Dobre Den,
auch der schönste Aufenthalt muss einmal zu Ende gehen und so kehrte ich L’viv mit meinem Drahtesel den Rücken, um auf Entdeckungstour in der Ukraine genauer gesagt in Galizien zu gehen. Denn dieses riesige Land ist aus vielen verschiedenen Regionen zusammengesetzt und diese haben oftmals soviel gemein wie Bayern und Ostfriesland. Galizien ist eine Region, die mittlerweile zwischen Polen und der Ukraine geteilt ist. Diese Region war bis auf ein Jahr nach dem ersten Weltkrieg nie unabhängig. Seine Blüte hatte Galizien, als es zum Habsburger Reich der Österreicher gehörte, also bis zum 1. Weltkrieg. Aus dieser Zeit ist auch der Grossteil der Bausubstanz in L’viv noch zu bestaunen – und der Palatschinken, die Sachertorte und der Kaffee schmecken auch noch im 21. Jahrhundert extrem gut. Aber wie gesagt, irgendwann musste mal Schluss sein mit dem Genießen, der Völlerei und ich wollte nun endlich das Land mit dem Rad entdecken.
Ein letztes Mal quälte ich mich den Kessel von L’viv auf dem unebenen Kopfsteinpflaster empor und war verwundert, dass ich gleich auf die richtige Ausfallstrasse gelangt war. Mittlerweile bin ich des kyrillisch Lesens einigermaßen mächtig und die Beschilderung außerhalb von L’viv ist auch tatsächlich äußerst akkurat. Das ist eine interessante Begebenheit in diesem Land, denn es pendelt permanent zwischen 1. und 3. Welt hin und her:
Die Strassen ändern ihr Gesicht etwa sooft wie dies eines Mainz 05 Fans während einem Spiel. Mal ist alles perfekt und ein paar Minuten später befindet man sich wieder in der totalen Depression. Die Straßen sind oft ein Flickenteppich sondergleichen, der eher an eine mit Aufnähern überzogene Fan-Kutte erinnert, als an ein Transportweg, der die Beförderung von Waren und Personen einwandfrei garantieren soll. Manche Hinweise muss man auch erst mal richtig interpretieren, wie bspw. Zweige, die aus einer riesigen Pfütze rausragen. Dies bedeutet: Achtung hier fehlt der Kanaldeckel… Zum Glück hatte ich diese bizarren Warnhinweise bereits einmal im trockenen Straßenzustand vorher gesehen. Meine liebste Freundin auf der Strasse war die Spurrille. Dies befindet sich meist ca. 30 Zentimeter vom Randstreifen Richtung Fahrbahnmitte und ragt in gewellter Form bis zu 20 Zentimeter in die Höhe. Auf diesem Abschnitt kann ich dann relativ beruhigt Rad fahren, da diese Rillen von den Autofahrern immer gemieden werden. Rechts des Randstreifen franst die Strasse wie ein von Mäusen angeknabberter Keks aus, so dass ich dort unmöglich fahren kann. Manchmal weiche ich allerdings auf den Schotter noch etwas weiter rechts aus, weil der Teerzustand am Straßenrand noch schlechter für das Weiterrollen wäre als der unbefestigte Untergrund. Von daher träume ich meist von den herrlichen Straßenzuständen in Südostasien.
Ich glaube, dass die sog. 2. Welt sich tatsächlich dadurch zeigt, dass sie viele Teile der ersten bereits adaptiert hat, aber oftmals dies mit Dingen oder Gewohnheiten der sog. 3. Welt kombiniert wird: Der Geldwechsel, früher in Osteuropa durch Zwangsumtausch ein Horror, geschieht hier ganz einfach an Geldautomaten, die es etwa so häufig hier gibt, wie bei uns Zigarettenautomaten. Auf die Cash-Maschinen wird sogar auf Verkehrsschildern (Bankomat aber in Kyrillisch) hingewiesen. Außerdem gibt es überall Geldwechselstellen, so dass die monetäre Versorgung mit der lokalen Währung Hryvnia tatsächlich theoretisch prima ist. Aber viele Geldautomaten sind kaputt, einige akzeptieren die Karte einfach nicht und manche haben nicht genug Geld im Automat…
Oder das Geschäftemachen. Es gibt den besten Lavazza-Kaffee, die leckersten Torten etc. aber nicht zum Frühstück außerhalb des Hotels, denn morgens ist die Ukraine noch am schlafen. Die Cafes machen erst um 10.00 Uhr auf. Eine Frühstückskultur existiert nicht. Das macht den Start in den Tag in diesem Land zum Horror, wenn ich mir Brot, Käse und Wasser vom Vortag als Frühstück im Zimmer hineinziehen muss, um genügend Kalorien fürs Radeln zu sammeln, da mein Hotel keine Lust hat Frühstück anzubieten. Das Wort „Service“ ist hier eine chamäleonartige Definition: Manches Personal lebt noch zu Zeiten von Hammer und Sichel und ist Meister im Übersehen, Dösen und Nichtbeachten. Aber viele Ukrainer sind sehr um mein Wohlbefinden bemüht. Das ging bei Vitaly, Bed and Breakfast Besitzer, Fremdenführer und fließend Deutsch sprechender Kosmopolit soweit, dass er mir einen riesigen Rabatt aufs Übernachten gab, da er es einfach schön fand, dass ich sein Land erradele.
Das Übernachten in den gewöhnlichen Hotels ist wieder eine andere Geschichte. Hostels gibt es nur in ein paar Städten und Hotels sind nur ab ca. 30 Euro die Nacht zu ergattern. Den Hotel-Standard gerade mit Südostasien zu vergleichen, wäre der reinste Horror. Die Aufgänge und Bauten protzen nur so von Grandeur, aber die Zimmer sind mit Rausch-TV und oft ohne WC ausgestattet. Aber alles ist wenigstens sauber und darauf kommt es mir ja am meisten an. Oftmals habe ich den Eindruck, dass es an einem Ort immer noch nur ein Hotel gibt, das dann etwa soviel Gäste empfangen kann, wie unser Bruchwegstadion. Der Typ Homo Sapiens Turisticus wurde wohl in der Sowjetunion ebenfalls zwangskollektiviert – alle Touris in die eine Bettenburg alias Hotel-Kolchose. Und dann gibt es dort noch die besondere Jobbeschaffung. Eingecheckt wird an der Rezeption. Dort erhalte ich dann einen Zettel mit dem Stockwerk drauf. Die nicht gerade vertrauenserweckenden Aufzüge lasse ich links liegen und hechele mit dem Gepäck die pompösen Treppen hinauf. In meinem Stockwerk angekommen sitzt dann im günstigsten Fall eine Babuschka und händigt mir gegen Vorlage des Zettels den Schlüssel aus. Willkommen in der Sowjet-Bürokratie!!!
Das Internet ist auch so eine Sache. Mal DSL, mal Modem aus der Generation 0.0 analog, so dass das Schreiben hier auch manches Mal zum Abenteuer wird, da die Computer kurz vor dem Abstürzen sind – aber Flachbildschirm und Funkmaus, das muss schon sein. Tja und eben gerade ist die Internetverbindung total unterbrochen und alles bisher geschriebenen mal wieder verschwunden. „This is Ukraine“ sagt mein Nachbar im Internetcafe und was soll ich da noch antworten…
Und dass es in diesem Land extrem Reiche gibt, die zum Teil mit der S-Klasse aus der Meisterstadt oder monströsen US-Hummer-Vehikeln durch die Gegend düsen und extrem Arme, die mit Kutschen über Land zuckeln, ist uns ja bereits zur Genüge bekannt. Man bedenke nur, dass wir uns in Deutschland über Schalke 04 (zu Recht) aufregen, da die jetzt das Geld von der russischen Gazprom in den Hintern geblasen bekommen – aber hier bekommt der Club Schachtjor (deutsch Kumpel) Donetsk einfach mal vom reichsten Mann der Ukraine ein Stadion für 200 Mio. US-Dollar hingestellt – um dem Rivalen Dynamo Kiew Paroli zu bieten. Ha, aber Schachtjor hat zum Glück gerade das Pokalfinale gegen Kiew verloren. Hihi diese Werksvereine kriegen es zum Glück auch hier nicht auf die Reihe, wie bei uns der VfL Golfsburg und die Pillendreher aus Leverkusen.
