Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!
01 Hin und weg:
Mainz liegt am Rhein, Leverkusen auch. Daher ging es endlich mal wieder auf einer der schönsten Bahnstrecken Europas flussabwärts von Rheinhessen hinunter ins Rheinland. Bauarbeiten an der Strecke sorgten dafür, dass der Zug nicht über Köln Hbf., sondern über Köln Messe/Deutz fuhr, sprich hinter Koblenz schon auf die „falsche Rheinseite“ wechselte. Die linksrheinische Strecke hinter Koblenz ist relativ langweilig. Durch die rechtsrheinische Streckenführung am Siebengebirge entlang gab es tatsächlich nochmals echt nette landschaftliche Höhepunkte. Und wer glaubt, 2G gibt es bei der Bahn nicht, der wurde in Köln Hbf., über den es nach getaner Bauarbeiten zurück nach Mainz ging, eines Besseren belehrt. Neben „Gesperrt“ gab es auch noch „Gekennzeichnet“ mit dem Hinweis „Urinal nicht nutzbar“ – 2G Deutsche Bahn-style halt.
02 (N)immer nuff:
Hatte ich mich in Hoffenheim noch über mich selbst gewundert, da ich mangels fehlender Auswärtsfahrtpraxis vergas, mal auf die Eintrittskarte zu schauen, auf der deutlich angegeben war, dass die Fahrt im lokalen Verkehrsverbund im Ticketpreis inkludiert war, unterzog ich die Bayer 04-Karte einem entsprechenden Check vergeblich. Die Verantwortlichen der Werkelf folgten dabei einem Corona-Trend: Immer weniger Leute nehmen den ÖPNV und setzen wieder verstärkt aufs Auto. So hatte man kurzerhand die Abgabe an den entsprechenden Verkehrsverbund zumindest bei Gästetickets „gespart“ – Nachhaltigkeit anno 2021. Aber das entspricht ja dem Trend in Deutschland: Alle wollen Umweltschutz – so lange er nichts kostet und man auf nichts verzichten muss…
03 Kon-Trolle
Das dritte Auswärtsspiel der Saison und die dritte Art zu kontrollieren, ob jemand genesen, geimpft oder bei den 6-19 Jährigen getestet ist. In Elversberg wurde einfach drauf geguckt und reingelassen. In Hoffenheim bekam jede:r ein Bändchen, wie bei Mainz 05 und in Leverkusen gab es die Mischung: Wer den Nachweis digital vorweisen konnte, wurde direkt reingelassen. Leute mit einem Nachweis auf Papier bekamen ein Bändchen. So wird unnötiger Müll vermieden. Das wäre doch auch ein gangbarer Weg für unseren Verein, der ja ständig proklamiert, klimaneutral und nachhaltig agieren zu wollen.
04 Kampf um den Mampf
A propos Müll(vermeidung). Es gab auch hier ein Becherpfand, während wir gespannt sein dürfen, in welchem Beziehungsstatus sich unser Verein beim nächsten Heimspiel in Bezug auf Mehrweg befindet. Mainz 05 lebt ja aktuell so eine Art On-Off-Beziehung,, was das Thema angeht. Mal gibt es Mehrweg, z.B. gegen die Dosen, mal gibt es Einweg gegen die Breisgau-Brasilianer.
Auch Bayer 04 trug dazu bei, dass wieder 3 € als #Saisonspende fließen, da die günstigste Speise vegetarisch war. Dazu gab es sogar noch Bulgursalat mit Falafel, der nach Spielende sogar ausverkauft war – von wegen Fußballfans ernähren sich nur von Worscht alleine.
05 Käfighaltung
Der Gästeblock im Ulrich-Haberland-Stadion bietet einen guten Blick ins weite Rund. Offiziell waren alle Stühlchen heruntergeklappt – inoffiziell standen alle und supporteten das Team. Kurze Wege und noch kürzere Schlagen am Essens- und Getränkestand machten den Aufenthalt in der Farbenstadt wieder ganz angenehmen – vom Ergebnis und von ihrer Ausnahmeregel bezüglich „50 plus 1 “ einmal abgesehen.
Fazit: Der Jahrgang 2021/2022 zeigt, dass Leverkusen, wenn man ihre „50+1“ Sonderregel einmal ausblendet, immer ganz gut runter geht und mit zum Angeehsten in der Liga zählt – kurze Anfahrt, kurzer Marsch durch den Park, kurze Schlangen, kurzer Weg in den Block. Nach so vielen „Kurzen“ war es gut, dass die Bahn im Kölner Hbf. ja eigentlich „2G-Plus“ eingeführt hatte, schließlich war wenigstens die Toilettenschüssel im Herren WC zugänglich…
Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!
