Und sie hatte recht behalten!

Heut finden die Pokalfinale statt und damit endet die Saison 2019/20 – Relegation ist Mist und zählt nicht 😉 „Endlich!“ werden wahrscheinlich viele von uns sagen. Das ist weitgehend Konsens. Manche Puristen des Spiels, denen Fankultur mindestens egal oder gar suspekt erscheint, die niemals in ein Stadion gehen würden, sondern es als das Normalste der Welt ansehen, das Gekicke von 22 Leuten in aller Ruhe am heimischen Fernsehgerät zu verfolgen, haben eventuell sogar noch nicht genug. Sie sind vielmehr oft der Auffassung, dass das Geschehen auf dem Platz besser zu verfolgen sei, ohne diesen Lärm und diese „Selbstdarstellung“ der Stadiongänger*innen.

So in etwa könnte es nächste Saison im Stadion aussehen – Physial Distancing Saison 2020/21

Dies klingt vielleicht ein bisschen gehässig. Es soll nur verdeutlichen, was diese Leute in den sozialen Netzwerken bezüglich der Geisterspiele in den letzten Wochen verkündet haben. Diese Meinung gilt es zu respektieren. Ein Großteil der Menschen, die sich für Fußball interessieren, haben diese Geisterspiele jedoch als Notlösung angesehen: Um die Fernsehgelder fließen zu lassen, die Saison sportlich zu beenden, den Menschen etwas Abwechslung in der Phase der Einschränkungen zu bieten (kein Scherz), im Gespräch zu bleiben und damit weitere Erlöse zu erzielen etc. Vor dem Re-Start der Bundesliga hat sich andererseits ein Teil der Fußballinteressierten gegen Geisterspiele positioniert. Es ist anzunehmen, dass sich dieser Teil an Menschen hauptsächlich aus Stadiongänger*innen zusammensetzt.

Die DFL musste aber auch von Menschen, die mit Fußball nichts am Hut haben, massive Kritik einstecken. Sie brachte es fertig, die Gesellschaft zu spalten. Am Anfang lief es tatsächlich nicht rund, wenn ich insbesondere die Situation von Dynamo Dresden betrachte, deren Mannschaft wegen einiger Corona-Fälle gleichmal in Quarantäne geschickt wurde und dann innerhalb kürzester Zeit wesentlich mehr Spiele absolvieren musste, als die Konkurrenz.

Aber je länger der Ball wieder rollte, desto leiser wurde die Kritik am Konzept der DFL. Genau das hatte sie sicherlich einkalkuliert. Der Großteil der aktiven Fanszenen hatte sich zum Re-Start, wie zu erwarten war, kritisch positioniert und das Pulver an Argumenten verschossen. Danach verstummten viele Szenen – schließlich war die Saison für diesen Personenkreis im März beendet. Zwar wurde während der Geisterspiel-Phase von „Unsere Kurve“, der Interessengemeinschaft der organisierten Fußballfans, zunächst ein Appell verschickt, auf künstliche Stadionatmosphäre im Fernsehen zu verzichten und mit „Quo vadis, Fußball?“ klare Forderungen zur Veränderung des Profifußballs gestellt. Ebenfalls wurde eine Initiative „Unser Fußball“ ins Leben gerufen, die Vereine und Verbände auffordert, „die Zukunft des Fußballs grundlegend neu zu gestalten – basisnah, nachhaltig und zeitgemäß.“ Aber sind wir ehrlich. Haben wir das alles gelesen? Haben wir es geteilt? Gab es eine virale Welle, die auch diejenigen erreicht hat, die Fankultur „nur so“ mitnehmen, wenn es um schöne Choreos geht oder um tolle karitative Ideen, wie die Gänsje-Aktion, die sich aber sonst nicht wirklich positionieren? Wohl weniger.

Auch zahlreiche Medien ließen, anders als früher, Fanvertreter zu Wort kommen – was tatsächlich anzuerkennen ist. Aber das waren eher Pausenfüller, leider.

