Spätlese Stuttgart Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

Großer Jubel bei den 05erinnen nach dem Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals

01 Hin und weg:

Die erste Auswärtsfahrt der Saison trumpfte, was die Logistik angeht, gleich wieder voll auf. Da die Deutsche Bahn drüben in Hessen eine Bahnstrecke erneuert, hält sie für fünf Monate nicht im Bahnhof Mainz-Laubenheim. Begründet wird dies damit, dass über die Strecke Mainz – Mannheim viele Züge umgeleitet werden. Witzigerweise fährt die S-Bahn zwischen Mainz und Mannheim auch in dieser Zeit, doch fährt sie durch den Laubenheimer Bahnhof durch. Dafür setzt die Bahn einen Schienenersatzverkehr von Laubenheim nach Bodenheim ein. Die Bahn macht ja immer auf nachhaltig, obwohl viele ihrer Züge mit Dieselloks durchs Land dampfen. Aber einen Bus einzusetzen, der Leute von einem zum anderen Bahnhof bringt, obwohl die Bahn eigentlich zwischen beiden Bahnhöfen verkehrt, ist schon ein bisschen schräg.

Das liegt laut Bahn daran, dass durch das höhere Zugaufkommen, die S-Bahn schneller zwischen Mainz und Mannheim verkehren muss, um im Takt zu bleiben. Das klingt in der Theorie vernünftig, aber natürlich hat man da so in der Praxis als Bahnvielfahrender so seine Zweifel. Bis Ludwigshafen Hbf. kamen wir tatsächlich schnell voran, da in weiteren Bahnhöfen nicht gehalten wurde. Dann gab es die übliche Verspätung – diesmal in Form einer Weichenstörung. Somit musste ich fluchtartig den Zug mit meinem Klapprad verlassen, denn ich hatte nur etwas über 15 Minuten Zeit, um meinen ICE-Anschluss in Mannheim zu erreichen. Vor ein paar Monaten strandete ich ebenfalls in Ludwigshafen auf dem Weg zu den 05erinnen – damals fuhren an Fronleichnam plötzlich keine S-Bahnen nach Speyer zum Verbandspokalfinale… Lost in Lu halt…

Nach dem 15-Minuten-Sprint mit dem Klapprad ruckzuck in den ICE hinein

Der Vorteil von Spielen am Sonntag ist die Tatsache, dass sonntagsmorgens auf der Gasse nicht so viel los ist. So bahnte ich mir meinen Weg durch die Betonburg Ludwigshafen, die es ja im Versiegelungsranking deutscher Städte sogar geschafft hat, noch hinter Mainz zu landen. Danach flugs über den Rhein nach Mannheim und rein in den ICE, der schon am Bahnsteig stand.  Gut 35 Minuten später war ich auch schon in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs angelangt.

02 (N)immer nuff:

Die Spielstätte der VfB-Frauen befindet sich am VfB-Clubzentrum, das unmittelbar an das Neckarstadion anschließt. Aus diesem Grund hatte ich auch das Klapprad mitgeschleppt. Schließlich ist es eigentlich eine schöne Strecke, die sich da mit dem Rad zwischen Bahnhof und Fußballplatz zurücklegen lässt. Natürlich ist der Stuttgarter Hauptbahnhof seit mehreren Jahren eigentlich eine Vollkatatrophe, denn das Prestige-Objekt Stuttgart 21 wird einfach nicht fertig. Das Provisorium ist vollkommen überfüllt – es war mittlerweile Mittag und da fahren sonntags doch so einige durch die Gegend. Einmal den Molloch hinter mir gelassen, ließ es sich sehr gemütlich durch den Schlossgarten und über den Neckar nach Bad Cannstatt radeln. Danach ging es noch einen Kilometer auf dem Neckar-Radweg flussaufwärts und schon war das VfB Clubzentrum erreicht.

