Same same but different

Mainz 05 wird zumTestspiel gegen Newcastle United antreten.

Eigentlich wurde zum Testspielgegner von Mainz 05 und dessen Eigentümer, dem Staatsfonds von Saudi-Arabien, bereits alles gesagt. Manche inklusive Trainer Bo Svensson finden es gut, sich mit dem Verein aus der Premier League sportlich zu messen. Viele Facebook-Kommentierende, die Supporters Mainz sowie die Kommentare einiger Journalist*innen (und hier) stellen die Auswahl des Gegners in Frage. Im Leitbild von Mainz 05 heißt es: „Wir stehen für Offenheit, Respekt und Mitmenschlichkeit…Wir heißen alle Menschen, die diese Werte teilen, willkommen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, körperlicher und geistiger Verfassung, Religion, sozialer Stellung oder sexueller Identität“. Viele dieser Werte werden in vielen Teilen der Welt nicht gelebt (auch teilweise nicht in Deutschland). Wir bekommen es in anderen Weltregionen allerdings meist nicht mit, da in den Medien immer dieselben zwanzig, dreißig Länder präsent sind, die Einfluss auf uns und unser Land haben. Saudi-Arabien gehört aufgrund seiner Bodenschätze und aufgrund seiner Affinität zum Fußball allerdings dazu.

Aber dann bin ich auf dieses Zitat gestoßen: „Die arabischen Staaten sind doch alle gleich, was diese Werte angeht.“ Es stammt aus einer Antwort auf einen Facebook-Post von Mainz 05, in dem der Verein den Testspielgegner Newcastle United in der Sommerpause verkündet und zielt neben Saudi-Arabien auf Katar. Letzteres richtet im Spätherbst die Männer-Fußball-Weltmeisterschaft aus. Dabei handelt es sich um Länder, deren Regierung und teilweise auch deren Gesellschaft ein anderes Werteverständnis haben, als viele Menschen in Deutschland.

Natürlich kann man es sich einfach machen und alle Länder und deren Gesellschaften, die unsere Werte nicht teilen, moralisch boykottieren. In der Praxis klappt das ohnehin nicht, wenn wir tanken möchten und Öl aus Saudi-Arabien in unser Auto fließt oder demnächst Gas aus Katar unsere Wohnung mit Wärme versorgt. Man kann es sich sogar noch einfacher machen und sich sagen, so ist der Profi-Fußball halt heute. Das ist die klassische Schwarz-Weiß-Denke, die halt immer einfacher ist, als sich mit Themen gezielt auseinanderzusetzen. Grautöne sind mühsam, erfordern Zeit, sich diese zu erarbeiten und in der Schnelllebigkeit des Internets ist Zeit für viele ein zu kostbares Gut.

Aber vielleicht nimmt man sich doch ein paar Minuten Zeit und beschäftigt sich zumindest ein bisschen mehr mit diesen beiden Ländern, die aktuell die Gemüter erhitzen. Und vielleicht schätzt man am Ende die Meinung von Expert*innen mehr als das eigene Bauchgefühl oder die verzerrte Darstellung durch verschiedene Interessengruppen.

Den rein subjektiv besten Eindruck erhält man natürlich, wenn man mal selbst in den genannten Ländern vorbeischaut oder mit ihnen direkt in Berührung kommt. Im Falle von Saudi-Arabien ist mir das zweimal passiert. Einmal ging es darum, 1995 auf dem Landweg von Mainz nach Kapstadt gegebenenfalls über das Land zu reisen und einmal landete ich auf dem Rückflug aus Eritrea in Saudi-Arabien zwischen. Mein erster Versuch in der saudischen Botschaft in Amman (Jordanien) scheiterte, da damals Saudi-Arabien nur Geschäftsreisende und muslimische Pilgerreisende ins Land ließ. Mit Touristen und Fußballvereinen im Ausland wollte man damals noch nichts zu tun haben (anders als 2022). Zwei Jahre später beim Zwischenstopp mussten alle alkoholischen Getränke an Bord des Flugzeugs weggesperrt werden, ehe zur Landung angesetzt wurde. Das Flugzeug durfte ich damals nicht verlassen und konnte so nur einen kurzen Blick aus dem Flugzeugfenster auf den Flughafen Jeddah werfen. Nach dem Start in Richtung Frankfurt erhoben sich fast alle zugestiegenen Fluggästinnen und begaben sich auf die Toilette. Wenige Minuten später kamen sie unverschleiert wieder aus dem WC in Jeans heraus. Es war eine sehr bizarre Erfahrung.

