Finanzielle Nachhaltigkeit Borussia Mönchengladbach Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des heutigen Gasts von Mainz 05, Borussia Mönchengladbach.

Einleitung
Vergleich der KPIs von Borussia Mönchengladbach und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Mainz 05-Fans im Borussia-Park

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs von Borussia Mönchengladbach und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach50%51%49%42%32%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach42%43%43%36%26%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach51%49%67%61%62%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach119%119%121%154%207%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

* Borussia Mönchengladbach bilanziert zum 31. Dezember statt wie die meisten Clubs zum 30. Juni, daher beziehen sich die Zahlen auf den Bilanzstichtag 31. Dezember 2022.

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 20er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben (inklusive Aufsteiger).

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach würde zwei von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Damit belegt die Borussia Platz 7 in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023, sprich mit 50 % erfüllter Nachhaltigkeitskriterien schafft es die Borussia in die Conference League. Da hat man keine Fragen mehr, wenn es darum geht, ob die DFL, sprich die Clubs, mit Geld umgehen können.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 26 Prozent noch über den geforderten 20 Prozent. Sie hat sich in den letzten Jahren allerdings negativ entwickelt. Die Borussia bilanziert zum Jahresende, sprich, sie war 2020 schon mitten in der Pandemie, hatte diese aber auch 2022 komplett hinter sich gelassen. Daher wiegt es wirklich schwer, dass die Eigenkapitalquote (und auch die anderen Finanzkennzahlen) nach der Pandemie noch schlechter wurde als während der Pandemie. Mit den 26 Prozent liegt die Borussia auf Platz 10 zwischen RB Leipzig und der Hertha – also zwischen zwei Clubs, die es trotz Investor nicht hinbekommen, eine höhere Eigenkapitalquote zu erreichen als die Borussia. Auch ist es ein Zeichen, dass ein Investor nicht unbedingt ein Garant dafür ist, dass es finanziell töfte läuft.

Die Personalaufwandsquote der Borussia liegt mit 62 Prozent unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Allerdings lag sie 2019 noch bei vergleichsweise guten 49 Prozent. 2020 war sie aber auch schon mal bei 67 Prozent angelangt, sprich die Borussia reagierte auf die Auswirkungen der Pandemie und hat sie wieder senken können. Trotzdem ist die Quote im Vergleich zu den anderen Clubs viel zu hoch. Noch schlechter sieht es nur bei Hoffenheim und der Hertha aus, die ja mittlerweile in der 2. Liga kickt.

Der geforderte Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent wird mit 32 Prozent deutlich verfehlt. Selbst vor der Pandemie lag er nur bei 50 Prozent, sprich selbst in „guten“ Zeiten war die Borussia nicht in der Lage, möglichst viel selbst zu finanzieren. Mit den 32 Prozent liegt die Borussia auf Platz 11 zwischen RB Leipzig und der SGE.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 207 Prozent liegt knapp über den geforderten 200 Prozent. Damit belegt die Borussia Platz 9. Lediglich 8 Clubs (TSG, FCB, M05, SCF, BVB, B04, FCA und SVD) schaffen es unter den 200 Prozent zu bleiben – interessanterweise schaffen es diese 8 Clubs sogar unter 100 Prozent zu bleiben – so wird eine extreme Kluft sichtbar zwischen Vereinen, die es schaffen, mit eigenen Kapital (bzw. dem vom Bayer-Konzern) den Spielbetrieb zu finanzieren und Clubs, die verstärkt auf Fremdkapital angewiesen sind, um in der Bundesliga mitzuspielen. Hatte die Borussia die Verschuldung während der Pandemie noch gut im Griff (2020: 121 % und 2021: 154 %) sieht die Lage Ende 2022 nicht wirklich rosig aus. Man darf auf den Jahresabschluss 2023 gespannt sein.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Die Borussia ist irgendwie die Graue Maus der Liga, wenn es um die Finanzen geht. Sie fällt weder extrem positiv noch extrem negativ auf. Sie fällt allerdings nur nicht so negativ auf, weil es einfach so viele andere Clubs gibt, die finanziell noch so viel schlechter aufgestellt sind.

