Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!
01 Hin und weg:
Eine wilde Auswärtsfahrt muss natürlich mit einer wilden Ansage der Bahn starten: „Der Zug fällt von Bensheim bis Mainz Hbf. wegen verspäteter Bereitstellung aus.“ Die S-Bahn wurde in der DB App trotzdem angezeigt und hatte angeblich nur eine Minute Verspätung. Was tun? Ab in den 20 Minuten früher abfahrenden Bus und eine Mainzer Stadtrundfahrt genießen – Frankenhöhe? Schon länger nicht gewesen! Umleitung an der Goldgrube? Keine Verzögerung im Betriebsablauf der MVG! Am Hauptbahnhof ging’s direkt hinein in den ICE. Dort konnte ich tatsächlich die S-Bahn, die angeblich ausfiel, im Tunnel an ihren Lichtern erkennen. Sie musste allerdings so lange warten, bis der Anschluss dann tatsächlich unmöglich war. Mit ein paar Minuten Verspätung erreichte ich dank der Fake News der Bahn tatsächlich Bochum Hauptbahnhof.
02 (N)immer nuff:
Es gibt wenige Märsche zwischen Hauptbahnhof und Stadion, die in der kühlen Jahreszeit abends bei Nieselregen grandioser sind, als den an der Castroper Straße entlang hinauf zum Ruhrstadion. Ja, es gibt noch Stadien mit Flutlichtmasten, die über den Dächern der Stadt herausragen. Und es gibt noch Stadien, die mitten in der Stadt stehen. Und diese leuchten schon von Weitem wie riesige Wegweiser den Weg zum Geschehen. Mehr Flutlichtromantik geht Ende 2023 nicht mehr.
03 Kon-Trolle
Der große Nachteil an diesen romantischen Stadien ist oft die Sicht aus dem Block. War bis zum Stadionneubau in Freiburg der dortige Gästestehblock sicherlich der Schlimmste der Liga, geht diese Auszeichnung nun vielleicht nach Bochum? Auf jeden Fall rief der Q-Block wie in der letzten Saison dazu auf, auf die Sitzplätze auszuweichen. 28 € für einen Sitzplatz kann sich natürlich nicht jede*r leisten. Aber die Sicht aufs Geschehen auf dem Platz war tatsächlich wesentlich besser. Wenn wir das nächste Mal in Bochum spielen, würde ich wieder auf den Sitzplatz ziehen, wenn dazu aufgerufen wird. Denn der Stehblock in der Ecke ist tatsächlich ein analoges Funkloch – man ist zwar irgendwie dabei, kriegt aber nichts mit.
04 Kampf um den Mampf
Leichtbier für 5,30 €, eine Brezel für 4 € – kein Wunder, dass der VfL Bochum langsam aber sicher finanziell gesundet, (was ich ihm vom Herzen gönne). Wenigstens gab es das Mineralwasser für 2,50 €. Aber ehrlich gesagt sind das Preise, die schon langsam an Abzocke erinnern – zumal es im Umfeld vom Stadion eine glasfreie Zone gibt, so dass die Getränke aus den Pfandflaschen an den Kiosken in der Umgebung in Einwegplastikbecher umgefüllt werden müssen. Glasfreie Zonen haben natürlich ihre Berechtigung, aber vielleicht sollte auch außerhalb des Stadions mal ein Pfandbechersystem eingeführt werden, um diesen eigentlich vermeidbaren Müll einzusparen.
05 Käfighaltung
Ich habe ja schon einige Auswärtsfahrten mitgemacht. So einen verbalen Support, wie am Freitag über 111 Minuten (96 Minuten plus 15 Minuten Halbzeit) habe ich glaube ich an selber Stelle noch nicht mal am 30. April 2005 beim legendären 6:2 für unseren FSV erlebt. Das ist genau der Grund, warum ich Auswärtsfahrten mag. Egal, wie es steht, es wird die Mannschaft lautstark unterstützt: Sitzplatz-DKler, Support-Bereich-DKler, Haupttribünen-Büffet-Stürmende und Steh-DKler aus dem Stadion am Europakreisel ziehen an einem Strang und schreien das Team nach vorne. Und die Elf in Rot-Weiß? Steckte nie auf, kämpfte weiter und erzielte den Ausgleich in der 96. Minute! Der Rest ist Eskalation pur und macht Bock auf weitere Abendspiele mit so einem motivierten Mob!
Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt dass, Bochum immer eine Reise wert ist – nicht nur aus Gründen der Fußballromantik!
Rot-weiße Grüße,
Christoph – Meenzer on Tour