Spätlese München 2021/22

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Als ich vor mehr als drei Jahren im Oktober 2018 meine erste „Spätlese“ verfasst hatte, war an Geisterspiele noch nicht zu denken. Zwischen Januar 2020 und August 2021 pausierte sie aus bekannten Gründen. In dieser Saison gab es mittlerweile wieder ein paar Ausgaben. Daher habe ich mich nun für diese Spielzeit entschieden, auch eine Spätlese zu verfassen, sobald auch nur ein halbwegs realistischer Plan im Vorhinein bestand, das besagte Auswärtsspiel zu besuchen.

Bei der Terminierung des Bayern-Spiels sah alles gut aus. Die zugelassene Auslastung der Stadien wurde sukzessive hochgefahren. Die Kontrolle der digitalen Zertifikate funktionierte. Von Superspreader-Events rund um das Grün wurde nicht berichtet. Allerdings stiegen die Inzidenzen jeden Tag an. Ich selbst war zu dieser Zeit in Sri Lanka am Reisen. Vielleicht hat mich der dort herrschende Pragmatismus beim Umgang mit Corona (über die Regierung meckern bei zeitgleich 95% Ü16-Erstgeimpften) auch so optmistisch gestimmt?

Um mein Budget zu schonen und trotzdem mit der Bahn nach München düsen zu können, kaufte ich daher in Sri Lanka mein Online-Ticket bereits Anfang November. Die Bahn bietet grundsätzlich drei verschiedene Preislevel an. Den „Super-Sparpreis“ kann ich nicht wirklich empfehlen. Er ist nicht erstattbar und die City-Ticket-Option für BahnCard-Inhaber:innen, sprich die Möglichkeit, mit dem ÖPNV zum endgültigen Ziel, also in diesem Fall zum Kurt-Landauer-Stadion zu fahren, ist auch nicht enthalten. Schließlich deckt ein Ticket beim FC Bayern nie den ÖPNV ab. Der „Flexpreis“ hingegen, den man bis 5 Minuten vor Fahrtantritt kaufen kann, ist so teuer, dass es sich in normalen Zeiten wirklich immer lohnt, direkt nach Terminierung des Spieltags den „Sparpreis“ zu buchen. Für weniger als 50 Euro gab es diesmal ab Mainz eine Hin- und Rückfahrt mit guter Verbindung. Da wir zu zweit unterwegs sein wollten, investierten wir ferner in eine Sitzplatzreservierung. Schließlich sind die Züge teilweise wieder gut gefüllt und in der aktuellen Situation ist es ganz nett, wenn die Person auf dem Nebenplatz aus demselben Haushalt stammt.

Auf der Mainz 05-Homepage findet sich kein Hinweis zum Geisterspiel in München

Man könnte zwar bei den aktuellen Diskussionen meinen, der FC Bayern residiert mittlerweile in Katar, aber noch wird im Freistaat Bayern gekickt. Wieso eigentlich Freistaat? Neben Bayern tragen noch Thüringen und Sachsen diesen Zusatz. In der aktuellen Situation eine besonders delikate Angelegenheit, wenn man deren Inzidenzen betrachtet und die Freiheiten, die deswegen dort eingeschränkt werden. Laut Bundeszentrale für Politische Bildung tragen diese Länder den Zusaätz, weil sie sich „von einer Herrschaft befreit“ haben. Von der Corona-Domina lassen sich aktuell in den drei Freistaaten allerdings ziemlich viele gerne beherrschen – denn die Impfquoten sind hier bundesweit am niedrigsten.  

Anders als viele Fluggesellschaften, die es aktuell zulassen, das Ticket bis zum Reiseantritt gratis zu stornieren und das Geld erstattet zu bekommen, gilt bei der Bahn schon längst wieder die Erstattungsrichtlinie normaler Zeiten. Sprich, der „Sparpreis“ war für 10 Euro Gebühr in einen Gutschein umzuwandeln. Die Sitzplatzreservierung hingegen ist nicht erstattbar und so wurden zusätzlich 16 Euro in den Wind geschossen. Airlines erstatten solche „Ancillary Services“ übrigens gleich mit. Warum nur fahren so wenig Leute mit der Bahn? Vielleicht liegt es auch an ihrer Unflexiblität, denn nach München gibt es auch täglich ziemlich viele Flüge…just saying.