01 Hin und weg:
Seit meinem ersten Besuch im Kraichgau im Herbst 2007 ging es immer motorisiert dorthin – entweder mit dem PKW gemeinsam mit Freund:innen oder wahlweise mit dem Bus des Vereins oder dem der Supporters. Zu den meisten anderen Bundesliga-Auswärtsspielen fahre ich seit Jahren meist mit der Bahn. Warum ich bisher nicht auf die Idee gekommen bin, dorthin mit dem Zug zu fahren? Es liegt wohl hauptsächlich an einer gewissen Bequemlichkeit – schließlich liegt die Rhein-Neckar-Arena direkt in einer Autobahnausfahrt und lässt sich vom Mainzer Ring allzu leicht in etwas mehr als einer Stunde erreichen. Dass man nachkicks mit dem PKW teilweise ebenfalls eine Stunde im Stau auf dem Parkplatz steht, bevor man die Autobahn wieder erreicht, habe ich irgendwie immer verdrängt, egal ob ich eine Niederlage („Fastnachtsspiel“), ein Unentschieden („Last Christmas“) oder einen Sieg („haddemerauchscho“) zuvor erlebt hatte.
Da ich durch einen Umzug innerhalb unseres Städtchens mittlerweile eine S-Bahn-Station fast vor der Nase habe und umgekehrt der Busparkplatz des Wolfgang-Frank-Campus (danke für die Namensgebung lieber Verein) relativ weit weg liegt, wollte ich jetzt mal die Bahn ausprobieren.
02 (N)immer nuff:
Dass bei den meisten Eintrittskarten in der Bundesliga der ÖPNV außer beim klammen FC Bayern im Verkaufspreis eingeschlossen ist, hatte ich in mehr als 580 Tagen Bundesliga-Auswärtsabstinenz irgendwie vergessen. Daher kaufte ich mir eine Fahrkarte ab Mainz bis Sinsheim – bis Guntersblum hätte auch gereicht, denn dort beginnt der Verkehrsverbund Rhein-Neckar und auch die Gültigkeit der Eintrittskarte für den Zug. Geldverbrennung olé…
Der Vorteil an der Bahnfahrt an die Autobahnausfahrt ist die von mir sehr geschätzte Möglichkeit, die Fahrt an netten Orten zu unterbrechen, wie z.B. dieses Mal in Heidelberg. Auf knapp drei Kilometern Fußmarsch vom Hauptbahnhof bis zum Bahnhof „Heidelberg Altstadt“ lässt sich die Stadt ganz gut per Pedes entdecken und schöne Blicke auf das über der Stadt thronende Schloss erhaschen.
Vom Bahnhof „Heidelberg Altstadt“ brachte mich ein Fußball-Sonderzug in knapp 30 Minuten via Hoffenheim nach Sinsheim Museum/Arena. Diese Möglichkeit nahmen insgesamt rund ein Dutzend Zuschauer in Anspruch. Die Leute im Kraichgau stehen wohl nicht so wirklich auf die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Vom Bahnhof aus lagen nur 10 Minuten Fußmarsch vor mir, an einem Schilderwald vorbei, an der Air France-Concorde entlang, unter der Autobahn hindurch, direkt zum Gästeblock – ohne lästiges Einmal-Rund-Ums-Stadion-Gegurke.
03 Kon-Trolle
Wie schon in Elversberg war es wunderschön, gleich auf dem Busparkplatz vor dem Gästeblock wieder die ersten mir bekannten Gesichter getroffen und gemeinsam noch ein Kaltgetränk geleert zu haben und dort tatsächlich einen der Kigges-Oldies zum ersten Mal live und in Farbe persönlich kenngelernt zu haben – nach fast zwei Jahrzehnten Online-Begegnungen in diesem legendären Forum.
Obwohl mehr als 600 Gästefans erwartet wurden, bildeten sich vor den zweigeteilten Kontrollen keine ellenlangen Schlangen. Rechts von den Treppen hoch zum Gästeblock wurde mein digitaler Impfausweis gecheckt. Danach gab’s ein Bändchen und es wurde geprüft, ob ich mich mit der Luca App registriert habe. Leider führt die Pandemie zu ziemlich viel Müll – was ich ja bereits beim Leipzig-Heimspiel kritisiert habe. Viellicht bin ich da ein bisschen „übers Ziel“ hinaus geschossen und diese Bändchen machen „die Sau auch nicht mehr fett“ – aber es ist halt echt mega Mist, noch mehr Müll zu produzieren, statt mal mit der Müllvermeidung zu beginnen. Glücklicherweise findet am nächsten Samstag der „World Clean Up Day“ statt, an dem sich auch der Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz beteiligt und alle Mitmachenden mit Hilfsgerät unterstützt. Der Entsorgungsbetrieb möchte diesmal hauptsächlich auf die achtlos weggeworfenen Hygienemasken hinweisen.