Wenn ich ab und an in die sozialen Netzwerke geschaut habe, dann wurde zwar immer mal wieder das Bedauern ausgedrückt, nicht ins Stadion gehen zu dürfen, doch es wurde sich viel lieber mit größter Passion über die Performance der Spieler und den Trainer ausgetauscht – so als wäre nichts passiert. Mit jedem spielbezogenen Post, mit jedem Kommentar und jedem Like konnte sich die DFL bestätigt fühlen. Die oben genannten Initiativen erhielten hingegen von vielen Fußballinteressierten kaum virtuelle Zuwendung. Die DFL hatte tatsächlich Recht behalten. Brot und Spiele hat schon vor 2000 Jahren wunderbar funktioniert. Es lenkt wunderbar ab, von den Diskussionen, die vor dem Re-Start allenthalben geführt wurden. Ja, der Fußball müsse sich verändern. Kaum ging es aber los, war wieder eine verpasste Chance im Geisterspiel, eine Fehlentscheidung oder der allseits beliebte VAR das Thema der Stunde. Zum Ende der Saison ging es dann darum, dass einige Vereine wohl keine Ehre mehr hätten, da sie wahlweise gegen Mainz und Hoffenheim oder gegen Bremen sich so lustlos präsentiert hätten. Und wie war das mit Dynamo, wie oben beschrieben? War das ein sportlich fairer Umgang seitens der DFL? Das nur mal am Rande! Scheint aber nicht mehr wirklich interessiert zu haben.

Und für viele Fans, die nie auswärts fahren hatte sich in der Tat nicht viel verändert – höchstens, dass anfangs das Auswärtsspiel auf dem heimischen Sofa und nicht in der Lieblingskneipe mit Pay-TV-Vertrag geschaut werden konnte. Aber zum Ende der Saison war für viele fast alles wieder ganz normal – außer für die Stadiongänger*innen, die auch auswärts fahren.

Und jetzt? Es ist Sommerpause und es wird daran getüftelt, wie es in der nächsten Saison weitergehen kann. Reine Geisterspiele will natürlich außer den oben genannten Puristen niemand. Daher wird es irgendwann in der Saison 2020/21 darauf hinauslaufen, dass Zuschauer wieder dabei sind. Welche Restriktionen ihnen auferlegt werden, wie z.B. ein Verbot zu singen, zu pöbeln und zu grölen, wie in den Niederlanden, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass die volle Kapazität an Zuschauern im Stadion unrealistisch ist. Dadurch werden sicherlich auch nicht alle Inhaber*innen einer Dauerkarte in den Genuss der Spiele kommen. Stehplätze werden sicherlich wie bei Europapokalspielen in Sitzplätze umgewandelt und die Tickets werden mit Sicherheit personalisiert, damit die Zuschauer*innen nachverfolgt werden können, falls es zu Ansteckungen kam. Es wird zu Verlosungen von Tickets kommen. Ob es so krass wird, wie in der Schweiz, bei der die Hälfte der Kontingente an Sponsoren und andere VIP geht, bleibt abzuwarten. Wenn allerdings, wie in der Schweiz, auf Gästekontingente verzichtet wird, dann hat sich der Fußball und das Stadionerlebnis tatsächlich massiv verändert – ob zum Guten oder zum Schlechten bleibt jedem selbst überlassen. Das kann ja dann vom heimischen Sofa aus wunderbar in den sozialen Netzwerken kommentiert werden – zwischen den beiden Halbzeiten als Pausenfüller, während in der Glotze Werbung läuft…

Quellen:

Quo vadis, Fußball? • Unsere Kurve

Unser Fussball – basisnah, nachhaltig und zukunftsfähig – Unser Fussball

Wie Fans in der Schweiz auf Öffnung der Stadien reagierten – Faszination Fankurve

3 Jahre Liga 3…leider geil!

Seit heute Mittag steht der Abstieg unserer U23 aus Liga 3 endgültig fest. Das Sportliche mal außen vor gelassen, war es aus meiner Sicht, eine tolle Zeit, die rot-weißen Jungs das eine oder andere Mal am Bruchweg und auswärts zu unterstützen.