Bei der Borussia knallte die Pandemie mit Verzögerung rein. Nach Aussage von Geschäftsführer Stephan Schippers haute sie mit 10 Millionen Euro rein. 30 Millionen Euro TV-Gelder gab es zudem 2022 für die Borussia weniger und dann musste man noch Adi Hütter abfinden. Da der Umsatz allerdings trotzdem gestiegen ist, hat es die Borussia hinbekommen, sich von dem Tropf der TV-Gelder etwas unabhängiger zu machen. Vielleicht sollten unsere Verantwortlichen mal bei der Borussia nachfragen, wie sie das gemacht hat, denn unsere Vorstände tragen ja mantra-artig vor, dass Mainz 05 komplett abhängig von Fernsehgeldern sei. Die Borussia hat natürlich einen komplett anderen Hintergrund wie Mainz 05. Viele ältere Semester halten es noch mit der Borussia aus Zeiten der Fohlen-Elf. Das zeigt aber, dass es durchaus möglich ist, mit einem geschärften Profil wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Wenn man allerdings mit den Großen für einen Investoren-Deal stimmt und gegen Aufsichtsrat und Mitglieder votiert, dann schärft man kein Profil, sondern man wird austauschbar. Das hat man bei uns im Vorstand noch nicht verstanden. Eigentlich haben wir mit unserem Leitbild gute Voraussetzungen, unser Profil zu schärfen – der Vorstand müsste es nur mal tun .  

Die Borussia ist übrigens sehr stolz darauf „über das zweitgrößte Eigenkapital aller eigenständigen Bundesligisten, die keine Anteilseigner haben“ mit 47 Mio. Euro zu verfügen (hinter dem SC Freiburg mit 95 Mio. Euro). Mainz 05 folgt mit 40 Mio. Euro. Das wäre doch eigentlich auch für uns mal ein Grund, stolz zu sein, dass wir das als Verein 2022 geschafft haben. Stattdessen wird im Vorstand nur darüber geredet, dass wir uns nichts leisten könnten. Mit so einer Attitüde begeistert man die Mitglieder sicherlich nicht. Die meisten 05er*innen glauben wahrscheinlich, dass wir kurz vor der Pleite stehen. Daher sollten die Verantwortlichen die Situation nicht schlimmer reden, als sie ist und etwas mehr Optimismus ausstrahlen. Den haben sie sich ja mit „Bo 2“ gerade eingekauft.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: Borussia Mönchengladbach – Schippers ordnet Geschäfszahlen ein

Finanzielle Nachhaltigkeit FC Augsburg Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit unseres heutigen Gasts von Mainz 05, den FC Augsburg.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom FC Augsburg und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Augsburg
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Augsburg

Mainz 05-Fans im Schwabenstadion

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom FC Augsburg und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
FC Augsburg64%70%61%67%60%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
FC Augsburg36%39%39%44%43%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
FC Augsburg35%40%48%54%56%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
FC Augsburg87%92%107%82%87%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Augsburg

Der FC Augsburg würde vier von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Damit gehört der FC Augsburg zu einem der wenigen Vereine, die im Betrachtungszeitraum tatsächlich finanziell nachhaltig agieren. Der Großteil der Liga bekommt dies einfach nicht hin. Daher möchte der Großteil der Liga auch mehr Geld durch einen Investor erhalten. Da aber die Mehrheit der Clubs mit Geld leider gar nicht umgehen kann, ist bereits heute klar, dass das meiste Geld, das die Clubs erhalten würden, ohnehin wieder verbrannt werden würde.

Der geforderte Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent wird gerade noch erreicht. In früheren Jahren wurden die 60 Prozent übertroffen – selbst während der Pandemie. Mit den 60 Prozent liegt der FC Augsburg auf Platz 8. Championsleague-Dauergäste wie RB Leipzig (38 Prozent), die Diva vom Main (26 prozent) oder der daueralimentierte VfL Wolfsburg (21 Prozent) schneiden deutlich schlechter ab.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 43 Prozent deutlich über den geforderten 20 Prozent. Sie hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt und stabilisiert. Auch hier liegt der FC Augsburg auf Platz 8. Insgesamt können 11 Clubs die geforderten 20 Prozent erreichen.