02 (N)immer nuff:

Der Hauptgrund, warum „Team Vorsicht“, aka der bayerische Ministerpräsident, Geisterspiele in seinem Freistaat forderte und bekommen hatte, lag weniger daran, dass im Stadion selbst eine Ansteckung droht. Vielmehr fürchtet man die Übertragung in überfüllten U-Bahnen nach Fröttmaning. Wie man eine solche Situation entschärfen kann, zeigten am vorangegangenen Spieltag die Namensvetter der MVG, nämlich die aus Mainz: Die Shuttle-Busse fuhren im Takt sehr spärlich gefüllt vom Hauptbahnhof in Richtung Stadion am Europakreisel. Hätte man in München den regulären U-Bahn-Takt auf der U6 beibehalten, wie bei einer vollen Stadionauslastung, dann setzten sich die zugelassenen 10 bis 15 Tausend Zuschauenden wohl keiner wirklichen Gefahr einer Übertragung aus – zumal ein Großteil der Fahrgäste ja auch Geimpft oder Genesen gewesen wäre. Wer fährt schon freiwillig in den Münchner Norden, wenn man eh nicht ins Stadion darf? Schließlich gibt es dort nur noch die Münchner Stadtentwässerung und den „Fröttmaninger Müllberg“ (kein Witz).

Auf der Homepage des FC Bayern finden sich Informationen zu Geisterspielen

Aber in der aktuellen Situation zählen leider oftmals weniger Fakten als Bilder. „Solche Bilder möchten wir nicht mehr sehen!“, war der allgemeine Tenor vor ein paar Tagen. Gemeint waren nicht die verbotenen Aufmärsche im Freistaat Sachsen, sondern Kölsche Mädels und Jungs Seit an Seit im Müngersdorfer Stadion (allesamt Genesen oder Geimpft). Und so sieht man bis heute auch nichts zu Faninformationen zum Spiel in München in der Kategorie „Fans“ beim FSV Mainz 05. „Ob wir mit Fans nach München reisen oder nicht, ist doch egal“, so könnte man zumindest den Eindruck bekommen, wie ich finde. Irgendwo in der Flut derNewsletter und Push-Mitteilungen fand ich zwar einen Verweis auf die Bayern-Homepage, aber das Thema „Geisterspiel in München“ hätte man von Vereinsseite doch ein wenig aktiver angehen können. Wenigstens bot die Fanabteilung einen virtuellen Fantreff an.

03 Kon-Trolle

Zu kontrollieren, ob jemand Genesen, Geimpft, Geboostert und gegebenenfalls zusätzlich noch Getestet ist, hätten die Kontrollierenden am Stadioneingang sicherlich hinbekommen – das hat ja neulich in Dortmund mit 67.000 Zuschauenden auch prima geklappt. Daher zeigt die Ansetzung als Geisterspiel leider nur, wie aus „Team Vorsicht“ „Team Hilflos“ wurde. Fällt einem nichts mehr ein, muss halt Aktionismus her. Der Ministerpräsident bestätigte ja selbst in einer Talkshow, dass es seit jeher in Bayern eine große Zahl von Impfskeptikern gibt. Statt diese weiter zu beschimpfen, hätte man sich lieber mal ein Beispiel an den „Deppen der Nation“ genommen, denn im Bundesländer-Ranking ist die „Freie (!) Hansestadt Bremen“ eigentlich immer letzter – aktuell beim Impfen aber Deutscher Meister.

Die Fanabteilung von Mainz 05 bot einen virtuellen Fantreff an

Dazu folgender Hinweis. Der Großteil der Menschen impft sich sicher weniger aus Solidarität denn aus Egoismus. Es ist statistisch gesehen einfach weit weniger wahrscheinlich, gesundheitliche Nachteile durch die Impfung als durch eine Infektion zu bekommen. Dies hat die große Mehrheit an Wissenschaftler:innen in den letzten Monaten anhand von Daten bewiesen. Um mehr geht es nicht.

