Finanzielle Nachhaltigkeit SV Darmstadt 98 Saison 2023/204

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des heutigen Gasts von Mainz 05, dem SV Darmstadt 98.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom SV Darmstadt 98 und von Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SV Darmstadt 98
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SV Darmstadt 98

Mainz 05 Fans im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor  im März 2017

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Flügelverleihung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom SV Darmstadt 98 und von Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
SV Darmstadt 98237%159%100%99%80%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
SV Darmstadt 9867%60%52%57%49%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
SV Darmstadt 9853%54%54%48%57%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
SV Darmstadt 9838%41%91%70%93%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 20er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben (inklusive Aufsteiger).

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SV Darmstadt 98

Der SV Darmstadt 98 würde vier von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Damit belegt der Club Platz 8 in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023. Viel entscheidender ist aber die Tatsache, dass Darmstadt 98 zum Club der 7 gehört, die alle vier Kriterien erfüllen. Neben den Lilien sind dies der FC Bayern, Mainz 05, der SC Freiburg, Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen und der FC Augsburg.

Ziemlich krass, dass es 13 Clubs (inklusive der zwei Absteiger) gibt, die diese Kriterien nicht erfüllen.

Der geforderte Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent wird mit 80 Prozent deutlich übertroffen. Hier liegen die Lilien auf Platz 6, knapp hinter Bayer 04 Leverkusen, die ja ihre gesamte Kohle vom Konzern erhalten aber vor der AG Borussia Dortmund!

Die Eigenkapitalquote liegt mit 49 Prozent ebenfalls deutlich über den geforderten 20 Prozent. Damit liegen die Lilien auf Platz 7, wieder knapp hinter Bayer 04 Leverkusen und vor dem FC Augsburg, bei dem sich ja Investoren angesiedelt haben.

Die Personalaufwandsquote des Clubs liegt mit 57 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Damit liegt der Club allerdings auf Platz 16 knapp hinter dem FC Augsburg und vor dem VfB Stuttgart mit seinen beiden Autoinvestoren und Borussia Mönchengladbach. Eine noch schlechtere Personalaufwandsquote haben nur Absteiger Hertha BSC und die TSG Hoffenheim.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 93 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 200 Prozent. Damit belegen die Lilien Platz 8 hinter den oben genannten sechs Clubs, die alle vier Kriterien einhalten und der TSG Hoffenheim, die drei Kriterien erfüllt. Auf Platz 9 folgt Borussia Mönchengladbach mit 207 Prozent. Hier erkennt man eine klare Kluft zwischen den 8 Vereinen, die ihre Verschuldung im Griff haben und 12 Vereinen, die einfach zu viele Schulden aufgebaut haben oder komplett überschuldet sind. Mehr Geld würde wahrscheinlich bei diesen 12 Clubs nur die Bilanzsumme erhöhen, aber nicht die Bereitschaft mal finanziell nachhaltiger zu agieren.

Interessanterweise sind bei den Top 7 Vereinen, die alle vier Kriterien erfüllen, 3 Clubs (Darmstadt, Freiburg, Mainz), noch eingetragene Vereine. Anscheinend braucht es keinen Investor, um finanziell nachhaltig zu agieren…

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SV Darmstadt 98

Das SV Darmstadt 98 spielte im gesamten Betrachtungszeitraum in der 2. Liga. Und trotzdem agiert der Club seit Jahren finanziell nachhaltig. Seit der Veröffentlichung der Finanzkennzahlen der DFL im Jahr 2019 gibt es kein Jahr, in dem der Club nicht alle vier Kriterien der finanziellen Nachhaltigkeit erfüllt hat – und das in Liga 2!

Die Personalaufwandsquote ist vergleichsweise hoch. Das liegt wahrscheinlich daran, dass in der 2. Liga die Erträge geringer sind als in Liga 1 (TV-Gelder). Gleichzeitig war Darmstadt so ambitioniert, dass der Club aufsteigen wollte – weniger in einem Hauruckverfahren, sondern durch intelligente finanzielle Planung, die wohl im Unterhaus eine höhere Personalaufwandsquote mit sich führt.

