Bannerbeben

Ab Samstagabend ging es wieder einmal sehr hoch her in den sozialen Netzwerken rund um Mainz 05. Die Niederlage gegen RB Leipzig stand dabei weniger im Zentrum als verschiedene Banner, die auf der Rheinhessentribüne zu Spielbeginn gezeigt wurden. Am besten zu lesen war das Banner mit der Aufschrift „Alles was wir dich haben werden lassen, hast du vergessen?“.

Banner beim Anpfiff des Spiel Mainz 05 vs. RB Leipzig am 19. Oktober 2024

Dieses Banner bezog sich auf die Abschiedsrede von Jürgen Klopp im Frühjahr 2008 als er nach dem verpassten Wiederaufstieg in die Bundesliga, sich dafür entschied von Mainz nach Dortmund zu wechseln. Klopp wählte damals tatsächlich solche schwülstigen Worte mit Tränen in den Augen, als es darum ging, seinen persönlichen Aufstieg bei und durch Mainz 05 zu beschreiben und auszudrücken, wer daran großen Anteil hatte. Nachdem Klopp nun bekannt gab, ab 2025 als „Head of Soccer“ für das Red Bull-Imperium zu arbeiten, haben sich viele Menschen mit seinem Stellenwechsel beschäftigt.

Nun sind viele Internet-Nutzende sehr vergesslich oder neigen dazu, sich ihre Meinung zu bilden und diese in die weite Welt zu posaunen, ohne auch nur einen Tick Recherche zu betreiben. Andererseits vergisst das Internet nicht. Und daher ist diese Rede bis heute auch entsprechend abrufbar.

Wenn man das Banner isoliert betrachtet, könnte man natürlich auf den Gedanken kommen, dass es anmaßend wäre, so eine Formulierung als Fans des FSV zu wählen. Es kommt halt immer auf den Kontext an – den wahrscheinlich ein Großteil der Leute, die Kritik üben, überhaupt nicht kennen. Daher entbrannte seit Samstagabend ein heftiger Streit darüber, ob so ein Banner gerechtfertigt ist.

Unstrittig ist, dass es die Entscheidung von Jürgen Klopp ist, wo er in Zukunft arbeiten möchte. Dies wird durch das Banner auch gar nicht in Frage gestellt. Trotzdem wird von vielen Internet-Nutzenden genau das unterstellt. Und wieder stellt sich darüber hinaus die Erkenntnis ein, dass sich viele Internet-Nutzende nicht im Geringsten mit der Causa RB beschäftigen. Das ist ihr gutes Recht. Ebenfalls ist es ihr gutes Recht eine nicht im Geringsten fundierte Meinung im Netz abzulassen, solange sie niemanden beleidigt.

Allerdings sollte man erwarten, dass Menschen, die sich mit Sport im Allgemeinen und mit der Männer-Fußballbundesliga im Speziellen beruflich beschäftigen, etwas mehr Hintergrundwissen haben, was RB angeht. Und sie sollten dieses Wissen auch nutzen, um solche Banner einzuordnen. Und sie sollten dieses Wissen auch nutzen, um in Zukunft mit RB entsprechend umzugehen.

RB betreibt in Österreich mit Servus TV einen Sender, der Rechtspopulisten stärkt. RB Leipzig erhielt während der Pandemie einfach mal 100 Millionen Eigenkapital. Der RB-Konzern schiebt Spielende wie Schachfiguren zwischen den einzelnen Dependancen hin und her. Extremsportler sind bei RB Events bereits gestorben. Und nur 23 Mitglieder bilden den Verein, um den Statuten des DFB und der DFL gerecht zu werden.

Daher ist RB kein Club wie jeder andere. Und trotzdem wird von vielen Menschen, die sich professionell mit Fußball beschäftigen, RB genau so behandelt: Als einer unter 18 Erstligisten der deutschen Männer-Bundesliga. Damit ist dem RB-Imperium das gelungen, was sich in Deutschland wie ein roter Faden durch die Gesellschaft zieht. Dinge, die jahrelang undenkbar waren, werden nur zu oft wiederholt bzw. nicht kritisch in Frage gestellt, bis sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Dabei wäre es Aufgabe einer kritischen Sportpresse, die oben genannten Punkte, für die RB steht, dauerhaft zu thematisieren – wenn man es mit Demokratie und Mitbestimmung von Mitgliedern ernst meint. Allerdings ist es entweder den meisten Journalist:innen schlicht egal weil sie nur über das Sportliche berichten wollen, zu anstrengend oder sie haben Angst, in Ungnade in dem gesamten Fußball-Kosmos zu fallen. Schließlich haben die Verbände DFL und DFB was den „Verein“ RB angeht, das Vereinsrecht so lange gebogen, bis es irgendwie passt und selbst 50+1 auf dem Papier gewahrt wird.

