Spätlese Freiburg Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Zwei eingetragene Vereine unter sicht

01 Hin und weg:

Wie vor einem halben Jahr fand das Auswärtsspiel im Breisgau wieder an einem Sonntag statt. Gnädigerweise bzw. dem DFB-Pokal sei Dank wurde es nicht wieder um 19.30 Uhr, sondern um 15.30 Uhr angepfiffen. So sollte man meinen, dass es eine entspannte Auswärtsfahrt werden würde. Denn dank der Riedbahn-Baustelle fahren ja aktuell sogar mehr ICE über Mainz Hauptbahnhof – theoretisch wohlgemerkt. Denn sonntags morgens um sechs Uhr hockt man in Hamburg eher auf dem Fischmarkt, als dass man sich um das Bereitstellen der Züge kümmert. Der ICE, der mich von Mainz nach Freiburg bringen sollte, wurde mit zirka 40 Minuten Verspätung in Hamburg bereitgestellt. Daher entschloss man sich bei der Bahn, nicht in Mainz zu halten, sondern von Frankfurt direkt nach Mannheim zu düsen. Glücklicherweise wurde dies zwei Stunden vorher angekündigt, so dass ich mit meinem Klapprad nach Bodenheim statt nach Mainz-Hauptbahnhof fuhr, um die S-Bahn, die wegen besagter Riedbahn-Baustelle gerade in Laubenheim durchfährt, zu erreichen. Flexibel muss man bei der Bahn halt sein – sonst macht es keinen Spaß. Den ICE erreichte ich in Mannheim und so kam ich mit lediglich 20 Minuten Verspätung in Freiburg an.

02 (N)immer nuff:

6934 vs. 1000 – das war der Unterschied zwischen den Radelnden in Freiburg und in Mainz bei jeweils knapp 34000 bzw. 33000 Zuschauenden bei den letzten beiden Liga-Heimspielen. Ja, Mainz hat Hügel – Freiburg ist flacher. Aber in Freiburg scheint es der Wille der Entscheidungstragenden zu sein, den Radverkehr fördern – und ihn vor allem möglichst überall eigene Spuren zuzuweisen. Denn auch Leute, die zu Fuß unterwegs sind, finden es nicht so schön, sich den Raum mit den Radfahrenden zu teilen. Und auch in Freiburg wird noch Auto gefahren – und Öffis gibt es auch. Es gibt aber halt einfach eine wesentlich bessere Radinfrastruktur. Wenn man jetzt hört, dass das alles kommen soll, dann denke ich nur an die Großsporthalle, die seit Jahrzehnten in Mainz in der Planung ist. In solchen Momenten finde ich unsere schöne Stadt schon ein wenig hinterwäldlerisch und altbacken.

Taschenaschenbecher zu verteilen

03 Kon-Trolle

Auch in Freiburg gab es vor der Einlasskontrolle wieder 05-Taschenaschenbecher. Die verteilte der Verein im Rahmen des Klimaverteidiger-Spieltags gegen Gladbach, damit die Kippen nach dem Abpfiff nicht auf dem Boden, sondern im Müll landen. Da noch Aschenbecher übrig waren, erhielt ich vom Verein einen Teil der übrig gebliebenen Exemplare zum Verteilen. Wer noch ein Exemplar möchte, kann sich gerne bei mir melden. Es findet sich sicherlich eine Übergabemöglichkeit und die Umwelt wird sich freuen. Leider haben bei einer nicht-repräsentativen Umfrage auf meinem Insta-Kanal 85 Prozent der Teilnehmenden angegeben, dass sie von dieser Aktion gar nichts wussten. Dies ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass der Verein in den sozialen Netzwerken manchmal einfach „überperformt“ und man bei den ganzen Inhalten gar nicht mehr solche Sachen mitbekommt.

