Spätlese Borussia Dortmund Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

Mainz 05-Fans im Gästeblock des Westfalen-Stadions

01 Hin und weg:

Wie beim Köln-Spiel wurde auch dieses Mal die Zugbindung beim Sparpreis der Deutschen Bahn aufgehoben. Allerdings war kein Zug gestrichen. Die S-Bahn hatte lediglich zwei Minuten Verspätung. Da die Bahn bei jedem Bahnhof eine Mindestumsteigezeit einrechnet, wurde diese bei meiner Verbindung nach Dortmund schon bei zwei Minuten unterschritten. So konnte ich bereits ein wenig früher losfahren und kam entsprechend früher auch im Ruhrgebiet an.

02 (N)immer nuff:

Wir Menschen sind bequeme Wesen und mögen Routinen. Das konnte man mal wieder am Dortmunder Hauptbahnhof erleben. Schließlich gibt es dort zwei Möglichkeiten mit Öffis zum Westfalenstadion zu gelangen: mit der U-Bahn und der Regionalbahn. Letztere fährt nur stündlich und nach kurzem Halt am Stadion weiter ins Sauerland. Schon 5 Minuten vor der Abfahrt war es nicht mehr möglich, in den Zug einzusteigen. Er war allerdings gar nicht überfüllt. Lediglich die Eingänge waren komplett mit Fans und Pendelnden verstopft. Obwohl der Lokführer mitgeteilt hatte, dass auch alle in der 1. Klasse Platz nehmen durften, bewegte sich…nichts. Warum soll man sich denn auch bewegen, wenn man drin ist, und nach vier Minuten Zugfahrt wieder raus muss? Wenn die Menschheit schon an einer solchen banalen „Aufgabe“ scheitert, frage ich mich schon, wie wir für komplexere Themen überhaupt eine Lösung finden sollen.

Keine Internet-Held*innen weit und breit, die Mainz 05 Pest und Cholera wünschten, als der Manschaftsbus eintraf

Durch die großen Fenster waren die leeren Plätze im Zug von draußen zu sehen, während Leute genervt versucht haben, in den Zug zu gelangen. Ich stand schon halb im Zug drin und gab meinen Platz für einen Mann frei, der weiterfuhr, als die eine Station zum Stadion und machte mich zur U-Bahn auf. Dort musste man zwar ein paar Minuten eine Ebene oberhalb der Bahn warten und wurde dann schubweise zur Bahn geleitet. Das war unterm Strich die wesentlich intelligentere Variante, so viele Menschen in so kurzer Zeit zum Stadion zu bringen, als die Option mit dem Regionalzug.  

03 Kon-Trolle

Mittlerweile ist es in der Bundesliga Standard, dass die Eintrittskarten für Fußballspiele als „Print@Home“-Variante den Auswärtsfahrenden verkauft werden. Dass viele Vereine, wie beispielsweise Mainz 05 oder der VfL Bochum immer noch darauf bestehen, dass die Eintrittskarten ausgedruckt werden müssen, andere Vereine wie die Hertha, der Effzeh oder jetzt auch der BVB überhaupt kein Problem haben, dass man die Online-Version abscannt, um Zugang zum Stadion zu erhalten, habe ich ja bereits thematisiert. Ja, ja die Digitalisierung… Wahrscheinlich deshalb braucht die Liga einen Investor, damit sie das mal einheitlich hinbekommt.

Etwas unglücklicher Auftritt von Mo beim Pausenplausch

Ein weiterer bizarrer Punkt der Digitalisierung sind Kombi-Ticket für die Öffis. Waren es vor zirka 15 Jahren nur der FC Bayern und der SC Paderborn, die keine Nutzung des ÖPNV in ihren Eintrittskarten (aus Papier) inkludierten, so sind es mittlerweile wieder mehr Vereine. Durch die Einführung des Deutschland-Tickets haben tatsächlich viele Menschen, die regelmäßig mit Bus und Bahn fahren, die Möglichkeit, gratis zum Stadion zu fahren und sind auf ein solches Kombi-Tickets nicht angewiesen. Und der bequemste Teil der Spezies Homo Sapiens käme eh nie auf die Idee mit Öffis (einen Teil der Strecke) zu fahren.