2008 war der Club fast insolvent. Ein paar Jahre später stieg er mit Christian Mathenia in die 1. Liga auf. Diesen finanziellen Wandel haben die Lilien sicherlich zu einem großen Teil einer Frau zu verdanken. Anne Baumann zeichnet sich seit 16 Jahren für die Finanzen der Lilien verantwortlich. Sie hat keine Bundeliga-Luft geschnuppert sondern ist Steuerberaterin, versteht mithin etwas von Finanzen und das zeigt sich bei den Lilien seit mehr als eineinhalb Dekaden.

Dass Darmstadt aktuell die rote Laterne trägt ist für Darmstadt-Fans natürlich kaum zu ertragen. Falls es die Lilien nicht schaffen sollten, die Klasse zu halten, wird der eingetragene Verein sicherlich seinen Weg in der 2. Liga gehen und in keine finanziellen Turbulenzen geraten, wie andere Traditionsvereine im Fußballunterhaus und wieder oben angreifen können – der soliden finanziellen Planung sei Dank.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: Darmstadt 98: Anne Baumann ist Finanz-Chefin und gute Fee

Spätlese SG 99 Andernach II Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

05er-„Deich“-Beflaggung

01 Hin und weg:

Habt Ihr schon mal ein 05-Ligaspiel gegen eine Zweitvertretung besucht? Für mich war es ein Novum im Ligaalltag. Nach langem gemeinsamem Grübeln stand es fest: Die Begegnung der Mainz 05 Frauen bei der SG Andernach II am letzten Sonntag war keine komplett neue Konstellation. Selbst für mich nicht. Schließlich führte uns der DFB-Pokal der Männer 2005 zwischen den Gastspielen in Eriwan und Reyjavík zu Hansa Rostock II. Wer kann sich noch an den einprägsamen Chant der Rostocker*innen erinnern: „Ihr wollt nach Hause, doch der Bus kippt um!“?

Dieser schallte den 50 05er*innen damals nach dem dritten Tor für Mainz entgegen. Dann war plötzlich der Heimblock leer und der Mob wartete schon vor dem Gästeblock auf den Fanbus der 05er*innen. Damals wie heute ging es für mich mit der Deutschen Bahn zum Auswärtsspiel. Ob der Bus damals zumindest wackelte, müssen andere beantworten, die damals im August mit an die Ostsee gedüst sind. Leider schafften es diesmal keine 50 Leute nach Andernach. Dabei lässt sich der Spielort locker und lässig mit dem Deutschland-Ticket erreichen.

In Andernach wird ein angemessener Eintrittspreis für das Spiel aufgerufen

02 (N)immer nuff:

Vier Nasen haben sich dann doch am Bahnhof in Andernach am Gleis getroffen. Die beiden Kolumnen für die AZ und den Merkurist konnte ich vorher in aller Ruhe den Rhein hinab herunterschreiben. Nach dem Pokalspiel in Erfurt und dem Derby in Ober-Olm war es für mich erst das dritte Auswärtsspiel mit den 05erinnen. Meine drei Begleitungen hingegen waren quasi (Fast)-Allesfahrer*innen in der Frauen-Regionalliga Südwest der aktuellen Saison.

Dieses Engagement ist nicht hoch genug zu bewerten, genauso wie die Anfertigung des „Mainz 05 Frauen“-Banners. Dieses wird seit dem Start der Rückrunde an Heimspieltagen der 05erinnen aufgehängt. Zu nennen sind auch die „Mainz 05 Frauen“-Eckfähnchen, die den Schott-Kunstrasenplatz seit dem Kantersieg gegen Ober-Olm zieren. Dahinter steckt das Engagement des „Es war einmal…“-Fanzines. Es hat darüber hinaus in dieser Saison auch die Wimpel für die Pokalspiele der Frauen, Männer und der U19 anfertigen lassen. Das ist das Schöne an unserem Verein – er lebt vom Engagement seiner Mitglieder! Da wird dann auch mal darauf hingewiesen, wenn auf Insta und Facebook auf dem offiziellen 05-Frauen-Kanal vom Anpfiff um 14 Uhr die Rede ist, und der tatsächliche Spielbeginn aber auf 13 Uhr terminiert ist.  