Blick auf das Mooswaldstadion an einem „grauen“ November-Sonntag

04 Kampf um den Mampf

Dieser Punkt müsste diesmal in „Kampf um das Trinkwasser“ geändert werden. Schließlich wird das in Freiburg durch einen Trinkwasserspender gratis angeboten. In Mainz sieht man sich nicht in der Lage, so etwas umzusetzen und ist der Meinung, dass 3,50 Euro für einen halben Liter Mineralwasser auch an Hitzespieltagen jenseits der 30 Grad-Celsius-Marke ein angemessener Preis ist. Wie bei der Radinfrastruktur denke ich, dass zu Mainz anscheinend eine Art Bockigkeit gehört. Wer braucht schon Radwege, wenn es doch Autos gibt, wer braucht schon Trinkwasser, wenn es doch Schorle gibt? Ach so, und vegane Empanadas gab es natürlich auch. Bei uns ist es das höchste der Gefühle, dass es jetzt vegane Wurst an einem Verkaufsstand zwischen Q und R gibt – aber sicherlich nicht im Gästeblock. Und nein, Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, stehen nicht den ganzen Tag darauf, sich von Brezeln und/oder Pommes zu ernähren. Aber gut Mainz ist halt…ach lassen wir das.

Trinkwasserspender im Gästeblock

05 Käfighaltung

Eingetragener Verein gegen eingetragener Verein! Gibt es etwas Schöneres in diesem Fußball-Kosmos? Wahrscheinlich nicht, denn mittlerweile weiß wohl auch ein Christian Streich nicht mehr so genau, warum viele Menschen das RB-Konstrukt ablehnen. Er redet von fehlender Tradition. Dabei geht es gar nicht um Tradition, sondern darum, dass RB mit seinem Kanal Servus TV Rechtspopulisten stärkt – dabei hat er sich immer gegen diese positioniert. Er ignoriert, dass RB einfach mal eine 100 Millionen Eigenkapitalspritze erhielt. Dass Spieler hin- und her transferiert werden, ist wohl auch egal. Dass Extremsportler bei RB-Events ums Leben kamen? Und dass es nur 23 Auserwählte gibt, die RB-Mitglied werden dürfen? Ignoriert er einfach.

Anscheinend haben sich alle handelnden Personen im Profifußball mit dem Konstrukt abgefunden und alle springen allen bei, wenn sie irgendwie mit dem Konstrukt in Kontakt kommen. Um so wichtiger ist es, dass sich aktive Fans weiterhin um Aufklärung bemühen, denn die meisten Menschen denken immer noch, dass RB ein ganz normaler Club sei. Gut, dass es kritische Fans gibt, gut, dass es noch „echte“ Vereine gibt, in denen die Mitglieder das Sagen haben – zumindest auf dem Papier. Denn wieso von 25 Menschen, die sich für den Aufsichtsrat bei Mainz 05 haben aufstellen lassen wollen, 9 aussortiert wurden, hinterlässt sehr große Fragezeichen. Wird damit den 05-Mitgliedern attestiert, nicht die „richtige“ Entscheidung treffen zu können?

Formaljuristisch ist dieses Aussortieren aufgrund der existierenden Satzung korrekt. Komischerweise muss sich eine 05-Wahlkommission nach ihrer Entscheidung schon zum zweiten Mal im Nachgang rechtfertigen. Wäre es nicht für das Wohl des Vereins besser, wenn die Wahlkommission sich auf das beschränkt, für was sie eigentlich da ist? Also zu prüfen, ob die formalen Voraussetzungen für eine Kandidatur gegeben sind? Warum kostet die Wahlkommission ihre Macht dergestalt aus, dass sie mit ihren Entscheidungen Unruhe in den Verein bringt? Und nein, es sind nicht Journalist:innen, die diese Unruhe reinbringen, wie schon wieder von einigen Social-Media-Lautsprecher:innen verkündet wird.