Denn wenn ich ehrlich bin, fand auch ich es mit der Zeit nicht mehr ganz so spannend, zum x-ten Mal nach Leverkusen oder Ho$$enheim zu düsen. Viel spannender waren da die Begegnungen in Dresden, Erfurt, Kiel, Halle, Magdeburg oder zuletzt in Regensburg. Klar lief ein Auswärtsspiel in Liga 3 mit unseren Amas so ganz anders ab, als wir es alle vom Erstligakick gewohnt sind. Aber das war ja genau das Spannende, eben nicht zu wissen, wieviele und welche Nasen man im Gästeblock antrifft und was sonst so rund ums Spiel passiert.

Die Amas bei Spiel in Dresden
Die Amas bei Spiel in Dresden

Das erste besuchte Auswärtsspiel bei Dynamo im September 2014 war natürlich gleich der Hammer. 23.221 Zuschauer die 92 Minuten Dampf machten, als dann der heute zur Hansa-Kogge gewechselte Mounir Bouziane den 1:1 Ausgleichtreffer machte und das ganze Stadion plötzlich totenstill war, bis auf die rund 10 05-Unterstützer, die kurz aufschrien, sich dann aber schnell der Lage bewusst wurden, und mal lieber still und leise sich über den Punkt weiter freuten. Schließlich waren die meisten eher Groundhopper als Nullfünfer und ich wohl auch der einzige der tatsächlich aus Mainz hierher reiste, ehe es am nächsten Tag zum Heimspiel gegen Dortmund wieder zurück in die Heimat ging.

Der Gästeblock in Kiel
Der Gästeblock in Kiel

Einen weiteren Vorteil des Amas-Support stellte die ansonsten recht bescheidene Terminierung dar, aber im Sommer war sie natürlich grandios. Während fast immer Profis und Amas zeitgleich spielten, war die Zeit im Juli immer Amas-Zeit und so traf ich im Juli 2015 zwei Jungs aus Mainz, die es tatsächlich zum Auswärtsspiel nach Kiel mit dem Wochenendticket geschafft hatten. Da niemand wusste, wieviele Leute aus der goldenen Stadt den Weg in den hohen Norden finden würden, wurden wir erst auf der Haupttribüne platziert, als wir dann die magische Grenze von 15 Leuten überschritten, die sich als 05er ausgaben, wurde der Gästeblock dann doch noch geöffnet. Zwischenzeitlich ging ein Gewitterregen über dem nicht überdachten Block nieder, so dass wir uns in die Klos flüchten mussten und nicht mehr mitbekamen, wie es stand, da wir vom Gästeblock keinen Blick auf die Anzeigetafel werfen konnten. Dank der Kicker App erfuhren wir, dass sich während des Regens nichts tat und die Amas mal satt 4:0 auswärts zum Saisonauftakt gewannen. Spitzenreiter, Spitzenreit, hej, hej und “Eskalation pur” im Gästeblock…die Heimfahrt mit dem Wochenendticket war sicherlich grandios!

Die Security besorgt das Bier in Erfurt - gegen Bares ;-)
Die Security besorgt das Bier in Erfurt – gegen Bares 😉

Im September 2015 hatten wir freitags ein Heimspiel gegen Ho$$enheim und da bot sich samstags tatsächlich ein neuer Ground in unserer Partnerstadt Erfurt an. Ich war zunächst vollkommen perplex, eine Handvoll Exil-Mainzer im geöffneten Gästeblock anzutreffen, die alle in Erfurt studierten und natürlich Nullfünf dort unterstützten – sogar mit einer Choreo! Später wurde ich noch mehr überrascht, als die Security mangels Beschäftigung den Biernachschub für uns im Gästeblock organisierte, da die Essens- und Getränkesstände im Gästeblock geschlossen waren. So kamen die Security-Jungs mit Tabletts mit frisch gezapften Bier während der 90 Minuten regelmäßig bei uns vorbei, bis irgendwann der ganze Block komplett abgefüllt war.