Mit dem Bändchen am Handgelenk ging es die Treppe um die Wellenbrecher hoch zur recht lässigen Kontrolle und ich war im Gästeblock angekommen. Interessanterweise sah ich an diesem Tag auch nirgends Polizeibeamte in Uniform, weder am Bahnhof, noch vor dem Stadion oder im Block – Deeskalation pur an diesem sonnigen Samstagnachmittag.
04 Kampf um den Mampf
Die Catering-Abteilung der TSG trug dazu bei, dass wieder 3 € #Saisonspende fließen, da die günstigste Speise, die angeboten wurde, vegetarisch war. Allerdings hat man im Kraichgau einen etwas bizarren Geschmack, denn das vegetarische Angebot bestand hauptsächlich aus Süßkram und Nüsschen. Aber ich möchte gar nicht meckern, denn vor Corona gab es auch immer eine leckere Pommes Spezial, also Pommes Frites mit Ketchup, Mayo und Röstzwiebeln – das bot die TSG bis dato als einziger Verein in der Liga an. Pommes Spezial haben den Vorteil der Müllvermeidung, da die Toppings bei der Zubereitung drauf geklatscht werden. Und die Pommes Spezial standen auch wieder der Speisekarte.
Es gab sie aber nicht. Ob der Wegfall der Pommes Spezial dem Hygniekonzept geschuldet oder die Röstzwiebellieferkette in den Kraichgau unterbrochen war – ich weiß es nicht. Dafür gab es Pommes mit Ketchup und Mayo in Plastiktütchen abgepackt. Daneben lagen Holzgäbelchen verstreut herum und jede:r konnte mit seinen Händen da hineinlangen. Dass die bargeldlose Zahlung an den entsprechenden Geräten im SAP-Land nicht funktionierte (Gerät kaputt), war ein weiteres interessantes Mosaiksteinchen im TSG-Hygienekonzept.
Aber sei’s drum. Es gab etwas zu futtern. Zu trinken gab es im Gästeblock, wie in Hoffenheim üblich, keinen Alkohol – das Verbot wurde diesmal aber wohl auf das gesamte Stadion ausgedehnt. Auch das ist für mich persönlich ziemlich zweitrangig. Ob es hilft, die Pandemie zu bekämpfen, müssen andere entscheiden.
05 Käfighaltung
Die Speisen und Getränke durften nicht im Catering-Bereich zu sich genommen werden, da dort genauso wie auf dem Weg zum Platz im Gästeblock Maskenpflicht herrschte analog zu den Regeln im Stadion am Europakreisel. Warum es gefährlich ist, im ausgedehnten Catering-Bereich unter Einhaltung der Abstandsregeln Pommes und alkoholfreies Bier zu konsumieren und sich über den grandiosen Spielverlauf zu unterhalten, es aber vollkommen ungefährlich ist, dies im Block zu tun, weiß ich nicht. Schließlich sei daran erinnert, dass dieser Gästebereich mal für 3 000 Menschen konzipiert wurde und sich nun 600 Leute dort aufhielten. Abstandsregeln unter Genesenen, Getesteten und Geimpften einzuhalten wäre also kein Problem gewesen.
Aber auch hier: egal. Mit der Maske im Gesicht ging es in den Block und zwar in den Stehblock! Yes! Dort war es möglich, zu futtern, zu trinken und die Mannschaft lauthals zu unterstützen. Das hat wirklich Spaß gemacht und bei aller oben beschriebenen Kritik, war es einfach ein großartiges Gefühl, wieder in einem Block zu stehen und situativ auf das Spielgeschehen zu reagieren bzw. die Jungs in rot und weiß nach vorne zu peitschen.
Der Großteil der mitgereisten Fans sah das wohl ähnlich, denn es wurde ziemlich laut im Block und das bereits vor dem Spiel. Der etwas ungeordnete Support hatte die Folge, dass meine Stimmbänder nach dieser langen Auswärtsabstinenz schon zur Halbzeit in Mitleidenschaft gezogen waren, denn vor der Pandemie war immer ein Leichtes, wenn der Gästeblock eh schon die Dezibelzahl hochgeschraubt hatte, mal der Stimme eine Pause zu gönnen. Diese Pausen gab es nicht und während unten auf dem Platz Vollgasfußball made in Meenz präsentiert wurde, ruinierte ich mir in Halbzeit zwei mir die Stimme endgültig.