Dass diesmal eine bereits abgegebene Erklärung vom Sprecher der Wahlkommission sogar nochmals konkretisiert werden muss, zeigt, wie hier herumgeeiert wird. Er spricht vom Nicht-Verschaffen von Lebenszeitstellung, wenn es darum geht, warum drei aktuelle Mitglieder, die wieder kandidieren wollten, nicht berücksichtigt werden. Andere aktuelle Mitglieder wurden aber sehr wohl wieder akzeptiert. Das ist ein Widerspruch in sich. Die Mitglieder sollten in der Lage sein, zu bewerten, ob sich ein Aufsichtsratsmitglied bewährt hat oder nicht.

Vegane Empanadas im Gästeblock

Vielleicht sollte man da mal in Zukunft über eine Satzungsänderung nachdenken… Aber alleine der Gedanke daran, so etwas theoretisch anleiern zu können zeigt, was dann doch in Mainz (und Freiburg) möglich ist – anders als in Leipzig, Salzburg, New York oder in welcher RB-Filiale auch immer.

Fazit: Der Jahrgang 2024/2025 zeigt, dass Mainz ziemlich viel von Freiburg lernen kann und dass auch in einem eingetragenen Verein ziemlich viel falsch laufen kann, wenn es um Demokratie geht.

Punkt geholt beim Duell der beiden eingetragenen Vereine

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Augsburg Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Rund 1000 Fans des FSV unterstützten am Freitagabend das Team

01 Hin und weg:

Freitagabend Augsburg hieß mal wieder Bahn fahren. Und da das Augsburger Stadion tatsächlich gefühlt am Ende der Welt liegt, ging es wieder mit dem Klapprad an den Mainzer Hauptbahnhof. Ich war eigentlich viel zu früh am Gleis, aber entdeckte gleich zwei ICE an den beiden gegenüberliegenden Bahnsteigen 4 und 5, von denen Züge in der Regel nach Süden weiterdüsen. Da war die Chance groß, dass einer der beiden in Richtung Augsburg fahren würde. Dem war auch so, nur saßen in dem Zug bereits die Menschen im Gang – selbst in der 1. Klasse ,und es tat sich erstmal nichts. Es stellte sich kurz darauf heraus, dass der Zug wegen Überfüllung nicht weiterfahren durfte. Leider sind wir Menschen so programmiert, dass wir immer alle im Rudel in den Zug steigen – schließlich war am Ende des Zuges in der 2. Klasse laut Ansage tatsächlich noch Platz. Irgendwann bewegte sich die träge Masse Mensch so durch den Zug, dass die menschliche Fracht besser verteilt war und der Zug losfahren konnte. Nachdem sich das Theater in Mannheim wiederholte, stiegen gefühlt alle Menschen in Stuttgart aus, und der Zug war plötzlich als angenehm leer zu bezeichnen. Dass ich überhaupt in den Zug einsteigen konnte, war der Aufhebung der Zugbindung geschuldet, die mir bereits Tage zuvor mitgeteilt wurde. Warum wusste ich nicht, denn mein gebuchter Zug war nicht gestrichen. So kam ich mit rund 30 Minuten Verfrühung in Augsburg an – immer diese unpünktliche Bahn 😉

Das Klapprad ging mal wieder mit auf Auswärtsfahrt

02 (N)immer nuff:

In Augsburg ließ sich die gewonnene Zeit gut nutzen, zum Beispiel durch eine schicke Fahrradtour am Lech flussaufwärts. Anders als in Mainz gibt in Augsburg gute Radwege in der Stadt, die ins Grüne führen. Und natürlich wird in Augsburg auch der Verkehr zwischen Fußgänger:innen und Radfahrenden getrennt. Das ist eigentlich in fast ganz Deutschland möglich – nur nicht am Mainzer Rheinufer. Und natürlich gibt es am Lech-Ufer auch traditionelle Biergärten mit Selbstbedienung,  die zu einer Pause einladen, zum Beispiel auf eine pflanzenbasierte Currywurst. Radwege und vegane Wurst – willkommen im tiefschwarzen Söder-Land!