Zu Gast bei den "Größten der Welt" - 50 Jahre FCM
Zu Gast bei den „Größten der Welt“ – 50 Jahre FCM

Drei Monate später waren wir auf einer riesigen Geburtstagsparty eingeladen. “Die Größten der Welt”, der legendäre 1. FC Magdeburg feierte am 19. Dezember 2015 seinen 50. Geburtstag mit den elf Nullfünfern, die es auf dem Weg zum Hertha-Spiel am Tag darauf samstags in die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt geschafft hatten. Was wir an diesem Tag an Support durch die Heimfans rund um den Block U erleben durften, habe ich leider nie während eines Spiel der Profis in Liga 1 oder Liga 2 erlebt. In diesem Sinne, sind sie für mich wirklich die Größten der Welt…nach den rot-weißen Jungs aus der goldenen Stadt am Rhein, natürlich.

Evakuierung aus dem Block in Halle
Evakuierung aus dem Block in Halle

Dass man nicht überall gastfreundlich empfangen wird, insbesondere als Fan einer U23, durften wir dann in Halle im März 2016 erfahren. Der Hallenser Fanbeauftragte war total korrekt und organisierte einen abgelegenen Teil des Heimblocks hinter dem Tor als “Gästeblock”. Aber dass der SKB für unsere Sicherheit im Stadion an unserem ursprünglichen Platz nicht mehr garantieren konnte und wir vier Nullfünfer daher auf die Haupttribüne evakuiert wurden, war schon sehr skuril. Aber mal unter Polizeischutz zum Bierstand geleitet zu werden, nimmt man dann auch mal gerne mit…

Unstressiges Fußball gucken in Regensburg
Unstressiges Fußball gucken in Regensburg

Dass es auch anders geht, zeigten die Fans des Jahn aus Regensburg vor kurzem. Auch hier wurde der Gästeblock nicht für die 6 05er geöffnet und trotzdem war das größte Problem, das der Security-Dame, dass wir zu dritt den Fluchtweg des leeren Sitz-Blocks versperrten, weil wir standen – schließlich hatte man uns nur den Preis für Stehplatztickets abverlangt 😉

Jetzt ist es also aus und vorbei, mit den Amas die Liga 3 aufzumischen und gerade im Osten Spiele zu erleben, die stimmungsmäßig mindestens auf Zweitliga-Niveau stattfinden. Aber was bleibt ist natürlich der eine oder andere Spieler, wie Jannik oder natürlich Sandro als Trainer oder auch das Trainerduell Heiko Herrlich vs. Sandro Schwarz – nur heißt es dann halt Bayer 04 vs. Mainz 05 statt Jahn vs. 05 U23.

Choreo in Erfurt
Choreo in Erfurt

Es wäre natürlich heute skurril gewesen, die Liga wegen eines Lizenzentzugs einer anderen Mannschaft zu halten, zumal wir ja damals schon nur in die Relegation kamen, weil Freiburg II keine Lust auf Liga 3 hatte. Ich kann unserem Verein daher nur danken, dass er damals diese Steilvorlage annahm, gegen Neustrelitz in die unsägliche Relegation zu gehen, um das Abenteuer Liga 3 zu starten – anders als z.B. die Diva vom Main, die ihre U23 einfach abgemeldet hat oder anders als der Waldhof oder Elversberg, die bereits zum zweiten Mal in dieser bescheuerten Relegation scheiterten.

Dresden 2014

In diesem Kapitel finden sich bisher nur Reiseberichte von den mitgemachten Fahrten der letzten Jahre. Auswärtsfahrten mit dem geliebten Fußballsportverein aus Mainz sind allerdings letztlich auch nichts anderes als Reisen. Daher findet sich nun erstmals hier ein Spielbericht.

