Sabaidi,
aus einer Hauptstadt hinaus zu radeln ist normalerweise recht einfach, da Verkehrsschilder in den meisten Ländern zu Straßen dazugehören, wie Glühweinstände zum Weihnachtsmarkt. Da hier aber Schilder so oft anzutreffen sind, wie Weihnachtsmärkte, also gar nicht, war das Radeln aus Vientiane hinaus wieder ein Vabanquespiel sondergleichen. Selbst am Straßennamen konnte ich mich nicht orientieren, da der große Boulevard namenlos war. Nach 13 km des Radelns auf gut Glück, tauchte endlich ein monströses Schild auf, und die Straße gabelte sich: nach Norden Richtung chinesischer Grenze (ca. 700 km) und nach Süden Richtung Kambodscha (ca. 1.100 km). Also grob kann man sich doch orientieren. Auf der Nationalstraße 10 gab es nun plötzlich sogar Kilometersteine in rot-weiß, wie auf den Fernstraßen Frankreichs – nur dass die Steine nach ca. 10 km ausgingen. Dafür hat jedes Kaff ein Dorfschild und jedes Bächlein einen Namen, auf den hingewiesen wird. An Kreuzungen hingegen gibt es erneut keinerlei Beschilderung, so dass ich mich mal wieder am Stand der Sonne ausrichten musste, um in die richtige Richtung voran zu kommen.
Dummerweise war es dieses Mal wolkenlos und die Temperatur im Schatten kletterte weit über die 30 Grad Marke. Nur radelte ich die ersten 80 km nie im Schatten und wurde folglich so richtig von der Sonne durchgebraten. Nach 35 km hatte ich endlich die endlosen Straßensiedlungen um Vientiane hinter mich gebracht, und ich war in der freien Natur angekommen. Diese bestand aus einer Ebene mit abgeernteten Reisfeldern in denen Wasserbüffel in den letzten verbliebenen Wasserlöchern der Hitze trotzten und gelbe Schmetterlinge den Weg kreuzten.
Reagierten innerhalb des Großraums Vientiane die Dorfbewohner auf meine Präsenz gar nicht, bekam ich nun das Gegenteil zu spüren. Überall rief es „Sabaidiiiiiiii!“ und oft wusste ich gar nicht woher die Stimme kam. Ein beliebtes Spiel der Kinder war das sich in Reih und Glied an den Fahrbandrand mit ausgestreckter Hand stellen und mich beim Vorbeifahren abzuklatschen. Einige Tage später beim steilen berghoch Fahren, musste ich manches Mal gute Miene zum anstrengenden Spiel machen, da es einhändig eindeutig anstrengender war, die steile Straße entlang zu radeln. Aber ich will ja kein Spielverderber sein.
Das schöne am Flachland in Indochina ist die Tatsache, dass ich weder Getränke noch Essen mitschleppen muss, da es im Durchschnitt alle 500 Meter einen Laden oder eine Kneipe gibt. Dem vietnamesischen Einfluss sei Dank, ist auch wieder Foe (vietn. Pho) erhältlich, die Nudelsuppe als absoluter Energiespender. In einem riesigen Suppenteller waren Reisnudeln, Bambussprossen, Frühlingszwiebeln und Rindfleisch bereits in der Basis-Version vorhanden. Dazu wurde ein riesiger Berg an Kräutern, rohen Bohnen und Salatblättern zur Selbstbedienung gereicht. Leider bestand das Fleisch zum Teil auch aus Innereien, aber glücklicherweise legte sich manches Mal ein Hund zu meinen Füßen und da ist mir doch das eine oder andere Mal „zufälligerweise“ das Stückchen Niere durch die Stäbchen auf den Boden gefallen. Das ist nicht weiter aufgefallen, da der vierbeinige Staubsauger sofort alles aufschleckte.