Daher ist es nachvollziehbar, wenn Vereine wie Union Berlin darauf (mittlerweile) verzichten, um günstigere Eintrittskarten anzubieten. Schließlich müssen zirka 0,50 bis 1 Euro dafür seitens der Vereine hingeblättert werden.

Seit geraumer Zeit gibt es nun eine dritte Variante, die auf den ersten Blick vernünftig klingt. Aber da ich mittlerweile bei allen Handlungen der Vereine skeptisch bin, da es ja immer nur ums Geld geht, glaube ich eher, dass die Clubs mal wieder einen Weg gefunden haben, gut dazustehen gleichzeitig dabei aber einfach nur sparen möchten: Das Kombi-Ticket zum Download. Sprich, im Preis für die Print@Home-Tageskarte ist die Nutzung des ÖPNVs enthalten. Allerdings muss die nutzende Person das Ticket für die Öffis vor dem Fahrtantritt mit Hilfe der Ticketnummer herunterladen. Es ist anzunehmen, dass ein Großteil der Fans sich die Fahrkarte nicht herunterlädt, sei es, dass man zu Fuß, mit dem Rad oder dem PKW zum Stadion anreist, bereits eine Fahrtkarte hat oder, weil man schlicht zu bequem ist, sich die Mühe zu machen, weil man in einer überfüllten U-Bahn eh nicht kontrolliert wird.

Gut möglich, dass die Vereine nur für die Fahrkarten zahlen müssen, die tatsächlich heruntergeladen wurden. Wenn nun vorher rund 0,50 Euro für jede Tageskarte an die Verkehrsverbünde geflossen sind, wären das beispielsweise bei 20 000 Tageskarten 10 000 Euro. Wenn nun lediglich 10 Prozent der Leute die Fahrkarte herunterladen, wären wir bei 1 000 Euro. Die Ersparnis von 9 000 Euro multipliziert mit 17 ergibt 153 000 Euro.

Geprellt wären die Verkehrsverbünde, die ja unabhängig davon, wieviel Geld sie aus dem Ticketverkauf erhalten, die U-Bahnen bereitstellen „müssen“, um die Menschen zum Stadion zu bringen. Und genau zwei Vereine, die dieses Modell gewählt haben, trafen am Dienstag aufeinander. Borussia Dortmund und Mainz 05. Natürlich gilt hier erstmal die „Unschuldsvermutung“, sprich vielleicht wird ja unabhängig von der Downloadzahl ein Festbetrag überwiesen. Auf jeden Fall zeigt sich hier wieder, wie kompliziert die Digitalisierung in Deutschland Einzug hält. Warum ist es nicht möglich, mit jeder Eintrittskarte Öffis zu benutzen – egal ob Dauerkarte oder Tageskarte aus Papier, Print@Home beziehungsweise Online-Ticket, so wie es vor der Pandemie bei den meisten Vereinen üblich war? Auch damals haben nicht alle den ÖPNV genutzt. So etwas nannte man mal Solidaritätsprinzip in einer Gesellschaft. Scheint irgendwie während der Pandemie im Demut-Getue der DFL abhandengekommen zu sein.

04 Kampf um den Mampf

Die letzten Auswärtsfahrten zeigten, dass sich im Fußball sehr wohl Dinge zurückdrehen lassen. Die Hertha bietet zum Beispiel keine vegane Wurst mehr an. Gut, dass einer der Sponsoren des BVBs die Rügenwalder Mühle ist. Dieses Unternehmen setzt bereits seit Mitte 2022 mehr mit vegetarischen und veganen Produkten um, als mit Fleischprodukten. Und so gab es tatsächlich eine vegane Wurst mit Brötchen und dazu noch in der Currywurst-Variante. Beide Produkte waren zudem günstiger als die Fleischvariante. Anzunehmen, dass die veganen Würste in der Produktion allerdings teurer sind, als die „normalen“ Würste. Das liegt schlicht und einfach an der Massenproduktion der konventionellen Variante,

Vegane Currywurst im Stadion – Alleinstellungsmerkmal des BVB in der Bundesliga

Gut, dass hier beim BVB über den Preis entgegengesteuert wird. Schließlich kostet die vegane Wurst, wenn sie denn sonst angeboten wird, anderswo oft mehr als die konventionelle Wurst. Natürlich sollen alle essen, was sie wollen. Es schadet sicherlich niemandem, sich mal Gedanken über Routinen zu machen. Und beim lieben Geld fängt der bequeme Mensch dann doch mal an nachzudenken.

Dass die vegane Wurst nicht mit einer Kreditkarte oder bar, sondern nur mit der BVB-Karte „Stadiondecke“ bezahlt werden kann, das Bier allerdings schon mit Visa, MasterCard und Co., ist eine der Logiken im Profifußball, die sich mir nicht wirklich erschließen.     

05 Käfighaltung

Um ein Fußballspiel zu einem Event zu machen, lädt der gastgebende Verein gerne altgediente Spieler für einen Plausch vor dem Kick oder für die Halbzeitpause ein. Mo Zidan tauchte plötzlich neben Norbert Dickel auf der riesigen Leinwand auf. Mo redete sich mit der Zeit um Kopf und Kragen, da er einerseits keinen Sieg für den BVB tippte, es sich so mit Schwarz-Gelb ein wenig verscherzte und sozusagen als Kompensation später erklärte, dass er es doch ein wenig mehr mit dem BVB als mit Mainz halte. Damit war er auch beim Gästeanhang teilweise unten durch. Tags drauf zeigte Mainz 05 wie herzlich Mo Walter Notter begrüßte und ich bekam den Eindruck, dass eine Geste doch so viel mehr zählt, als tausend Worte. Vielleicht sollten die Clubs in Zukunft mal drauf achten, keine Gäste einzuladen, die eine Vergangenheit bei beiden Vereinen haben. Denn dieser Ritt auf der Rasierklinge geht für die ehemaligen Spieler meist nicht gut aus und muss wirklich nicht sein.

Was sein muss, ist auf Missstände hinzuweisen. Das ist der aktiven Szene mit dem Banner „Justice for Mouhamed“ gelungen, da am selben Tag der Prozessauftakt in Dortmund stattfand. Auch eine tolle Geste war es, an Abderrahim Ouakili zu erinnern, der für Mainz 05 185 Spiele absolvierte und viel zu früh mit 53 Jahren letzte Woche verstarb.

Wie sehr sich Internet und Wirklichkeit unterscheiden, zeigte sich an diesem Abend auf besondere Art und Weise. Was haben Internetheld*innen nach dem Abpfiff am 27. Mai 2023 Mainz 05 an den Kopf geworfen, als der BVB es nicht schaffte, gegen 05 zu gewinnen und damit die Meisterschaft verpasste. Demensprechend neugierig war ich auf die Reaktion des Dortmunder Publikums vor der Partie. Der Mannschaftsbus wurde komplett ignoriert und auch sonst hielt sich die Abneigung gegen den Gastverein in den üblichen Grenzen.

„Jan Siewert“-Sprechchöre nach dem Abpfiff

Nach dem Abpfiff war es schließlich schön zu sehen, wie Jan Siewert mit Sprechchören Dank gezollt wurde für die letzten sieben Partien. Die Spieler klatschten dazu und man hatte das Gefühl, dass hier eine Einheit entstanden ist. Und es keimte die Hoffnung auf, dass diese Einheit auch 2024 Bestand hat und sie in das große Abenteuer Abstiegskampf einsteigen darf. Dass dieser Wunsch bereits vor Weihnachten erfüllt wurde, ist eine schöne Botschaft, um nun ein paar Tage unterm Weihnachtsbaum durchzuatmen.  