Echte Flora am Kunstrasenplatz

03 Kon-Trolle

Eine Dreiviertelstunde vor dem Anpfiff war außer dem Teams noch niemand zu sehen. Das Tor zum Kunstrasenplatz stand offen und erinnerte mich schon wieder an die Saison 2005/2006. Damals in Reykjavík sollte es mittwochs eine Trainingseinheit der 05er-Männermannschaft im berühmten Weißbier-Waldi-Laugardalsvöllur-Stadion geben, doch der Haupteingang war zu. Also stapfte Kloppo mit den Jungs um die Haupttribüne herum und fand ebenfalls ein geöffnetes Tor. Wir fünf Fans standen vor dem Tor und Kloppo meinte, dass wir einfach mit durchschlüpfen sollten. So konnten wir das zweite Auswärts-Abschlusstraining von Mainz 05 auf europäischer Ebene im Innenraum des Stadions erleben, in dem 2003 der Rudi beim Waldi komplett durchdrehte. Hach Kloppo!

Perfekte Sicht vom „Deich“ auf das Spielgeschehen

Auch in Andernach wurden wir vom Staff freudig begrüßt. Das Team und das Team hinter dem Team der 05erinnen ist so dermaßen dankbar, Unterstützung von uns Fans zu erhalten. Sie sehen es wohl noch nicht als selbstverständlich an, dass man sehr viel Zeit und Geld investiert, um den Verein zu unterstützen: sei es beim Fußball, Handball oder Tischtennis und egal ob Frauen oder Männer.

Zirka 30 Minuten vor Anpfiff wurde die Anlage angeworfen. Es gab nette Warm-up-Mucke für die Zuschauenden. Das gibt es leider bei den Heimspielen der 05erinnen noch genauso wenig, wie ein Eintrittsgeld. Als dieser Umstand bei der letzten Mitgliederversammlung angesprochen wurde, verstand der Don die Welt nicht mehr. Er ist es gewohnt, dass über zu hohe Preise für Bier, Wurst und Merch gemeckert wird. Dass aber jemand fordert, dass für die Spiele der 05erinnen Eintritt zu zahlen ist , scheint in seiner Welt nicht vorzukommen.

Dass diese Forderung etwas mit Wertschätzung zu tun hat, scheint der Don nicht zu bedenken. Ein Produkt, das gratis ist, hat in unserer Gesellschaft keinen oder nur geringen Wert. Einen angemessenen Preis sollten wir eigentlich bereit sein, für alles zu zahlen, was wir konsumieren. Manchmal sind wir sogar bereit, vollkommen überzogene Preise zu bezahlen. Zum Beispiel fast 100 Euro für ein wahlweise rosa- oder weißes Trikot. Bei diesem weiß man noch nicht mal, wieviel Geld bei demjenigen landet, der es hergestellt hat.

Mich hat die Reaktion vom Don, auf die Forderung, Eintritt für die Spiele der 05erinnen zu verlangen, nicht wirklich gewundert. Es war die Art und Weise, die mich ins Grübeln brachte. Zum einen war die Reaktion dem Fordernden gegenüber herablassend und zum anderen der Ton. Man muss auf unseren Mitgliederversammlungen schon ein ziemlich dickes Fell haben, um Kritik zu üben. Dabei wäre es Aufgabe vom Leiter der Mitgliederversammlung eine Atmosphäre zu schaffen, die es Mitgliedern leicht macht, Fragen zu stellen. So hat für mich die Mitgliederversammlung den Anschein, dass sie die Verantwortlichen schnell hinter sich bringen möchten, um sich wieder dem Tagesgeschäft zuwenden zu können. Zum Beispiel einem Investoren-Deal, der Einfluss auf die Einnahmen des Vereins für die nächsten 20 Jahre hat.

Wozu Pfandbecher wenn es auch Glasflaschen gibt?

In Andernach kam während des Spiels der Kassenwart zu den Zuschauenden gelaufen. Er kassierte das Eintrittsgeld in Höhe von 4 Euro für Vollzahlende ab – und das bei einem Spiel der Zweitvertretung.  Wertschätzung – so wichtig!

04 Kampf um den Mampf

Neben der Mucke aus dem Lautsprecher, war das Geräusch eines nach oben gezogenen Rollladens Musik in meinen Ohren. Der Kiosk mit Speis und Trank wurde geöffnet. Die Karte war ellenlang, aber die vegetarischen herzhaften Optionen Brezel und Pommes gab es dieses Mal nicht. Dafür hätte ich mich am Kuchenbüffet laben können. Ich wählte dann doch lieber die Afri-Cola im Pfandglas, die eine der vielen Getränkeoptionen war. Später am Bahnhof gab es eine Mini-Brezel für 2,50 €. Wie gesagt, man gibt auch mal Geld für völlig überteuerte Dinge aus…

6 Tore nach 2 Pflichtspielen für Mainz 05: Sarah Khalifa

05 Käfighaltung

„Deichcharakter“ meinte Jannis, einer der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchenden 05ern, die es ebenfalls pünktlich zum Anpfiff nach Andernach schafften. Damit hat er wunderbar die Tribüne beschrieben, auf der sich der Support-Mob platziert hatte: Ein langgezogener Wiesenhügel, auf dem der Löwenzahn in der Sonne blühte, der von betonierten Treppen eingefasst war und auf dem eine leichte Brise wehte. Eine Metallbrüstung mit riesigen Aschenbechern, die man auch als Getränkehalter zweckentfremden konnte, machte es möglich, Fahnen zu befestigen und von oben eine perfekte Sicht auf das Spielgeschehen zu erhalten.

Auf dem Platz gab es lange keine großen Torchancen auf beiden Seiten und plötzlich sorgte ein Eigentor für die Führung der Andernacherinnen. Sie wurde aber quasi mit dem Pausenpfiff egalisiert. In der zweiten Halbzeit wurden die 05erinnen immer stärker und Sarah Khalifa, die erst in der Winterpause zum Team zugestoßen war, machte mit ihrem zweiten Dreierpack in zwei Spielen alles klar. Es gab wohl in der 119-jährigen Geschichte von Mainz 05 noch keinen Neuzugang, der nach zwei Pflichtspielen schon 6 Tore auf der Habenseite hatte.

Zweites Spiel, zweite Humba für Sarah Khalifa

Nach dem Abpfiff hatte Sarah Khalifa, wie am Sonntag in der vorherigen Woche, wieder großen Bock auf eine Humba. Hier beim Frauenfußball sind es mittlerweile die Spielerinnen, die die Fans zur Humba auffordern. Es macht einfach riesigen Spaß, diese Lust am Siege feiern mitzuerleben. Nach dem Sieg der Männer tags zuvor – war dies ein fast perfektes Wochenende. Es schmerzte nur, dass die U19 leider den Weg nach Potsdam zum Pokalfinale verpasste und an den Hoffis scheiterte.

 Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 weckt beim Auswärtsspiel gegen eine Römisch-Zwo-Auswahl nette Gedanken an Begegnungen, die fast eine Generation zurückliegen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph

Finanzielle Nachhaltigkeit VfL Bochum Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des morgigen Gasts von Mainz 05, dem VfL Bochum.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom VfL Bochum und von Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom VfL Bochum
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom VfL Bochum

Das Ruhrstadion im Januar 2007

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom VfL Bochum und von Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
VfL Bochum12%17%0%-31%7%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
VfL Bochum9%12%0%-21%3%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
VfL Bochum49%45%53%66%49%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
VfL Bochum876%600%-96678%-558%2462%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 20er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben (inklusive Aufsteiger).

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom VfL Bochum

Der VfL Bochum würde eins von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Damit belegt der Club Platz 9 in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023, gemeinsam mit RB, der SGE, Wolfsburg und dem FC Heidenheim. Dass man mit einem von vier erfüllten Kriterien im Mittelfeld der Liga landet, sagt ziemlich viel über das Finanzgebaren der Clubs im Allgemeinen aus.

Die Personalaufwandsquote des Clubs liegt mit 49 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Damit liegt der Club auf Platz 8 hinter Wolfsburg und vor dem BVB. Allerdings lag sie 2021 noch bei vergleichsweise schlechten 66 Prozent. 2019 betrug sie aber auch schon mal gute 45 Prozent. Daran erkennt man direkt, dass die Pandemie den VfL arg gebeutelt hat. Dies verdeutlichen die anderen drei KPIs noch stärker.

Der geforderte Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent wird mit 7 Prozent deutlich verfehlt. Hier liegt der VfL auf Platz 16. Nur der 1. FC Köln hat mit 6 Prozent einen noch niedrigeren positiven Anlagendeckungsgrad. Die überschuldeten Clubs Union, Werder und Schalke haben einen negativen Anlagendeckungsgrad. 2021 war auch der VfL noch überschuldet und wies damals einen negativen Anlagendeckungsgrad von -31 Prozent aus, nach 0 Prozent im Jahr 2020.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 3 Prozent ebenfalls deutlich unter den geforderten 20 Prozent. Damit liegt der VfL auf Platz 17 vor den drei überschuldeten Clubs. Selbst der Effzeh hat mit 4 Prozent eine höhere Eigenkapitalquote. In 2021 lag die Quote noch bei -21 Prozent, nach 0 Prozent 2020.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 2462 Prozent liegt 10-mal höher als die geforderten 200 Prozent. Damit belegt der VfL ebenfalls Platz 17 vor den drei überschuldeten Clubs. Auch beim Verschuldungsgrad ist der Effzeh mit 2329 Prozent einen Tick besser als der VfL. Nach -558 Prozent 2021 gibt es aber auch hier eine Trendwende beim VfL zu verzeichnen.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom VfL Bochum

Der VfL Bochum sollte als großes Vorbild für einige Clubs taugen. Schließlich kickte er zum Geschäftsjahresschluss 2018,2019, 2020 und 2021 jeweils noch in der 2. Liga und hatte im Unterhaus mit der Pandemie zu kämpfen. Nach 11 Jahren gelang dann 2021 Wiederaufstieg in die 1. Liga und damit auch eine finanzielle Konsolidierung. Während sich manche Aufsteiger verschulden, um mit vermeintlich besseren (und definitiv teureren) Spielern die Klasse zu halten, nutzte der VfL die zusätzlichen Gelder, um seine Überschuldung zu beenden und 2022 wieder positives Eigenkapital vorzuweisen. Dieses betrug 2022 zwar nur etwas über 1 Million Euro, aber nach knapp -5 Millionen im Vorjahr ist das schon ein großer Erfolg.

Mit knapp 6 Millionen Euro Jahresüberschuss 2022 zeigt der VfL, dass es durchaus möglich ist, einen positiven Jahresabschluss und gleichzeitig den Klassenerhalt zu schaffen. Außerdem legt der VfL eine Transparenz an den Tag, die nur wenige Clubs hinbekommen (außer denjenigen, die es aufgrund ihrer Struktur müssen). Die 2023er Zahlen sind bereits offengelegt und der VfL geht seinen Weg der Konsolidierung weiter. Es wurde der Jahresüberschuss erhöht und das Eigenkapital gestärkt. Auch 2023 konnte wieder die Klasse gehalten werden. Statt ständig nach Investoren zu schreien, sollten sich vielmehr einige DFL-Mitglieder mal nach Bochum bewegen und schauen, wie es möglich ist, einen finanziellen Turnaround zu schaffen und finanziell in ruhigeres Fahrwasser zu navigieren.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: VfL Bochum 1848 – Kennzahlen