Eigentlich laufen für mich Auswärtsfahrten mit unserem Verein schon immer recht ähnlich ab. Unabhängig von der Anfahrt mit dem (Fan)-Zug, dem Bus oder dem Auto (oder dem Flugzeug „Europapok…“) ob mit oder ohne Mitfahrer trifft man spätestens vor dem Block die ersten bekannten Nasen alias Gelgenheits-, Viel- und Allesfahrer, hält das eine oder andere Schwätzchen und geht gemeinsam in den Gästeblock. Für mich ist das Schöne an einer Auswärtsfahrt u.a. der gemeinsame Support aller Fans, egal wo man daheim steht oder sitzt. Und nicht immer ist die Masse an Auswärtsfahrern maßgeblich für den „gelungenen“ oder nicht so „gelungenen“ Support, da wir auch mit wenigen Hundert Leuten schon gut den Gästeblock gerockt und die Mannschaft (hoffentlich) damit unterstützt haben. Und egal ob wir Favorit oder Underdog sind, die Mannschaft ist immer für eine Überraschung gut und nach der Rückfahrt denkt man oft an den einen oder anderen magischen Moment zurück, den man mit allen im Block nie vergessen wird, wie z.B. die Tore in Fürth 2009 oder in Bochum 2005.

Blick aus dem Gästeblock ins später fast volle Stadion
Blick aus dem Gästeblock ins später fast volle Stadion

Doch an diesem Freitag war dann mal so richtig alles anders.

Die Konstellation Tabellenzweiter und Absteiger aus Liga 2 zu Hause gegen den Tabellenletzten und Aufsteiger aus Liga 4 brachte auf dem Papier schon eine gewisse „Klarheit“, die man als 05-Fans selbst bei den Bayern eigentlich spätestens nach Samis legendärem Hackentor so nicht mehr findet und vielleicht höchstens damals beim Pokal-Spiel in München kurz vor Weihnachten mal spürte. Und dann noch D Y N A M O. Das sind doch die, die „ständig“ aus dem DFB-Pokal ausgeschlossen werden und „richtig böse“ sind. Aber wenigstens war es nicht ganz so kalt wie in München anno dazumal. Dafür regnete es aber Bindfäden und das oben beschriebene Gruppendynamische gegen Dynamo zu erleben, bildete vorab eher Hoffnung als Erwartung. Aber dass der Abend dann doch ein von Emotionen geprägter wurde, hing zunächst einmal vom Verein Dynamo Dresden ab. Denn anders als vor ein paar Jahren, als ich an der Essener Hafenstraße vor dem verschlossenen Gästeblock ankam und letztlich irgendwo auf der Haupttribüne landete das erste positive Zeichen an diesem Abend:

Der Gästeblock war geöffnet (und mit Polizei und Wasserwerfer gesichert). Auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage am Kassenhäuschen 50 Minuten vor Spielbeginn ob wir die ersten sind, ein „ja“ zu erhalten, ließ mich dann doch ein wenig wie in der 5. Jahreszeit vorkommen, schließlich galt es nun in eine komplett neue Rolle zu schlüpfen. So ähnlich müssen sich die 23 Wolfsburger Gästefans vor ein paar Jahren an einem Mittwoch im Bruchweg gefühlt haben. Das Stadion (fast) voll, bis auf ein kleines Fleckchen „Gästeblock“. Zu diesem 3.-Liga-Spiel kamen 23.204 (!) Dresdner Zuschauer und bei uns fanden sich schließlich 17 Leute im Block ein. Davon 2 Werder-Fans, die auf ihrer Städtereise die Stadionatmosphäre der Semper-Oper vorzogen. Und 8 Dresdner Kiebitze, die lieber in aller Ruhe das Spiel analysieren bzw. noch schnell 2 S-Block-Karten für Samstag loswerden wollten. Blieben 3 05-Fans aus Cottbus und wir vier. Mein Kumpel, 05-Fan seit Ouakili-Zeiten, aber seit 1997 in Dresden doch eher in der 05-Diaspora lebend und seine beiden Töchter, die seit Jahren ihrem ersten 05-Spiel entgegen fieberten. Dieses erlebten sie dann bereits in Chemnitz letzten Monat und an jenes Spiel werden sie sich wie Johannes Geis wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang erinnern.

Der Mainer Auswärtsmob in Dresden
Der Mainer Auswärtsmob in Dresden

Ideale Bedingungen also für unseren Auswärtsmob hier etwas zu reißen.

Beim Einlaufen der Mannschaften musste unser Mob dann mit allen rot-weißen Utensilien visuell auf sich aufmerksam machen, aber anscheinend hatten unsere Buben mit 17 Leuten weniger gerechnet und sie winkten doch überrascht zurück. Martin Schmidt kam lachend an die Eckfahne gelaufen und zählte dann auch nochmal ganz genau nach. Beim Blick auf die Aufstellung dann das nächste Positive. Denn mit Robin, Damian, Todor, Devante und Bene waren ja fünf Buben aus der ersten Mannschaft dabei. Ging da vielleicht doch etwas?

Gut, bei der Mannschaft vielleicht, aber gegen mehr als 20.000 Menschen zu supporten war dann doch nur Harakiri für die Stimmbänder. Aber egal, die einen oder anderen Sekunden, in denen es mal nicht D Y N A M O schallte, wurden dann doch genutzt den „1. FC Mainz“ lauthals zu unterstützen. Eigentlich hätten wir wohl schon eigens für den Stadionsprecher beim Warmmachen der Buben ein lautes „F S V“ skandieren sollen, denn er blieb 90 Minuten dabei, ein Spiel zwischen der SGD und dem FC aus Mainz zu sehen. Fühlte ich mich in meiner „Wolfburg-Rolle“ irgendwie bizarr, war der Heim-Support garantiert kein 3.-Liga-Niveau. Dresden kann es sicherlich mit vielen stimmgewaltigen Szenen in der 1. Liga aufnehmen und auch das Stadion ist ein echtes Schmuckkästchen. Und, außer einem Schmähgesang gegen Robin, war der Support ausschließlich auf die Unterstützung der eigenen Mannschaft bezogen. Und die Security war auch nicht vom Typ Stiernacken. Vielmehr handelte es sich um ganz sympathische Leute aus unserer Partnerstadt Erfurt. Einer meinte noch, er hätte hier bis auf einmal noch nie einen Heimsieg von Dynamo erlebt. Aber an diesem Tag war die Lage wohl etwas anders.

Sekunden vor dem Abpfiff erzielt Mainz den Ausgleich
Sekunden vor dem Abpfiff erzielt Mainz den Ausgleich

Ja und dann kam die 93. Minute. Das Stadion sang bereits Minuten zuvor lauthals vom „Sieg“, der Kicker präsentierte seinen Bericht vom Dynamo-Spielgewinn und Mounir schob den Ball ins Netz. Noch nie hatte ich ein Stadion innerhalb einer Sekunde verstummen hören, denn schließlich jubelt in so einem ähnlich Moment ja dann der Gästeblock und wenn man mitten drin steht, kommt einem das natürlich sogar eher so vor, als ob die Lautstärke noch zunimmt. Da das Tor am anderen Ende des Platzes fiel, schauten wir uns zunächst erst alle etwas ungläubig an, um dann im nächsten Moment laut los zu schreien. Ein paar Millisekunden später bekamen wir es dann ein wenig mit der Angst zu tun. Wie würden die Heimfans reagieren? Diese waren aber wirklich dermaßen geschockt. Unsere Buben kamen freudestrahlend zu unserem Mob und wir hatten irgendwie ein unbeschreibliches Gefühl in uns – da man die Freude ja nicht wie gewohnt mit den Leuten vor, neben und hinter sich teilen konnte, denn vor und hinter uns war die leere Treppe. Der Security-Typ kam die Treppe herunter, lachte und sagte „sag‘ ich doch, ich habe hier erst einmal einen Heimsieg von Dynamo gesehen!“.

Ein bizarrer und doch schöner Abend ging zu Ende aber noch schöner, dass ich diese „Wolfsburg-Rolle“ bereits am gestrigen Samstag wieder ablegen konnte und lauthals mit so vielen Menschen um mich herum unserer Buben unterstützen konnte. Und am Dienstag im Frankfurt wird es dann auch wieder ein ganz normales Auswärtsspiel – schon schöner so!

Linktipps:

Bilder des Spiels Dynamo Dresden – 1. FSV Mainz 05 II