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt, dass ein Fußballballspiel kurz vor Weihnachten auch ohne „Last Christmas“ auskommen kann.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quellen:

Rügenwalder Mühle verkauft mehr Veggie als Fleisch – faz.net
Dortmund: Prozessauftakt nach Polizeischüssen auf 16-jährigen – Deutschlandfunk Nova
Bilder Borussia Dortmund – 1. FSV Mainz 05 – Rheinhessen on Tour

Finanzielle Nachhaltigkeit FC Heidenheim Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: FC Heidenheim*.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Mainz 05-Fans unterwegs in Baden-Würtemberg

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom FC Heidenheim und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
FC Heidenheim6%6%2%7%7%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
FC Heidenheim6%5%1%5%6%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
FC Heidenheim48%40%47%42%47%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
FC Heidenheim1400%1710%5984%1441%1358%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

* Der 1. FC Heidenheim bilanziert zum 31. Dezember statt wie die meisten Clubs zum 30. Juni, daher beziehen sich die Zahlen auf den Bilanzstichtag 31. Dezember 2022.

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Der FC Heidenheim würde eines von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Allerdings muss man wissen, dass Heidenheim bisher in der 2. Liga gespielt hat und die finanziellen Voraussetzung dort andere sind, als im Fußball-Oberhaus. Dennoch spricht natürlich nichts dagegen, dass auch in der 2. Liga, finanziell nachhaltig agiert wird.

Die Personalaufwandsquote des FC Heidenheim liegt mit zuletzt 47 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Und diese lag während des gesamten Betrachtungszeitraums zwischen 2018 und 2022 immer deutlich darunter, sprich Personalaufwand und Umsatz stehen in Heidenheim in einem gesunden Verhältnis zueinander.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 7 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 60 Prozent. Das bedeutet, dass die Finanzierung des FC Heidenheim etwas wackelig ist. Allerdings hatte Heidenheim in jedem Jahr positives Eigenkapital vorzuweisen. Dies ist weder in der 1. noch in der 2. Liga alles andere als selbstverständlich. Zwischenzeitlich war der Anlagendeckungsgrad sogar während der Pandemie auf 2 Prozent gesunken, sprich der FC Heidenheim versucht sich aus der Corona-Depression langsam aber sicher rauszuwinden.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 6 Prozent deutlich unter den geforderten 20 Prozent. Sie war aber auch während der Pandemie mit 1 Prozent 2020 noch schlechter. Auch hier gilt die Devise, dass der Club auf einem guten Weg ist.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 1358 Prozent liegt über dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Verglichen mit dem Seuchenjahr 2020, als sie bei fast 6000 Prozent lag, bekommt Heidenheim nach der Pandemie seine finanzielle Lage langsam wieder in den Griff.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Heidenheim

Der Vorteil von KPIs ist die Tatsache, dass sie absolute Größen vernachlässigen und verschiedene Parameter in Relation setzen. Vergleicht man die Zahlen vom FC Heidenheim und vom FC Bayern oder auch „nur“ von Mainz 05, wird in absoluten Zahlen immer eine verzerrte Relation herauskommen. Setzt man aber jeweils verschiedene Zahlen des selben Clubs in Relation und vergleicht sie mit anderen Clubs, wird leicht erkennbar, wer von beiden innerhalb der jeweiligen Möglichkeiten finanziell nachhaltiger agiert.

Mit einem Anlagendeckungsgrad von 7 Prozent liegt der FC Heidenheim gleichauf mit dem VfL Bochum, aber zum Beispiel einen Tick besser als der 1. FC Köln – von Werder und Union ganz zu schweigen, da diese beiden Clubs zum Bilanzstichtag 2022 komplett überschuldet waren.

Bei der Eigenkapitalquote liegt der FC Heidenheim mit 6 Prozent nur einen Punkt hinter dem VfB Stuttgart, aber deutlich vor Köln (4 Prozent) und Bochum (3 Prozent).

Bei der Personalaufwandsquote liegt Heidenheim mit 47 Prozent (in der 2. Liga) extrem gut im Vergleich zu den Erstligisten. Sprich Heidenheim hat wirklich mit einem sehr günstigen Kader das Maximum (den Aufstieg) erreicht.

Allerdings ist der Verschuldungsgrad extrem hoch. Wenn man mal von den überschuldeten Clubs Werder und Union absieht, haben nur Bochum und Köln einen höheren Verschuldungsgrad. Da jährlich mindestens zwei Clubs aufsteigen, ist ein Blick rüber nach Darmstadt an dieser Stelle auch mal angebracht. Deren Verschuldungsgrad liegt bei 93 Prozent (Heidenheim 1358 Prozent). Daran erkennt man, dass zwar beide Aufsteiger es verstehen, mit Geld umzugehen, aber bei Heidenheim fast alles fremd finanziert ist.

Fazit: In Heidenheim macht man aus wenig eigenem Geld sehr viel. Der Verein hat zwar kaum Eigenkapital, der Großteil ist fremdfinanziert. Aber man ist nicht überschuldet und weiß mit dem Geld etwas anzufangen. Denn die Personalaufwandsquote von 47 Prozent in der 2. Liga ist für den Ertrag (Aufstieg) schon sehr gut. Wenn Heidenheim in diesem Geschäftsjahr, was auf der Alb am 31. Dezember (statt wie bei den meisten Clubs am 30. Juni) endet, nicht massiv Geld in den Kader gesteckt haben sollte, wird sich der Verein in seinem ersten Jahr 1. Liga finanziell weiterhin nachhaltig verbessern. Das wird die spannende Frage bleiben, die bei der Vorstellung der nächsten Bilanz in ein paar Monaten beantwortet wird.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese 1. FC Köln Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Mainz 05-Fans im Gästeblock des Müngersdorfer Stadion

01 Hin und weg:

Die Sparpreise der Deutschen Bahn schreiben eine Zugbindung vor. Dadurch ist man als zugreisende Person etwas unflexibel unterwegs, da man nicht einfach in den nächsten Zug springen kann (es sei denn der gebuchte Zug ist mindestens 20 Minuten verspätet). Daher bietet es sich immer an, noch einen Regionalzug oder eine S-Bahn an die Fahrt dranzuhängen. Schließlich soll es durchaus vorkommen, dass diese mal kurzfristig gestrichen werden. So auch am Sonntag. Der Regionalexpress von Köln Messe/Deutz zum Kölner Hauptbahnhof war bereits am Sonntagmorgen gestrichen. Aufgrund dieser nicht stattfindenden 2-Minuten-Fahrt war die Zugbindung für die komplette Fahrt von Mainz bis Köln aufgehoben. Dies macht das Reisen mit der Bahn gleich einen Deut entspannter – zumal es auf der Strecke Mainz-Köln doch relativ viele Züge zur Auswahl gibt. Ich nutzte am Ende dennoch geplanten Zug und kam pünktlich am rechtsrheinischen Bahnhof in Deutz an.

Der Wegfall der Zugbindung bringt zusätzliche Flexibilität

02 (N)immer nuff:

Da ich mit dem eigenen Klapprad unterwegs war und die Bahn dieses als Gepäckstück akzeptiert, konnte ich erstmal ein kleines Weihnachtsmarkt-Hopping einlegen. Mit dem Rad von der falschen auf die richtige Rheinseite gestrampelt, landete ich direkt neben dem Autostau am Heumarkt. Der dortige Weihnachtsmarkt war so dermaßen überfüllt, so dass es gleich zum zweiten Weihnachtsmarkt auf den Neumarkt ging. Dieser lies noch Platz zum Luftholen. Wie auf Weihnachtsmarkt #1 waren auch bei #2 die Standard-Sprachen eher Englisch und Niederländisch. Scheinbar sind Weihnachtsmärkte ein Touristenmagnet Deutschlands – wie aktuell auch noch die Fankultur in unseren Stadien. Ist die irgendwann wegen dubioser Investoren-Deals kaputt gemacht worden, gibt es ja mit dem Oktoberfest und den Weihnachtsmärkten wenigstens noch die Möglichkeit, sich in Deutschland die Lichter auszuschießen, während in Ho$$enheim am Stadion an der Autobahn vielleicht noch weniger als 16 000 Nasen den Kraichgau-Kick geben als letzten Freitag. Über Weihnachtsmarkt #3 am Rudolfsplatz radelte ich weiter in Richtung Müngersdorfer Stadion.

Weihnachtsmarkt #3 am Rudolfsplatz

03 Kon-Trolle

Leider gibt es in Köln keine Abgabestelle für Dinge, die man nicht mit ins Stadion nehmen darf. Fahrradbeleuchtung gehört jedoch genau zu jenen Dingen, die einem an der Kontrolle garantiert abgenommen werden, da sie als Wurfgeschosse gelten. Also musste ich kreativ werden und die Beleuchtung so verstecken, dass sie vor Gelegenheitsdieben geschützt war. Schließlich gibt es wenigstens in unmittelbarer Nähe des Gästeblocks genügend Abstellmöglichkeiten für Räder. Da ist das Waldstadion am Nebenfluss mit seinem bewachten Fahrradparkplatz tatsächlich Pionier in der Liga. Ob etwas von der Kohle, die die DFL mit ihrem Investoren-Deal einnimmt, in die Infrastruktur in Form von Abgabestellen oder bewachten Radparkplätzen fließt? Fraglich…sie möchte ja mit dem Geld eigentlich nur das Angebot für Sofafans digitalisieren. Wer würde denn auf die Idee kommen, noch Geld in diejenigen zu investieren, die ins Stadion gehen?

Fahrradparkplatz direkt vor dem Gästeblock

04 Kampf um den Mampf

Während im Rest des Landes pflanzenbasierte Optionen wie Pilze aus dem Boden schießen, gibt es auch in Köln wieder nur Brezeln als Alternative zur Wurst. Und auf die Idee eine vegane Wurst anzubieten, kommt man in Köln halt nicht. In Fans zu investieren, die sich vegan ernähren? Voll aus der Mode gekommen. Sollen sie doch das zukünftige tolle digitale Angebot der DFL reinziehen und dazu Tofu-Burger in einem pflanzenbasierten Restaurant futtern.   

In den Farben getrennt, in der Sache vereint, gegen Investoren in der DFL

05 Käfighaltung

Wie wenige Vereine in der Liga vermittelt der Effzeh Werte. Zum internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember setzte der Club unter dem #ZesammenFürMenschen  ein Zeichen, dass Menschenrechte weltweit geachtet und geschützt werden müssen. Der Musiker Stephan Brings spielte vor dem Anpfiff das Lied „Liebe gewinnt“ und die Stadionbesuchenden setzten mit ihren Handykameras ein leuchtendes Zeichen in diesen dunklen Zeiten. Ich stelle mir das jetzt schwierig vor, wie sich der digitalisierte Fan an so etwas am anderen Ende der Welt beteiligen soll.

#ZesammenFürMenschen – im Stadion wird am Tag der Menschenrechte an eben diese erinnert

Wie in der letzten Woche die Fans des FSV und des SC Freiburg, positionierten sich auch die Fans des Effzeh klar gegen einen Einstieg von Investoren bei der DFL. Und ihre Clubverantwortlichen votierten, wie Freiburg, am Montag dagegen. Und was machte Mainz 05 als eingetragener Verein? Setzte keine außerordentliche Mitgliederversammlung an, votierte dafür und rechtfertigte das Votum noch mit einem „gemeinschaftlichen Willen, dieses Geschäftsmodell zu entwickeln und zukunftsfähig aufzustellen.“ Bei mindestens 10 Gegenstimmen und Enthaltungen (bei 36 Stimmen) ist das schon eine sehr gewagte Aussage mit dem gemeinschaftlichen Willen. Daher heißt es auch abseits des Platzes: Weiter kämpfen für das, was Mainz 05 ausmacht. Eine fehlende Mitnahme der Mitglieder bei einer Entscheidung, die Auswirkungen auf die DFL in den nächsten 20 Jahren hat, gehört sicherlich nicht dazu.

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt dass man durchaus den Eindruck gewinnen kann, dass ein Stadionbesuch anscheinend zum Auslaufmodell der DFL-Oberen gehört und unser Vereinsverantwortlichen das auch noch richtig toll finden.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour