Die letzten Tage rund um Mainz 05 waren wieder turbulent und ein gefundenes Fressen für den Social Media-Mob: Eine Wahlkommission, die ihre Arbeit macht – in einer Pandemie, in der es wirklich schwierig ist, gemeinsam Sachen auf den Weg zu bringen. Diese Wahlkommission verrichtete ihr Werk ehrenamtlich, mit dem Ziel geordnete Wahlen beim geliebten Verein durchzuführen.
Ihr Fehler? Sie hat sich an die Satzung gehalten. Oder anders ausgedrückt, sie hat sich an die Fakten gehalten, auf deren Basis sie ihre Entscheidung treffen sollte. Aber wir wissen ja, wie die Faktenlage aktuell ist, wenn es um Fakten geht. Da werden Wissenschaftler, die sich ihr ganzes Berufsleben mit einem Virus beschäftigen, von Internethelden diskreditiert, die über das Virus die ersten zwei Zeilen bei Wikipedia gelesen haben. Auf einem zugegebenermaßen deutlich niedrigeren Level läuft das auch bei Mainz 05 gerade ab.
Wozu braucht man als Internetheld eine Satzung? Oder gar eine Mitgliedschaft bei Mainz 05? Es ist doch so viel einfacher, sich den Mitgliedsbeitrag zu sparen, und gemäß der Gratis-Unkultur kostenlos auf den Verein draufzuschlagen. Gut, natürlich darf auch jeder seine Meinung zum Verein Mainz 05 postulieren, der kein Mitglied ist. Aber wenn man seine verbalen Ergüsse ins Netz kippt, wäre es schon fair, sich zunächst einmal die Satzung des Vereins durchzulesen. Dann würde man merken, dass sich die erhobenen Vorwürfe gegenüber der Wahlkommission so schnell in Luft auflösen, wie ausgestoßene Aerosole in der Natur.
Wer jetzt aufhört zu lesen wird verpassen, dass ich die Kritik an den Ergebnissen, die die Wahlkommission präsentiert hat, sprich einen Kandidaten für den Vorstandsvorsitz auszusortieren und nur 12 Kandidat*innen für den Aufsichtsratsvorsitz zuzulassen, nachvollziehen kann. Allerdings sollte man statt der Wahlkommission jedes Vereinsmitglied kritisieren, das damals bei der Mitgliederversammlung diese Satzung durchgewunken hat. Ich gehöre übrigens dazu und habe damals leider zugestimmt. Und eine noch größere Kritik sollte denen zuteilwerden, die als Mitglieder*innen gar nicht erst gewählt haben – und die Nicht-Mitglieder? Werdet bitte Mitglied, bringt Satzungsänderungen ein und lasst uns dieses Schlamassel gemeinsam beseitigen!