2016 auf dem Weg nach Baku zum Europa League Spiel von Mainz 05 blieb ich einen Tag lang in Katar. Das Land hat sich damals bereits für Touristen geöffnet, das Einreisevisum gab es am Flughafen und Kleidungsvorschriften für Frauen gab es damals nicht. Zum selben Zeitpunkt wäre es immer noch unmöglich gewesen, nach Saudi-Arabien als Tourist*in einzureisen.

Gefühlt war man damals also in dem einen Land Willkommen, im anderen nicht. Aber um den subjektiven Eindruck, das oben angesprochene Bauchgefühl und um mich persönlich geht es schon gar nicht. Trotzdem blicke ich gerne auf bereits (fast) bereiste Länder zurück und verfolge aufmerksam ihre Entwicklung. Um beide Länder gut zu vergleichen eignet sich daher als erstes ein Blick auf die Seite des Auswärtigen Amts. Dieses teilt seine Einschätzung unter Anbetracht der in Deutschland vorhandenen Werte für jedes Land der Welt mit, damit man sich objektiv ein Bild aus der Sicht eines Reisenden machen kann. Da geht es bei Saudi-Arabien und Katar zunächst um den Punkt „Reiseinfos“:

Frauen

Saudi-Arabien: „Obwohl das Tragen einer Abbaya (schwarzer Ganzkörperumhang) für Frauen keine Pflicht mehr sein soll, sollten die in Saudi-Arabien vorherrschenden gesellschaftlichen Regeln beachtet werden. Unverheirateten Frauen wird angesichts möglicher rechtlicher Konsequenzen dringend von einer Entbindung in Saudi-Arabien abgeraten. Die unerwünschte Kontaktaufnahme ausländischer Männer zu nicht verwandten saudischen Frauen kann zu einer Anzeige wegen sexueller Belästigung führen. Körperlicher Kontakt muss für dieses Vergehen nicht vorliegen, es reicht zum Teil, dass sich eine Frau sexuell belästigt fühlt.“

Katar: „Frauen unterliegen keinen besonderen Beschränkungen oder Verboten.“

Christen

Saudi-Arabien: „Vermeiden Sie die Verteilung christlich-religiöser Symbole.“
Katar: Keine Hinweise

LGBTIQ

Saudi-Arabien: „Homosexuelle Handlungen sind in Saudi-Arabien strafverfolgt und auch gesellschaftlich nicht akzeptiert. Prostitution, homosexuelle Handlungen und außerehelicher Geschlechtsverkehr werden in Saudi-Arabien nach Ermessen des Richters mit Freiheitsentzug und/oder Stockschlägen bestraft, ggf. kann auch die Todesstrafe verhängt werden.“

Katar: „Das Strafrecht in Katar ist geprägt durch islamische Moralvorstellungen. Es sollte Reisenden bewusst sein, dass homosexuelle Handlungen und nichtehelicher Geschlechtsverkehr verboten sind und strafrechtlich geahndet werden. Es sind bisher keine Fälle von Verhaftungen von LGBTIQ-Personen bekanntgeworden, eine „aktive“ Verfolgung findet nicht statt.“

Rechtliche Besonderheiten

Saudi-Arabien: „Das kaum kodifizierte saudi-arabische Strafrecht beruht auf der islamischen Scharia hiesiger Auslegung mit den bekannten, ggf. bis hin zu Prügel- und sonstigen Körperstrafen und Amputationen reichenden Strafsanktionen.“

Katar: „Die Gebräuche und Gesetze von Katar sind stark durch den Islam und dessen Glaubensinhalte und Wertvorstellungen geprägt.“

Pressefreiheit

Geht es um weitere Werte ist, man auf die Hilfe von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) angewiesen. Möchte man die Situation von Medienschaffenden und die Pressefreiheit betrachten, sind „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) ein guter Anlaufpunkt. Die weltweite Rangliste 2022 wird von Norwegen (Kategorie „Gut“) angeführt und auf dem letzten, dem 180. Platz liegt Nord-Korea. Saudi Arabien liegt auf Platz 166 und hat vier Plätze im Vergleich zu 2021 gut gemacht. Dennoch fällt es gemäß RSF in die Kategorie „Sehr ernst“. Katar liegt auf Platz 119 und hat im Vergleich zu 2021 9 Plätze gut gemacht. Das Land fällt laut RSF in die Kategorie „Schwierig“. Deutschland liegt auf Platz 13 und fällt in die Kategorie „Zufriedenstellend“. Zwischen „Zufriedenstellend“ und „Schwierig“ liegt nur eine Kategorie „Erkennbare Probleme“.

Menschenrechte

Wenn es um Werte geht, darf das Thema „Menschenrechte“ natürlich nicht fehlen. Eine gute Anlaufstelle ist Amnesty International (AI), die auch über erreichte Verbesserungen in den Ländern berichtet:

„Vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 versprach Katar weitere Reformen seiner Arbeitsgesetze. Außerdem gab der Weltfußballverband FIFA seine Pläne auf, die Anzahl der Teams bei der WM 2022 in Katar auf 48 zu erhöhen. Die FIFA war zuvor wegen menschenrechtlicher Bedenken unter Druck geraten. Eine derartige Vergrößerung wäre nur möglich gewesen, wenn sich weitere Länder in der Region als Gastland zur Verfügung gestellt hätten. Doch Amnesty machte gemeinsam mit anderen NGOs, Gewerkschaften, Fan- und Spielergruppen auf das Menschenrechtsrisiko aufmerksam, das so eine Erweiterung mit sich gebracht hätte – nicht zuletzt für die Wanderarbeiter, die beim Aufbau der nötigen Infrastruktur eingesetzt werden.“

„Um der Zusage nachzukommen, Arbeitsmigrant_innen vor Ausbeutung zu schützen, hat Katar dafür gesorgt, dass diese nicht länger eine Erlaubnis ihrer Arbeitgeber_innen benötigen, um den Arbeitsplatz zu wechseln. Zudem kündigte Katar die Einführung eines neuen, nicht diskriminierenden Mindestlohns an. Vor dem Hintergrund der im Jahr 2022 in Katar stattfindenden Fußballweltmeisterschaften setzt sich Amnesty International seit Jahren für die Rechte von Arbeitsmigrant_innen ein. Die angekündigten Reformen sind zu begrüßen, müssen aber schnell und vollständig umgesetzt werden.“

AI selbst hält von einem Boykott der WM nichts, sondern möchte die WM dazu nutzen, weiter auf die Situation der Arbeitsmigrant*innen vor Ort hinzuweisen.

Generell berichtet AI über die Menschenrechtslage in den einzelnen Ländern, so auch zum Thema Hinrichtungen. AI zu Katar: „Im Februar 2021 setzte der Emir die Hinrichtung eines tunesischen Mannes aus, der wegen Mordes zum Tode verurteilt worden war. Es gab im Jahr 2021 keine Berichte über Hinrichtungen.“ AI zu Saudi-Arabien: „Saudi-Arabien ließ im März 2022 an einem einzigen Tag 81 Menschen hinrichten.“

Geht es um politische Freiheit und Demokratie, empfiehlt sich ein Blick auf den „Annual Freedom in the World“ Bericht von Freedomhouse. Im aktuellen Bericht führen Norwegen, Schweden und Finnland die Liste an (40 Punkte für politische Freiheitsrechte, 60 Punkte für bürgerliche Freiheitsrechte). Saudi-Arabien konnte 7 Punkte erzielen (1 Punkt für politische Freiheitsrechte, 6 Punkte für bürgerliche Freiheitsrechte). Katar erhielt 25 Punkte (7 bzw. 18 Punkte). Beide Länder gelten in dem Report als „not free“. Im Vergleich kommt Deutschland auf 94 Punkte (39/55 Punkte) und gilt als „free“. Zwischen „not free“ und „free“ gibt es nur eine Kategorie „partly free“.

Anhand dieser Fakten kann sicher jede*r von uns seine eigene Meinung zu den beiden Ländern bilden, insbesondere zur Behauptung, dass die arabischen Staaten alle gleich sind, was diese Werte angehen, wie in dem Facebook-Post in den Raum geworfen wurde. Mit Hilfe dieser Rankings und Informationen lässt sich damit recht einfach die grundlegende Situation in einem Land betrachten. Damit kann sich im Jahr 2022 niemand herausreden, von einer Situation in einem Land nichts gewusst zu haben.

Und möchte man sich an einem Leitbild orientieren, das die Mitglieder*innen-Versammlung, also das höchste Gremium eines Vereins legitimiert hat, könnten diese Anlaufstellen sicherlich zur Entscheidungsfindung entscheidend beitragen, wenn man dieses Leitbild leben möchte.

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 4

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten drei Teilen habe ich die 18 Erstligisten und die zwei Aufsteiger mit Hilfe von insgesamt sechs KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In diesem Teil habe ich nun pro KPI pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer, zumindest in Zeiten außerhalb der Pandemie, sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde – und ist es auch möglich, Vergleiche zwischen dem aktuellen Geschäftsjahr und dem Vorjahr herzustellen, und so die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball aus finanzieller Sicht zu erkennen.

Die Punkteverteilung im Überblick für die Nerds (in Klammern die Punkte des Vorjahres):

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
> 1 3 Punkte für: TSG, SCF, FCB (alle 3)
> 0,5 2 Punkte für: BSC (1), M05, B04, SGF, FCA, BVB ( alle 2)
>0 1 Punkt für: BMG, SGE, RBL, WOB, VFB, KOE (alle 1)
<0 0 Punkte für: BOC, SVW, FCU, DSC, S04 (alle 0)

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
> 0,66 3 Punkte für: TSG, FCB, SCF (alle 3)
> 0,33 2 Punkte für: BSC (1), BVB, B04, M05, FCA, BMG (alle 2)
> 0 1 Punkt für: RBL, SGF (beide 2), SGE, WOB , VFB, KOE (alle 1)
< 0 0 Punkte für: BOC, SVW, DSC, FCU, S04 (alle 0)

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
> 0,5 3 Punkte für: –
> 0,1 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkte für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE. B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

2019 Jahr gab es die 3 Punkte erst bei einer Eigenkapitalrendite von > 1. Schalke hatte damals (in seinen besseren Zeiten) den sagenhaften Wert 5,23 erzielt. Das beste Ergebnis erzielte im vorletzten betrachteten Geschäftsjahr Eintracht Frankfurt mit 0,54. Der Zweite SV Werder Bremen erzielte damals 0,33. Damit war genügend Abstand vorhanden, um 3 Punkte an die SGE zu verteilen. Letztes Jahr waren die Ergebnisse pandemiebedingt alle sehr schlecht. Daher gab es 2021 nur 1 und 0 Punkte. Natürlich hätte ich das auch anpassen können – aber damit wäre der Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr verwässert worden. Dieses Jahr bekommt mit dem SCF wieder ein Club 2 Punkte.

Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
> 0,1 3 Punkte für: –
> 0,01 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkt für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE, B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04, SGF, BOC (alle 0)

Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
< 0,4 3 Punkte für: –
< 0,5 2 Punkte für: S04 (0), RBL (2), SGE (1)
< 0,6 1 Punkte für: M05, FCA (beide 2), SCF, B04, SGF, FCU (alle 1), VFB (0)
>  0,6 0 Punkte für:  FCB, BOC, WOB (alle 1), BVB (2), TSG 3), SVW, BMG, DSC, KOE, BSC (alle 0)

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
< 0.33 3 Punke für: TSG (3), FCB (2)
< 0.66 2 Punkte für: SCF (3), M05 (1)
< 1 1 Punkt für: FCA (0), BVB, B04 (beide 1)
> 1 bzw. negativ 0 Punkte für: SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, SGE, KOE, RBL, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

 Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie 2019 und 2020 der SC Freiburg

KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22 – in Klammer jeweils die Platzierung und die erzielten Punkt im Vorjahr.

1. SC Freiburg (2.) 13 Punkte (12)
2. FC Bayern München (3.) 11 Punkte (11)
3. TSG Hoffenheim (1.) 9 Punkte (14)
4. 1. FSV Mainz 05 (5.) 7 Punkte (7)
5. FC Augsburg (4.) 6 Punkte (8)
5. RB Leipzig (5.) 6 Punkte (7)
5. Bayer 04 Leverkusen* (8.) 6 Punkte (6)
8. Borussia Dortmund (5.) 5 Punkte (7)
9. Eintracht Frankfurt* (9.) 4 Punkte (3)
9. Hertha BSC Berlin (12.) 4 Punkte (2)
9. SpVgg Greuther Fürth(neu) 4 Punkte (5)
12. Borussia Mönchengladbach* (9.) 3 Punkte (3)
12. VfB Stuttgart* (12.) 3 Punkte (2)
14. VfL Wolfsburg (9.) 2 Punkte (3)
14. 1. FC Köln (12.)2 Punkte (2)
16. FC Union Berlin (15.) 1 Punkt (1)
17. VfL Bochum (neu) 0 Punkte (1)
17. Arminia Bielefeld (16.) 0 Punkte (0) 
* Bilanzstichtag 31. Dezember statt 30. Juni

Fazit: Nachdem letztes Jahr noch die TSG Hoffenheim den „Serienmeister“ SC Freiburg ablösen konnte, holten sich die Südbadener wie schon 2019 und 2020 wieder den Titel zurück. Während 2019 noch 16 Punkte und 2020 und 2021 noch 14 Punkte für den Titel erzielt werden mussten, reichten diesmal 13 von maximal 18 möglichen Punkten zum Sieg. Das zeigt, welchen Einfluss die Pandemie auf die Bilanzen aller Clubs hat. Am anderen Ende der Tabelle gibt es allerdings nur noch zwei Clubs mit 0 Punkten. Letztes Jahr waren es derer noch drei (Arminia sowie die damaligen Absteiger Werder und Schalke 04). Während Werder wieder nur 0 Punkte erzielen würde, hätte Schalke 2 statt 0 Punkten erhalten – ein deutliches Zeichen der Konsolidierung bei den Knappen.

Neben dem Meister aus Freiburg (1 Punkt) konnten sich auch Hertha BSC Berlin (2 Punkte), Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart (je 1 Punkte) punktemäßig verbessern. Allerdings bilanzieren Schalke, die SGE und der VfB zum 31. Dezember und hatten somit weniger Geisterspiele zu verkraften, als die Clubs, die zum 30. Juni bilanzieren. Umgekehrt spielte Schalke 04 die Hälfte des Bilanzzeitraum in der 2. Liga.

Den größten Punktverklust musste die TSG Hoffenheim verkraften (-5). Jeweils 2 Punkte weniger erzielten der FC Augsburg und Borussia Dortmund. Einen Punkt weniger verbuchten RB Leipzig, Greuther Fürth, der VfL Wolfsburg und der VfL Bochum.

Vergleicht man die Punkteausbeute zwischen 2019 (vor der Pandemie) und 2021 erkennt man die finanziellen Schäden, die die Pandemie verursacht hat auf einen Blick. Es gibt keinen Club, der eine Punktesteigerung erzielen konnte. Hertha BSC und der VfL Wolfsburg (sowie Schalke 04) konnten die Punkte stabil halten. Die meisten Punkte (-9) hat in diesen zwei Jahren Eintracht Frankfurt verloren, gefolgt vom VfL Bochum (-8), Borussia Dortmund , Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart, dem 1. FC Köln (jeweils -7). 6 Punkte haben Mainz 05, der FC Augsburg und Arminia Bielefeld verloren.

Die positive Überraschung sind diesmal vielleicht neben dem SC Freiburg auch der FC Augsburg und Mainz 05, die als vergleichsweise kleine Clubs in der Pandemie nicht komplett finanziell abgeschmiert sind. Reichten letztes Jahr 3 Punkte noch für Rang 9, landet die Borussia aus Mönchengladbach damit nun auf Platz 12. Anzunehmen, dass die finanzielle Talsohle mittlerweile durchschritten ist und es bei den meisten Clubs wieder finanziell bergauf geht.

Das nächste Jahr wird sicherlich spannend. Einerseits bereitet der 1. FC Köln ein wenig Sorgen, da dessen Eigenkapital so massiv geschrumpft ist. Was Eintracht Frankfurt mit dem Geld aus der Champions League anstellt wird spannend werden. Arminia Bielefeld und Greuther Fürth sind abgestiegen. Während Fürth finanziell vergleichsweise gut dasteht, bleibt abzuwarten, wie sich die Ostwestfalen in Liga 2 finanziell neu aufstellen. Von den überschuldeten Clubs aus Köpenik, Gelsenkirchen, Bremen und Bochum ist lediglich Schalke auf einem guten Weg.

Financial Fairplay ist weitrhin ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Corona wirkte als Brandbeschleuniger, wenn man bedenkt, dass das Bundeskartellamt auf eine Einhaltung von 50 plus 1 drängt. Dazu hört man aber leider seitens der DFL aktuell nicht wirklich viel.

Es wird extrem spannend sein, wie die Clubs aus der Pandemie herauskommen. Vielleicht gibt es bei den Clubs, die ihr Geschäftsjahr zum 31. Dezember abschließen, bereits ein Licht am Ende des Pandemietunnels. Antworten darauf gibt es im nächstes Jahr im Sommer, wenn die DFL die Bilanzen der Clubs veröffentlicht hat und sich hoffentlich eindeutig zu 50 plus 1 positioniert hat.

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 3

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten beiden Teilen ging es um das Vermögen der Vereine, das bei einigen Vereinen durch Dritte kurzerhand erhöht wird, um Gewinne, die die Vereine erzielen und wenn sie diese nicht erzielen, dass diese bei einigen Vereinen (oft den selben) ausgeglichen werden. Daraus resultierten bisher vier KPIs. Im letzten Teil kommen zwei weitere KPIs hinzu: Die Personalaufwandsquote und der Verschuldungsgrad.

5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Geld schießt Tore. Ob diese These stimmt, wird sich zeigen. Hier geht es zunächst einmal um Umsatz, der mit dem vorhandenen Personal erwirtschaftet wurde. Daher gilt hier, je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

Der Personalaufwand

Bevor es um die Quote geht, werfen wir zunächst einen Blick auf den Personalaufwand. Dieser sollte in der Pandemie möglichst gesenkt werden, da die meisten Clubs ja enorme Umsatzeinbußen hatten.

In beiden Pandemiejahren die Personalkosten senken konnte nur der VfL Wolfsburg (2020: -6 Prozent, 2021: -1 Prozent) sowie die beiden Aufsteiger Werder Bremen (2020: -2 Prozent, 2021: -4 Prozent) und Schalke 04 (2020: -10 Prozent, 2021: -20 Prozent). Die Personalkosten wenigstens im Vergleich zu 2019 bis 2021 zu senken, gelang Greuther Fürth (-5 Prozent), Mainz 05 (-1 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-1 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (-2 Prozent). In der Blase Profifußball ist die Pandemie bei den Gehältern nie wirklich angekommen. In den beiden Pandemiejahren sind die Personalkosten am höchsten gestiegen bei Arminia Bielefeld (94 Prozent), dem 1. FC Köln (60 Prozent), Union Berlin (56 Prozent), Hertha BSC Berlin (49 Prozent), RB Leipzig (35 Prozent), VfL Bochum (24 Prozent), SC Freiburg (19 Prozent), FC Augsburg (16 Prozent), TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart (9 Prozent), FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund (5 Prozent). Interessant, dass die bilanziell übeschuldeten Clubs Bielefeld und Union so massive Gehaltssprünge zu verzeichnen haben. Auch interessant die Tatsache, dass Greuther Fürth kein finanzieles Harakiri veranstaltet hat, um aufzusteigen. Auch der VfB Stuttgart hat gezeigt, dass Aufsteigen und massive Gehaltssteigerungen nicht unbedingt miteinander korrelieren müssen.

In absoluten Zahlen liegen die Personalkosten beim FC Bayern München mit 373 Mio. Euro am höchsten, sprich der Clubs gibt täglich eine Million Euro für sein Personal aus. Am Tabellenende liegt Greuther Fürth mit 13 Mio. Euro Personalkosten pro Jahr – sprich nach 12 Tagen wär das Personalbudget in Fürth aufgebraucht, müsste man einen Kader, wie den des FC Bayern finanzieren.

Auf Platz 2 liegt Borussia Dortmund mit 216 Mio. Euro, gefolgt von RB Leipzig mit 169 Mio. Euro, gefolgt von Bayer 04 Leverkusen mit 134 Mio. Euro. In der sportlichen Tabelle haben nur Leverkusen und Leipzig die Plätze getauscht. Auf den Plätzen 5 und 6 folgen der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach (123 Mio. Euro bzw. 98 Mio. Euro). Damit ist in der sportlichen Tabelle Platz 12 bzw. Platz 10 herausgekommen. Euro League Gewinner Eintracht Frankfurt folgt auf Platz 7 mit 97 Mio. Euro vor dem Relegationsteilnehmer Hertha BSC Berlin mit 93 Mio. Euro. Dahinter würde Aufsteiger Schalke 04 mit 88 Mio. Euro folgen, was für einen Aufsteiger extrem außergewöhnlich ist. Die Plätze 9 und 10 gehen nach Baden Würtemberg mit der TSG Hoffenheim (84 Mio. Euro) und dem VfB Stuttgart (83 Mio. Euro), die in der sportlichen Abschlusstabelle Platz 9 bzw. Platz 15 erreicht haben. Der Conference League Teilnehmer 1. FC Köln folgt auf Platz 11 mit 76 Mio. Euro. Dahinter würde der zweite Aufsteiger Werder Bremen (68 Mio. Euro) liegen. Der SC Freiburg folgt auf Platz 12 mit 54 Mio. Euro und Platz 6 in der sportlichen Abschlussrechnung. Auf Platz 13 liegt Mainz 05 mit 48 Mio. Euro vor dem FC Augsburg mit 44 Mio. Euro. Auf Platz 15 liegt Europa League Teilnehmer Union Berlin mit 40 Mio. Euro. Platz 16 geht an Arminia Bielefeld mit 31 Mio. Euro vor dem VfL Bochum mit 19 Mio. Euro, die mit Platz 13 in der sportlichen Tabelle damit ein sehr gutes Ergebnis erzielt haben. Geld schießt eben nicht unbedingt Tore.

Die Personalaufwandsquoten-Tabelle (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

1. RB Leipzig (2.)
2. Eintracht Frankfurt (9.)
3. 1. FSV Mainz 05 (4.)
4. SC Freiburg (10.)
5. Bayer 04 Leverkusen (7.)
6. Greuther Fürth (neu)
7. FC Augsburg (5.)
8. FC Union Berlin (8.)
9. VfB Stuttgart (18.)
10. Borussia Mönchengladbach (16.)
11. FC Bayern München (6.)
12. Borussia Dortmund (3.)
13. VfL Wolfsburg (11.)
14. Arminia Bielefeld (13.)
15. TSG Hoffenheim (1.)
16. VfL Bochum (neu)
17. 1. FC Köln (14.)
18. Hertha BSC Berlin (17.)

Der Absturz der TSG Hoffenheim ist vorallem auf den massiven Umsatzrückgang zurückzuführen. Der SC Freiburg, der in dieser Disziplin letztes Jahr noch im Mittelfeld landete, steht jetzt in der Spitzengruppe, sprich der Club hat an den Stellschrauben, die noch nicht perfekt waren, anscheinend richtig gut gedreht. RB Leipzig weiß mit seinem Geld etwas anzufangen, was man bei der Hertha noch nicht wirklich behaupten kann. Der Unterschied beim finanziellen Verhalten der Aufsteiger 2021 Fürth und Bochum wird auch hier sichtbar. Die beiden Aufsteiger 2022 Werder Bremen und Schalke 04 würden zwischen dem VfB Stuttgart und Mönchengladbach bzw. auf Platz 1 landen. Insbesondere Schalke scheint langsam seine Hausaufgaben zu machen.

Die Personalaufwandsquote im Vergleich zu 2019 (vor der Pandemie) zu senken gelangen RB Leipzig (-1 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (- 9 Prozent). Die Personalaufwandsquote mehr als verdoppelt hat Hertha BSC Berlin (104 Prozent). Auch bei Arminia Bielefeld (78 Prozent), Eintracht Frankfurt (53 Prozent), Köln, Mainz und Bochum (jeweils 48 Prozent) ist sie stark nach oben geschossen. Moderat ist sie bei Greuther Fürth (8 Prozent), dem SC Freiburg (4 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (1 Prozent) gestiegen.

6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen. Ist selbst das Eigenkapital negativ, wie bei den Sorgenkindern Union Berlin, Arminia Bielefeld, dem VfL Bochum und den Aufsteigern Werder und Schalke ist das eigentlich gar nicht messbar. Für die Lizenzerteilung hat das aber wie immer anscheinend keine Rolle gespielt.

Das Fremdkapital

Bevor wir auf den Grad der Verschuldung schauen, blicken wir erstmal auf das Fremdkapital. Es bildet das Gegenteil des Eigenkaptials und bezeichnet die Schulden, eines Unternehmens. Konnten zwischen 2018 und 2019 noch sechs Vereine ihr Fremdkapital senken (FC Bayern, RB Leipzig, Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen, FC Union Berlin), gelang dies zwischen 2019 und 2020 nur noch drei Vereinen: Eintracht Frankfurt (-7 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-15 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (-14 Prozent). Zwischen 2020 und 2021 schafften es wieder acht Vereine: Mainz 05 (-48 Prozent), TSG Hoffenheim (-31 Prozent), Hertha BSC Berlin (-26 Prozent), FC Augsburg (-24 Prozent), FC Bayern München (-12 Prozent), Eintracht Frankfurt (-10 Prozent) und der VfL Wolfsburg (-6 Prozent).

Während im letzten Jahr der VfB Stuttgart (91 Prozent) und Arminia Bielefeld (89 Prozent) ihr Fremdkapital noch fast verdoppelt hatten, lief es dieses Jahr für die Clubs deutlich besser. Mit 58 Prozent Zuwachs liegt hier der SC Freiburg vorne – mal eine wirklich untypische Konstellation, dass Mainz 05 und der SC Freiburg so weit auseinanderliegen. Bei Greuther Fürth stieg das Fremdkapital um 55 Prozent, gefolgt von RB Leipzig (39 Prozent). Bei den Clubs mit negativem Eigenkapital stieg das Fremdkapital um 24 Prozent (VfL Bochum), 16 Prozent (Union) bzw. 8 Prozent (Arminia Bielefeld). Während es beim Aufsteiger Schalke 04 um 20 Prozent gesunken ist, stieg es bei Werder um 32 Prozent an. Das meiste Fremdkapital hat RB Leipzig mit 303 Mio. Euro angehäuft. Aufsteiger Schalke 04, der im Jahr zuvor mit 244 Mio. Euro noch unrühmlicher Spitzenreiter war, landet hinter dem Derby-Nachbarn aus Dortmund mit „nur“ noch 195 Mio. Euro auf Platz 3. Mit Abstand das geringste Fremdkapital weist Greuther Fürth mit 7 Mio. Euro auf. Allerdings sagt die Zahl des meisten Fremdkapitals alleine wenig aus. Daher setzt man das Fremdkapital in Relation zum Eigenkapital und erhält den Verschuldungsgrad.