Die Personalaufwandsquote vom FC Augsburg liegt mit 56 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Allerdings lag sie 2018 noch bei hervorragenden 35 Prozent und stieg Jahr für Jahr an. Sie liegt jetzt auf dem Niveau des FC Bayern München. Beide Clubs belegen damit Platz 14. Noch schlechter sieht es nur bei Gladbach, und Hoffenheim aus sowie bei Clubs, die in den letzten Jahren in der 2. Liga kickten oder kicken (VfB, Darmstadt und Hertha).

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 87 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 200 Prozent. Damit belegt der FC Augsburg einen guten 7. Platz. Zwischenzeitlich waren der Verschuldungsgrad während der Pandemie auf 107 Prozent gestiegen. Diesen Ausreiser hat man aber längst wieder eingefangen.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Augsburg

Blickt man auf die Zahlen des FC Augsburg kann schon von einem Märchen sprechen. Der Verein kickte lange Zeit in der Bayern-Liga und bekommt es mittlerweile gebacken. finanziell seriös zu wirtschaften. Mit Letzterem befindet sich der FC Augsburg in einer Minderheit unter den Erstligisten. Einzig die Personalaufwandsquote steigt und steigt, während es sportlich stagniert. Wenn man die Zahlen vom FC Augsburg und von Mainz 05 vergleicht, könnte man meinen, beide Clubs agieren finanziell solide. Das stimmt auch. Allerdings lohnt sich hier ein Blick hinter die Kulissen beider Clubs. Mainz 05 ist ein eingetragener der Verein. Gerade die Eigentümerstruktur ist sehr transparent, denn der Verein gehört den Mitgliedern.

Anders der FC Augsburg: Hierbei handelt es sich um die Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA. 99,4 Prozent der Kommanditaktionäre gehören zur Hofmann Investoren GmbH. 0,6 Prozent gehören zum FC Augsburg e.V. Dementsprechend sind die Machtverhältnisse im Club. „Es werden im Hintergrund Millionenbeträge transferiert und ggf. Anteile an unserem FCA an eine unbekannte amerikanische Investorengruppe veräußert, ohne dass Fans und Mitglieder des FCA ins Boot geholt oder über den Einstieg informiert wurden.“ schreibt die Legio Augusta. Sprich: Der FC Augsburg wirtschaftet seriös mit dem vom Investor erhaltenen Geld. Man könnte meinen, dass das eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Ist sie in vielen Branchen auch – nur nicht im Fußballgeschäft, wenn wir da zum Beispiel an die Hertha denken – oder auch an die anderen Konstrukte der Liga, die finanziell auch nicht sagenhaft dastehen.

Es stellt sich die Frage, ob so eine Perspektive, wie sie der FC Augsburg erlebt, erstrebenswert ist – für den eigenen Verein aber auch für die DFL, wenn wir gerade an ihre Pläne denken. Ja, die sportliche Lage bei Mainz 05 ist aktuell bescheiden. Ob man allerdings mit den Fans des FC Augsburg tauschen möchte, steht auf einem anderen Blatt. Und dass Mainz 05 so eine finanzielle Stabilität ohne Investor hinbekommt, kann an dieser Stelle gar nicht genug gelobt werden.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: Investoreneinstieg beim FCA – Original 1907

Finanzielle Nachhaltigkeit FC Heidenheim Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: FC Heidenheim*.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Mainz 05-Fans unterwegs in Baden-Würtemberg

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
FC Heidenheim6%6%2%7%7%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
FC Heidenheim6%5%1%5%6%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
FC Heidenheim48%40%47%42%47%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
FC Heidenheim1400%1710%5984%1441%1358%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

* Der 1. FC Heidenheim bilanziert zum 31. Dezember statt wie die meisten Clubs zum 30. Juni, daher beziehen sich die Zahlen auf den Bilanzstichtag 31. Dezember 2022.

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Der FC Heidenheim würde eines von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Allerdings muss man wissen, dass Heidenheim bisher in der 2. Liga gespielt hat und die finanziellen Voraussetzung dort andere sind, als im Fußball-Oberhaus. Dennoch spricht natürlich nichts dagegen, dass auch in der 2. Liga, finanziell nachhaltig agiert wird.