Das Radeln über die Landstrasse von L’viv nach Ivano-Frankivsk war relativ anstrengend, da die Ukraine nicht flach sondern sehr hügelig ist. Damit war aber auch die Landschaft sehr schön anzusehen. Es ging an Wiesen und Wäldern, kleinen mäandernden Bächen und an Viechern aller Art entlang nach Süden. Irgendwann musste ich dann mal Mittagessen. In einem kleinen Ort kam ich in die Kneipe mit null Ukrainisch Kenntnissen. Aber irgendwie einigten die Bedienung und ich uns auf einen Eintopf. In meinem Reiseführer fand ich dann auch das Wort für Schweinefleisch, das ich in dem Eintopf wieder finden wollte. Es wurden mir noch ein paar kulinarische Vokabeln an den Kopf geworden und ich antwortete der Einfachheit halber mit „da da da“ heißt „ja, ja, ja“. Nach und nach kamen dann ein deftiger Eintopf, Schweinegeschnetzeltes und Kartoffelbrei auf den Tisch. Ich hatte einfach alles bestellt und platzte fast nachdem ich alles aufgegessen hatte. Sind die Hotelpreise gesalzen ist das Essen extrem günstig und somit war dieses „All U can order and eat“ auf ukrainisch finanziell verkraftbar.
Unterwegs auf der Strasse läuft das Leben wie in Südostasien ab. Überall gibt es kleine Tante Emma Läden, die IMMER auf haben. Dort kann ich Kekse, leckere Schokolade, Säfte und Wasser kaufen. Die Ukraine hat eine unübersichtliche Auswahl an leckerem Sprudel. Das Brot ist entweder ein Laib Weizen oder Roggen und ähnlich gut wie in Deutschland tja und das Bier ist mit 0,30 Euro sehr kundenfreundlich preislich platziert. Überall ist dieser Stoff zu bekommen. Bspw. am Kiosk als Wegbier, was gerade die amerikanischen Peace Corps Volunteers, die hier überall 2 Jahre Sozialdienst leisten, in Verzückung versetzt, da es in den USA undenkbar wäre. Und es wird überall von allen konsumiert. Die ukrainische Fahne besteht aus den Farben Hellblau und Goldgelb die für das fruchtbare Getreide, das hier wächst und den blauen Himmel stehen sollen. Ich würde eher sagen sie stehen für Gerstensaft und den Gemütszustand mancher ukrainischen Bewohner. Die oft nassen Boeden der Kneipen sind auch weniger einer übereifrigen Reinemachefrau zu verdanken als vielmehr den Suffnasen, die permanent schwankend wankend ihr Wodkagläschen verschütten. Die Torkelnden finde ich nahezu ausschließlich in der Kneipe wo sie relativ friedlich ab und zu das Geschirr zerdeppern aber anscheinend werden sie in solchem Zustand nicht mehr auf die Strasse gelassen, denn dort ist mir noch niemand entgegen gefallen. Eigentlich gibt es dabei doch leckere Speisen, um eine Grundlage zu schaffen. Varenyky sind mein absoluter Energiespender. Dies sind so eine Art Maultaschen mit Hüttenkäse gefüllt und werden mit Sauerrahm serviert. Oder Reibekuchen mit Fleisch gefüllt und mit Sauerrahm serviert. Oder Banosch: Das ist so eine Art Polenta als kleine Pyramiden mit…Sauerrahm serviert oder Borscht. Das ist DIE Speise in der Ukraine. Nein, sagt man hier, Borscht ist ukrainisch, nicht polnisch, nicht russisch! Diese Rote-Beete-Suppe wird mit was serviert? Logisch mit Sauerrahm und ist sehr sehr lecker. Es gibt wohl über 300 Rezepte die Suppe zusammenzustellen aber immer mit… Und für Karnivoren gibt es leckere, zarte Hähnchenbrust sowie Schaschlik mit was serviert? Ihr könnt es Euch ja denken…
Auf der Fahrt nach Ivano-Frankivsk bin ich dann auch der globalisierten Krönung begegnet. Denn in einem Kiosk wurde ich von den Damen gleich mal auf einen Kaffee eingeladen. Dieser stammt von Jacobs. Das Produkt heißt hier allerdings Monarch und die Leute kippen das Pulver direkt ins Glas hinein. Das Resultat schmeckt dann wie ein türkischer Mokka und weder diesen noch die Krönung hätte ich irgendwie in der ukrainischen Pampa erwartet. Nachdem ich bereits über acht Stunden am Radeln war, zog dann das mittlerweile täglich einsetzende Gewitter auf und ich bin der Sowjetzeit mal wieder dankbar gewesen. Alle paar Kilometer existieren Bushaltestellen mit einem schönen Dach zum Unterstellen. So wartete ich den Platzregen mit ein paar radelenden Zeitgenossen in der Haltestelle in trockenem Zustand ab, während die Jungs aus ihrem Handy „Offspring“ dudeln ließen, was natürlich exakt meinem Musikgeschmack entsprach.
Zweiradfahrer sind mit seit dieser Begegnung eigentlich kaum noch aufgefallen. Es gibt hier keine Mofas und eigentlich auch keine Proleten die wie bei uns auf den Käffern damit herumgurken. Überhaupt habe ich hier noch keine ätzenden Typen ausmachen können. Die meisten Menschen beachten mich nicht weiter. Manche Bierrunde am Straßenrand grölt irgendetwas mir hinterher, was sich aber nicht aggressiv anhört. Manche zücken ihr Photohandy und machen ein paar Schnappschüsse aber sonst radele ich meist ungestört über das Land.
Nach 140 Kilometern erreichte ich Ivano-Frankivsk und ich fragte mich, wie man seine Stadt einfach mal so nach einem der zwei Volkshelden der Ukraine benennen kann. Ivano Franko schrieb in seinen Büchern bis zu seinem Tod 1916 über die Missstände in der Ukraine und landete dadurch zeitweise im Knast. Um die Ukrainer zu besänftigen, die seit dem Ende des 2. Weltkriegs in der Sowjetzeit für eine unabhängige Ukraine zu kämpfen, schleimten die Sowjets sich 1962 ein und benannten Stanislaviv einfach um. Es ist wohl die einzige Stadt in der ehemaligen Sowjetunion, deren Umbenennung auch heute noch besteht. Wenn unser Mohamed Zidan in der Winterpause dann von Hamburg wieder zu uns wechselt, weil er den Hub Stevens nicht so wie den Kloppo herzen darf, könnten wir uns das ja auch mal überlegen. Dann müssten wenigstens bei uns die Nummernschilder nicht ausgetauscht werden.
Die Stadt hat mich in ihrem Aussehen wie L’viv überrascht, denn das Zentrum war ebenfalls mit seinen Häusern aus der Habsburgerzeit sehr attraktiv. Nur der gigantische Flachbildschirm auf dem Marktplatz auf dem Freddie Mercury „The show must go on!“ sang, dieser passte in dieses österreichische Flair nicht ganz so hinein. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung fuhr ich weiter nach Süden in das Karpaten-Gebirge hinein. Immer öfter begegnete ich Pferdefuhrwerken und die Kühe erinnerten mich an ihre Artgenossen in Indien. Schließlich blockierten sie seelenruhig die Strassen und grasten überall herum: im Vorgarten, im Wald, am Fahrbahnrand. Werden in anderen Ländern Hunde Gassi geführt, übernimmt hier die Kuh dieses Ritual. Die Alten nehmen den Vierbeiner oft an die Leine und wandern mit ihm durch Pampa. Hunde streunen hingegen im gepflegten Zustand immer quer durch die übrigens sehr sauberen Innenstädte.