Die Verschuldungsgrad-Tabelle (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

1. TSG Hoffenheim (1.)
2. FC Bayern München (3.)
3. SC Freiburg (2.)
4. 1. FSV Mainz 05 (6.)
5. FC Augsburg (7.)
6. Borussia Dortmund (4.)
7. Bayer 04 Leverkusen (5.)
8. Hertha BSC Berlin (11.)
9. Borussia Mönchengladbach (8.)
10. RB Leipzig (9.)
11. Eintracht Frankfurt (10.)
12. Greuther Fürth (neu)
13. VfB Stuttgart (12.)
14. VfL Wolfsburg (14.)
15. 1. FC Köln (13.)
16. FC Union Berlin (16.)
17. Arminia Bielefeld (17.)
18. VfL Bochum (neu)

Wie im letzten Jahr, gab es auf den vorderen Plätzen keine großen Änderungen. Ein risikoarmes Geschäftsgebaren legen also Hoffenheim, die Bayern und der Freiburg weiterhin an den Tag. Der Verschuldungsgrad blieb bei der TSG seit Einführung der Bilanzpublikation konstant auf einem niedrigen Niveau (0,20) und ist in diesem Jahr sogar auf 0,15 gesunken. Das bekommt kein anderer Bundesligist hin, selbst die Bayern liegen bei 0,31. Bis Corona hat sich der SC Freibug auf ähnlichem Niveau bewegt, aber der Verschuldungsgrad hat sich mehr als verdoppelt (von 0,20 auf 0,42) – jedoch ebenfalls auf sehr niedrigem Niveau. Bei Mainz 05 läuft es trotz Pandemie von Jahr zu Jahr besser. Lag er 2018 noch bei 0,98 steht er jetzt bei 0,64. Der FC Augsburg, Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen sind die weiteren Vereine, die noch einen Veschuldungsgrad unter 1 aufweisen, d.h. bei denen das Eigenkapital noch größer als das Fremdkapital ist.

Trotz Pandemie gelang es neben Mainz 05 weiteren Clubs den Verschuldungsgrad zu senken. Durch den Investor senkte ihn Hertha von über 12 (2019) bereits auf unter 4 (2020) und nun auf 1,01. Auch der FC Augsburg senkte ihn von 0,92 (2019) auf 0,82 (2021), die Bayern von 0,34 (2019) auf 0,31 (2021) und der VfL Wolfsburg von 7,1 (2019) auf 5,81 (2021).

Umgekehrt hat sich der Verschuldungsgrad in den letzten beiden Jahren beim 1. FC Köln versechsundfünfzigfacht, bei Greuther Fürth versiebenfacht, beim BVB verdreifacht, beim SC Freiburg und bei Bayer 04 verdoppelt, Während RB Leipzig im vorletzten Geschäftsjahr durch die 100 Mio. Euro, die dem Eigenkapital aus Fuschl am See damals zugeflossen sind, den Verschuldungsgrad massiv senken konnte, trat wie im letzten Jahr auch ein kleiner Jo-Jo-Effekt ein und der Verschuldungsgrad nahm wieder zu, so dass er jetzt mit 2,30 doppelt so hoch lag wie vor der Pandemie (1,15).

Für die Plätze 16 bis 18 lässt sich der Verschuldungsgrad gar nicht richtig kalkulieren, da die Vereine negatives Eigenkapital aufweisen. Gleiches gilt für die Aufsteiger Werder Bremen und Schalke 04. Damit würde Werder zwischen Bielefeld und Bochum landen, Schalke zwischen Köln und Union.

Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Diese würde zu kurz greifen, um tatsächlich einen Club von allen Seiten finanziell abzuchecken, ihn mit den anderen Clubs zu vergleichen und Änderungen im Vergleich zum Vorjahr aufzuzeigen. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln kurzfristige und längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen. Diese folgt dann in Teil 4. In 2019 und 20020 hat der SC Freiburg den Titel geholt. Ob dem Verein dies in der „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ 2021/22 wieder gelingt?  Oder schafft die TSG Hoffenheim die Titelverteidigung?