Von der Heimseite kam relativ wenig verbale Unterstützung – aber auch die Zahl der Zuschauenden mit etwas über 8 000, was einer zirka sechzigprozentigen aktuell zulässigen Auslastung entsprach, lässt die Erkenntnis wachsen, dass im Kraichgau Bundesliga-Fußball nach 13 Jahren nicht mehr wirklich attraktiv ist – ob es an der Pandemie liegt oder daran, dass es halt doch ein bisschen ein Kunstprodukt ist, was da an der Autobahnauffahrt entstanden ist, kann ja mal die Marketingabteilung der TSG klären.
Fazit: Der Jahrgang 2021/2022 der Kraichgau-Edition bietet unterm Strich gute Bedingungen für Gästefans die Auswärtsfahrt zum Heimspiel zu machen!
Kaum besucht man mal 20 Monate nicht das heimischen Wohnzimmer hat es schon wieder den Namen gewechselt. Bis auf Weiteres firmiert das Stadion am Europakreisel jetzt also als MEWA-Arena. Wofür diese vier Buchstaben stehen? Vielleicht für MEhrweg WAgen? So kann man sich zumindest den Namen ganz gut merken. Und tatsächlich wagt der Verein ja endlich wieder Mehrweg.
Schließlich konnte ich am Sonntagnachmittag meinen Augen kaum trauen…hauptsächlich natürlich aufgrund der Leistung der Jungs auf dem Platz, aber auch, weil bei den Verantwortlichen in der Zeit der Geisterspiele wohl die Einsicht kam, dass es doch besser ist, Becher nach deren Gebrauch zum Beispiel mit dem Bio-Frosch-Spülmittel vom legendären Sponsor Erdal zu spülen, statt sie der Verantwortung der Stadionbesucher:innen zu überlassen, die diese im schlechtesten Fall auch mal in den Bretzenheimer Äckern deponieren. Selbst bei korrekter Entsorgung in den zahlreichen gelben Mülleimern im Stadion sind diese Dinger aus Mais bestenfalls der thermischen Verwertung zugefügt – also verbrannt worden, statt sie dem Recycling-Prozess zuzuführen, wie ursprünglich gedacht (warum das so ist, steht weiter unten).
Abgesehen davon, dass es schon bizarr anmutet, Ackerflächen dafür zu nutzen, Einwegprodukte herzustellen, die nach kurzem Gebrauch schon wieder entsorgt werden, sollte es unser aller Ziel sein, Müll zu vermeiden und eine Kreislaufwirtschaft zu fördern – das hat ja bereits viele Jahre am Bruchweg auch prima geklappt.
Diese Müllvermeidung habe ich am Sonntag vermisst. Viel wurde über die Corona Warn App geschimpft. Zu spät, zu teuer, zu wenig Daten, zu wenig Datenschutz, zu viel Datenschutz…aber die App bietet die Möglichkeit, Test- und Impfnachweise digital zu hinterlegen.
Diese werden in Fitnessstudios, am Flughafen, in Hotels und bald wieder in Restaurants ebenfalls mittels einer Lese-App gecheckt und wir könnnen anschließend trainieren, wegfliegen, übernachten oder futtern. Und was machte Mainz 05 am Sonntag? Mich erstmal fragen, wo die zweite Impfung sei…was natürlich bei Johnson & Johnson („Einmal hin, alles drin“) nicht so sinnig ist. Denn einen Scanner, der der 05-Mitarbeiterin diese Nachfrage hätte ersparen können, hatte sie leider nicht. Dafür aber ein wetterfestes Klebebändchen aus Plastik, das sie mir schließlich um das Handgelenk klebte. Willkommen im digitalen Zeitalter bei Mainz 05.
Im Fanshop von Mainz 05 gibt es Rucksäcke des Mainzer StartUps GotBag, die aus Meeresplastik hergestellt werden. Mit dieser Bändchen-Aktion liefert Mainz 05 indirekt Nachschub für die Produktion der nächsten Rucksäcke, denn sicherlich fliegen die mehr als 10.000 Bändchen vom Sonntag nicht immer in den Müll, sondern in die Äcker oder in den Rhein und von dort dann irgendwann in die Nordsee, wenn sie nicht vorher schon von irgendwelchen Tieren angeknabbert wurden. Warum errichtet der Verein keine Gassen mit Hilfe von Absperrgittern vor der eigentlichen Kontrolle, um die Nachweise mittels App zu kontrollieren? Das erspart Nachfragen und Müll.
Aber die vermeidbare Müllproduktion fing eigentlich schon einen Schritt früher an, beim Ticketing. Während es die Kulturschaffenden der Stadt hinbekommen, selbst für die kostenlosen Konzerte auf der Zitadelle und im Schlossbiergarten Tickets zu generieren, die auf dem Smartphone hinterlegt werden können, besteht Mainz 05 explizit darauf, die „Print@Home“ Tickets auszudrucken, damit sie von den Scannern gelesen werden können. Ja ja die Digitalisierung…
Gut, viele von uns werden sich das Ticket als Souvenir an diesen denkwürden Nachmittag sicherlich an die Wand hängen, doch der nächste Gegner in der MEhrweg-WAgen-Arena heißt bekanntlich Greuther Fürth – und da besteht dann doch die Gefahr, dass man nachkicks keine Souvenirs mehr behalten möchte? Fürth halt!. Also was tun? Am besten im Papiermüll entsorgen und vorher vielleicht die Rückseite als Einkaufszettel verwenden…. Aber vielleicht investiert der Verein doch mal in die Digitalisierung oder bekommt die Scanner so eingestellt, dass der Code auch von Smartphone abgelesen werden kann. Welche Funktion hat eigentlich die Mainz 05-App? Außer, dass sie seit dem letzten Update ihre „Stabilität verbessert“ hat? Mainz 05 stabil – das ist aller Ehren wert – aber ein Ticket fürs Spiel abzuspeichern, wäre auch schon schön!
So sehr ich mich über die Mehrwegbecher gefreut habe, so sehr verwundert war ich wiederum, dass alle Speisen in Papierbeutel verpackt wurden. Ob das Hygienekonzept so stichhaltig ist, wenn das Cateringpersonal mit den Händen die Brezel oder das Wurstbrötchen in die Papiertüte packt oder nicht die bisherige Methode weiterhin anwendet, also eine Serviette nimmt und das Essen damit an die Kaufenden übergibt – sei dahingestellt, aber mehr Müll entsteht so in jedem Fall. Natürlich ist die Tüte aus Papier besser als die aus Plastik, aber auch deren Produktion ist recht energieintensiv. Wie wäre es da mit einem Beutel aus Bio-Baumwolle, fair gehandelt, mit Mainz 05-Logo drauf, den es für einen Euro zu erwerben gibt, um diesen öfters zu befüllen? Den Beutel könnte man auch beim Einkaufen in der Stadt zum Beispiel auf dem Markt nutzen, zum Erwerb von Obst und Gemüse, statt dort ebenfalls wieder Papiertüten zu verwenden.
Aber die Papiertüte kann in Mainz wenigstens noch einem guten Zweck zugeführt werden. Nutzen wir sie einfach für die organischen Abfälle, denn die dafür vorgesehenen Mülltonnen werden regelmäßig vom Wirtschaftsbetrieb der Stadt dahingehend geprüft, ob auch tatsächlich nur organische Abfälle darin entsorgt werden. Solche „Wunder“-Tüten, genauso wie die Einwegebecher aus Mais, die angeblich biologisch abbaubar sind (bestenfalls in ein paar Monaten), werden schließlich nicht akzeptiert. Und wie im Fußball gibt’s auch hier nach der gelben Karte (Aufkleber auf die Tonne und schriftliche Verwarnung) dann die rote Karte und die Abfalltonne wird eingezogen. Das ist natürlich mega Mist, aber verständlich, denn ansonsten kann das Kompostwerk in Essenheim den Kram nicht verwerten. Im Gegenzug muss gegebenenfalls eine größere Tonne Restmüll bereitgestellt werden, und die Entsorgungsgebühren pro Haushalt steigen – genauso wie der Puls der Leute, die es vorher nicht gebacken bekommen haben, die Tonne richtig zu befüllen.
Also lasst uns die Tüten mitnehmen und hoffen, dass Mainz 05 bald mal in die Digitalisierung statt in mehr Müll investiert und neben Coke Zero auch Zero Waste im Angebot hat – das wäre wirklich N’Eis, das es tatsächlich seit Sonntag unter Block A gibt. Und lasst uns an der Umfrage zum Spiel vom Sonntag mitmachen, um dem Verein vielleicht den einen oder anderen der genannten Punkte mitzuteilen, um hier an dem einen oder anderen Rädchen zur Müllvermeidung mitzudrehen. Denn auch das wäre ein Stück des Mainzer Wegs – nachhaltiger aufzutreten als andere Konstrukte, deren Lebenselexir aus Einwegdosen besteht.