Das Lechufer südlich von Augsburg ist ein idealer Zwischenstopp zwischen Innenstadt und Stadion

03 Kon-Trolle

Anders als viele andere Vereine ermöglicht es der FC Augsburg immer noch, Gästetickets am Spieltag vor Ort zu erwerben. Leider ist das bei vielen Clubs seit der Pandemie nicht mehr möglich. Spontan zu entscheiden, auswärts zu fahren, wird so fast ein Ding der Unmöglichkeit. Und dass es eine kostenlose Aufbewahrungsstelle gibt, ist ebenfalls sehr fanfreundlich. So lassen sich Fahrradlampe, Powerbank und Trinkflaschen easy abgeben. Nachdem ich vor zwei Jahren noch mit dem Rad zum Gästeblock fahren durfte, musste ich es im letzten Jahr schieben – auf einer zweispurigen Straße, die mit Autos und Bussen zu befahren ist. Dieses Jahr durfte ich mein Fahrrad erst gar nicht zum Gästeblock mitnehmen. So ein bisschen Schikane muss wohl immer sein.

Das Klapprad durfte dieses Mal nicht mit zum Gästeblock genommen werden – Schikanen gibt es halt immer…

04 Kampf um den Mampf

Das kulinarische Angebot wurde in Augsburg um eine Wurst-Semmel erweitert und die sinnbefreite FCA-Bezahlkarte endlich abgeschafft. Was waren das noch für Zeiten so kurz vor der Pandemie, als jeder Club seine eigene Karte entworfen hatte, die man zunächst erwerben musste, um dann damit Speis und Trank zu bezahlen und später vergaß das Restgeld wieder zurückbuchen zu lassen? Zum Glück bekam Fußballdeutschland diese Karten-Pandemie relativ schnell in den Griff und die Dinger landeten über kurz oder lang auf dem Müll.

Es hatte auch den Anschein, dass alle Catering-Stationen geöffnet waren und somit längere Schlangen vermieden wurden. Das ist ja mittlerweile auch eher eine Seltenheit. Und die Herzlichkeit des Personals war ebenfalls wirklich hervorzuheben.

Bis kurz vor Anpfiff war das Stadion relativ leer

05 Käfighaltung

Bis kurz Anpfiff herrschte im Gästeblock gähnende Leere – schließlich gab es eine Autobahn-Vollsperrung und freitags nachmittags am Tag vor dem Start des Münchner Oktoberfests in Richtung südliches Bayern zu reisen, ist halt schon schwierig. Zu spät kam dann wohl trotzdem niemand, um 05 plötzlich 2:0 auswärts führen zu sehen. Wann es das das letzte Mal gab? Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Dass es trotzdem noch ein nervenaufreibender Abend wurde, liegt sicher an der Mainz 05-DNA, die ja vielleicht durch den Einstieg von Biontech jetzt dergestalt verändert werden könnte, dass Zuschauende nicht ständig Gefahr laufen, vom Adrenalinkick umgehauen zu werden 😉

Wenn man nach über 20 Jahren Auswärtsfahrt meint, alles erlebt zu haben, gibt es aber immer noch einen oben drauf. Bizarrer Elfmeterpfiff vor dem Gästeblock in Augsburg? Haddemer scho. Aber schlimmer geht halt immer und es ist einfach ein megaätzendes Gefühl, 10 Sekunden vor dem Ende der Nachspielzeit so einen Pfiff zu hören und dann gefühlt 10 Minuten warten zu müssen, bis dieser Pfiff wieder zurückgenommen wird.

Aber egal – Auswärtssieg in Augsburg schmeckt – in welcher Form auch immer…

Auswärtssieg eingesackt…

Fazit: Der Jahrgang 2024/2025 zeigt, dass Auswärtsfahrten nach Augsburg auch schön sein können – das entsprechende Nervenkostüm vorausgesetzt.