Radtour durch den Stuttgarter Schlosspark zum VfB-Clubzentrum

03 Kon-Trolle

Eigentlich sollte es die Tickets auf der VfB-Seite im Vorverkauf geben. Aber das klappte zumindest bei mir nicht. Auf der Webseite des VfB las ich auch noch, dass der Trainingsplatz 1 für maximal 1000 Zuschauende zugelassen wäre. Daher war es schon gut, den ICE in Mannheim nicht verpasst zu haben. So kam ich zeitig am Clubzentrum an und sah schon die Schlange vor dem Tickethäuschen. Am Ende war dann alles halb so wild, schließlich kamen „nur“ knapp 800 Zuschauende zum ersten Auftritt der VfB-Frauen im DFB-Pokal überhaupt. Anders als beim Männerfußball gibt es kaum Security und noch weniger Stress beim Mitnehmen von Sachen wie digitaler Spiegelreflexkamera oder Laptop. Den Krempel durfte ich ohne Diskussionen mit hineinnehmen.

Sehr leckere vegane Wurst am Trainingsplatz 1

04 Kampf um den Mampf

Der Nachteil, wenn 800 Menschen ein Fußballspiel besuchen möchten, liegt darin, dass der Catering-Bereich dafür nicht unbedingt ausgelegt ist. Die Schlangen vor dem Catering-Stand waren mit denen im Gästeblock im Neckarstadion durchaus vergleichbar. Das Warten lohnte sich allerdings, denn die vegane Wurst, die es so außer in Dortmund fast nirgends in der Männerbundesliga gibt, war echt lecker. Eine vergleichbare Variante gab es bisher bei den 05erinnen-Heimspielen auf dem Schott-Gelände. Hoffentlich wird sie demnächst dann auch bei den 05erinnen-Heimspielen am Bruchweg kredenzt. Dass sie auch im Stadion am Europakreisel ab dieser Saison angeboten wird, wage ich mal zu bezweifeln. Dort wird es wie in der Rückrunde der letzten Saison hoffentlich wenigstens die veganen Hot Dogs geben – die, das muss man auch mal sagen, deutlich günstiger sind, als die mit Fleisch – und diese Preisdifferenzierung zwischen pflanzenbasiertem Angebot und einer Fleischvariante ziehen noch weniger Vereine durch. Aber wer will schon mit einem Hot Dog in einen vollen Stehblock. Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, wollen einfach was auf die Hand, was auch im Getümmel zu verzehren ist, ohne danach komplett mit Saucen „verziert“ dem Geschehen auf dem Platz folgen zu müssen.

Auch für dieses Spiel hat das „Es war einmal Fanzine“ wieder einen besonderen Wimpel anfertigen lassen.

05 Käfighaltung

Anders als zuletzt in Bochum bei der Aufstiegsrelegation wurde auf eine Fantrennung komplett verzichtet. Wir sind ja hier beim Frauenfußball und da ist so etwas tatsächlich (noch) nicht nötig. Der Mainzer Mob, der aus rund 20 Leuten bestand, positionierte sich am Ende der dreistufigen Tribüne auf Höhe des 16ers. Dass es deutlich mehr Durchhaltevermögen braucht, ein Frauenfußballspiel zu besuchen, als ein Männerprofispiel in einer der hypermodernen Arenen, liegt daran, dass hier noch auf Plätzen gekickt wird, die sich genau die Fußballromantik bewahrt haben, die sich viele Fans wünschen. Man ist nah dran, man kann verbal so supporten, dass es die Teams mitbekommen und man steht wie die Spielerinnen im Regen. Schließlich haben diese Plätze eigentlich nie Sitzplätze, geschweige denn ein Dach.

Spielerin des Spiels: die neue Nummer 1 der 05erinnen: Mamiko Matsumoto

Bereits seitdem ich am Stuttgarter Hauptbahnhof aufgebrochen war, regnete es ununterbrochen. Dass unter diesen Umständen trotzdem 800 Leute zu diesem Spiel gekommen sind, zeigt, dass in Stuttgart mächtig die Werbetrommel dafür gerührt wurde. Die VfB-Frauen werden in dieser Saison als Aufsteigerinnen erstmals in der drittklassigen Regionalliga Süd spielen, also in der Spielklasse, in der auch die 05erinnen in der Südwest-Staffel antreten, da es insgesamt fünf drittklassige Staffeln gibt.

Während die VfB-Frauen keines ihrer Testspiele in der Sommerpause verloren haben, gelang den 05erinnen lediglich ein Sieg . Dementsprechend bin ich mit einem mulmigen Gefühl nach Schwaben gereist. Und die VfB-Frauen legten furios los. Sie erspielten sich Chance um Chance, aber das Tor fiel auf der anderen Seite durch Jule Stendebach.  In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Die VfB-Frauen liefen an, die 05erinnen schossen das Tor. Diesmal war es Nadine Anstatt. Es fiel zwar noch ein Anschlusstreffer, aber die 05erinnen kämpften bravourös und hielten das Ergebnis.

Die Atmosphäre war während der gesamten 90 Minuten sehr angenehm. Das lag sicherlich auch an dem Stadionsprecher, der auch immer wieder die 05-Fans in seine Moderation eingebunden hat. Ferner hat er sich tatsächlich vor der Bekanntgabe der Aufstellung eingelesen und den Namen der 05er-Kapitänin Ebru Uzungüney fast fehlerlos hinbekommen. Das wünschte ich mir auch im Männerprofifußball – ein Mensch, der sich vorab die Aufstellungen durchliest und gegebenenfalls beim Gastverein anfragt, wie die Namen der Spielenden ausgesprochen werden.

Letzte Einweisungen vor der ersten Humba für Mamiko Matsumoto

„Mamiko, Mamiko, Mamiko“ schallte es nach dem Abpfiff durch den „Gästeblock“. Gemeint war Mamiko Matsumoto, die neue Nummer 1 im Tor der 05erinnen, die mit ihren zahlreichen tollen Paraden, einen großen Anteil daran hatte, dass die 05erinnen nun am ersten Septemberwochenende im Bruchweg gegen die Kickers Frauen aus Offenbach in der 2. Runde antreten dürfen – gegen die sie in einem Testspiel in diesem Sommer verloren haben. Die Torfrau aus Japan durfte mit Hilfe von Lisa Gürtler die erste Humba der Saison anstimmen und den Dauerregen von Stuttgart bei allen, die es mit dem FSV halten, vergessen machen.

Fazit: Testspiele sind völlig überbewertet!

Rot-weiße Grüße,

Christoph

Spätlese SG 99 Andernach II Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

05er-„Deich“-Beflaggung

01 Hin und weg:

Habt Ihr schon mal ein 05-Ligaspiel gegen eine Zweitvertretung besucht? Für mich war es ein Novum im Ligaalltag. Nach langem gemeinsamem Grübeln stand es fest: Die Begegnung der Mainz 05 Frauen bei der SG Andernach II am letzten Sonntag war keine komplett neue Konstellation. Selbst für mich nicht. Schließlich führte uns der DFB-Pokal der Männer 2005 zwischen den Gastspielen in Eriwan und Reyjavík zu Hansa Rostock II. Wer kann sich noch an den einprägsamen Chant der Rostocker*innen erinnern: „Ihr wollt nach Hause, doch der Bus kippt um!“?

Dieser schallte den 50 05er*innen damals nach dem dritten Tor für Mainz entgegen. Dann war plötzlich der Heimblock leer und der Mob wartete schon vor dem Gästeblock auf den Fanbus der 05er*innen. Damals wie heute ging es für mich mit der Deutschen Bahn zum Auswärtsspiel. Ob der Bus damals zumindest wackelte, müssen andere beantworten, die damals im August mit an die Ostsee gedüst sind. Leider schafften es diesmal keine 50 Leute nach Andernach. Dabei lässt sich der Spielort locker und lässig mit dem Deutschland-Ticket erreichen.

In Andernach wird ein angemessener Eintrittspreis für das Spiel aufgerufen

02 (N)immer nuff:

Vier Nasen haben sich dann doch am Bahnhof in Andernach am Gleis getroffen. Die beiden Kolumnen für die AZ und den Merkurist konnte ich vorher in aller Ruhe den Rhein hinab herunterschreiben. Nach dem Pokalspiel in Erfurt und dem Derby in Ober-Olm war es für mich erst das dritte Auswärtsspiel mit den 05erinnen. Meine drei Begleitungen hingegen waren quasi (Fast)-Allesfahrer*innen in der Frauen-Regionalliga Südwest der aktuellen Saison.

Dieses Engagement ist nicht hoch genug zu bewerten, genauso wie die Anfertigung des „Mainz 05 Frauen“-Banners. Dieses wird seit dem Start der Rückrunde an Heimspieltagen der 05erinnen aufgehängt. Zu nennen sind auch die „Mainz 05 Frauen“-Eckfähnchen, die den Schott-Kunstrasenplatz seit dem Kantersieg gegen Ober-Olm zieren. Dahinter steckt das Engagement des „Es war einmal…“-Fanzines. Es hat darüber hinaus in dieser Saison auch die Wimpel für die Pokalspiele der Frauen, Männer und der U19 anfertigen lassen. Das ist das Schöne an unserem Verein – er lebt vom Engagement seiner Mitglieder! Da wird dann auch mal darauf hingewiesen, wenn auf Insta und Facebook auf dem offiziellen 05-Frauen-Kanal vom Anpfiff um 14 Uhr die Rede ist, und der tatsächliche Spielbeginn aber auf 13 Uhr terminiert ist.  

Echte Flora am Kunstrasenplatz

03 Kon-Trolle

Eine Dreiviertelstunde vor dem Anpfiff war außer dem Teams noch niemand zu sehen. Das Tor zum Kunstrasenplatz stand offen und erinnerte mich schon wieder an die Saison 2005/2006. Damals in Reykjavík sollte es mittwochs eine Trainingseinheit der 05er-Männermannschaft im berühmten Weißbier-Waldi-Laugardalsvöllur-Stadion geben, doch der Haupteingang war zu. Also stapfte Kloppo mit den Jungs um die Haupttribüne herum und fand ebenfalls ein geöffnetes Tor. Wir fünf Fans standen vor dem Tor und Kloppo meinte, dass wir einfach mit durchschlüpfen sollten. So konnten wir das zweite Auswärts-Abschlusstraining von Mainz 05 auf europäischer Ebene im Innenraum des Stadions erleben, in dem 2003 der Rudi beim Waldi komplett durchdrehte. Hach Kloppo!

Perfekte Sicht vom „Deich“ auf das Spielgeschehen

Auch in Andernach wurden wir vom Staff freudig begrüßt. Das Team und das Team hinter dem Team der 05erinnen ist so dermaßen dankbar, Unterstützung von uns Fans zu erhalten. Sie sehen es wohl noch nicht als selbstverständlich an, dass man sehr viel Zeit und Geld investiert, um den Verein zu unterstützen: sei es beim Fußball, Handball oder Tischtennis und egal ob Frauen oder Männer.

Zirka 30 Minuten vor Anpfiff wurde die Anlage angeworfen. Es gab nette Warm-up-Mucke für die Zuschauenden. Das gibt es leider bei den Heimspielen der 05erinnen noch genauso wenig, wie ein Eintrittsgeld. Als dieser Umstand bei der letzten Mitgliederversammlung angesprochen wurde, verstand der Don die Welt nicht mehr. Er ist es gewohnt, dass über zu hohe Preise für Bier, Wurst und Merch gemeckert wird. Dass aber jemand fordert, dass für die Spiele der 05erinnen Eintritt zu zahlen ist , scheint in seiner Welt nicht vorzukommen.

Dass diese Forderung etwas mit Wertschätzung zu tun hat, scheint der Don nicht zu bedenken. Ein Produkt, das gratis ist, hat in unserer Gesellschaft keinen oder nur geringen Wert. Einen angemessenen Preis sollten wir eigentlich bereit sein, für alles zu zahlen, was wir konsumieren. Manchmal sind wir sogar bereit, vollkommen überzogene Preise zu bezahlen. Zum Beispiel fast 100 Euro für ein wahlweise rosa- oder weißes Trikot. Bei diesem weiß man noch nicht mal, wieviel Geld bei demjenigen landet, der es hergestellt hat.

Mich hat die Reaktion vom Don, auf die Forderung, Eintritt für die Spiele der 05erinnen zu verlangen, nicht wirklich gewundert. Es war die Art und Weise, die mich ins Grübeln brachte. Zum einen war die Reaktion dem Fordernden gegenüber herablassend und zum anderen der Ton. Man muss auf unseren Mitgliederversammlungen schon ein ziemlich dickes Fell haben, um Kritik zu üben. Dabei wäre es Aufgabe vom Leiter der Mitgliederversammlung eine Atmosphäre zu schaffen, die es Mitgliedern leicht macht, Fragen zu stellen. So hat für mich die Mitgliederversammlung den Anschein, dass sie die Verantwortlichen schnell hinter sich bringen möchten, um sich wieder dem Tagesgeschäft zuwenden zu können. Zum Beispiel einem Investoren-Deal, der Einfluss auf die Einnahmen des Vereins für die nächsten 20 Jahre hat.

Wozu Pfandbecher wenn es auch Glasflaschen gibt?

In Andernach kam während des Spiels der Kassenwart zu den Zuschauenden gelaufen. Er kassierte das Eintrittsgeld in Höhe von 4 Euro für Vollzahlende ab – und das bei einem Spiel der Zweitvertretung.  Wertschätzung – so wichtig!

04 Kampf um den Mampf

Neben der Mucke aus dem Lautsprecher, war das Geräusch eines nach oben gezogenen Rollladens Musik in meinen Ohren. Der Kiosk mit Speis und Trank wurde geöffnet. Die Karte war ellenlang, aber die vegetarischen herzhaften Optionen Brezel und Pommes gab es dieses Mal nicht. Dafür hätte ich mich am Kuchenbüffet laben können. Ich wählte dann doch lieber die Afri-Cola im Pfandglas, die eine der vielen Getränkeoptionen war. Später am Bahnhof gab es eine Mini-Brezel für 2,50 €. Wie gesagt, man gibt auch mal Geld für völlig überteuerte Dinge aus…

6 Tore nach 2 Pflichtspielen für Mainz 05: Sarah Khalifa

05 Käfighaltung

„Deichcharakter“ meinte Jannis, einer der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchenden 05ern, die es ebenfalls pünktlich zum Anpfiff nach Andernach schafften. Damit hat er wunderbar die Tribüne beschrieben, auf der sich der Support-Mob platziert hatte: Ein langgezogener Wiesenhügel, auf dem der Löwenzahn in der Sonne blühte, der von betonierten Treppen eingefasst war und auf dem eine leichte Brise wehte. Eine Metallbrüstung mit riesigen Aschenbechern, die man auch als Getränkehalter zweckentfremden konnte, machte es möglich, Fahnen zu befestigen und von oben eine perfekte Sicht auf das Spielgeschehen zu erhalten.

Auf dem Platz gab es lange keine großen Torchancen auf beiden Seiten und plötzlich sorgte ein Eigentor für die Führung der Andernacherinnen. Sie wurde aber quasi mit dem Pausenpfiff egalisiert. In der zweiten Halbzeit wurden die 05erinnen immer stärker und Sarah Khalifa, die erst in der Winterpause zum Team zugestoßen war, machte mit ihrem zweiten Dreierpack in zwei Spielen alles klar. Es gab wohl in der 119-jährigen Geschichte von Mainz 05 noch keinen Neuzugang, der nach zwei Pflichtspielen schon 6 Tore auf der Habenseite hatte.

Zweites Spiel, zweite Humba für Sarah Khalifa

Nach dem Abpfiff hatte Sarah Khalifa, wie am Sonntag in der vorherigen Woche, wieder großen Bock auf eine Humba. Hier beim Frauenfußball sind es mittlerweile die Spielerinnen, die die Fans zur Humba auffordern. Es macht einfach riesigen Spaß, diese Lust am Siege feiern mitzuerleben. Nach dem Sieg der Männer tags zuvor – war dies ein fast perfektes Wochenende. Es schmerzte nur, dass die U19 leider den Weg nach Potsdam zum Pokalfinale verpasste und an den Hoffis scheiterte.

 Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 weckt beim Auswärtsspiel gegen eine Römisch-Zwo-Auswahl nette Gedanken an Begegnungen, die fast eine Generation zurückliegen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph

Finanzielle Nachhaltigkeit Borussia Mönchengladbach Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des heutigen Gasts von Mainz 05, Borussia Mönchengladbach.

Einleitung
Vergleich der KPIs von Borussia Mönchengladbach und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Mainz 05-Fans im Borussia-Park

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs von Borussia Mönchengladbach und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach50%51%49%42%32%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach42%43%43%36%26%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach51%49%67%61%62%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach119%119%121%154%207%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

* Borussia Mönchengladbach bilanziert zum 31. Dezember statt wie die meisten Clubs zum 30. Juni, daher beziehen sich die Zahlen auf den Bilanzstichtag 31. Dezember 2022.

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 20er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben (inklusive Aufsteiger).

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach würde zwei von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Damit belegt die Borussia Platz 7 in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023, sprich mit 50 % erfüllter Nachhaltigkeitskriterien schafft es die Borussia in die Conference League. Da hat man keine Fragen mehr, wenn es darum geht, ob die DFL, sprich die Clubs, mit Geld umgehen können.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 26 Prozent noch über den geforderten 20 Prozent. Sie hat sich in den letzten Jahren allerdings negativ entwickelt. Die Borussia bilanziert zum Jahresende, sprich, sie war 2020 schon mitten in der Pandemie, hatte diese aber auch 2022 komplett hinter sich gelassen. Daher wiegt es wirklich schwer, dass die Eigenkapitalquote (und auch die anderen Finanzkennzahlen) nach der Pandemie noch schlechter wurde als während der Pandemie. Mit den 26 Prozent liegt die Borussia auf Platz 10 zwischen RB Leipzig und der Hertha – also zwischen zwei Clubs, die es trotz Investor nicht hinbekommen, eine höhere Eigenkapitalquote zu erreichen als die Borussia. Auch ist es ein Zeichen, dass ein Investor nicht unbedingt ein Garant dafür ist, dass es finanziell töfte läuft.

Die Personalaufwandsquote der Borussia liegt mit 62 Prozent unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Allerdings lag sie 2019 noch bei vergleichsweise guten 49 Prozent. 2020 war sie aber auch schon mal bei 67 Prozent angelangt, sprich die Borussia reagierte auf die Auswirkungen der Pandemie und hat sie wieder senken können. Trotzdem ist die Quote im Vergleich zu den anderen Clubs viel zu hoch. Noch schlechter sieht es nur bei Hoffenheim und der Hertha aus, die ja mittlerweile in der 2. Liga kickt.

Der geforderte Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent wird mit 32 Prozent deutlich verfehlt. Selbst vor der Pandemie lag er nur bei 50 Prozent, sprich selbst in „guten“ Zeiten war die Borussia nicht in der Lage, möglichst viel selbst zu finanzieren. Mit den 32 Prozent liegt die Borussia auf Platz 11 zwischen RB Leipzig und der SGE.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 207 Prozent liegt knapp über den geforderten 200 Prozent. Damit belegt die Borussia Platz 9. Lediglich 8 Clubs (TSG, FCB, M05, SCF, BVB, B04, FCA und SVD) schaffen es unter den 200 Prozent zu bleiben – interessanterweise schaffen es diese 8 Clubs sogar unter 100 Prozent zu bleiben – so wird eine extreme Kluft sichtbar zwischen Vereinen, die es schaffen, mit eigenen Kapital (bzw. dem vom Bayer-Konzern) den Spielbetrieb zu finanzieren und Clubs, die verstärkt auf Fremdkapital angewiesen sind, um in der Bundesliga mitzuspielen. Hatte die Borussia die Verschuldung während der Pandemie noch gut im Griff (2020: 121 % und 2021: 154 %) sieht die Lage Ende 2022 nicht wirklich rosig aus. Man darf auf den Jahresabschluss 2023 gespannt sein.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Die Borussia ist irgendwie die Graue Maus der Liga, wenn es um die Finanzen geht. Sie fällt weder extrem positiv noch extrem negativ auf. Sie fällt allerdings nur nicht so negativ auf, weil es einfach so viele andere Clubs gibt, die finanziell noch so viel schlechter aufgestellt sind.

Bei der Borussia knallte die Pandemie mit Verzögerung rein. Nach Aussage von Geschäftsführer Stephan Schippers haute sie mit 10 Millionen Euro rein. 30 Millionen Euro TV-Gelder gab es zudem 2022 für die Borussia weniger und dann musste man noch Adi Hütter abfinden. Da der Umsatz allerdings trotzdem gestiegen ist, hat es die Borussia hinbekommen, sich von dem Tropf der TV-Gelder etwas unabhängiger zu machen. Vielleicht sollten unsere Verantwortlichen mal bei der Borussia nachfragen, wie sie das gemacht hat, denn unsere Vorstände tragen ja mantra-artig vor, dass Mainz 05 komplett abhängig von Fernsehgeldern sei. Die Borussia hat natürlich einen komplett anderen Hintergrund wie Mainz 05. Viele ältere Semester halten es noch mit der Borussia aus Zeiten der Fohlen-Elf. Das zeigt aber, dass es durchaus möglich ist, mit einem geschärften Profil wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Wenn man allerdings mit den Großen für einen Investoren-Deal stimmt und gegen Aufsichtsrat und Mitglieder votiert, dann schärft man kein Profil, sondern man wird austauschbar. Das hat man bei uns im Vorstand noch nicht verstanden. Eigentlich haben wir mit unserem Leitbild gute Voraussetzungen, unser Profil zu schärfen – der Vorstand müsste es nur mal tun .  

Die Borussia ist übrigens sehr stolz darauf „über das zweitgrößte Eigenkapital aller eigenständigen Bundesligisten, die keine Anteilseigner haben“ mit 47 Mio. Euro zu verfügen (hinter dem SC Freiburg mit 95 Mio. Euro). Mainz 05 folgt mit 40 Mio. Euro. Das wäre doch eigentlich auch für uns mal ein Grund, stolz zu sein, dass wir das als Verein 2022 geschafft haben. Stattdessen wird im Vorstand nur darüber geredet, dass wir uns nichts leisten könnten. Mit so einer Attitüde begeistert man die Mitglieder sicherlich nicht. Die meisten 05er*innen glauben wahrscheinlich, dass wir kurz vor der Pleite stehen. Daher sollten die Verantwortlichen die Situation nicht schlimmer reden, als sie ist und etwas mehr Optimismus ausstrahlen. Den haben sie sich ja mit „Bo 2“ gerade eingekauft.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: Borussia Mönchengladbach – Schippers ordnet Geschäfszahlen ein