Im Gewitterregen erreichte ich dann mein nächstes Etappenziel – einen Wintersportort mit Skisprungschanze. Dass man hier im Winter Ski fahren kann, war mir vor dieser Reise auch nicht bewusst, aber als ich am nächsten Tag bei der Besteigung des höchsten Berg der Ukraine Schneewechten sah, war ich doch davon überzeugt, dass dies wohl möglich ist. Zum Ausgangspunkt meiner Wanderung musste ich ein Taxi nehmen. Anders als in allen anderen Ländern dieser Welt, musste ich auf ein Taxi warten. Taxifahrer haben hier den angenehmen Verhaltenskodex Touris nicht permanent anzulabern, ob sie denn nicht ein Taxi bräuchten. Nachdem ich eine halbe Stunde im Dorf gewartet hatte, sprang ich in die Strasse und hielt den alten klapperigen Golf an. Der Fahrpreis war fair und fest – allerdings nicht das Boxenkabel. Dieses musste erst vor der Fahrt noch mal richtig mit den Lautsprechern verbunden werden, so dass mir beim Start fast die Ohren mit „Evanescence“ davonflogen. Danach gab es auf der halbstündigen Fahrt ukrainischen Rap zu hören. Heruntergelassene Bahnschranken sind hier nur zum Slalom üben im Sommer da und ruckzuck war ich am Fuße der Hoverla angelangt.
Mit zwei Ukrainern die ich auf der Strecke traf, liefen wir die knapp 1.000 Höhenmeter diesen Hügel hoch, der aber doch immerhin 2.060 Meter über dem Meer trohnt. Gesehen haben wir anfangs nichts, da wir total in den Wolken und im Platzregen marschierten. Irgendwann hatte Petrus ein Einsehen und es bot sich dann doch noch ein schöner Blick auf die Hügelkette der ukrainischen Karpaten. Beim Abstieg musste ich unwillkürlich an Malaysia denken, denn der Weg verlief sich wieder im Unterholz. Meine ukrainischen Gefährten wollten querfeldein gehen, doch ich ging mit ihnen wieder hinauf und fand schließlich den eigentlich gut markierten Weg wieder. Hier wäre es mir eindeutig zu ungemütlich gewesen, mal wieder zwei Nächte unfreiwillig am Bergbach zu nächtigen. Die Jungs revanchierten sich mit der Mitnahme in ihrer Skoda-Limousine zurück ins Kaff und ersparten mir 20 Kilometer Rückmarsch.
Am folgenden Tag rollte ich dann über zwei Pässe durch die Berge weiter nach Osten. Dieses Gebiet wird auch als Wald-Karpaten bezeichnet und stellt einerseits den Mittelpunkt Europas dar und andererseits eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete des Kontinents. Mich erinnerte das Ganze vor allem an das Münstertal im Schwarzwald. Allerdings rennen da die Mädels sicherlich nicht in so aufreizenden Klamotten durch die Gegend. In jedem Dorf waren die Kinder und Jugendlichen in trachtenähnlichen Uniformen an diesem Tag gekleidet. Allerdings gehen Röcke bei Trachten und Schuluniformen normalerweise doch deutlich über das Knie hinaus. Ich kam mir vor, als ob ich 110 Kilometer lang durch ein frühes Brittney Spears Video gefahren wäre mit diesen etwas zu beinbetonten Miniröckchen. Später erfuhr ich, dass der 31. Mai der letzte Schultag im Schuljahr ist und daher die Kids so rausgeputzt waren. Hm andere Länder andere Sitten…
Die Strassen in den Karpaten sind sicherlich mit die schlechtesten auf unserem Kontinent. Zum Teil fehlt auch mal die Hälfte der Strasse oder sie ist mit Kies bedeckt. Beim Ruckeln auf den letzten drei bis vierhundert Kilometern muss dann eine Schraube sich gelockert haben. Auf jeden Fall gab es plötzlich einen Knall und ich merkte, dass etwas in die Hinterradspeichen kam und das Rad blockierte. Irgendwie konnte ich den Drahtesel noch lenken und stoppen. Dann merkte ich dass die eine Hinterradtasche abgeflogen ist. Aber ich hatte dieses Mal wirklich riesiges Glück: Die betroffene Speiche war nur etwa lädiert. Ich zog sie fest und damit war dieser Radteil wieder repariert. Um die Schraube zu ersetzen, nahm ich eine halbwegs überflüssig vom Hinterradreflektor, da meine Taschen auch Reflektoren hatten und so war die Tasche in fünf Minuten wieder auf dem ebenfalls verbeulten Gepäckträger wieder angebracht und ich konnte weiterrollen.
Mittlerweile bin ich in Czernowitz (Cernivci) am Ostrand der Karpaten eingetroffen. Dies ist das Tor zu einer neuen Region Europas: der Bukovina.