Während die Alten bereits mittags ihr Lao Beer mit Eiswürfeln im Glas kippten, nippte ich dann doch lieber an einer Limo. Bei diesen Backofen-Temperaturen um diese Uhrzeit Bier zu trinken ist mir dann doch des guten zuviel. Am Ende des Tages suchte sich die Straße durch das Hügelland natürlich immer die steilsten Stellen aus, und ich gab auf den Rechtsverkehr nichts mehr – ich orientierte mich lieber am Schatten, der mal links mal rechts auf der Straße zu finden war, um keinen Sonnestich zu bekommen. Da der Verkehr auf dieser Nationalstraße dem einer Kreisstraße im Taunus um Mitternacht entsprach, war diese Fahrweise auch nicht sonderlich gefährlich. Kurz vor Sonnenuntergang erreichte ich ein nettes Restaurant, in dem mir Fisch serviert wurde. Während ich auf das Essen wartete, überprüfte ich mit dem Ehemann der Wirtin seine Englisch-Hausaufgaben, denn gleich ging es in die Abendschule zum Fremdsprachenunterricht. Glücklicherweise sind wie in allen kommunistischen Ländern die große der Mehrheit der Bewohner des Lesens und Schreibens mächtig und somit konnte ich im Essensteil meines Sprachführers immer auf die wichtigen laotischen Wörter wie Nudelsuppe, Eier, Reis, Gemüse und so deuten, denn fließend Englisch spricht hier noch kaum jemand, vor allem natürlich nicht auf dem Land.
Den ganzen Tag war ich keinem Touristen begegnet und abends machte ich in einem Fischerdorf an einem Stausee Halt. Hier gab es eigentlich nichts touristisches außer der schönen Lage. Kein Internet, kein Telefonamt, keine Post und folglich auch keine Fremden. Am Dorfanfang war ein Ressort mit Bungalows erbaut, von deren Terrasse man direkt auf die kleinen Inselchen blicken konnte. Für wen dieses erbaut wurde, weiß ich nicht, denn ich war der einzige Gast des Ressorts. Während der Vollmond sich im See spiegelte war außer Grillengezirpe und dem Ventilator in meinem Zimmer nichts zu hören.
Was für ein Unterschied zu Vang Vieng, das ich am folgenden Tag erreichte, nachdem ich zahlreichen Kühen und ihrem Dung auf der Straße ausgewichen war. Die Stadt liegt idyllisch an einem Bach und auf der anderen Seite des Gewässers ragt ein Felsmassiv mehrere hundert Meter in die Höhe. Das eigentlich so ruhige Laos erinnerte mich nun eher an die Khao San Road in Bangkok (Touri-Hauptquartier in Bangkok), denn 80 Prozent der Leute, die auf der Straße sind, kommen aus allen Regionen dieser Erde nur nicht aus Laos. Nun weiß ich nicht, wie ich das ganze bewerten soll. Die Einheimischen profitieren natürlich von dem Geld, was in Vang Vieng gelassen wird und den Bach mit LKW-Schläuchen hinabzudüsen, Kajak zu fahren und sehr viel Lao Beer zu konsumieren, steht sicherlich nicht im Konflikt zu lokalen Gewohnheiten. Aber wenn wir Touristen alles in dieser Stadt dominieren, weiß ich nicht, ob das so prima ist – dies ist eine zweischneidige Sache wie ich finde. Schließlich gab es auch die ersten Kids die „Ha Pen?“ (engl. have pen?) riefen und manche Guides an den unzähligen Höhlen bettelten offen um mehr als die zuvor vereinbarte Gage.
Zahlreiche natürliche Pools laden in Vang Viengs Umgebung zum Baden oder Verweilen ein. Auf der Wiese finden sich riesige mannshohe Boxen aus denen Rockmusik dröhnt und wenige Meter nebenan blickt ein goldfarbener Buddha gütig und gelassen auf die abstruse Szenerie hinab. Also gegen Rumhängen und Rockmusik habe ich nichts einzuwenden – aber das ganze in Laos … ich weiß nicht. Ob das alles die Einheimischen stört oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen. Aber irgendwie kam mir Vang Vieng wie eine Art Vergnügungspark für abhängende Rucksackreisende vor. Es ist zwar alles ganz nett aber bis auf die großartige Natur, könnte man das ganze auch einfach irgendwohin nach Australien, Europa oder Amerika transferieren.
In Vang Vieng gab es allerdings auch die Öko-Connection und deren Farm, die diese betreibt, verzichtet auf den Einsatz von Pestiziden. Vielmehr werden die Frauen der umliegenden Dörfern beim ökologischen Landbau unterstützt und die Produkte wie Maulbeer-Shake oder Hibiskus-Eistee schmeckten köstlich. Der Erlös, den die Farm erwirtschaftet, geht für den angeschafften Schulbus drauf, der 60 Kids in die Schule bringt. Wenn man dann auf der Farm sitzt und hinter der Mauer wieder LKW-Schläuche zum Bach hinunter zuckeln sieht, dann wird die Szenerie schon wieder ganz bizarr und komisch. Aber natürlich nehme ich auch die Annehmlichkeiten eines Touri-Hauptquartiers gerne in Anspruch, wie bspw. mal wieder Schokomuffins oder Kartoffeln zu essen, statt ständig Klebreis. Daher empfinde ich wirklich eine Hassliebe diesem Platz gegenüber.
Nachdem mich die TV-Bars genug genervt haben, da in diesen natürlich keine Bundesliga und schon gar kein Gladbach gegen Mainz, sondern das Derby Manchester United vs. Manchester City (3:1) mit dem Schönling Cristiano Ronaldo und dem Proll Wayne Rooney gezeigt wurde, setzte ich meine Fahrt gen Norden fort. Die nächsten 230 km wurden von einer Frage geprägt: Wo gibt es das nächste gut gelegene Gasthaus. Da die Strecke fortan durch das laotische Bergland führte, die Dörfer rarer wurden, nahm auch die Zahl der Übernachtungs- möglichkeiten rapide ab. Ich hatte keine Lust die Strecke in drei Etappen aufzuteilen, also entschied ich mich, am ersten Tag rund 1.500 Höhenmeter und ca. 100 Kilometer zurückzulegen. Eigentlich ist so eine Distanz in Deutschland kein Problem, in Südostasien hängt der Plan, so eine Strecke zu bewältigen, hauptsächlich vom Straßenzustand ab. Und Straßen haben in Laos so manches zu bieten:
Im Großen und Ganzen ist die Nationalstraße 13, auf der ich mich mittlerweile fortbewegte in gutem Zustand. Damit es mir aber nicht langweilig wurde, gestaltet sie sich mitunter auch als welliges Unterfangen, als raue Piste, die eher an einen Streuselkuchen erinnert, als löchriger schweizer Käsebelag und manches Mal war sie einfach weg, d. h. der Belag war verschwunden und dies meist in Kurven, natürlich dann wenn ich auf einer Abfahrt plötzlich schnellstmöglich in die Bremsen greifen musste, um nicht meine Felgen und Speichen zu ruinieren. In engen Serpentinen war auch schon mal Treppenfahren angesagt, da der Asphalte irgendwie stufenförmig aufgetragen wurde. Teile der Straße sackten von Zeit zu Zeit auch mal einen halben Meter ab. Schlaglöcher gab es selten aber wenn sie auftauchten, nahmen sie manchmal die Ausmaße der halben Straße in Beschlag. Die verschiedenen Zustände waren natürlich wie ein Supersparmenüs frei kombinierbar, sodass ich mich über Langeweile nicht beschweren kann. Am „schönsten“ war die Kombination wellig bis stufenförmig, rau und mit Schlagloch versetzt. Auch die Mutter Natur tat ihr übriges, damit sich der Straßenzustand öfter mal änderte. Es gab durch die massive Sonneneinstrahlung auch noch „flüssig“ im Angebot, sodass mir einmal beim Wiegetritt der Hinterreifen im zähen Teer durchdrehte. Schließlich durfte auch das Dressing „plattgefahrene Schlange“ im Angebot nicht fehlen.
Die besagte Bergetappe hatte ich durch den frühen Start um 7 Uhr morgens in Vang Vieng noch zeitig vor Sonnenuntergang hinter mich gebracht. Denn es war weniger eine Frage, ob ich die Distanz schaffe, als in wie viel Stunden. Da hier die Sonne um 17.30 Uhr hinter den Bergspitzen verschwindet, sehr schnell die stockfinstere Nacht hereinbricht und unbeleuchtete Bergstraßen des nachts in Laos entlang zu radeln nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt, war ich über das Erreichen des Straßenkaffs Phu Khoun sehr erfreut. Den ganzen Tag sind mir sehr wenige Fahrzeuge begegnet und ich hatte die Natur und Stille fast für mich alleine. Leider wurde diese Ruhe durch ein zunehmendes Knirschen in der rechten Pedale gestört. Ich befürchtete mit der Zeit, dass die Kurbel sich eventuell vom Rahmen trennen möchte und war halbwegs erleichtert, als ich bemerkte, dass der Konus der Pedale lediglich freies Spiel gab. Ich konnte dieses Problem zwar nicht beheben, aber dass die Pedale kaputt geht wäre schlimm, fällt allerdings die Kurbel ab, würde dies womöglich das Tourende bedeuten.
Phu Khoun existiert lediglich aufgrund der Tatsache, dass sich hier zwei Nationalstraßen treffen. Das ehemalige Fort der Franzosen untermauert diese strategische Stellung auf 1.400 Metern Höhe irgendwo in der Einöde auf einem Bergkamm. Aber in Laos fahren gerade auf dem Land noch viele Menschen Fahrrad und so konnte ich mir vorsichtshalber in einem Laden für 20.000 Kip (1,75 Euro) ein Paar laotische Pedalen kaufen und danach in aller Ruhe zu Abend essen. Das Gasthaus war ein Déja-vu-Erlebnis, gab es doch keine Dusche sondern einen Mandi, den ich von Indonesien her noch bestens in Erinnerung hatte. Der Mandi ist ein riesiges Wasserbecken, in dem eine Schöpfkelle schwimmt. Mit dieser übergießt man sich, seift sich ein und übergießt sich ein zweites Mal und fertig ist das Duschen. Im heißen Indonesien war dies eine herrliche Abkühlung; im Bergland ein Erlebnis, auf das ich gerne verzichtet hätte, ich Warmduscher. Die Wände zwischen den Zimmern waren reine Placebos, denn man hörte die Stimmen der Nachbarn so als würden sie direkt neben meinem Bett plappern. Da half es nur noch, den Ventilator einzuschalten und ihn in eine Ecke blasen zu lassen, denn es war bereits sehr kalt. Aber das monotone Motorengeräusch übertönte das laotische Gute-Nacht-Gespräch im Nebenzimmer.
Am nächsten Morgen um sechs war noch alles dunkel, obwohl eigentlich der Sonnenaufgang auf meinem touristischen Programm stand. Nebel durchkreuzte diesen Plan. Ich kam mir ruckzuck ins spätherbstliche Deutschland versetzt, vielleicht sogar auf die Schwarzwald-Hochstraße. Denn die Nationalstraße 13 verläuft über rund 100 km auf rund 1.400 Metern allerdings nie flach sondern immer schön ein paar Kilometer kurvenreich steil bergab, und dann hinter einem zu überwindendem Gewässer sofort wieder in Schlangenlinien steil bergauf. Oftmals führte sie unmittelbar unter den Gipfeln wie die badische Touristenstraße entlang. Da die Gipfel aber mit weit über 2.000 Metern doch höher als der Schwarzwald waren, kam bei mir auch die Erinnerung an die peruanischen Anden bei Ayacucho auf. Die liegen allerdings auf 6.000 Metern.
Gebaut wurde die Straße Anfang des 20. Jahrhunderts von den Franzosen, um die alte laotische Hauptstadt Luang Prabang mit der neuen Hauptstadt Vientiane im Süden zu verbinden. In der geteerten Version ist sie erst seit 10 Jahren zu erleben und als sicher gilt sie erst seit ein, zwei Jahren. Denn wer sorgte in Laos wie in so vielen Ländern unserer Erde mal wieder für Ärger? Richtig, die Jungs aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und auf der anderen Seite die Vietnamesen, diese allerdings als Nachbarn schon ein paar Jahrhunderte länger. Während bis 1975 in Vietnam ein offener Krieg stattfand, war Laos seit seiner Unabhängigkeit 1953 von Frankreich ein Spielball verschiedener Nationen. Auf der einen Seite die Amis mit den Thais, auf der anderen Seite die Vietnamesen und die Chinesen mischten auch noch mit.
Da Laos seit 1975 ein Einparteienstaat ist, der kommunistisch geprägt ist, dies aber nirgends offiziell geschrieben steht, und die Amis damals auf Kommunisten so allergisch reagierten wie zurzeit auf Taliban und Konsorten, unterstützten die Vereinigten Staaten Rebellen der Hochland-Minderheit vom Volk der Hmong, die vor hunderten von Jahren von China aus hierher zogen. Außer die Straße unsicher zu machen, bekamen die Rebellen nach 1975 nicht viel auf die Reihe, da sie mittels Napalm und Agent Orange (Giftgas) von der laotischen Regierung im Zaum gehalten wurden. Aber zumindest zwei Touristen sind bei solchen Gefechten auf dieser Straße noch 2004 ums Lebens gekommen. Wie tragisch ist das eigentlich, dass die USA einstmals Rebellen unterstützen, die später gegebenenfalls US-Touristen auf der Nationalstraße abknallen? Die Geister die sie riefen, werden sie nicht mehr los. Das erinnert ein wenig an Afghanistan und den Irak, leider.
Die Rebellen haben mittlerweile aufgegeben, die Regierung einen Hmong als Gouverneur der Region eingesetzt und die Straße gilt nun als sicher. All dies wird Laos sicherlich helfen, aus dem Geschäft mit den Touristen noch ein wenig mehr Profit zu schlagen, was auch den Privatleuten zu Gute kommt, denn seit 1990 ist auch hier die Wirtschaft peu à peu liberalisiert worden.
Nachdem sich der Nebel gelichtet hatte, bekam ich eine wunderbare Aussicht auf die Bergkulisse um mich herum. Das einzige was mich ein wenig weiterhin beunruhigte, war das Geknirsche an der Pedale. Alle paar Kilometer kam ich durch ein Dorf, das sich an die Straße praktisch drangeklebt hat. Es gibt keinerlei Quer- und Seitenstraßen. Die Häuser bestehen zumeist aus Stroh, haben alle Strom und oftmals eine Satellitenschüssel auf dem Dach, mit der man sogar BBC und manchmal Deutsche Welle TV empfangen kann. Wats (Tempel) suchte ich vergebens, da die Bewohner meist Animisten sind. Am Dorfbrunnen wird sich gebadet und gerade die Franzosen sind hier bei der Verbesserung der sanitären Zustände sehr aktiv. Im Dorfladen gab es immer Lao Bier, Erdnüsse und Bananenchips. Eier, Reis, Nudelsuppe aus der Tüte und guter Lao Kaffee war auch meist erhältlich. In einem Kaff gab es plötzlich auch Pringles und Lay Chips. Warum, wurde relativ schnell ersichtlich, da hier alle Busse zwischen Vientiane und Luang Prabang einen Stopp von 15 Minuten einlegen. Als Radfahrer errege ich ja schon bei den Einheimischen Verwunderung. Was müssen diese allerdings erst von den Hippies, geboren eine halbe Generation nach 1968 denken, die auf dem Dorfplatz auf einmal mit kleinen Fähnchen anfangen ihre Jonglierübungen für eine Viertelstunde zu veranstalten, bevor sie wieder in den Bus gepackt werden und in einer Staubwolke vom Dorfplatz verschwinden?
Kurz vor dem letzten Anstieg, 45 km vor Luang Prabang, hörte das Geknirsche auf und mir war klar, dass dies sicherlich keine Verbesserung der Lage mit sich bringen würde. Die nächsten drei Kilometer war es sehr still um mich. Natürlich beschwichtigte mich irgendwann mein Gefühl, und ich glaubte mal wieder, naiv wie ich eben bin, an ein technisches Wunder. Kurz nachdem dieser Glaube bei mir Einzug gehalten hatte, knirschte es ein letztes Mal und die Pedale klebte unter meinem Schuh aber nicht mehr am Konus der diese normalerweise mit der Kurbel verbindet. Weitertreten konnte ich nun nicht mehr und der Versuch, die Pedale auf den Konus wieder aufzusetzen scheiterte kläglich. Jetzt galt alle Theorie nicht mehr, die da sagt, dass Pedalen weltweit genormt sind. Wird die laotische Pedale passen? Wie die Geschichte weiter geht und was ich sonst noch so erlebe, erzähle ich Euch, wenn alles klappt, das nächste Mal.