Die Personalaufwandsquote des FC Heidenheim liegt mit zuletzt 47 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Und diese lag während des gesamten Betrachtungszeitraums zwischen 2018 und 2022 immer deutlich darunter, sprich Personalaufwand und Umsatz stehen in Heidenheim in einem gesunden Verhältnis zueinander.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 7 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 60 Prozent. Das bedeutet, dass die Finanzierung des FC Heidenheim etwas wackelig ist. Allerdings hatte Heidenheim in jedem Jahr positives Eigenkapital vorzuweisen. Dies ist weder in der 1. noch in der 2. Liga alles andere als selbstverständlich. Zwischenzeitlich war der Anlagendeckungsgrad sogar während der Pandemie auf 2 Prozent gesunken, sprich der FC Heidenheim versucht sich aus der Corona-Depression langsam aber sicher rauszuwinden.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 6 Prozent deutlich unter den geforderten 20 Prozent. Sie war aber auch während der Pandemie mit 1 Prozent 2020 noch schlechter. Auch hier gilt die Devise, dass der Club auf einem guten Weg ist.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 1358 Prozent liegt über dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Verglichen mit dem Seuchenjahr 2020, als sie bei fast 6000 Prozent lag, bekommt Heidenheim nach der Pandemie seine finanzielle Lage langsam wieder in den Griff.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Der Vorteil von KPIs ist die Tatsache, dass sie absolute Größen vernachlässigen und verschiedene Parameter in Relation setzen. Vergleicht man die Zahlen vom FC Heidenheim und vom FC Bayern oder auch „nur“ von Mainz 05, wird in absoluten Zahlen immer eine verzerrte Relation herauskommen. Setzt man aber jeweils verschiedene Zahlen des selben Clubs in Relation und vergleicht sie mit anderen Clubs, wird leicht erkennbar, wer von beiden innerhalb der jeweiligen Möglichkeiten finanziell nachhaltiger agiert.

Mit einem Anlagendeckungsgrad von 7 Prozent liegt der FC Heidenheim gleichauf mit dem VfL Bochum, aber zum Beispiel einen Tick besser als der 1. FC Köln – von Werder und Union ganz zu schweigen, da diese beiden Clubs zum Bilanzstichtag 2022 komplett überschuldet waren.

Bei der Eigenkapitalquote liegt der FC Heidenheim mit 6 Prozent nur einen Punkt hinter dem VfB Stuttgart, aber deutlich vor Köln (4 Prozent) und Bochum (3 Prozent).

Bei der Personalaufwandsquote liegt Heidenheim mit 47 Prozent (in der 2. Liga) extrem gut im Vergleich zu den Erstligisten. Sprich Heidenheim hat wirklich mit einem sehr günstigen Kader das Maximum (den Aufstieg) erreicht.

Allerdings ist der Verschuldungsgrad extrem hoch. Wenn man mal von den überschuldeten Clubs Werder und Union absieht, haben nur Bochum und Köln einen höheren Verschuldungsgrad. Da jährlich mindestens zwei Clubs aufsteigen, ist ein Blick rüber nach Darmstadt an dieser Stelle auch mal angebracht. Deren Verschuldungsgrad liegt bei 93 Prozent (Heidenheim 1358 Prozent). Daran erkennt man, dass zwar beide Aufsteiger es verstehen, mit Geld umzugehen, aber bei Heidenheim fast alles fremd finanziert ist.

Fazit: In Heidenheim macht man aus wenig eigenem Geld sehr viel. Der Verein hat zwar kaum Eigenkapital, der Großteil ist fremdfinanziert. Aber man ist nicht überschuldet und weiß mit dem Geld etwas anzufangen. Denn die Personalaufwandsquote von 47 Prozent in der 2. Liga ist für den Ertrag (Aufstieg) schon sehr gut. Wenn Heidenheim in diesem Geschäftsjahr, was auf der Alb am 31. Dezember (statt wie bei den meisten Clubs am 30. Juni) endet, nicht massiv Geld in den Kader gesteckt haben sollte, wird sich der Verein in seinem ersten Jahr 1. Liga finanziell weiterhin nachhaltig verbessern. Das wird die spannende Frage bleiben, die bei der Vorstellung der nächsten Bilanz in ein paar Monaten beantwortet wird.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour