Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19

Update 6. Juli 2020: Hier geht es zur Finanz-Bundeliga-Tabelle 2019/20

Erinnert Ihr Euch noch an die Traumbundesliga? In dieser hauptsächlich auf Twitter gezwitscherten Zusammenstellung füllten Fußballfans die 18 Plätze mit ihren Wunschvereinen. Daher auch der Name Traum…

Jetzt wissen wir alle, dass es bei der Bundesliga nur ums Geschäft geht. Um finanzielles Fairplay geht es dabei relativ wenig. Die DFL schaut in ihrer Lizenzierung hauptsächlich darauf, dass der Spielbetrieb in der nächsten Saison durch die sich sportlich qualifizierten Teilnehmer garantiert ist. Allerdings hat die Mitgliederversammlung der DFL im Dezember 2018 beschlossen, Club-Finanzkennzahlen zu veröffentlichen. Diese stehen seit 29. Mai 2019 öffentlich zur Verfügung. In der Wirtschaft also auch in der 1. Liga sollten Kennzahlen eine wichtige Rolle spielen, wenn es um Entscheidungen geht, die den Club beeinflussen. Kaufe ich den Spieler A, verkaufe ich den Spieler B, investiere ich in Steine etc.? Wichtig ist auch immer diese Kennzahlen im Vergleich zu anderen Clubs zu sehen, um zu erkennen, wie man so dasteht, als Verein, rein finanziell gesehen. Um eine solche Finanz-Bundesliga-Tabelle zu erstellen habe ich die Daten aller 18 Bundesligisten der Saison 2018/19 sowie der drei Aufsteiger, die 2019/20 dabei sind, analysiert. Bilanzstichtag war entweder der 30. Juni oder der 31. Dezember 2018.

Aus den folgenden von der DFL veröffentlichten Kennzahlen habe ich die weiter unten stehenden Unternehmenskennzahlen hergeleitet.

Finanzkennzahlen der DFL, u.a.

  • Anlagevermögen
  • Eigenkapital
  • Verbindlichkeiten + Rückstellungen (=Fremdkapital)
  • Bilanzsumme
  • Jahrsüberschuss
  • Personalkosten
  • Rohergebnis (als Umsatz genutzt)
100 % Einsatz für finanziell solides Wirtschaften zeigt der 1. FSV Mainz 05
100 % Einsatz für finanziell solides Wirtschaften zeigt der 1. FSV Mainz 05

Daraus habe ich die folgenden Unternehmenskennzahlen hergeleitet und Tabellen erstellt – jeweils die vier ersten Vereine (CL-Teilnehmer) und die drei letzten Vereine (Absteiger – Relegation ist Mist) habe ich genannt und natürlich Mainz 05. Wer die Excel-Tabelle sehen möchte, einfach Bescheid sagen:

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs. Der 1. FC Nürnberg und Hertha BSC haben negatives Eigenkapital, sprich die Clubs sind eigentlich überschuldet (gleiches gilt für die Aufsteiger Union Berlin und SC Paderborn). Der FC Augsburg (17 Mio. Euro), RB Leipzig (36 Mio. Euro) und der 1. FSV Mainz 05 (3 Mio. Euro) haben Investitionszuschüsse (wahrscheinlich für das jeweilige Stadion) erhalten, die man dem Eigenkapital zurechnen kann. Ich habe diese Zuschüsse weggelassen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen. Dass allerdings der Zuschuss bei RB Leipzig größer ist als das restliche Eigenkapital von 27 Mio. lässt aufhorchen:

1. SC Freiburg
2. TSG Hoffenheim
3. Borussia Dortmund
4. FC Bayern München

6. 1. FSV Mainz 05

16. FC Schalke 04
17. 1. FC Nürnberg
18. Hertha BSC

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Quote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf.

1. TSG Hoffenheim
2. SC Freiburg
3. Borussia Dortmund
4. Bayer 04 Leverkusen

6. 1. FSV Mainz 05

16. FC Schalke 04
17. 1. FC Nürnberg
18. Hertha BSC

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)

Die Kennzahl klärt, ob es sich für den Club finanziell lohnt, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Da Schalke den größten Jahresüberschuss zu verzeichnen hat, liegt der Club ganz vorne. Mit fast 40 Mio. Überschuss überflügelt Schalke den FC Bayern um 10 Mio. Euro. Dass Christian Heidel alles falsch gemacht hat auf Schalke ist somit aus finanzieller Sicht widerlegt. Interessant sind die Jahresüberschüsse von 0 Euro von Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg. Während die knapp 18 Mio. Überschuss von Bayer 04 an so genannte „andere Gesellschafter“ gewandert sind, haben diese „anderen Gesellschafter“ beim VfL Wolfsburg den Verlust von 19 Mio. einfach ausgeglichen. Interessant auch die „Ergebnisabführung an atypisch stillen Gesellschafter“ bei der TSG Hoffenheim in Höhe von 27 Mio. Euro. Einen Verlust haben Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach, der SC Paderborn und der VfB Stuttgart erwirtschaftet:

1. FC Schalke 04
2. Fortuna Düsseldorf
3. FC Augsburg
4. Eintracht Frankfurt

7. 1. FSV Mainz 05

16. Borussia Mönchengladbach
17. VfB Stuttgart
18. 1. FC Nürnberg

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Geld schießt Tore. Hier geht es allerdings um Umsatz, der mit dem vorhandenen Personal erwirtschaftet wurde. Daher gilt hier, je niedriger die Quote, desto besser wirtschaftet der Club. Da ich auch die Aufsteiger mit in die Analyse hinein genommen habe, zeigt sich, dass der SC Paderborn hier ganz schlecht abschneidet, sogar schlechter als der VfL Wolfsburg. D.h. finanziell ist der Aufstieg von der 3. in die 2. Liga gar nicht so ein Zufall gewesen. Die Frage, ob der Aufstieg in Liga 1 auch kein finanzieller Zufall war, lässt sich erst nächstes Jahr beantworten, wenn die Bilanz 18/19 veröffentlicht ist:

1. FC Augsburg
2. Borussia Dortmund
3. FC Schalke 04
4. 1. FSV Mainz 05

16. Hannover 96
17. VfB Stuttgart
18. VfL Wolfsburg

Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz)

Die Zahl sagt aus, wieviel Prozent des Umsatzes als Gewinn verbleiben, sprich wie finanziell erfolgreich der Club in der Saison war:

1. FC Schalke 04
2. SC Freiburg
3. FC Augsburg
4. 1. FC Nürnberg

10. 1. FSV Mainz 05

16. Borussia Mönchengladbach
17. Hertha BSC
18. VfB Stuttgart

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Grad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern. Bei negativem Eigenkapital, wie es beim Glubb, bei Union, bei Hertha und bei Paderborn der Fall ist, lässt sich das gar nicht messen. Daher fallen diese Clubs hier raus:

1. TSG Hoffenheim
2. SC Freiburg
3. Borussia Dortmund
4. FC Bayern München

7. 1. FSV Mainz 05

15. RB Leipzig
16. VfL Wolfsburg
17. FC Schalke 04

Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Der Kicker hat bspw. nur den Jahresüberschuss analysiert. Dieser ist kurzfristig. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln kurzfristige und längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen 😉

Daher habe ich die sechs Unternehmenskennzahlen jeweils mit 0 bis 3 Punkten bewertet. Natürlich ist das ganze rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde.

