Spätlese Frankfurt 2021/2022

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Zum letzten Spiel dieses besonderen Jahres, was Fußballspiele im Allgemeinen und Auswärtsfahrten im Besonderen angeht, die kürzeste Auswärtsfahrt in der Bundesliga anzutreten, ist natürlich angenehm. Allerdings waren Fahrten zur Diva am Main, besonders mit der S-Bahn, nicht immer ein großes Vergnügen. Die S8 war meist übervoll besetzt und die Fahrtzeit meist um die Hälfte länger als üblich, weil sich noch Leute reinquetschen wollten, obwohl es schon längt keinen Platz mehr gab. Das waren mitten in der Pandemie wirklich keine tollen Voraussetzungen. Doch durch die Reduzierung der maximalen Zuschauerzahl auf 15.000 ohne die Reduzierung der Frequenzen war die Bahnfahrt so angenehm wie nie.

Der beste Platz in der S-Bahn während der Pandemie: An der Tür, die auch geschlossen noch Luft durchlässt

Die Bahn war leerer als ein paar Tage zuvor, als ich sie mitten im Berufsverkehr nehmen musste. Alle Leute trugen Masken – auch über der Nase. Niemand umging das Gebot durch Essen oder Trinken. Um auf Nummer sicher zu gehen, stand ich direkt an den Eingangstüren, die nicht wirklich dichthalten. So war es angenehm zugig und der Luftaustausch, der ohnehin alle paar Minuten durch das Öffnen sämtlicher Türen stattfand, war auch während der Fahrt gegeben. Dass bei 15 Euro Eintrittsgebühr die Hin- und Rückfahrt im RMV enthalten war, die an sich bereits mehr als 10 Euro kostet, war die positive Krönung. Umgekehrt muss man sich allerdings fragen, warum eine Hin- und Rückfahrt mit der S-Bahn nach Frankfurt fast genauso viel kostet wie eine Fahrt mit dem Sparpreis mit der Bahn zum Beispiel nach Köln.  

02 (N)immer nuff:

An der S-Bahn-Station „Stadion“ angekommen, ein ähnliches Bild wie in der Bahn: Relativ leere Bahnsteige, Treppen und Unterführungen. Aber ein riesiges Polizeiaufgebot stand als Empfangskomando den wenigen Ankommenden Spalier. Man könnte meinen, die Cops hätten aktuell besseres zu tun, als im Frankfurter Stadtwald Fans beider Vereine beim Marsch zum Stadion zu beobachten. Auf Stress hatten allerdings weder Fans noch Cops Bock, so dass es problemlos weiter zum Stadion ging. Wo sich sonst Getränkestand an Getränkestand reihte, sah ich auf der gesamten Strecke drei vereinzelte Buden – ein ziemlich trostloses Bild und gleichzeitig Symbolbild für die Pandemie-Verlierer. Hoffen wir, dass die Veranstaltungsbranche das überleben wird.  

Die Cops sind da, die meisten Fans aber nicht.

03 Kon-Trolle

Wie mittlerweile üblich, wurde am Eingang zunächst der Impfausweis mit dem Perso verglichen und danach die eigentliche Kontrolle durchgeführt. Da genügend Personal vorhanden war und Eintracht-Fans die Möglichkeit hatten, ihre Gesundheitsdokumente vorab in einer App zu hochzuladen, ging das alles zügig über die Bühne – ohne zusätzlichen Müll zu produzieren. Gut, dass da die Lernkurve auch bei Mainz 05 im Laufe der Hinrunde anstieg, und die unsäglichen Bändchen der Vergangenheit angehören.

Mag die Pandemie auch die Gesellschaft komplett durchgewirbelt haben, es gibt Dinge, die sich im Waldstadion trotzdem nicht geändert haben: Die zweite Kontrolle vor Block 20 auf der Osttribüne zum Beispiel – mit Sicherheitspersonal, das mehr an einen Auslandseinsatz der Bundeswehr erinnerte als ein Fußballspiel unter Nachbar:innen. Es gibt natürlich Rituale, die einem in der Pandemie Halt geben – dieses gehört allerdings für mich weniger dazu.