04 Kampf um den Mampf

Wer glaubt, dass wenigstens diese Ausgabe der Spätlese ohne eine ausführliche Behandlung des Themas „Essen“ auskommt, hat sich getäuscht. Schließlich gibt es hoffentlich auch Profiteure eines Geisterspiels, Tiere zum Beispiel.

Es ist anzunehmen, dass ähnlich wie beim abgesagten Oktoberfest auch, in der Summe tatsächlich weniger Hendl und Haxen konsumiert werden als im Stadion oder auf der Festwiese. Natürlich werden potentielle Stadiongänger:innen draußen etwas essen – aber vielleicht nicht unbedingt Hähnchen aus engen Käfigen oder Schweine aus der Massentierhaltung.

Wie auf Sri Lanka wurde der Samstagnachmittag zum Fanzine-Lesen genutzt

Schließlich gibt es gerade in München viel zahlungskräftiges Publikum, das sicherlich bereit wäre, für eine Bio-Wurst oder ein Steak bei dem man weiß, dass das Tier zuvor ein einigermaßen artgerechtes Leben führen durfte, einen höheren Preis zu zahlen als 2 Euro für eine Leberkässemmel, wie es sie zumindest in Mainz bisher gab. Fällt der Stadionbesuch aus, wird vielleicht zuhause gekocht und damit Fleisch gegessen, das im besten Fall höchsten Qualitätsstandards für Tiere entspricht oder in den immer noch geöffneten Restaurants der Münchner Schickeria. Davor oder danach kann man mit seinen ungeimpften Spezln übrigens noch Schuhe Shoppen gehen. Diese gelten in Bayern als „Artikel des täglichen Bedarfs“ (wieder kein Witz) und daher gibt es dort keine 3G-Regel, nachdem im Frühjahr ein Schuhhändler geklagt und der bayerische Verwaltungsgerichtshof dies am 1. April bestätigt hatte. (Kein) Aprilscherz auf bayerisch…

05 Käfighaltung

Statt alljährlich auf den „Ameisenfußball“ zu schimpfen (danke Rolf für die Wortprägung), den man im dritten Stock des Stadions im Gästeblock normalerweise konsumieren darf und vom Spiel mehr semi etwas mitbekommt, habe ich den Samstagnachmittag mit der Lektüre eines Fanzines verbracht. Schön, dass wir in Mainz auch in der aktuellen Lage permanent mit Lesestoff aus der Kurve versorgt werden. In besagtem Fanzine wurde auch eine Rezension verfasst: „Mit dem Kauf könnt Ihr als Nullfünfer nicht viel falsch machen, das Buch eignet sich sicherlich schön als Geschenk für das bevorstehende Weihnachten. Verschenkt doch einfach mal so etwas, bisschen mehr Aufmerksamkeit haben die Bücher über unseren Verein nämlich schon verdient“. Gemeint ist das jüngste Werk von Wortpiratin Mara Pfeiffer „Mainz 05: Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ – dem schließe ich mich gerne an, denn in Sri Lanka hatte ich genug Zeit für den Genuss des Buchs und eines weiteren netten Fanzines aus unserer kreativen Szene. Und natürlich wäre es FANtastisch, wenn unser Verein die Bücher, die sich um ihn drehen, auch im Fanshop anbieten würde.

Fazit: Der Jahrgang 2021/2022 zeigt, dass es auch ohne Spielbesuch genug zum Niederschreiben gibt!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quellen:

Freistaat | bpb

Ausnahme im Freistaat: 2G-Regel-Chaos – nur in Bayern dürfen Ungeimpfte noch Schuhe kaufen – WELT

Fairplay im Fanshop

Wie fair ist eigentlich der Fanshop des 1. FSV Mainz 05? Die gemeinnützige Gesellschaft „cumratione“ hat dazu zum zweiten Mal im Rahmen einer Studie die Online-Fanshops der Bundesligavereine unter die Lupe genommen. Schließlich steht bei allen Produkten, insbesondere auch bei Sportbekleidung, die Frage im Raum, unter welchen Arbeitsbedingungen der Artikel hergestellt wurde – insbesondere wenn er nicht aus Deutschland oder der EU stammt. Daher ist auch wichtig, möglichst viel über die Lieferkette des Artikels zu erfahren.