Rot-weiße Grüße,

Christoph

Die Finanzen der Bundesliga-Clubs: Abschlusstabelle 2024

In den ersten vier Teilen habe ich die 18 Erstligisten und die zwei Aufsteiger mit Hilfe von insgesamt vier KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In den letzten fünf Jahren, seitdem ich diese Analyse erstelle, haben sich die Ansprüche an diese Analyse verändert. Das Thema Nachhaltigkeit ist weiter in den Vordergrund gerückt. Dies gilt auch für ökonomische Aspekte. Diese Aspekte finden sich in der Abschlusstabelle 2024 in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs wider.

Wertvorgaben für die KPIs zur Erstellung der Abschlusstabelle in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs

In allen vier Teilen habe ich für die entsprechenden KPIs Wertvorgaben für finanziell nachhaltiges Verhalten recherchiert:

  • Ein Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent und mehr gilt als finanzielle Stabilität
  • Eine Eigenkapitalquote von mehr als 20 Prozent ist in Ordnung, bei mehr als 30 Prozent gilt sie als gesund.
  • Eine Personalaufwandsquote, in Branchen, die auf menschliche Interaktion angewiesen sind, gelten Werte von 60 bis 70 Prozent als angemessen
  • Beim Verschuldungsgrad wird ein Richtwert empfohlen, bei dem das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital höchstens 2:1 ist, was einem Verschuldungsgrad von 200% entspricht.

Wer in den letzten Jahren aufmerksam die Finanz-Bundesliga-Tabellenerstellung verfolgt hat, wird feststellen, dass ich bis 2023 auch die Eigenkapitalrendite und die Umsatzrentabilität mit in die Tabelle hineingenommen habe. Diese beiden KPIs sind von eher kurzfristiger Natur, da in beiden Werten der Jahresüberschuss eine entscheidende Rolle spielt. Gerade während der Pandemie haben die meisten Vereine einen Jahresfehlbetrag ausgewiesen. Dies ist langfristig gesehen auch unproblematisch, wenn der Club finanziell nachhaltig wirtschaftet. Ferner sind Fußballclubs keine „normalen“ Unternehmen. Sie sollen nicht unbedingt hohe Jahresüberschüsse erwirtschaften, sondern mit ihrem vorhandenen Geld, verantwortungsbewusst umgehen. Dass damit ein Jahresüberschuss und kein dauerhafter -fehlbetrag einhergeht, ist selbstredend. Die Vereine befinden sich in einem Wettbewerb untereinander und daher sollte das Ziel dieser Analyse sein, zu prüfen, welche Clubs Financial Fairplay eher leben als andere. Aus diesem Grund habe ich diese beiden KPIs in diesem Jahr gestrichen.

Bereits im letzten Jahr habe ich diese KPI auch nicht mehr in die Abschlusstabelle hineingenommen. Wie in den Jahren zuvor habe ich für die vier KPIs pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht.

Die Punkteverteilung im Überblick; für die Nerds (in Klammern die Punkte des Vorjahres):

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins

AD PunkteVereine (in Klammern Punkte im Vorjahr)
>13TSG (3), SCF (3), M05 (3), FCB (3)
>0,52B04 (2), BVB (2), FCA (2), KSV (neu)
>01RBL (1), BMG (1), SGE (1), WOB (1), VFB (1), FCH (1), BOC (1), KOE (1), SVD (2), FCU (0), FSP (neu)
<00SVW (0)
Punkte Anlagendeckungsgrad 2024

Einen Punkt mehr konnte Union Berlin (1 statt 0) erzielen. Darmstadt 98 erhält einen Punkt weniger (1 statt 2). Die beiden Aufsteiger erhalten 2 Punkte (Holstein Kiel) bzw. 1 Punkt (FC St. Pauli).


Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins

EQPunkteVereine (in Klammern Punkte im Vorjahr)
> 0,663TSG (3), SCF (3)
> 0,332FCB (3), BVB (2), KSV (neu), M05 (2), B04 (2), FCA (2),
> 01RBL (1), BMG (1), BSC (1), SGE (1), WOB (1), VFB (1), FCH (1), KOE (1), BOC (1), SVD (2), FCU (0), FSP (neu)
<00SVW (0)
Punkte Eigenkapitalquote 2024


Kein Verein konnte mehr Punkte erreichen. Der FC Bayern München (2 statt 3) und Darmstadt 98 (1 statt 2) erhalten einen Punkt weniger. Die beiden Aufsteiger erhalten 2 Punkte (Holstein Kiel) bzw. 1 Punkt (FC St. Pauli).

Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins

PQ PunkteVereine (in Klammern Punkte im Vorjahr)
< 0,53KOE (2), FCU (3), M05 (3), SGE (3), RBL (3), BOC (3), B04 (2), BVB (3),
<0,62WOB (3), FCH (3), SVW (3), VFB (1), TSG (0), SCF (2), FCB (2), FCA (2), BMG (1), SVD (2), KSV (neu), FSP (neu)
<0,71
>0,70
Punkte Personalaufwandsquote 2024

Eine PQ von unter 0,5 gilt für die Branche als sehr gut. Daher gibt es ab diesem Wert 3 Punkte. Eine PQ über 0,5 und unter 0,6 gibt zwei Punkte. Eine PQ über 0,6 und unter 0,7 gibt einen Punkt. In den Klammern stehen die revidierten Punktezahlen des Vorjahres.

Zwei Punkte mehr konnte die TSG Hoffenheim (2 statt 0) verzeichnen. Einen Punkt mehr konnten Bayer 04 Leverkusen und der 1. FC Köln (jeweils 3 statt 2), der VfB Stuttgart und Borussia Möchengladbach (jeweils 2 statt 1) verzeichnen. Einen Punkt weniger gab es für den VfL Wolfsburg, den 1. FC Heidenheim und Werder Bremen (2 statt 3) Die beiden Aufsteiger erhalten 2 Punkte . Erfreulich ist die Entwicklung, dass es keinen Club gibt, der eine höhere Personalaufwandsquote als 0,60 aufweist.


Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins

VQ PunkteVereine (in Klammern Punkte im Vorjahr)
< 0,53TSG (3), SCF (3)
< 12FCB (3), M05 (3), BVB (2), B04 (2), FCA (2), KSV (neu)
< 21
> 20SVD (2), BMG (0), RBL (0), SGE (0), WOB (0), VFB (0), FCH (0), KOE (0), BOC (0), SVW (0), FCU (0), FSP (0)
Punkte Verschuldungsgrad 2024

Ein Verschuldungsgrad von unter 0,5 gilt als sehr nachhaltig und ergibt 3 Punkte , von unter 1 ergibt 2 Punkte und von unter 2 1 Punkt.

Entwicklung der Punkte im Vergleich zu 2023

Kein Club konnte einen Punkt mehr erzielen. Einen Punkt weniger konnten der 1. FSV Mainz 05 und der FC Bayern München (2 statt 3) ergatten. Zwei Punkte weniger (0 statt 2) erzielte Darmstadt 98. Die beiden Aufsteiger erhalten 2 Punkte (Holstein Kiel) bzw. 0 Punkte (FC St. Pauli).

Die Meisterschaft in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs in einer Abschlusstabelle

 Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie 2019, 2020, 2021 und 2023 der SC Freiburg – diesmal gemeinsam mit der TSG Hoffenheim, die 2022 den Titel holte.

Auf Platz 1 der Finanz-Bundesliga-Tabelle landete unter anderem der SC Freiburg.