Fantrennung zur schnelleren Kontrolle – links mit Registrierung in der App, rechts ohne Registrierung (auch aktuell nur 2G)

Wird man in anderen Stadien aufgefordert, sich vor der Kontrolle umzudrehen, geht es vor dem Gästeblock direkt zur Sache: Abstand zwischen beiden Nase vielleicht 10 Zentimeter– mit Maske zwar kein Problem, aber dennoch ein ziemlich überflüssiges und befremdliches Prozedere im Kontext der aktuellen Situation, zumal wir doch bei der SGE als peinliche Bonbonwerfer seit 1905 bekannt sind. Wozu also dieser martialisiche Mist liebe Nachbar:innen?  

04 Kampf um den Mampf

Wie kann sich ein Verein von der Masse abheben? Durch die gerade beschriebenen  Sicherheitskonzepte vielleicht, durch die fehlende Möglichkeit der Gratis-Nutzung des ÖPNVs wie es die Bayern immer machen und Bayer 04 in dieser Saison leider auch – ganz sicher – kommt aber beides eher semi gut an. Nein, sich von der Konkurrenz abheben, gelingt mit einem für die Region typischen Angebot an Speis und Trank. Und da ist die SGE schon weit vorne dabei mit ihrem heißen Äppler der Rödelheimer Firma Possmann, auf den Fraa Rauscher mit ihrer Bembel-Lotterie geschickt vorkicks hinweist. Bei Außentemperaturen gefühlt um den Gefrierpunkt herum, war der Apfelwein auch wesentlich leckerer als (noch) süße(re) Glühweine, die es im Winter ja in vielen Stadien gibt.  

Die vegane Wurstvariante war mit die teuerste Alternative.

Was den Mampf anbetrifft, macht mich die Preisgestaltung etwas ratlos. Zwei Wurstvarianten kosteten 3,60 Euro, zwei 3,80 Euro. Zusätzlich wurde auch eine vegane Variante angeboten, was natürlich sehr löblich ist. Diese kostete ebenfalls 3,80 Euro. Damit hier kein Missverständnis aufkommt: Knapp vier Euro für eine vegane Wurst im Stadion aufzurufen, ist vollkommen in Ordnung. Es geht um das Verhältnis zwischen einer „normalen“ Wurst und einer fleischlosen Alternative. Denn mit dieser Preisgestaltung wird eindeutig gezeigt, wieviel Tiere Ende 2021 in Deutschland wert sind – nichts… Wahrscheinlich sind die Einkaufspreise einfach weitergegeben worden. Das zeigt einmal mehr, dass Empathie gegenüber Tieren in unserer Gesellschaft im besten Fall Hund und Katz entgegengebracht wird, Schweinen, Hühnern und Kühen aber leider nicht. Letztere sind nur Lebensmittel auf Beinen. Trotzdem flossen drei Euro zusätzlich in die #Saisonspende, da es auch eine Brezel für 2,80 € gab. In ihrer Größe ähnelte sie der Ditschbretzel, war damit wirklich überteuert, aber gleichzeitig die günstigste angebotene Speise im Angebot.  

Die vegane Wurst war schmackhaft und lecker.

Funfact am Rande: In der Bankenstadt war Cash angesagt, es sei denn man hatte eine MasterCard. Andere Zahlungsmittel wurden nicht akzeptiert. Das ist mindestens so retro wie der Auftritt von Fraa Rauscher in Schürze und Kopftuch.

05 Käfighaltung

Ob es für das Wohl von Attila so gut ist, den armen Steinadler vorkicks an einer Kette durch das Stadion zu schleppen, sei dahingestellt. Angeblich stört sich das lebende Maskottchen nicht an der Kakophonie im Stadion. Wenigstens wurden dem Vogel nicht die Flügel gestutzt, denn er wollte mindestens einmal aus dem Stadion wegfliegen, was die Kette allerdings verhinderte. Ein lebendiges Tier als Maskottchen einzusetzen, das sein Leben in einer Volliere verbringt, ist schon fragwürdig. Steinadler möchten fliegen und nicht in einem Käfig bis zum nächsten Spieltag warten, ehe er wieder einmal angekettet durchs Stadionrund getragen wird.

