Finanzielle Nachhaltigkeit FC Heidenheim Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: FC Heidenheim*.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Mainz 05-Fans unterwegs in Baden-Würtemberg

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
FC Heidenheim6%6%2%7%7%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
FC Heidenheim6%5%1%5%6%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
FC Heidenheim48%40%47%42%47%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
FC Heidenheim1400%1710%5984%1441%1358%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

* Der 1. FC Heidenheim bilanziert zum 31. Dezember statt wie die meisten Clubs zum 30. Juni, daher beziehen sich die Zahlen auf den Bilanzstichtag 31. Dezember 2022.

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Der FC Heidenheim würde eines von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Allerdings muss man wissen, dass Heidenheim bisher in der 2. Liga gespielt hat und die finanziellen Voraussetzung dort andere sind, als im Fußball-Oberhaus. Dennoch spricht natürlich nichts dagegen, dass auch in der 2. Liga, finanziell nachhaltig agiert wird.

Die Personalaufwandsquote des FC Heidenheim liegt mit zuletzt 47 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Und diese lag während des gesamten Betrachtungszeitraums zwischen 2018 und 2022 immer deutlich darunter, sprich Personalaufwand und Umsatz stehen in Heidenheim in einem gesunden Verhältnis zueinander.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 7 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 60 Prozent. Das bedeutet, dass die Finanzierung des FC Heidenheim etwas wackelig ist. Allerdings hatte Heidenheim in jedem Jahr positives Eigenkapital vorzuweisen. Dies ist weder in der 1. noch in der 2. Liga alles andere als selbstverständlich. Zwischenzeitlich war der Anlagendeckungsgrad sogar während der Pandemie auf 2 Prozent gesunken, sprich der FC Heidenheim versucht sich aus der Corona-Depression langsam aber sicher rauszuwinden.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 6 Prozent deutlich unter den geforderten 20 Prozent. Sie war aber auch während der Pandemie mit 1 Prozent 2020 noch schlechter. Auch hier gilt die Devise, dass der Club auf einem guten Weg ist.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 1358 Prozent liegt über dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Verglichen mit dem Seuchenjahr 2020, als sie bei fast 6000 Prozent lag, bekommt Heidenheim nach der Pandemie seine finanzielle Lage langsam wieder in den Griff.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Der Vorteil von KPIs ist die Tatsache, dass sie absolute Größen vernachlässigen und verschiedene Parameter in Relation setzen. Vergleicht man die Zahlen vom FC Heidenheim und vom FC Bayern oder auch „nur“ von Mainz 05, wird in absoluten Zahlen immer eine verzerrte Relation herauskommen. Setzt man aber jeweils verschiedene Zahlen des selben Clubs in Relation und vergleicht sie mit anderen Clubs, wird leicht erkennbar, wer von beiden innerhalb der jeweiligen Möglichkeiten finanziell nachhaltiger agiert.

Mit einem Anlagendeckungsgrad von 7 Prozent liegt der FC Heidenheim gleichauf mit dem VfL Bochum, aber zum Beispiel einen Tick besser als der 1. FC Köln – von Werder und Union ganz zu schweigen, da diese beiden Clubs zum Bilanzstichtag 2022 komplett überschuldet waren.

Bei der Eigenkapitalquote liegt der FC Heidenheim mit 6 Prozent nur einen Punkt hinter dem VfB Stuttgart, aber deutlich vor Köln (4 Prozent) und Bochum (3 Prozent).

Bei der Personalaufwandsquote liegt Heidenheim mit 47 Prozent (in der 2. Liga) extrem gut im Vergleich zu den Erstligisten. Sprich Heidenheim hat wirklich mit einem sehr günstigen Kader das Maximum (den Aufstieg) erreicht.

Allerdings ist der Verschuldungsgrad extrem hoch. Wenn man mal von den überschuldeten Clubs Werder und Union absieht, haben nur Bochum und Köln einen höheren Verschuldungsgrad. Da jährlich mindestens zwei Clubs aufsteigen, ist ein Blick rüber nach Darmstadt an dieser Stelle auch mal angebracht. Deren Verschuldungsgrad liegt bei 93 Prozent (Heidenheim 1358 Prozent). Daran erkennt man, dass zwar beide Aufsteiger es verstehen, mit Geld umzugehen, aber bei Heidenheim fast alles fremd finanziert ist.

Fazit: In Heidenheim macht man aus wenig eigenem Geld sehr viel. Der Verein hat zwar kaum Eigenkapital, der Großteil ist fremdfinanziert. Aber man ist nicht überschuldet und weiß mit dem Geld etwas anzufangen. Denn die Personalaufwandsquote von 47 Prozent in der 2. Liga ist für den Ertrag (Aufstieg) schon sehr gut. Wenn Heidenheim in diesem Geschäftsjahr, was auf der Alb am 31. Dezember (statt wie bei den meisten Clubs am 30. Juni) endet, nicht massiv Geld in den Kader gesteckt haben sollte, wird sich der Verein in seinem ersten Jahr 1. Liga finanziell weiterhin nachhaltig verbessern. Das wird die spannende Frage bleiben, die bei der Vorstellung der nächsten Bilanz in ein paar Monaten beantwortet wird.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Finanzielle Nachhaltigkeit SC Freiburg Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: SC Freiburg.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom SC Freiburg und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Mainz 05-Fans im neuen Stadion des SC Freiburg

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom SC Freiburg und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
SC Freiburg203%224%167%149%161%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
SC Freiburg79%80%77%70%69%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
SC Freiburg42%49%58%51%55%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
SC Freiburg22%20%29%42%44%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Der SC Freiburg würde wie Mainz 05 alle vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 161 Prozent liegt deutlich über den geforderten 60 Prozent. Das heißt die Finanzierung des Sportclubs ist ähnlich gefestigt, wie die Teilnahme der Bayern Jahr für Jahr in der Champions League. Er lag vor der Pandemie sogar bei unglaublichen 224 Prozent. Die zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, wenn man gut wirtschaftet, einer finanziellen Katastrophe wie Corona vorzubeugen. Man sieht auch, dass die „Talsohle“ beim Anlagendeckungsgrad durchschritten ist. Lag sie 2021 bei 149 Prozent, ist sie 2022 wieder auf die genannten 161 Prozent gestiegen. Das sind alles Werte von denen können die meisten Bundesligisten nur träumen.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 69 Prozent deutlich über den geforderten 20 Prozent. Sie ist allerdings für Freiburger Verhältnisse „schlecht“, da sie noch nie so niedrig lag. Allerdings sprechen wir hier von einem Niveau, für das das Wort „Champions League“ kaum ausreicht. Vor der Pandemie lag sie um die 80 Prozent. Das ist ein Wert den die meisten Bundeligisten nie erreichen werden. Wenn einige in die Nähe kommen, steht gegebenenfalls ein Pharmakonzern hintendran.

Die Personalaufwandsquote ist mit 55 Prozent durchaus in Ordnung. Sie liegt deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Dennoch überrascht dieser Wert ein bisschen, denn er liegt nicht so niedrig, wie man es vom finanziellen Gebahren des Sportclubs erwarten könnte. Der Sportclub investiert vorsichtig und vernünftig in die sportliche Entwicklung und gibt dafür einen Tick mehr Geld aus, als man es vermuten würde. Der sportliche Erfolg gibt dem SC auch Recht. Dass Geld zur Verfügung haben, nicht automatisch sportlichen Erfolg bedeutet, ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Es wird in Freiburg aber gezeigt, dass das durchaus möglich ist.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 44 Prozent liegt deutlich unter dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Auch hier überrascht die Entwicklung ein wenig. Schließlich lag der Verschuldungsgrad 2018 noch bei unglaublich niedrigen 22 Prozent und damit halb so hoch wie beim FC Bayern. Dass er sich in vier Jahren verdoppelte hat sicherlich auch mit Corona zu tun, aber nicht nur, wie ich vermute. Dazu mehr im Fazit.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Vorbilder sind wichtig. Wenn es ein Vorbild für Mainz 05 gibt, dann der SC Freiburg. In manchen Bereichen kann Mainz 05 schon langsam mit dem Sportclub mithalten, etwa wenn es um den Verschuldungsgrad geht, bei dem die Nullfünfer sogar mittlerweile besser dastehen.