Anlagendeckungsgrad
> 1 3 Punkte für: SCF, TSG, BVB, FCB
> 0,5 2 Punkte für: B04, M05, FCA, SGE, KOE, F95, H96, BMG
>0 1 Punkt für: VFB, WOB, SVW, RBL, S04
<0 0 Punkte für: FCU, FCN, BSC, SCP

Eigenkapitalquote
> 0,66 3 Punkte für: TSG, SCF, BVB
> 0,33 2 Punkte für: B04, FCB, M05, BMG, KOE, FCA
> 0 1 Punkte für: H96, SGE, VFB, F95, SVW, WOB, RBL, S04
< 0 0 Punkte für: FCU, FCN, BSC, SCP

Eigenkapitalrendite
> 1 3 Punkte für: S04
> 0,1 2 Punkte für: KOE, F95, FCA, SGE, RBL, SCF
> 0 1 Punkte für: M05, BVB, SVW, FCB, H96,
= 0 1 Punkt für B04 da Gewinn nach Steuern vor Ermittlung des Jahresüberschusses
< 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: SCP, BSC, TSG, WOB, FCU, BMG, VFB, FCN

Personalaufwandsquote
< 0,4 2 Punkte für: FCA, BVB, S04, M05
< 0,5 1 Punkte für: KOE, FCU, SCF, SGE, RBL, B04, BSC, F95, FCN, TSG
< 0,6 0 Punkte für: BMG, FCB, SVW, H96, VFB, WOB, SCP

Umsatzrentabilität
> 0,1 3 Punkte für: S04, SCF, FCA, KOE
> 0,01 2 Punkte für: FCN, BVB, FCB, F95, SGE, M05, RBL
> 0 1 Punkt für: H96, FCU, SVW, TSG
= 0 1 Punkt: B04 da Gewinn nach Steuern vor Ermittlung des Jahresüberschusses
< 0 0 Punkte für: WOB, BMG, BSC, VFB, SCP

Verschuldungsgrad
< 0.33 3 Punke für: SCF, TSG
< 0.66 2 Punkte für: B04, FCB, BVB
< 1 1 Punkt für: FCA, M05
> 1 bzw. negativ 0 Punkte für: BMG, KOE, F95, H96, SGE, VFB, SVW, RBL, WOB, S04, SCP, BSC, FCN, FCU

Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle: SC Freiburg
Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle: SC Freiburg

KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle

1. SC Freiburg 15 Punkte
2. Borussia Dortmund 13 Punkte
3. FC Augsburg 12 Punkte
4. TSG Hoffenheim 11 Punkte
5. FC Bayern München 10 Punkte
5. 1. FSV Mainz 05 10 Punkte
5. FC Schalke 04 10 Punkte
8. Bayer 04 Leverkusen 9 Punkte
9. Eintracht Frankfurt 8 Punkte
9. Fortuna Düsseldorf 8 Punkte
11. RB Leipzig 7 Punkte
12. Hannover 96 5 Punkte
13. SV Werder Bremen 4 Punkte
13. Borussia Mönchengladbach 4 Punkte
15. 1. FC Nürnberg 3 Punkte
16. VfL Wolfsburg 2 Punkte
16. VfB Stuttgart 2 Punkte
18. Hertha BSC 1 Punkt

Die Aufsteiger, die ja 2017/18 in der 1. Liga (KOE), in der 2. Liga (FCU) bzw. in der 3. Liga (SCP) gespielt haben, erzielten folgende Punktzahlen:

1. FC Köln 10 Punkte (wäre Platz 5)
FC Union Berlin 2 Punkte (wäre Platz 16)
SC Paderborn 0 Punkte (wäre Platz 18)

Fazit: Der SC Freiburg wird oft als sympathischster Verein Deutschlands wahrgenommen – vielleicht auch wegen des finanziell seriösen Auftretens? Der einzige an der Börse gehandelte Verein Borussia Dortmund zeigt, dass man als Kapitalgesellschaft transparent wirtschaften muss und das auch finanziell Erfolg bringt. Die TSG Hoffenheim wurde von Dietmar Hopp seriös finanziell aufgestellt. Dass der FC Bayern und Mainz 05 gleichauf liegen, zeigt, dass man sich in seinem finanziellen Level jeweils seriös bewegt. Dass bei Wolfsburg finanziell einfach unter die Arme gegriffen wird, zeigt die Bilanz – Bayer 04 hingegen muss Geld abdrücken. Interessant wäre es zu wissen, wenn B04 mal wirtschaftlich nicht so gut dasteht, ob dann entsprechende Gelder in den Club fließen. Dass Berlin arm aber sexy ist, wird hier doppelt unterstrichen.

Spätlese Dortmund Jahrgang 2018/19

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Die Fahrt nach Dortmund mit der Bahn verlief relativ unspektakulär. Lediglich die Ansage der zwischenzeitlichen Verspätung ließ aufhorchen: „Wir haben eine Ausbildungsgruppe auf der Lokomotive“. Und kurz darauf „Die Lokomotive hat eine technische Störung“. Schließlich „Die Ausbildungsgruppe arbeitet an einer Lösung“ und bald darauf ging es mit sehr geringer Verzögerung im Betriebsablauf weiter. Was jetzt Ursache und was Wirkung war, bleibt ein Geheimnis der Bahn. Aber wenigstens bildet die Bahn noch aus, was leider nicht jeder größere Betrieb in Deutschland von sich behaupten kann.

Zuschauer-Magnet Westfalenstadion
Zuschauer-Magnet Westfalenstadion

02 (N)immer nuff:

Über 80.000 Zuschauer müssen alle zwei Wochen in Dortmund aus allen Ecken Nordrhein-Westfalens ins größte Stadion der Republik gekarrt werden. Mittlerweile habe ich jedwede Variante ausprobiert. Mit Ausnahme der Variante zu Fuß vom Hauptbahnhof oder per Fanzug zum Stadion zu gelangen, sind alle anderen Optionen ein ziemlich stressiges Vergnügen. Diesmal wählte ich wieder die U-Bahn. Damit sich die Leute am Hauptbahnhof nicht gegenseitig auf die Gleise stoßen, wird bereits eine Etage oben drüber ein Eingang zu den Gleisen komplett gesperrt und beim zweiten Eingang gibt es eine Einlasskontrolle des Sicherheitsdienstes. Diese Kontrolle gilt für alle Nutzer der U-Bahn, egal ob sie mit der U45 zum Stadion fahren möchten oder mit Fußball gar nichts am Hut haben und wo ganz anders hinfahren möchten. Dortmund lebt Fußball – diesem wird am Spieltag wohl komplett alles untergeordnet. Man kann den Ballspielverein Borussia gut oder schlecht finden, der Großteil der Menschen in der Region ist einfach herzlich und dieses abgedroschene Motto „Echte Liebe“ kommt hier wirklich noch echt rüber. Vier Tage blieb ich diesmal in der Stadt und jeden Tag sah ich Dutzende von Menschen mit BVB-Trikots und anderen Utensilien durch die Straßen ziehen.

Mit stoischer Gelassenheit wurde nachkicks am Stadionbahnhof auf den Zug gewartet. An den beiden unendlich langen Bahnsteigen tummelten sich mehrere hundert Menschen im einsetzenden Schneeregen. Die Ansage verstand niemand. Es hielten hintereinander mehrere Regionalbahnen in Richtung Sauerland mit einem Fassungsvermögen von vielleicht 100 Plätzen – am anderen Ende des Bahnsteigs. Im Aushang stand etwas von Sonderzügen – die Minizüge gab es gar nicht auf dem Fahrplan, weder auf dem Sonder- noch auf dem regulären Fahrplan. Irgendwann fuhr ein extrem langer, leerer Zug ein. Statt anzuzeigen, wohin dieser fährt, war „Fußballsonderzug“ angegeben. Wieder knackste und kruschelte die Ansage und die Menge stieg ein. Die einen wollten nach Soest, die anderen nach Unna, manche nach Hamm. Es war sicher, dass ein Teil dieser Gruppe im falschen Zug gelandet war. Die Gelassenheit, einfach mal einzusteigen und zu schauen was kommt, fand ich schon ziemlich sympathisch. Ich musste nur eine Station fahren und auf mein Nachfragen hin, ob der Zug in Hörde halten würde, bejahten dies alle Umstehenden. Tatsächlich kam ich pitschenass nach ein paar Minuten an meinen Zielbahnhof an. Wohin der Zug weiterfuhr, erfuhr ich dann nicht mehr.

Nice Photobombing in Rot, Weiß und Gold
Nice Photobombing in Rot, Weiß und Gold

03 Kon-Trolle

„Die Zuschauerzahl des heutigen Abends beträgt 81.365. Damit ist das Stadion wieder ausverkauft“. Traditionell wird diese Ansage so um die 60. Minute vom Stadionsprecher verkündet. Norbert Dickel sprache sie mit ein bisschen Patos in der Stimme aus. Das größte Stadion der Republik wieder bis auf den letzten Platz gefüllt! Alles super!? Keineswegs! Der Gastmannschaft stehen 10% des Fassungsvermögens zur Verfügung, sprich 8.136 Plätze. Nach Aussage von Mainz 05 haben 4.500 Fans des FSV die rot-weißen Jungs in den Pott begleitet. Nun stellt sich die Frage, wer die anderen 3.600 Menschen sind, die sich im Gästeblock aufhielten.

Die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA ist natürlich ihren Shareholdern verpflichtet – sprich den Aktionären. Diese drängen auf Gewinnmaximierung. Dies setzt wiederum eine möglichst hohe Auslastung des Stadions voraus. Jeder Platz, der nach dem Anpfiff leer bleibt, ist, um im schwarz-gelben Umfeld zu bleiben, wie eine Banane die braun und damit unverkäuflich geworden ist. Wenn es nun Mainz 05 nicht auf die Reihe bekommt, mit über 8.000 Menschen nach Dortmund zu ziehen, verkauft Borussia Dortmund die Karten an andere Interessierte.

Da es im Fußball nur noch ums Geschäft geht, ist diese Maßnahme nachvollziehbar. Aus diesem Grund steht auf den Eintrittskarten des Gästeblocks auch deutlich drauf „Kein Zutritt in BVB-Fankleidung“. Damit sichert sich die schwarz-gelbe Kapitalgesellschaft prima ab. Die Tickets werden verkauf. Es gibt keine Umsatzeinbußen und die Gästefans bleiben zumindest visuell unter sich. Soweit die Theorie.

Für jedes Fußballspiel stellt der gastgebende Verein eine Anzahl an Ordnern, die die existierende Stadionordnung mittels Kontrollen durchsetzen sollen. Allerdings ist es in Dortmund Tradition, dass Zuschauer in schwarz-gelben Fanutensilien in den Gästeblock gelassen werden. Dies sollte doch mit dem Hinweis auf dem Ticket eigentlich ausgeschlossen sein. Dass die Realität ganz anders aussieht, bewies wieder einmal der Samstagabend. Unzählige Groundhopper und Touristen mischten sich unter das Publikum im Gästeblock. Dagegen ist eigentlich nicht viel einzuwenden, denn wenn wir den Block nicht voll bekommen und die Leute dort nicht durch Provokationen auffallen, hält sich da die Schwellung meiner Halsschlagader in Grenzen. Aber leider ließen die Ordner jeden Zuschauer in die beiden Blöcke, der eine entsprechende Eintrittskarte vorweisen konnte.

Lediglich die Ordner von Mainz 05 versuchten bereits vor dem Anpfiff die Sache halbwegs zu regeln. Sie forderten einerseits die BVB-Ordner auf, ihre Arbeit zu machen, und baten höflich schwarz-gelb gekleidete Leute, sich aus dem unteren Bereich des Gästeblocks in den oberen Bereich zurückzuziehen. Spätestens nach dem Dortmunder Führungstreffer hätten die BVB-Ordner dafür sorgen müssen, schwarz-gelbe Provokateure aus dem Block zu geleiten. Aber sie taten nichts. Frei nach Uli Hoeneß sind natürlich die Fans für die Stimmung verantwortlich. Diese war nach dem Führungstreffer merklich verdorben, was aber weniger am sportlichen Geschehen denn am Versagen der BVB-Ordner lag. In der zweiten Halbzeit dominierten die rot-weißen Jungs das Geschehen auf dem Platz und der Funke sprang tatsächlich vom Platz auf den Block über und die Stimmung im Block kochte im positiven Sinne über.

Mit etwas Abstand betrachtet, frage ich mich, warum der BVB nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernt? Sicherlich fahren nicht nur die Nullfünfer sondern auch andere Vereine nicht mit 8.000 Leuten nach Dortmund. Gleichzeitig gibt es zwei Fanblöcke 60 und 61. Wieso ist es nicht möglich, dem Gastverein zunächst nur einen Block für den Vorverkauf zuzuweisen? In diesem Block wären dann die, die immer fahren und die die halt schon früh planen, nach Dortmund zu fahren. Das wäre sicherlich ein Großteil der 4.500 Leute gewesen, die die Nullfünfer begleitet haben. Den anderen Block kann man dann später mit Fußballtouristen und schwarz-gelben Sympathisanten locker auffüllen. Somit hätten alle mehr vom Spiel gehabt. Schließlich flüchteten nach dem Führungstreffer auch schwarz-gelbe „Normalos“ aus dem Block, die nur Karten für diesen Bereich ergattern konnten, weil sie sich im Gästeblock natürlich nicht wirklich wohl fühlten.

"Kein Zutritt in BVB-Fankleidung" - Entscheidend ist, was der Sicherheitsdienst (nicht) macht
„Kein Zutritt in BVB-Fankleidung“ – Entscheidend ist, was der Sicherheitsdienst (nicht) macht

04 Kampf um den Mampf

Mehr als 80.000 Menschen mit Futter und Getränken zu versorgen ist eine Kunst für sich. Dass das in Dortmund im Gästebereich auch mit Barzahlung funktioniert, beweist, dass die Einführung von Kartenbezahlsystemen, zumindest im Gästeblock, einfach eine verdeckte Abzockmöglichkeit ist. Nicht jede(r) gibt seine Kate nach Spielschluss zurück. Die Karten haben auch nur eine begrenzte Gültigkeit oder die Firmen, die hinter den Bezahlsystemen stecken, gehen einfach mal Pleite.

Der Sonderschalter für Bier sucht Seinesgleichen in der Republik – orientiert sich aber wenigstens nicht nur an der Gewinnmaximierung sondern auch am Grundbedürfnis vieler Stadionbesucher*innen. Eine vegetarische Frikadelle, die schmeckt und nicht gleichzeitig mit Knoblauchwürze gepimpt wurde, sucht man in den anderen Gästeblöcken der Republik vergebens.

Fast-Lane für den Gerstensaft
Fast-Lane für den Gerstensaft

05 Käfighaltung

Anders als in München, wo es als Gast nur „Ameisenfußball“ (Copyright by Rolf) zu sehen gibt, bietet der Block 61 eigentlich eine recht gute Sicht aufs Spielfeld. Leider allerdings auch eine perfekte Sicht auf die Gelbe Wand. Das ist vielleicht ein weiterer Grund, warum es viele Touristen in den Gästeblock zieht. Das Photobombing der Szene mit ihren rot-weiß-goldenen Fahnen verdarb dann doch das eine oder andere Bild, das doch eigentlich das schwarz-gelbe Chaos-Intro zeigen sollte.

In der zweiten Halbzeit ist der Funke vom Platz wieder in den rot-weißen Gästeblock übergesprungen - den  schwarz-gelben Farbtupfern zum Trotz
In der zweiten Halbzeit ist der Funke vom Platz wieder in den rot-weißen Gästeblock übergesprungen – den schwarz-gelben Farbtupfern zum Trotz

Fazit: Der Jahrgang 2018/2019, schmeckte etwas schal, da schwarz-gelbe Zutaten in einem guten Tropfen nichts zu suchen haben.