Attila, der einzige ohne Maske am Samstagnachmittag

Er war aber das einzige Lebewesen, das sich am Samstagmittag ohne Maske im Stadion bewegte, schließlich herrschte wie bei uns eine Maskenpflicht am Platz. Das trübte die Stimmung zumindest am Anfang keineswegs. Obwohl es keinen organisierten Support gab, machten die 15.000 Leute schon ganz gut Lärm. Gegenseitiges Anprollen war relativ selten zu vernehmen – anders als das peinliche Runtermachen der Hertha ein paar Tage zuvor im heimischen Stadion. Leider fehlt durch den nicht vorhandenen organisierten Support aktuell ein Korrektiv, das so etwas nach ein paar Sekunden unterbindet. Hoffentlich ändert sich das im nächsten Jahr.

Bahnhofsromantik zum Abschluss der Auswärtsfahrten in 2021

Ich fürche allerdings eher, dass die Rückrunde mit Geisterspielen startet. Um so glücklicher schätze ich mich, in diesem Jahr und der Hinrunde wieder viele Spiele besuchen konnte und die Faszination Stadionbesuch mich mit ein wenig Hochgefühl durch die Pandemie trug.

Fazit: Der Jahrgang 2021/2022 zeigt, dass Fraa Rauschers Output grundsolide lecker ist – Prost!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese München 2021/22

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Als ich vor mehr als drei Jahren im Oktober 2018 meine erste „Spätlese“ verfasst hatte, war an Geisterspiele noch nicht zu denken. Zwischen Januar 2020 und August 2021 pausierte sie aus bekannten Gründen. In dieser Saison gab es mittlerweile wieder ein paar Ausgaben. Daher habe ich mich nun für diese Spielzeit entschieden, auch eine Spätlese zu verfassen, sobald auch nur ein halbwegs realistischer Plan im Vorhinein bestand, das besagte Auswärtsspiel zu besuchen.

Bei der Terminierung des Bayern-Spiels sah alles gut aus. Die zugelassene Auslastung der Stadien wurde sukzessive hochgefahren. Die Kontrolle der digitalen Zertifikate funktionierte. Von Superspreader-Events rund um das Grün wurde nicht berichtet. Allerdings stiegen die Inzidenzen jeden Tag an. Ich selbst war zu dieser Zeit in Sri Lanka am Reisen. Vielleicht hat mich der dort herrschende Pragmatismus beim Umgang mit Corona (über die Regierung meckern bei zeitgleich 95% Ü16-Erstgeimpften) auch so optmistisch gestimmt?

Um mein Budget zu schonen und trotzdem mit der Bahn nach München düsen zu können, kaufte ich daher in Sri Lanka mein Online-Ticket bereits Anfang November. Die Bahn bietet grundsätzlich drei verschiedene Preislevel an. Den „Super-Sparpreis“ kann ich nicht wirklich empfehlen. Er ist nicht erstattbar und die City-Ticket-Option für BahnCard-Inhaber:innen, sprich die Möglichkeit, mit dem ÖPNV zum endgültigen Ziel, also in diesem Fall zum Kurt-Landauer-Stadion zu fahren, ist auch nicht enthalten. Schließlich deckt ein Ticket beim FC Bayern nie den ÖPNV ab. Der „Flexpreis“ hingegen, den man bis 5 Minuten vor Fahrtantritt kaufen kann, ist so teuer, dass es sich in normalen Zeiten wirklich immer lohnt, direkt nach Terminierung des Spieltags den „Sparpreis“ zu buchen. Für weniger als 50 Euro gab es diesmal ab Mainz eine Hin- und Rückfahrt mit guter Verbindung. Da wir zu zweit unterwegs sein wollten, investierten wir ferner in eine Sitzplatzreservierung. Schließlich sind die Züge teilweise wieder gut gefüllt und in der aktuellen Situation ist es ganz nett, wenn die Person auf dem Nebenplatz aus demselben Haushalt stammt.

Auf der Mainz 05-Homepage findet sich kein Hinweis zum Geisterspiel in München

Man könnte zwar bei den aktuellen Diskussionen meinen, der FC Bayern residiert mittlerweile in Katar, aber noch wird im Freistaat Bayern gekickt. Wieso eigentlich Freistaat? Neben Bayern tragen noch Thüringen und Sachsen diesen Zusatz. In der aktuellen Situation eine besonders delikate Angelegenheit, wenn man deren Inzidenzen betrachtet und die Freiheiten, die deswegen dort eingeschränkt werden. Laut Bundeszentrale für Politische Bildung tragen diese Länder den Zusaätz, weil sie sich „von einer Herrschaft befreit“ haben. Von der Corona-Domina lassen sich aktuell in den drei Freistaaten allerdings ziemlich viele gerne beherrschen – denn die Impfquoten sind hier bundesweit am niedrigsten.  

Anders als viele Fluggesellschaften, die es aktuell zulassen, das Ticket bis zum Reiseantritt gratis zu stornieren und das Geld erstattet zu bekommen, gilt bei der Bahn schon längst wieder die Erstattungsrichtlinie normaler Zeiten. Sprich, der „Sparpreis“ war für 10 Euro Gebühr in einen Gutschein umzuwandeln. Die Sitzplatzreservierung hingegen ist nicht erstattbar und so wurden zusätzlich 16 Euro in den Wind geschossen. Airlines erstatten solche „Ancillary Services“ übrigens gleich mit. Warum nur fahren so wenig Leute mit der Bahn? Vielleicht liegt es auch an ihrer Unflexiblität, denn nach München gibt es auch täglich ziemlich viele Flüge…just saying.

02 (N)immer nuff:

Der Hauptgrund, warum „Team Vorsicht“, aka der bayerische Ministerpräsident, Geisterspiele in seinem Freistaat forderte und bekommen hatte, lag weniger daran, dass im Stadion selbst eine Ansteckung droht. Vielmehr fürchtet man die Übertragung in überfüllten U-Bahnen nach Fröttmaning. Wie man eine solche Situation entschärfen kann, zeigten am vorangegangenen Spieltag die Namensvetter der MVG, nämlich die aus Mainz: Die Shuttle-Busse fuhren im Takt sehr spärlich gefüllt vom Hauptbahnhof in Richtung Stadion am Europakreisel. Hätte man in München den regulären U-Bahn-Takt auf der U6 beibehalten, wie bei einer vollen Stadionauslastung, dann setzten sich die zugelassenen 10 bis 15 Tausend Zuschauenden wohl keiner wirklichen Gefahr einer Übertragung aus – zumal ein Großteil der Fahrgäste ja auch Geimpft oder Genesen gewesen wäre. Wer fährt schon freiwillig in den Münchner Norden, wenn man eh nicht ins Stadion darf? Schließlich gibt es dort nur noch die Münchner Stadtentwässerung und den „Fröttmaninger Müllberg“ (kein Witz).

Auf der Homepage des FC Bayern finden sich Informationen zu Geisterspielen

Aber in der aktuellen Situation zählen leider oftmals weniger Fakten als Bilder. „Solche Bilder möchten wir nicht mehr sehen!“, war der allgemeine Tenor vor ein paar Tagen. Gemeint waren nicht die verbotenen Aufmärsche im Freistaat Sachsen, sondern Kölsche Mädels und Jungs Seit an Seit im Müngersdorfer Stadion (allesamt Genesen oder Geimpft). Und so sieht man bis heute auch nichts zu Faninformationen zum Spiel in München in der Kategorie „Fans“ beim FSV Mainz 05. „Ob wir mit Fans nach München reisen oder nicht, ist doch egal“, so könnte man zumindest den Eindruck bekommen, wie ich finde. Irgendwo in der Flut derNewsletter und Push-Mitteilungen fand ich zwar einen Verweis auf die Bayern-Homepage, aber das Thema „Geisterspiel in München“ hätte man von Vereinsseite doch ein wenig aktiver angehen können. Wenigstens bot die Fanabteilung einen virtuellen Fantreff an.

03 Kon-Trolle

Zu kontrollieren, ob jemand Genesen, Geimpft, Geboostert und gegebenenfalls zusätzlich noch Getestet ist, hätten die Kontrollierenden am Stadioneingang sicherlich hinbekommen – das hat ja neulich in Dortmund mit 67.000 Zuschauenden auch prima geklappt. Daher zeigt die Ansetzung als Geisterspiel leider nur, wie aus „Team Vorsicht“ „Team Hilflos“ wurde. Fällt einem nichts mehr ein, muss halt Aktionismus her. Der Ministerpräsident bestätigte ja selbst in einer Talkshow, dass es seit jeher in Bayern eine große Zahl von Impfskeptikern gibt. Statt diese weiter zu beschimpfen, hätte man sich lieber mal ein Beispiel an den „Deppen der Nation“ genommen, denn im Bundesländer-Ranking ist die „Freie (!) Hansestadt Bremen“ eigentlich immer letzter – aktuell beim Impfen aber Deutscher Meister.

Die Fanabteilung von Mainz 05 bot einen virtuellen Fantreff an

Dazu folgender Hinweis. Der Großteil der Menschen impft sich sicher weniger aus Solidarität denn aus Egoismus. Es ist statistisch gesehen einfach weit weniger wahrscheinlich, gesundheitliche Nachteile durch die Impfung als durch eine Infektion zu bekommen. Dies hat die große Mehrheit an Wissenschaftler:innen in den letzten Monaten anhand von Daten bewiesen. Um mehr geht es nicht.

04 Kampf um den Mampf

Wer glaubt, dass wenigstens diese Ausgabe der Spätlese ohne eine ausführliche Behandlung des Themas „Essen“ auskommt, hat sich getäuscht. Schließlich gibt es hoffentlich auch Profiteure eines Geisterspiels, Tiere zum Beispiel.

Es ist anzunehmen, dass ähnlich wie beim abgesagten Oktoberfest auch, in der Summe tatsächlich weniger Hendl und Haxen konsumiert werden als im Stadion oder auf der Festwiese. Natürlich werden potentielle Stadiongänger:innen draußen etwas essen – aber vielleicht nicht unbedingt Hähnchen aus engen Käfigen oder Schweine aus der Massentierhaltung.

Wie auf Sri Lanka wurde der Samstagnachmittag zum Fanzine-Lesen genutzt

Schließlich gibt es gerade in München viel zahlungskräftiges Publikum, das sicherlich bereit wäre, für eine Bio-Wurst oder ein Steak bei dem man weiß, dass das Tier zuvor ein einigermaßen artgerechtes Leben führen durfte, einen höheren Preis zu zahlen als 2 Euro für eine Leberkässemmel, wie es sie zumindest in Mainz bisher gab. Fällt der Stadionbesuch aus, wird vielleicht zuhause gekocht und damit Fleisch gegessen, das im besten Fall höchsten Qualitätsstandards für Tiere entspricht oder in den immer noch geöffneten Restaurants der Münchner Schickeria. Davor oder danach kann man mit seinen ungeimpften Spezln übrigens noch Schuhe Shoppen gehen. Diese gelten in Bayern als „Artikel des täglichen Bedarfs“ (wieder kein Witz) und daher gibt es dort keine 3G-Regel, nachdem im Frühjahr ein Schuhhändler geklagt und der bayerische Verwaltungsgerichtshof dies am 1. April bestätigt hatte. (Kein) Aprilscherz auf bayerisch…

05 Käfighaltung

Statt alljährlich auf den „Ameisenfußball“ zu schimpfen (danke Rolf für die Wortprägung), den man im dritten Stock des Stadions im Gästeblock normalerweise konsumieren darf und vom Spiel mehr semi etwas mitbekommt, habe ich den Samstagnachmittag mit der Lektüre eines Fanzines verbracht. Schön, dass wir in Mainz auch in der aktuellen Lage permanent mit Lesestoff aus der Kurve versorgt werden. In besagtem Fanzine wurde auch eine Rezension verfasst: „Mit dem Kauf könnt Ihr als Nullfünfer nicht viel falsch machen, das Buch eignet sich sicherlich schön als Geschenk für das bevorstehende Weihnachten. Verschenkt doch einfach mal so etwas, bisschen mehr Aufmerksamkeit haben die Bücher über unseren Verein nämlich schon verdient“. Gemeint ist das jüngste Werk von Wortpiratin Mara Pfeiffer „Mainz 05: Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ – dem schließe ich mich gerne an, denn in Sri Lanka hatte ich genug Zeit für den Genuss des Buchs und eines weiteren netten Fanzines aus unserer kreativen Szene. Und natürlich wäre es FANtastisch, wenn unser Verein die Bücher, die sich um ihn drehen, auch im Fanshop anbieten würde.

Fazit: Der Jahrgang 2021/2022 zeigt, dass es auch ohne Spielbesuch genug zum Niederschreiben gibt!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quellen:

Freistaat | bpb

Ausnahme im Freistaat: 2G-Regel-Chaos – nur in Bayern dürfen Ungeimpfte noch Schuhe kaufen – WELT

Fairplay im Fanshop

Wie fair ist eigentlich der Fanshop des 1. FSV Mainz 05? Die gemeinnützige Gesellschaft „cumratione“ hat dazu zum zweiten Mal im Rahmen einer Studie die Online-Fanshops der Bundesligavereine unter die Lupe genommen. Schließlich steht bei allen Produkten, insbesondere auch bei Sportbekleidung, die Frage im Raum, unter welchen Arbeitsbedingungen der Artikel hergestellt wurde – insbesondere wenn er nicht aus Deutschland oder der EU stammt. Daher ist auch wichtig, möglichst viel über die Lieferkette des Artikels zu erfahren.

Im Fokus stand die Existenz von nachhaltig produzierten Fanartikeln. Da die Studie zum zweiten Mal erstellt wurde, war es auch interessant zu sehen, welche Entwicklungen die Vereine genommen haben, insbesondere natürlich unser Verein. Das Ranking ist dieses Jahr eindeutig zweitrangig, da im Vergleich zur Studie im vergangenen Jahr, in der nicht alle Vereine der 1. und 2. Liga enthalten waren, nun tatsächlich alle 36 Clubs und Konstrukte untersucht wurden.

Mainz 05 wird attestiert, auf dem richtigen Weg zu sein. Die mangelnde Transparenz seitens des Ausrüsters habe ich bereits vor knapp zwei Jahren in einem Blogpost angesprochen. Leider hat sich da bis heute noch nichts getan. Laut Studie sei der Verein da dran, dieses Manko zu beseitigen. Ob es sich dabei um eine bloße Hinhaltetaktik handelt oder sich hinter den Kulissen doch etwas zum Guten ändert, bleibt abzuwarten. Ich finde es gut, dass dieses Thema von einer unabhängigen Organisation beobachtet wird. Schließlich scheint das Thema bisher bei vielen Protagonisten des Fußballs noch nicht angekommen zu sein und spätestens nächstes Jahr muss Nullfünf Farbe bekennen. Bis dahin verharren wir auf einem 17. Platz (von 36). Alleine das sollte Ansporn für die Klimaverteidiger sein, hier in die richtige Richtung aufzubrechen, denn Nachhaltigkeit ist so viel mehr als ein klimaneutrales Auftreten.

Links:

Die Vereine im Ranking – wie fair sind ihre Shops cum-ratione.org

Die Tabelle cum-ratione.org

Das Profil von Mainz 05 cum-ratione.org