga 8. Platz
Saison 2016/17: Bundesliga 11. Platz
KPIs:
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn? 3 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins 0 Punkte (Vorjahr 0 Punkte)
Wenn sich ein Verein in vier von sechs KPIs innerhalb eines Jahres verbessert hat, dann hat der Vorstand wohl vieles richtig gemacht. Allerdings schließt die Eintracht ihr Geschäftsjahr zum 31. Dezember ab, so dass die sportlichen wie finanziellen Erfolge in der Europa League bereits zum Großteil in der Bilanz enthalten sind und die Pandemie die Bilanz der SGE im Geschäftsjahr 2020 komplett vermasseln wird. Trotzdem darf der Moment abgefeiert werden: Anlagevermögen verdoppelt, Eigenkapital mehr als verdoppelt (das Fremdkapital allerdings auch), Bilanzsumme verdoppelt, Jahresüberschuss mehr als verfünffacht – das alles führt zu zusätzlichen vier Punkten im Vergleich zum Vorjahr und zu einem Sprung von Platz 10 auf Platz 2. Einen dicken Wehrmutstropfen gibt es alerdings: Der Verschuldungsgrad ist auch gewachsen. Daher wird es für die Diva vom Main schwierig, die Weste durch die Zeiten der Pandemie weiterhin so weiß zu halten wie in 2019. Dass dies auch Vorstand und Aufsichtsrat so sehen, zeigt vielleicht die Personalie Kevin Trapp, der angeblich als Bestverdiener der SGE plötzlich zum Verkauf steht.
1. FSV Mainz 05 2. Platz (Vorjahr 5.) – 13 Punkte (Vorjahr 11 Punkte)
Einzelabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018
Sportliche Platzierung
Geschäftsjahr: Bundesliga 12. Platz
Vorjahr: Bundesliga 14. Platz
Vorvorjahr: Bundesliga 15. Platz
KPIs:
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn? 2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins 1 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
Aus sportlich eher mageren Resultaten holt Mainz 05 annähernd das Optimum heraus. Natürlich ist jedes Jahr Bundesliga für den Verein ein Bonus – für die Fans, aber auch für die Bilanz. Daher darf man die sportlichen Ergebnisse als Mainz-Fan, wie ich es nun mal bin, gar nicht als „sportlich eher mager“ bezeichnen – ein objektiver Beobachter hätte es aber sicherlich so ähnlich formuliert. Auch ohne Europapokalteilnahme oder eine erfolgreiche DFB-Pokalrunde gelang es dem FSV, seinen Jahresüberschuss fast zu verfünffachen. Damit gab es in diesem Jahr einen Punkt mehr bei der Eigenkapitalrendite, obwohl das Eigenkapital selbst auch um 47 Prozent gestiegen ist und die volle Punktzahl bei der Umsatzrentabilität, die verdreifacht wurde. Ferner ist der Verschuldungsgrad um fast 15 Prozent gesunken. Damit besteht die Hoffnung, dass die Nullfünfer die Pandemie mit vergleichsweise geringen Blessuren überstehen werden.
FC Bayern München 2. Platz (Vorjahr 5.) – 13 Punkte (Vorjahr 11 Punkte)
Konzernabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018
Sportliche Platzierung
Geschäftsjahr: Bundesliga 1. Platz, Champions League Achtelfinale
Vorjahr: Bundesliga 1. Platz, Champions League Halbfinale
Vorvorjahr: Bundesliga 1. Platz
KPIs:
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn? 2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins 1 Punkt (Vorjahr 1 Punkt)
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Anders als bei den sportlichen Ergebnissen haben die Bayern auch in diesem Jahr den Titel in der „Finanz-Bundesliga“ verpasst. Aber der sportliche Rekordmeister hat sich im aktuellen Geschäftsjahr bei den KPIs Eigenkapitalquote und -rendite um jeweils einen Punkt verbessert. Schließlich hat sich das ohnehin sehr hohe Eigenkapital nochmals um 9 Prozent erhöht; bei leicht gesunkener Bilanzsumme und einem um 78 % höheren Jahresüberschuss. Am Beeindruckendsten ist jedoch die Senkung des Fremdkapitals um 38 Mio. Euro. Damit sank der bereits relativ niedrige Verschuldungsgrad um ein Viertel. Selbst an der relativ schwachen Personalaufwandsquote wurde gearbeitet und diese ganz leicht gesenkt. Der FC Bayern kann relativ gelassen die Pandemie über sich ergehen lassen und hat beste Voraussetzungen, vielleicht im nächsten Jahr den Titel zu holen.
TSG Hoffenheim 2. Platz (Vorjahr 3. Platz) – 13 Punkte (13 Punkte)
Konzernabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018
Sportliche Platzierung
Geschäftsjahr: Bundesliga 9. Platz, Champions League Gruppenphase 4. Platz
Vorjahr: Bundesliga 3. Platz, Europa League Gruppenphase 4. Platz
Vorvorjahr: Bundesliga 4. Platz
KPIs:
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn? 1 Punkt (Vorjahr 1 Punkt)
Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins 1 Punkt (Vorjahr 1 Punkt)
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkt)
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Alles beim Alten – das klingt jetzt doppeldeutig. Es gab tatsächlich keine Änderung bei der Punkteausbeute im Vergleich zum Vorjahr. Die Bilanz der TSG liest sich wie im Vorjahr sehr bizarr, da der Verein mehr als 18 Mio. Euro an einen „atypisch stillen Gesellschafter“ abdrücken muss. Der Betrag war um ein Drittel niedriger als im Vorjahr. Dafür mussten 3,7 Mio. sonstige Steuern gezahlt werden. Die fielen zwar auch im Vorjahr an, haben sich aber verdreißigfacht. Dadurch reduziert sich der Jahresüberschuss wie im letzten Jahr auf einen kleinen sechsstelligen Kleckerbetrag. Das beinflusst die Eigenkapitalrendite und die Umsatzrentabilität massiv. Sonst wäre die TSG sicherlich Meister geworden, da die Personalaufwandsquote sich gar nicht verändert hat, und der Verschuldungsgrad nur ganz leicht gestiegen ist, jedoch auf extrem niedrigen Niveau. Es ist anzunehmen, dass die TSG von jenem „atypisch stillen Gesellschafter“ monetär extrem gut ausgestattet wurde und zumindest in den letzten beiden Jahren finanziell sehr solide gearbeitet hat, so dass die TSG auf die Pandemie sehr gut vorbereitet ist.
SC Freiburg 1. Platz (Vorjahr 1. Platz) – 14 Punkte (16 Punkte)
Einzelabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018
Sportliche Platzierung
Geschäftsjahr: Bundesliga 13. Platz
Vorjahr: Bundesliga 15. Platz, Europa League 3. Qualifikationsrunde
Vorvorjahr: Bundesliga 7. Platz
KPIs:
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn? 1 Punkt (Vorjahr 2 Punkte)
Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins 2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins 3 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
„Ein Pferd springt nur so hoch wie es muss“ – so könnte man das Geschäftsjahr des SC Freiburgs in Bezug auf die „Finanz-Bundesliga“ zusammenfassen. Schließlich büßte der Sport Club bei der Eigenkapitalrendite und bei der Umsatzrentabilität jeweils einen Punkt ein – Meister wurde der Verein dennoch. Und das obwohl der Jahresüberschuss um ein Drittel gesunken ist (daher auch die zwei Punktverluste). Aber der Verein ist beim Eigenkapital extrem gut aufgestellt und konnte dieses nochmals um 9 Prozent steigern. Das sehr geringe Fremdkapital ist gerade einmal um 2 Prozent gestiegen. Damit wurde dreimal der Höchstwert von jeweils 3 Punkten eingestrichen. Auch wenn die anderen 3 KPIs jeweils nur zu zweimal 2 Punkten und sogar einmal nur zu einem Punkt führten, sind die Breisgau-Brasilianer sehr gut aufgestellt, um die Pandemie zu meistern. Ein verdienter Meister eben!
Im Mai 2019 veröffentlichte die DFL nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Da wir bei der Bundesliga nicht erst seit den Geisterspielen wissen, dass es nur ums Geschäft geht, hatte ich im letzten Jahr die „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ veröffentlicht. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits letztes Jahr extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. In diesem Jahr wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln. Bilanzstichtag war der 30. Juni 2019 (bei Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und dem FC Schalke 04 der 31. Dezember 2019). Zu diesem Zeitraum spielten der SC Paderborn, der 1. FC Köln und Union Berlin in der 2. Liga. Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni oder 31. Dezember 2018) spielten Union Berlin und Fortuna Düsseldorf in der 2. Liga und der SC Paderborn in der 3. Liga.
Da sich letztes Jahr Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessiert haben, gehe ich dieses Jahr auf alle 18 Erstligisten der Saison 2019/20 ein. Dadurch wird der Umfang dieser Analyse deutlich erweitert. Aus diesem Grund macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema in Abschnitte zu unterteilen:
In den ersten drei Teilen habe ich die 18 Erstligisten mit Hilfe von insgesamt sechs KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In diesem Teil habe ich nun pro KPI pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde – und erstmals ist es auch möglich Vergleiche zwischen dem aktuellen Geschäftsjahr und dem Vorjahr herzustellen.
Die Punkteverteilung im Überblick für die Nerds (in Klammer jeweils die Punkte im Vorjahr):
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins > 1 3 Punkte für: FCB (3), SCF (3), TSG (3) > 0,5 2 Punkte für: RBL (1), M05 (2), B04 (2), KOE (2), BVB (3), FCA (2), SGE (2), BMG (2) >0 1 Punkt für: WOB (1), SVW (1), F95 (2), SCP (0), BSC (0) <0 0 Punkte für: FCU (0), S04 (1)
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins > 0,66 3 Punkte für: FCB (2), SCF (3), TSG (3), BVB (3) > 0,33 2 Punkte für: M05 (2), B04 (2), KOE (2), BMG (2), FCA (2), SGE (1), RBL (1) > 0 1 Punkte für: F95 (1), WOB (1), SVW (1), SCP (0), BSC (0) < 0 0 Punkte für: S04 (1), FCU (0)
Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn? > 0,5 3 Punkte für: SGE (2) > 0,1 2 Punkte für: FCB (1), M05 (1), BMG (0), FCA (2), F95 (2), SVW (1) > 0 1 Punkte für: SCF (2), TSG (1), BVB (1), B04 (1), KOE (2), RBL (2) = 0 1 Punkt für B04 da Gewinn nach Steuern vor Ermittlung des Jahresüberschusses bei 0,004 liegt < 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: WOB (0), S04 (3), SCP (0), BSC (0), FCU (0)
Letztes Jahr gab es die 3 Punkte erst bei einer Eigenkapitalrendite von > 1. Schalke hatte damals den sagenhaften Wert 5,23 erzielt. Das beste Ergebnis erzielte diesmal die Eintracht Frankfurt mit 0,54. Der Zweite SV Werder Bremen erzielte 0,33. Damit ist genügend Abstand vorhanden, um 3 Punkte an die SGE zu verteilen.
Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins > 0,1 3 Punkte für: M05 (2), SGE (2), FCA (3) > 0,01 2 Punkte für: BVB (2), SCF (3), FCB (2), F95 (2), KOE (3), RBL (2), SVW (1), BMG (0) > 0 1 Punkt für: TSG (1), FCU (1), B04 (1) = 0 1 Punkt: B04 da Gewinn nach Steuern vor Ermittlung des Jahresüberschusses bei 0,003 liegt < 0 0 Punkte für: S04 (3), BSC (0), WOB (0), SCP (0)
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins < 0,4 3 Punkte für: SGE (2), M05 (3) < 0,5 2 Punkte für: S04 (3), FCA (3), F95 (2), SCF (2), KOE (2), RBL (2), SVW (1), BVB (3), BMG (1), TSG (2), BSC (2), FCU (2) < 0,6 1 Punkte für: FCB (1), B04 (2), SCP (0) > 0,6 0 Punkte für: WOB (1)
Die Punkteverteilung wurde komplett neu aufgeteilt. Die 2019er Ergebnisse wurden entsprechend korrigiert, damit die Vergleichbarkeit gewahrt bleibt.
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins < 0.33 3 Punke für: SCF (3), TSG (3) < 0.66 2 Punkte für: B04 (2), FCB (2), BVB (2) < 1 1 Punkt für: FCA (1), M05 (1) > 1 bzw. negativ 0 Punkte für: BMG (0), KOE (0), F95 (0), SGE (0), SVW (0), RBL (0), WOB (0), S04 (0), SCP (0), BSC (0), FCU (0)
Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie im letzten Jahr: SC Freiburg
KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle 2019/20 – in Klammer jeweils die Platzierung und die erzielten Punkt im Vorjahr.
1. SC Freiburg (1.) 14 Punkte (16)
2. TSG Hoffenheim (3.) 13 Punkte (13)
FC Bayern München (5.) 13 Punkte (11)
1. FSV Mainz 05 (5.) 13 Punkte (11)
Eintracht Frankfurt (10.) 13 Punkte (9)
6. Borussia Dortmund (2.) 12 Punkte (14)
FC Augsburg (3.) 12 Punkte (13)
8. Borussia Mönchengladbach (13.) 10 Punkte (5)
9. 1. FC Köln (5.) 9 Punkte (11)
Bayer 04 Leverkusen (9.) 9 Punkte (10)
RB Leipzig (12.) 9 Punkte (8)
12. Fortuna Düsseldorf (10.) 8 Punkte (9)
SV Werder Bremen (13). 8 Punkte (5)
14. Hertha BSC Berlin (17.) 4 Punkte (2)
15. FC Union Berlin (15.) 3 Punkte (3)
SC Paderborn (18.) 3 Punkte (0)
17. FC Schalke 04 (5.) 2 Punkte (11)
VfL Wolfsburg (15.) 2 Punkte (3)
Fazit: Wie im letzten Jahr geht der Titel an den SC Freiburg. Das Zustandekommen ist etwas ausgewöhnlich, da der Sport-Club nur beim Anlagendeckungsgrade den ersten Platz belegt hat, wohingegen die Eintracht gleich mehrere KPI-Titel abgeräumt hat. Von 18 möglichen Punkten hat der SC 14 Punkte erzielt. Bei der Personalaufwandsquote belegte er nur Platz 14. Aber der SC hat trotzdem 2 von 3 möglichen Punkten bekommen, da diese Quote bei fast allen Bundesligisten ähnlich ist (positive Ausnahmen sind die Eintracht und Mainz 05, negative Ausnahme sind die Wölfe). Danach folgt auf Platz 2 mit 13 Punkten ein Quartett bestehend aus dem FC Bayern, der TSG Hoffenheim, dem 1. FSV Mainz 05 und der Eintracht aus Frankfurt. Letztere hat im Jahr zuvor noch Platz 10 belegt. Die SGE konnte 4 Punkte hinzugewinnen. 5 Punkte zusätzlich gab es für Borussia Mönchengladbach, was nun für Platz 8 reicht (vorher 13.). Damit verdoppelten die Fohlen ihre Punkteausbeute. 9 Punkte weniger erzielte der FC Schalke 04 und stürzte damit von Platz 5 auf Platz 17 ab, den er sich mit dem VfL Wolfsburg teilt. Die Eigenkapitalspritzen bei Hertha (von 17 auf 14) und bei RB Leipzig (von 12 auf 9) haben sich bemerkbar gemacht. Um hier aber mit den finanziell soliden Vereinen mithalten zu können, muss von den Investoren noch massiv zugeschossen werden, was ja bei der Hertha in der Saison 2019/20 auch passiert ist. Was die Hertha daraus bis zum Bilanzstichtag am 30. Juni 2020 gemacht hat, wird sich nach der Veröffentlichung der Zahlen durch die DFL im nächsten Jahr zeigen. Interessant werden aber auch Bilanzen der anderen Vereine im nächsten Jahr sein, da durch die Pandemie die Zahlen sicherlich durchgewirbelt wurden.
Financial Fairplay ist ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Egal ob Geisterspiele oder nicht – die Liga wird so langfristig langweilig. Das wird sich langfristig allerdings auch auf das Geschäft der finanziell erfolgreichen Clubs auswirken. Es stellt sich auch die Frage nach der Motivation der finanziell unabhängigen Clubs, am Spielbetrieb überhaupt noch teilzunehmen, wenn in Charlottenburg-Wilmerdorf, Hoffenheim, Leipzig, Leverkusen oder Wolfsburg einfach die Geldschatulle geöffnet wird, wenn mal wieder über die eigenen Verhältnisse gelebt wurde. Ja, Schalke hat im aktuellen Geschäftsjahr finanziellen Mist gebaut. Dafür wird der Verein gerade ähnlich durch den Kakao gezogen, wie der HSV in Bezug auf seine Aufstiegsambitionen oder Werder in Bezug auf die grandios gespielte Saison. Aber der Verein denkt über Gehaltsobergrenzen nach und überlegt sich wenigstens mal Einsparpotenziale(die leider manchmal sozial eher unverträglich und vielleicht daher auch unvereinbar mit dem Credo des Malocherclubs sind). Diese Demut fehlt meiner Meinung nach an den anderen Orten – gerade in Wolfsburg, wo der Verein durch einen Betrieb alimentiert wird, an dem das Land Niedersachsen zu 20 Prozent beteiligt ist. Dass solche Konstrukte überhaupt in die Liga kamen, war ein Fehler des DFBs und der DFL. Sie haben die Box der Pandora geöffnet und zeigen aktuell gar kein Interesse sie wieder zu schließen.
Die DFL wäre gut beraten, hier wenigstens für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, damit der Fußball attraktiv bleibt. Wie wäre es eigentlich, die Fernsehgelder auch nach finanzieller Solidität auszuschütten? Damit bekämen dann seriös wirtschaftende Vereine wie Freiburg, Mainz und Frankfurt aus gutem Grund mehr Geld – denn sie wissen wenigstens, richtig damit umzugehen!
Im letzten Teil in der nächsten Woche folgt schließlich eine kurze Analyse pro Verein.