Die Abschlusstabelle 2024 in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs

PlatzierungVereinPunkte 2024Punkte 2023
1.SC Freiburg1111
TSG Hoffenheim119
3.1. FSV Mainz 051011
4.FC Bayern München911
Bayer 04 Leverkusen98
Borussia Dortmund98
7.FC Augsburg88
Holstein Kiel8neu
9.RB Leipzig55
Eintracht Frankfurt55
Union Berlin53
VfL Bochum55
1. FC Köln54
14.Darmstadt 9846
Borussia Mönchengladbach43
VfL Wolfsburg45
VfB Stuttgart43
FC St. Pauli4neu
1. FC Heidenheim45
20.Werder Bremen23
KPI-Abschlusstabelle 2024

Das Fazit in Bezug auf die Abschlusstabelle der Finanzen der Bundesliga-Clubs

Bei nur noch vier KPIs gibt es natürlich Vereine, die sich Platzierungen teilen. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn so lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Vereine auf dem Papier finanziell nachhaltig und fair agieren und welche Clubs hier Nachholbedarf haben. „Auf dem Papier“ bedeutet, dass Clubs wie Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg in der Realität natürlich überhaupt nicht fair (aber nachhaltig) agieren, da ihre Fehlbeträge Jahr für Jahr durch Dritte ausgeglichen werden.

Der größte Sprung nach vorne gelang Union Berlin und der TSG Hoffenheim, die 2 Punkte mehr ergattern konnte (von 3 auf 5 bzw. von 9 auf 11). Einen Punkt mehr konnten Bayer 04 Leverkusen und Borussia Dortmund (von 8 auf 9), der 1. FC Köln (von 4 auf 5) und Borussia Mönchengladbach sowie der VfB Stuttgart (von 3 auf 4) erzielen.

Zwei Punkte weniger erhielten der FC Bayern München (9 statt 11) und Darmstadt 98 (4 statt 6). Einen Punkt weniger erhielten der 1. FSV Mainz 05 (10 statt 11) und Werder Bremen (2 statt 3).

Holstein Kiel liegt mit 8 Punkten relativ weit oben, der FC St. Pauli mit 4 Punkten relativ weit unten.

Die DFL-Linzenzordnung

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs veranktert. Würde man die oben angesprochenen Werte für die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Linzenkriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei B04 und WOB beendet werden würde.

Welcher Verein erfüllt wieviele Kritieren

Die folgenden Vereine würden alle vier Kriterien erfüllen:

  • SC Freiburg
  • TSG Hoffenheim
  • 1. FSV Mainz 05
  • FC Bayern München
  • Bayer Leverkusen
  • Borussia Dortmund
  • FC Augsburg
  • Holstein Kiel

Drei von vier Kriterien würde erfüllen:

  • kein Verein

Zwei von vier Kriterien würden erfüllen:

  • RB Leipzig
  • VfL Bochum
  • Darmstadt 98
  • Borussia Mönchengladbach

Eins von vier Kriterien würden erfüllen:

  • 1. FC Köln
  • Eintracht Frankfurt
  • Union Berlin
  • VfL Wolfsburg
  • VfB Stuttgart
  • FC St. Pauli
  • 1. FC Heidenheim
  • Werder Bremen

Diese Aufteilung der Liga zeigt ein relativ objektives Bild der finanziellen Situation aller Clubs der ersten Liga. Auf die Situation der einzelnen Vereine im Vergleich zu Mainz 05 wird vor jedem Heimspiel des FSV in der Saison 2024/2025 eingegangen.

Financial Fairplay?

Financial Fairplay ist weiterhin ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Corona wirkte als Brandbeschleuniger, wenn man bedenkt, dass das Bundeskartellamt auf eine Einhaltung von 50 plus 1 drängt. Die Sonderstellung von Bayer Leverkusen und vom VfL Wolfsburg ist weiterhin kritisch zu betrachten.

In der Lizenzierungsordnung der DFL kann es mittlerweile Geldstrafen und ab der übernächsten Saison Punktabzüge für negatives Eigenkapital geben. Doch diese Maßnahme greift viel zu kurz.

Es wird auch dieses Jahr spannend sein, wie die Clubs weiter wirtschaften. Antworten darauf gibt es im nächstes Jahr im Sommer, wenn die DFL die Bilanzen der Clubs veröffentlicht hat.