Die Konstanz an der Seitenlinie bekommen wir aber sicherlich nicht so schnell hin, wenn man sieht, welch tolle Arbeit hier Christian Streich Jahr für Jahr abliefert. Damit Mainz 05 im sportlichen Bereich in ähnliche Sphären wie der Sportclub vordringen kann, sollten sich die Nullfünfer tatsächlich den SC in finanzieller Hinsicht als Vorbild nehmen.

Die Personalaufwandsquote ist beim SC deutlich höher (55 Prozent zu 46 Prozent) als bei Mainz 05. Und sie war bereits vor der Pandemie höher. Sprich der SC investiert seit Jahren mehr in sein spielendes Personal und geht hier auch ein bisschen mehr ins Risiko. Während die große Mehrzahl der anderen Clubs sich permanent ins finanzielle Risiko stürzt und es sich überhaupt nicht leisten kann (und dafür von der DFL bisher auch nicht sanktioniert wurde), könnte Mainz 05 ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen.

Das ist wahrscheinlich der Gesamterfolg des SC Freiburg. Man hatte früher erkannt, dass man etwas mehr investieren muss, um sportlich oben anzugreifen. Mainz 05 agiert hier einen Tick konservativer als der SC Freiburg. Natürlich war die Ausgangslage beim SC Freiburg 2018 auch besser als bei Mainz 05. Sprich, wenn man seriös agieren möchte, wie beide Clubs, dann hatte hier der SC vor Corona einen Vorsprung, da seine Zahlen bereits top waren. Mainz 05 erledigte zu dieser Zeit noch seine finanziellen Hausaufgaben. Es bleibt zu hoffen, dass man bei Nullfünf, jetzt wo die Zahlen ähnlich gut sind, wie in Freiburg etwas mehr Geld springen lässt, um mittelfristig wieder erfolgreich zu arbeiten.

Die beeindruckenden Zahlen des Sportclubs werden natürlich dadurch vergoldet, dass dieser auch mal (mit Streich) abgestiegen ist und wieder gekommen ist. Und mittlerweile ein finanzielles und sportliches Niveau erreicht hat, das man sich eigentlich nicht vorstellen kann, wenn man weiß, dass dieser Club in der Saison 2015/2016 2. Liga spielte (als wir in die Europa League einzogen). Die über 60000 Mitglieder beim SC unterstreichen diesen Erfolg auch beeindruckend. Und Financial Fairplay ist in der Bundesliga durchaus möglich. Man muss es nur wollen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Finanzielle Nachhaltigkeit RB Leipzig Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: RB Leipzig.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom RB Leipzig und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von RB Leipzig
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von RB Leipzig

RB Leipzig vs. Mainz 05 in der Saison 2018/2019

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Linzenkriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs von RB Leipzig und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
RB Leipzig13%52%43%34%38%
Mainz 0586%79%74%88%127%

Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
RB Leipzig11%40%34%28%31%
Mainz 0544%50%45%51%60%

Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
RB Leipzig43%46%45%45%47%
Mainz 0539%34%46%50%46%

Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022


Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
RB Leipzig608%115%166%230%220%
Mainz 0598%84%97%64%41%

Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von RB Leipzig

RB Leipzig würde zwei von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Die Personalaufwandsquote ist mit 47 Prozent durchaus in Ordnung. Dieser Wert wurde auch in den letzten Jahren immer mehr oder weniger erreicht. Das lässt darauf schließen, dass das Geld, das RB zur Verfügung hat, gut angelegt wird. Der sportliche Erfolg gibt dem Konstrukt ja auch durchaus Recht. Dass Geld zur Verfügung haben, nicht automatisch sportlichen Erfolg bedeutet, ist ebenfalls hinlänglich bekannt.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 31 Prozent deutlich über den geforderten 20 Prozent. Das war allerdings nicht immer der Fall. 2018 lag sie noch bei mickrigen 11 Prozent. Im Jahr darauf aber plötzlich bei sagenhaften 40 Prozent. Innerhalb eines Jahres diese Quote zu vervierfachen, deutet schon darauf hin, dass hier etwas unnatürlich ist. Entweder ist RB innerhalb eines Jahres massiv geschrumpft und die Bilanzsumme entsprechend gesunken oder das Eigenkapital ist massiv gestiegen. Dazu später mehr.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 38 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 60 Prozent. Das heißt die Finanzierung des Konstrukts ist fragwürdig, zumal der Anlagendeckungsgrad 2018 sogar bei mickrigen 13 Prozent lag. Ein Jahr später lag er plötzlich bei 52 Prozent. Dass das Anlagevermögen (Spielerwerte, Stadion etc.) massiv gesunken ist, klingt auf jeden Fall nicht so plausibel. Eher schon, dass das Eigenkapital Flügel bekam. Wie das passieren konnte – auch hierzu mehr im Fazit.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 220 Prozent liegt 10 Prozent über dem vertretbaren Level von 200 Prozent, sprich das Fremdkapital ist im Vergleich zum Eigenkapital zu hoch. Wenn man sich die absoluten Werte anschaut, dann toppt RB Leipzig 2022 mit 303 Mio. €sogar Schalke 04, was das Fremdkapital angeht. Während in Gelsenkirchen 195 Mio. € Fremdkapital in der Bilanz stehen, sind es bei Clubs, denen RB auf Augenhöhe begegnet, nur 146 Mio. € (FC Bayern) bzw. 155 Mio. € (BVB).

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von RB Leipzig

Zahlen lügen nicht. Und wenn jemand Argumente braucht, um zu sehen, wie sich das Konstrukt RB Leipzig in Bezug auf die finanzielle Nachhaltigkeit entwickelt, sollte einfach auf die Finanzkennzahlen schauen, die die DFL seit 2019 jährlich veröffentlicht.

Die finanzielle Entwicklung bei RB Leipzig gleicht tatsächlich einer Achterbahnfahrt – sie ist zwar nicht so dramatisch wie die bei der Hertha oder bei Schalke 04, aber im Grunde genommen ist sie noch weitaus spektakulärer, weil RB im Gegensatz zu den beiden anderen Clubs eigentlich keine Konsequenzen fürchten muss und schön Jahr für Jahr Champions League Millionen scheffeln kann.

Der bizarre Sprung beim Anlagendeckungsgrad und bei der Eigenkapitalquote zwischen 2018 und 2019 ist darauf zurückzuführen, dass das Eigenkapital von 27 Mio. € auf 126 Mio. € hochgegangen ist. Dies kann theoretisch durch einen Jahresüberschuss von 99 Mio. € zustande gekommen sein. In der Bilanz 2019 steht allerdings nur ein Jahresüberschuss von 4 Mio. €. Was ist passiert? Es gab einen warmen Geldregen in Leipzig – die Wolke, aus der der Regen stammt, ist hinlänglich bekannt.

Auch beim Fremdkapital gab es einen riesigen Sprung. Lag es 2019 noch bei 145 Mio. € – also auf dem Niveau des FC Bayern und vom BVB, lag es 2020 schon bei 218 Mio. € und 2021 dann bei 303 Mio. €. Das heißt das Konstrukt dopt sich mit Kapital von außen. Während „normale“ Clubs, sich das Geld am Kapitalmarkt besorgen und dafür Zinsen zahlen müssen, läuft das in Leipzig anders. Dort wird das Kapital quasi intern bereitgestellt – von einer RB Bank.

Financial Fairplay in Leipzig ist etwas so weit verbreitet wie ein lebhaftes Vereinsleben. Es ist alles künstlich mit viel Geld erschaffen worden, so wie das Vereinskonstrukt, das von den Fußballverbänden so durchgewunken wurde. Das ist zwar alles legal, aber im Grunde genommen wird mit Kniffen hier tatsächlich dem Fußball nochmal so richtig in den Hintern getreten, als ob nicht schon die Werkclubs und Mäzen-Vereine genug das Financial Fairplay mit Füßen getreten haben. Interessanterweise müssen diese kleinen Veränderungen vornehmen, um als 50+1-konform zu gelten. Das Konstrukt wurde so geschickt entwickelt, dass es auf dem Papier sogar als 50+1-konform gilt – was zynischer nicht sein kann.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: https://www.kicker.de/101-millionen-euro-verbindlichkeiten-wie-das-system-red-bull-funktioniert-960242/artikel