Soweit der generelle Blick auf den Umgang mit RB. Aber selbst bei Mainz 05 weiß man auch selbst wieder mal nicht, sich so richtig zu positionieren. Angenehm ist der Verein erstmal dadurch aufgefallen, dass er Klopp nicht zu seiner Stelle bei RB gratuliert hat – so wie er es Tage danach bei Thomas Tuchel gemacht hat, als dieser Trainer der Three Lions wurde. Man konnte fast schon hoffen, dass es Mainz 05 endlich mal hinbekommt, für etwas zu stehen: zu RB einfach mal zu schweigen.

Das Bild bekam allerdings recht schnell erste Risse, da Jürgen Kramny zum Geburtstag gratuliert wurde. Kramny hat nichts mit RB zu tun – aber der Verein wählte ein Bild aus, bei dem neben Kramny auch Klopp zu sehen ist. Zufall? Keine Ahnung – im besten Fall Gedankenlosigkeit. Dann kam der Spieltag gegen RB. Und was wird direkt gepostet? Ein Bild vom „Heimkommen“ von Marco Rose. Natürlich können sich die Protagonisten hinter den Kulissen umarmen und was weiß ich sonst noch für Sachen miteinander machen. Wenn man jahrelang miteinander gearbeitet hat, ist das mehr als verständlich. Aber es ist halt etwas anderes, gemeinsame Bilder von Ex-05ern in der Öffentlichkeit zu posten, die zum RB-Imperium gewechselt sind.

Den Vogel schoss am Samstagabend mal wieder der Don ab – der sich zu den Bannern in der AZ äußerte. Er legt fest, ob die Leute im Stadion Klopp zukünftig auspfeifen dürfen oder nicht (natürlich „dürfen“ sie das nicht). Ich pfeife grundsätzlich keine Leute aus, da ich es erstens nicht kann und zweitens das auch für keine so tolle Idee halte. Aber anscheinend gilt das Recht auf Meinungsfreiheit bei Mainz 05 nicht, wenn der Don wieder für alle spricht und festlegt, wie wir zu denken haben. Er ist ferner der Meinung, dass fast alle Leute Klopp auch in Zukunft applaudieren würden – ich hoffe, die Leute entscheiden noch selbst, ob sie das tun werden oder nicht. Richtig liegt der Don auf jeden Fall damit, dass sich Leute weniger über Klopp als über RB ärgern – wobei ärgern viel zu kurz greift.

Aber leider benennt der Don die wirklich wichtigen Punkte, wenn es um RB geht, überhaupt nicht. Er fokussiert sich auf die Übernahme des Startrechts des SSV Markranstädt in der RB-Gründungszeit. Diese mag nicht so nice gewesen sein – aber das ist durchaus Usus im Fußball – gerade auch aktuell im Frauenfußball und nicht nur bei RB. Er persönlich kann mittlerweile mit RB leben. Und genau, das ist das Problem. Wie er persönlich damit leben kann, kann der Allgemeinheit egal sein. Er übt aber ein Amt in einem Verein aus. Und daher sollte er die Interessen des Vereins in der Öffentlichkeit vertreten. Und in einem Verein, der von einem jüdischen Mitbürger gegründet wurde, der später in Auschwitz von den Nazis ermordet wurde, sollte es nicht egal sein, wenn da ein Imperium, das einen Club in der Bundesliga etabliert hat, gleichzeitig im Nachbarland einen TV-Kanal sein Eigen nennt, in dem Rechtspopulisten hofiert werden und in dem Geschwurbel vom Intendanten zum Beispiel zu einem Entwurmungsmittel verbreitet wird, das angeblich gegen Corona hilft. Das findet sicherlich Neu-Sponsor Biontech auch nicht so toll. Der Don setzt sich zumindest in der Öffentlichkeit nicht mit den wirklich gravierenden Punkten bei RB auseinander.

Vielleicht fürchtet er da massiven Gegenwind. Denn bei aller Konkurrenz der Bundesliga-Clubs – am Ende stecken sie ja doch in der DFL ein bisschen unter einer Decke. Da hackt die eine Krähe der anderen kein Auge aus. Aber sticheln geht dann doch beim Don. Er mokiert sich über die geringe Zahl an Auswärtsfahrenden aus Leipzig. Aber auch wir sind nicht die reisefreudigsten Nasen – man denke nur an das Spiel in Augsburg in der letzten Saison, als es vielleicht 500 Leute nach Schwaben schafften. Der Grund, warum in Leipzig trotz Spitzenfußball so wenig auswärts fahren liegt vielleicht einfach daran, dass nur 23 Auserwählte stimmberechtigte Mitglieder sein dürfen. In einem Verein, in dem der profane Fan nichts mitbestimmen darf, da der Verein den Fan als Mitglied gar nicht haben möchte, würden sich wohl die meisten Menschen überlegen, ob man Lust darauf hat, die Truppe auswärts zu unterstützen.

In Leipzig gibt es mehrere Traditionsvereine, bei denen man sich als Mitglied einbringen kann. Bei RB konsumiert man den Fußball, wenn es sich zeitlich (und monetär) einrichten lässt. Dies wird vom Don nicht thematisiert. Dabei wäre fundierte Kritik am RB-Imperium genau das, was ich von einem Mainz 05-Vereinsvertreter erwarte. Er hätte die Möglichkeit, Menschen zu vermitteln, warum viele Fans RB „ärgert“. Er könnte auch innerhalb des Mainz 05-Umfeldes helfen, dieses zu befrieden, denn seine Stimme hat natürlich Gewicht. Stattdessen ist ihm nur daran gelegen, dass sich Klopp weiterhin wohl bei seinen Audienzen in Mainz fühlt. Dass der Don und Mainz 05 durch die fehlende Distanzierung von RB, dabei helfen, dieses Konstrukt noch weiter salonfähig zu machen, ist unverständlich. Aber das verstehen die Verantwortlichen bei Mainz 05 anscheinend nicht – wahrscheinlich auch nicht, dass man sich damit langfristig sein eigenes Grab im Haifischbecken Bundesliga schaufelt.

Finanzielle Nachhaltigkeit RB Leipzig Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: RB Leipzig.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom RB Leipzig und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von RB Leipzig
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von RB Leipzig

RB Leipzig vs. Mainz 05 in der Saison 2018/2019

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Linzenkriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs von RB Leipzig und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
RB Leipzig13%52%43%34%38%
Mainz 0586%79%74%88%127%

Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
RB Leipzig11%40%34%28%31%
Mainz 0544%50%45%51%60%

Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
RB Leipzig43%46%45%45%47%
Mainz 0539%34%46%50%46%

Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022


Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
RB Leipzig608%115%166%230%220%
Mainz 0598%84%97%64%41%

Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von RB Leipzig

RB Leipzig würde zwei von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Die Personalaufwandsquote ist mit 47 Prozent durchaus in Ordnung. Dieser Wert wurde auch in den letzten Jahren immer mehr oder weniger erreicht. Das lässt darauf schließen, dass das Geld, das RB zur Verfügung hat, gut angelegt wird. Der sportliche Erfolg gibt dem Konstrukt ja auch durchaus Recht. Dass Geld zur Verfügung haben, nicht automatisch sportlichen Erfolg bedeutet, ist ebenfalls hinlänglich bekannt.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 31 Prozent deutlich über den geforderten 20 Prozent. Das war allerdings nicht immer der Fall. 2018 lag sie noch bei mickrigen 11 Prozent. Im Jahr darauf aber plötzlich bei sagenhaften 40 Prozent. Innerhalb eines Jahres diese Quote zu vervierfachen, deutet schon darauf hin, dass hier etwas unnatürlich ist. Entweder ist RB innerhalb eines Jahres massiv geschrumpft und die Bilanzsumme entsprechend gesunken oder das Eigenkapital ist massiv gestiegen. Dazu später mehr.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 38 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 60 Prozent. Das heißt die Finanzierung des Konstrukts ist fragwürdig, zumal der Anlagendeckungsgrad 2018 sogar bei mickrigen 13 Prozent lag. Ein Jahr später lag er plötzlich bei 52 Prozent. Dass das Anlagevermögen (Spielerwerte, Stadion etc.) massiv gesunken ist, klingt auf jeden Fall nicht so plausibel. Eher schon, dass das Eigenkapital Flügel bekam. Wie das passieren konnte – auch hierzu mehr im Fazit.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 220 Prozent liegt 10 Prozent über dem vertretbaren Level von 200 Prozent, sprich das Fremdkapital ist im Vergleich zum Eigenkapital zu hoch. Wenn man sich die absoluten Werte anschaut, dann toppt RB Leipzig 2022 mit 303 Mio. €sogar Schalke 04, was das Fremdkapital angeht. Während in Gelsenkirchen 195 Mio. € Fremdkapital in der Bilanz stehen, sind es bei Clubs, denen RB auf Augenhöhe begegnet, nur 146 Mio. € (FC Bayern) bzw. 155 Mio. € (BVB).

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von RB Leipzig

Zahlen lügen nicht. Und wenn jemand Argumente braucht, um zu sehen, wie sich das Konstrukt RB Leipzig in Bezug auf die finanzielle Nachhaltigkeit entwickelt, sollte einfach auf die Finanzkennzahlen schauen, die die DFL seit 2019 jährlich veröffentlicht.

Die finanzielle Entwicklung bei RB Leipzig gleicht tatsächlich einer Achterbahnfahrt – sie ist zwar nicht so dramatisch wie die bei der Hertha oder bei Schalke 04, aber im Grunde genommen ist sie noch weitaus spektakulärer, weil RB im Gegensatz zu den beiden anderen Clubs eigentlich keine Konsequenzen fürchten muss und schön Jahr für Jahr Champions League Millionen scheffeln kann.

Der bizarre Sprung beim Anlagendeckungsgrad und bei der Eigenkapitalquote zwischen 2018 und 2019 ist darauf zurückzuführen, dass das Eigenkapital von 27 Mio. € auf 126 Mio. € hochgegangen ist. Dies kann theoretisch durch einen Jahresüberschuss von 99 Mio. € zustande gekommen sein. In der Bilanz 2019 steht allerdings nur ein Jahresüberschuss von 4 Mio. €. Was ist passiert? Es gab einen warmen Geldregen in Leipzig – die Wolke, aus der der Regen stammt, ist hinlänglich bekannt.

Auch beim Fremdkapital gab es einen riesigen Sprung. Lag es 2019 noch bei 145 Mio. € – also auf dem Niveau des FC Bayern und vom BVB, lag es 2020 schon bei 218 Mio. € und 2021 dann bei 303 Mio. €. Das heißt das Konstrukt dopt sich mit Kapital von außen. Während „normale“ Clubs, sich das Geld am Kapitalmarkt besorgen und dafür Zinsen zahlen müssen, läuft das in Leipzig anders. Dort wird das Kapital quasi intern bereitgestellt – von einer RB Bank.

Financial Fairplay in Leipzig ist etwas so weit verbreitet wie ein lebhaftes Vereinsleben. Es ist alles künstlich mit viel Geld erschaffen worden, so wie das Vereinskonstrukt, das von den Fußballverbänden so durchgewunken wurde. Das ist zwar alles legal, aber im Grunde genommen wird mit Kniffen hier tatsächlich dem Fußball nochmal so richtig in den Hintern getreten, als ob nicht schon die Werkclubs und Mäzen-Vereine genug das Financial Fairplay mit Füßen getreten haben. Interessanterweise müssen diese kleinen Veränderungen vornehmen, um als 50+1-konform zu gelten. Das Konstrukt wurde so geschickt entwickelt, dass es auf dem Papier sogar als 50+1-konform gilt – was zynischer nicht sein kann.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: https://www.kicker.de/101-millionen-euro-verbindlichkeiten-wie-das-system-red-bull-funktioniert-960242/artikel

Finanzielle Nachhaltigkeit RB Leipzig 2022/2023

Eigenkapital 2021
132 Mio. Euro (Vorsaison: 131 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: 37 Mio. Euro (Vorsaison: 47 Mio. Euro)

Jahresüberschuss 2021:
3 Mio. Euro (Vorsaison: 9 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: -10 Mio Euro (Vorsaison: -2 Mio. Euro)

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 einfließen, die auf Meenzer on Tour publiziert werden. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2021/2022 angegeben.

  1. Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)
    Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs.
    0,34 (Platz 12 – Vorsaison Platz 9)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,88 (Platz 5 – Vorsaison Platz 5)
  2. Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
    Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.
    0,28 (Platz 10 – Vorsaison Platz 9)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,51 (Platz 6 – Vorsaison Platz 6)
  3. Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)
    Die Eigenkapitalrendite klärt, ob es sich für den Club finanziell lohnt, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, sprich, ob das eingesetzte Geld überhaupt Früchte trägt.
    0,221 (Platz 2 – Vorsaison Platz 1)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,274 (Platz 11- Vorsaison Platz 8)
  4. Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz)
    Die Zahl sagt aus, wieviel Prozent des Umsatzes als Gewinn verbleiben, sprich wie effizient der Club in der Saison gewirtschaftet hat. Das Rohergebnis wurde hierfür mit dem Umsatz gleichgesetzt.
    0,007 (Platz 2 – Vorsaison Platz 1)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,106 (Platz 13 – Vorsaison Platz 8)
  5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)
    Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.
    0,45 (Platz 1 – Vorsaison Platz 2)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,50 (Platz 3 – Vorsaison Platz 4)
  6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)
    Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.
    2,30 (Platz 10– Vorsaison Platz 9)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,64 (Platz 4 – Vorsaison Platz 6)

Finanzbundesliga-Abschlusstabelle 2021/2022: Platz 5 (Vorjahr Platz 7)
im Vergleich Mainz 05 Platz 4 (Vorjahr Platz 5)

2018 hatte RB Leipzig mit 27 Mio. Euro Eigenkapital 6 Mio. Euro weniger als Mainz 05. Damit war der Betrag sogar geringer als die 29 Mio. Euro, die RB jährlich als Investitionszuschuss (wahrscheinlich fürs Stadion) erhält (Mainz 05 bekommt 2 Mio. jährlich). Das Jahr 2019 änderte alles, denn plötzlich fanden sich in der Bilanz von RB 100 Mio. Euro mehr Eigenkapital. Dieses stammt vermutlich vom Brausekonzern. Es hatte wirklich Flügel bekommen! Seither stagniert es allerdings bei um die 133 Mio. Euro.

Auch beim Anlagevermögen (Steine statt Beine) legte RB um fast 100 Prozent zu, von 217 Mio. Euro auf 391 Mio. Euro. Im gleichen Zeitraum stieg es bei den Bayern lediglich um 20 Mio. Euro. Dementsprechend klettert RB beim Anlagungsdeckungsgrad von einem Abstiegsplatz tendenziell nach oben. Schaut man auf die Bilanzsumme (die Größe eines Vereins) legte RB zwischen 2018 und 2021 ebenfalls um bald 100 Prozent zu. Bei der Eigenkapitalquote kletterte RB ebenfalls aus dem Abstiegskeller raus ins Mittelfeld.

Schaut man auf die Jahresüberschüsse, dann muss man RB zugute halten, dass sie seit 2018 nie einen Fehlbetrag generiert haben – auch nicht während den Pandemiejahren. Das gelang in 2021 lediglich 3 Clubs (daneben sind es die Bayern und Freiburg). Dementsprechend konnte RB in den Pandemiejahren bei der Eigenkapitalrentabilität und der Umsatzrentablität Spitzenplätze einnehmen. Damit ist RB das Gegenbeispiel zur Hertha, deren Eigenkapital und Anlagevermögen auch „plötzlich“ explodiert ist. Allerdings konnte die Hertha mit dem Geld nicht so wirtschaften wie RB und produzierte weiter Fehlbeträge.

Die Personalkosten sind in den beiden Pandemiejahren bei RB um seit 2018 um 50 Prozent gestiegen – von Krise oder Pandemieauswirkungen keine Spur. Da auch der Umsatz sogar noch innerhalb der Pandemie von 2020 bis 2021 um 16 Prozent kletterte, legt RB eine vergleichweise gute Personalaufwandsquote hin. Da aber das Fremdkapital bei RB ebenfalls massiv gestiegen ist (allerdings weniger als das Eigenkapital) liegt RB beim Verschuldungsgrad nur im Mittelfeld.

Ohne den Brausekonzern würde RB nie und nimmer so schnell finanziell (und sportlich) zu den Bayern aufschließen. Dass sie bei der Schnelligkeit ihres Wachstums es nicht hinbekommen, nachhaltig seriös zu wachsen wie beispielweise Freiburg oder die Bayern zeigt die Ungeduld von RB, möglichst schnell möglichst große Flügel zu bekommen.

Zum Archiv der finanziellen Nachhaltigkeit der Saison 2022/2023:

Hertha BSC Berlin
Bayer 04 Leverkusen
Union Berlin