Im Fokus stand die Existenz von nachhaltig produzierten Fanartikeln. Da die Studie zum zweiten Mal erstellt wurde, war es auch interessant zu sehen, welche Entwicklungen die Vereine genommen haben, insbesondere natürlich unser Verein. Das Ranking ist dieses Jahr eindeutig zweitrangig, da im Vergleich zur Studie im vergangenen Jahr, in der nicht alle Vereine der 1. und 2. Liga enthalten waren, nun tatsächlich alle 36 Clubs und Konstrukte untersucht wurden.

Mainz 05 wird attestiert, auf dem richtigen Weg zu sein. Die mangelnde Transparenz seitens des Ausrüsters habe ich bereits vor knapp zwei Jahren in einem Blogpost angesprochen. Leider hat sich da bis heute noch nichts getan. Laut Studie sei der Verein da dran, dieses Manko zu beseitigen. Ob es sich dabei um eine bloße Hinhaltetaktik handelt oder sich hinter den Kulissen doch etwas zum Guten ändert, bleibt abzuwarten. Ich finde es gut, dass dieses Thema von einer unabhängigen Organisation beobachtet wird. Schließlich scheint das Thema bisher bei vielen Protagonisten des Fußballs noch nicht angekommen zu sein und spätestens nächstes Jahr muss Nullfünf Farbe bekennen. Bis dahin verharren wir auf einem 17. Platz (von 36). Alleine das sollte Ansporn für die Klimaverteidiger sein, hier in die richtige Richtung aufzubrechen, denn Nachhaltigkeit ist so viel mehr als ein klimaneutrales Auftreten.

Links:

Die Vereine im Ranking – wie fair sind ihre Shops cum-ratione.org

Die Tabelle cum-ratione.org

Das Profil von Mainz 05 cum-ratione.org


Spätlese Bielefeld 2021/22

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Der Spielplan bereitet Stadiongänger:innen in dieser Spielzeit ziemliche Kuriositäten. Nicht nur die Doppelungen in Liga und Pokal, erst gegen Bielefeld und demnächst im Januar gegen Bochum, sondern auch die Tatsache, dass es praktisch im Zwei-Wochen-Rhythmus in diesem Herbst nach NRW den Rhein hinunter zum Auswärtsspiel ging, ist ein bizarrer Umstand. Eine gewisse Routine sollte sich da einstellen – eigentlich, oder gar zu viel Routine? Die Bahn traf am Samstagmorgen keine Schuld, dass es wieder „abwechslungsreich“ wurde. Ich war mit den Gedanken bei einer beruflichen Sache, die ich unbedingt noch schnell im Mainzer Hauptbahnhof erledigen wollte und bemerkte nicht, dass ich am falschen Gleis auf den ICE nach Dortmund wartete. Erst eine Minute vor der Abfahrt schaute ich vom Display meines Smartphones hoch, entdeckte den pünktlichen Zug am Nachbargleis und hörte schon das Piepen der Zugtüren. Ich sprintete zwar noch die Treppe hoch, der Zug war auch noch auf der Anzeigetafel zu sehen, aber ich hörte schon das Geräusch des anfahrenden Zugs. Dumm gelaufen Christoph! Was tun?

Christo-style eingepackter Hauptbahnhof von Bielefeld

Durch die Zugbindung meines Sparpreises war mir klar, dass das jetzt ein ziemlich teurer Ausflug nach Ostwestfalen werden würde – aber egal, es ist Spieltag, nach 15 Jahren geht es endlich wieder auf die Alm und nur weil ich zu blöd bin, mich zum richtigen Gleis zu begeben, mache ich jetzt keinen Rückzieher. Finanziell tat es natürlich sehr weh, ein komplett neues Ticket zum Flexpreis zu erstehen – zumal noch über die ICE-Schnellstrecke Frankfurt-Flughafen – Köln, da der Zug, der eine Stunde später die Rheinstrecke fahren sollte, schon als verspätet angezeigt wurde. Die Auswärtssucht hatte über drohende Leere im Geldbeutel gesiegt.

02 (N)immer nuff:

Nach Bielefeld hatte ich es bisher zweimal geschafft, 2005 und 2006. Damals bin ich jeweils mit Freunden im Auto nach Ostwestfalen gedüst, bei meinem ersten Besuch auf der Alm gab es vor 16 Jahren noch eine Reifenpanne obendrauf – zusätzlich zu den zwei Elfmetern gegen uns, die damals das Spiel entschieden – nach einer langen Woche, die in Rostock im DFB-Pokal startete, auf Island im Rahmen der Europa-League-Quali weiterging und in Bielefeld ihr Ende fand. Somit kam es wie beim Gastspiel in Sinsheim in dieser Saison wieder zu einer Premiere – die Anreise mit der Bahn und somit auch erstmals die Ankunft am Bielefelder Hauptbahnhof. Dieser sah so ähnlich aus, wie der Triumphbogen in Paris vor ein paar Wochen – er war Christo-Style-mäßig komplett verhüllt. Statt französischer Eleganz versprühten die Bauplanen deutsche Gründlichkeit im verregneten Herbst.

Willkommen im Miezhaus

Da ich zur ursprünglichen Ankunftszeit die Stadt erreichte, hatte ich nun genug Zeit, ein wenig die Metropole Ostwestfalens kennenzulernen. Bielefeld war trubelig – wie alle Großstädte Deutschlands am Samstagmittag. Mein Ziel, das „Miezhaus“ etwas außerhalb der Altstadt, erreichte ich nach wenigen Minuten zu Fuß.

Mittlerweile gibt es in Deutschland viele Katzencafés, die auf Auswärtsfahrten besucht werden können. In Leipzig und München hat es sich bereits ergeben, den dortigen Vierbeiner:innen im Rahmen eines Erstligaspiels einen Besuch abzustatten – genauso wie in Hamburg – der dortige Besuch ließ sich allerdings aus sportlichen Gründen nicht mit einer Bundesligapartie verbinden, das ist allerdings ein anderes Thema…

In den Katzencafés sind die Fellnasen aus der Tiervermittlung die Stars. Durch eine Schleuse ging es in den Innenraum – schließlich möchte man verhindern, dass die Tiere durch die Haustür auf die Straße entweichen und im schlimmsten Fall gleich plattgefahren werden. Im Miezhaus wurde auch auf das Dorf Sentana aufmerksam gemacht. Ein Gnadenhof, auf dem alten, kranken und geretteten Tieren, die keine andere Vermittlungschance mehr haben, ein sicheres Zuhause geschenkt wird. Natürlich gab es für diese Initiative eine kleine eigene Saisonspende. Und vielleicht dauert es nicht wieder 15 Jahren bis zum nächsten Auswärtsspiel in Bielefeld. Dann lässt sich vielleicht vorkicks ein Besuch dieses Hofs arrangieren, schließlich sind dort Gäste willkommen.

03 Kon-Trolle

Nach einem Snack im Miezhaus ging es im Nieselregen schnellen Schrittes durch die Stadt an schönen Häusern entlang zur Bielefelder Alm. Anders als die meisten Stadien der Republik liegt diese mitten in einem Wohngebiet. Es geht an Schrebergärten hindurch auf einen Ascheplatz, ab dem die Maskenpflicht galt und die 3G-Regeln akribisch mit Check des Personalausweises überprüft wurden. Für die 400 mitgereisten Fans war genügend Personal vorhanden, so dass der Check innerhalb von ein paar Sekunden erledigt war. Alles in allem ein ziemlich lässiges Unterfangen.

Bester Blick auf die Gegengerade auf der Alm

In der Pandemie wurde viel über den Profifußball geschimpft – auch von mir. Aber sowohl in Hoffenheim und Leverkusen wie in Dortmund und nun in Bielefeld und zu Hause in Mainz wurden bzw. werden die Kontrollen mittlerweile professionell durchgeführt – da könnten sich viele Gastrobetriebe in der Republik eine Scheibe abschneiden.

04 Kampf um den Mampf

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die mir zu den letzten Spätlesen im Stadion oder über Kigges Feedback gegeben haben. Ein Kritikpunkt war die allzu ausführliche Beschreibung von Essen und Trinken. Natürlich fahren wir alle nicht hunderte von Kilometern, um Getränke aus Ein- oder Mehrwegbechern zu konsumieren und Wurst oder Vurst zu futtern. Wer aber den ganzen Tag damit verbringt, seinen geliebten Fußballsportverein in alle Winkel der Republik nachzureisen, für den ist das kulinarische Angebot im Stadion ein wesentlicher Bestandteil des Vergnügens – gerade, wenn man vorkicks keine Gelegenheit hat, so nette Cafés wie das Miezhaus zu besuchen.

Schöne Aussicht auf die Bielefelder Vorstadt

Dass Essen und Trinken wichtig ist, dachten sich auch die Verantwortlichen der Arminia nach dem letzten Heimspiel gegen den BVB. Dort scheint es eine Panne bei den Kassen gegeben zu haben, so dass nichts gekauft werden konnte. Daher gab es diesmal Bier und Wurst günstiger – und das auch im Gästeblock, obwohl wir von der Panne ja gar nicht betroffen waren.

Meine in dieser Spielzeit übliche Saisonspende, die u.a. davon abhängig ist, ob eine vegetarische Speise günstiger ist als Wurst oder Bulette ließ sich so nicht wirklich ermitteln, da die Bratwurst mit 2,50 €, die Pommes mit 3.00 € und die Brezel preislich gar nicht ausgeschildert war. Das Bier gab es für 3,50 € zzgl. 1 Euro Becherpfand – obwohl 4,70 € angeschlagen war. Alles etwas undurchschaubar – gut, dass bereits vorkicks 2 € Sondersaisonspende an den Gnadenhof Sentana flossen.

Der vergitterte Bierausschank erinnerte mich ein wenig an die Kneipen Kenias, in denen es das „Tusker Lager“ auch immer nur durch die Gitterstäbe gibt – eine schöne Erinnerung an mein geliebtes Afrika und einer von ein paar netten Impressionen aus der Bundesliga abseits der Copy-Paste-Arenen.

05 Käfighaltung

Diese schönen Eindrücke setzen sich beim Betreten des Gästeblocks fort. Dieser liegt mittlerweile komplett auf der Hintertortribüne, anders als beim letzten Gastspiel vor 15 Jahren, als sich der Stehplatzbereich in einer Ecke der Gegengeraden befand, der Sitzbereich aber auf der Hintertortribüne. Damals kauften die Supporters die Sitzplätze auf, da man aus dem Stehblock ähnlich wie im Dreisamstadion in Freiburg eine extrem schlechte Sicht aufs Spielfeld hatte. So schön die Aktion auch war – genutzt hat es damals nichts, denn es gab nichts wirklich Schönes zu sehen – Nullfünf verlor damals 0:1.

Geflegte Eskalation nach dem Abpfiff

Während in den neuen Copy/Paste-Arenen der Eckenbereich abgerundet ist, dominiert in Bielefeld noch der Kubismus – von einem Großteil des Stehplatzbereichs blickt man auf die Gegengerade mit Arminia-Fans. Das Tor der Hintertortribüne sieht man praktisch gar nicht. Dafür gibt es oben einen Ausgang mit herrrlichem Blick auf die Kleingartenanlage und die Bielefelder Vorstadt. Ganz unten im Gästeblock gibt es allerdings eine Ecke, von der man das Tor erblicken kann – und damit Jonnys herrlich erorberten Sturmlauf zum Siegtor wunderbar mitbekam – ehe der Gästeblock gepflegt eskalieren konnte.

Fazit: Der Jahrgang 2021/2022 zeigt, dass 15-jährige Reife die Auswärtssucht sehr zufrieden stellen kann. Die bisher beste Spätlese der Saison – prost!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour