„Fans“ of Alcohol

Am Aschermittwoch ist alles vorbei, wie wir alle wissen. Manche von uns nehmen den Spruch wörtlich und verzichten in der sich an Fastnacht anschließenden Fastenzeit auf Süßigkeiten oder Chips. Mittlerweile propagieren auch Menschen das Klimafasten. Sie versuchen, die etwas mehr als 40 Tage bis Ostern klimaschonender zu gestalten. Dafür wird auf das Auto oder auf Fleisch verzichtet. Innerhalb der Union (also der aus der Politik) empfiehlt ein Ministerpräsident einem anderen Beleidigungsfasten. Da besteht gerade in Bayern tatsächlich großer Bedarf.

Bier gehört für viele Fans zum Stadionbesuch dazu

Die meisten Erwachsenen, die die Fastenzeit leben, versuchen allerdings auf Alkohol zu verzichten. Wer es nicht so mit dem Christentum hält, aber trotzdem Verzicht auf Promille üben möchte, der begeht mittlerweile den „Dry January“, also die Alkohol-Abstinenz im ersten Monat des Jahres. Es gibt auch Menschen, die das ganze Jahr über keinen Alkohol konsumieren, sei es, dass sie ihre Gesundheit schützen möchten, aus religiösen Gründen, er ihnen nicht schmeckt oder sie es als trockene Alkoholiker*innen geschafft haben, die Sucht zu bekämpfen oder gar zu überwinden.

Viele Menschen verzichten zeitweise auf Alkohol

Für viele Fans gehören zum Stadionbesuch Wurst und Bier dazu. Dass die Wurst nicht unbedingt aus Fleisch hergestellt sein muss, finden immer mehr Leute gar keine so schlechte Idee. Genauso muss das Bier nicht (immer) Alkohol enthalten. Mittlerweile gibt es alkoholfreies Bier in allen Stadien der Bundesliga.

Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede, was die Preisgestaltung und die Abgrenzung zum alkoholischen Angebot angeht. Letzteres ist gerade für Suchtkranke eine große Herausforderung beim Stadionbesuch und schreckt sie womöglich ab, ins Stadion zu gehen.

Alkohol ist in deutschen Fußballstadien omnipräsent: vor dem Eingang, an den Catering-Ständen sowieso und teilweise sogar im Block . Dort bieten fliegende Händler*innen ausschließlich Bier an – eine alkoholfreie Alternative sucht man in allen Blöcken der Bundesliga vergeblich.

Wie bei veganen Speisen käme niemand auf die Idee, Verbote auszusprechen. Natürlich sollen alle essen und trinken, was sie wollen. Allerdings sollte der Verein mit dem Caterer die Preisgestaltung und die Verfügbarkeit überdenken. Gerade bei uns in Mainz, wo Stadt und Schorle gefühlt quasi eins sind, sollten die handelenden Personen vielleicht mal den Status Quo in Frage stellen. Denn gerade bei Mainz 05 muss man sich die Fastenzeit erst einmal leisten können.

Alkoholfreies Bier kostet 25 Prozent mehr als herkömmliches Bier

Während die Weinschorle auf den Liter hochgerechnet 10 Euro kostet und das Fassbier 10,80 Euro, fallen aktuell für den Liter alkoholfreies Bier 13,20 Euro an. Ein Gegenargument, das bei der Kritik an Preisen für Catering immer fällt: Es wird ohnehin alles teurer. Oder die genannten Preise sind halt mal so sind wie sie sind. Beide Argumente können getrost vernachlässigt werden.

Anders als bei der Diskussion um den Wasserpreis (7 Euro pro Liter) geht es nicht um das Preisniveau . Es geht um das Verhältnis der Getränkepreise zueinander. Dass das alkoholfreie Bier fast ein Viertel teurer ist als das Bier mit Alkohol ist einfach ein No Go für einen Verein „mit ausgeprägtem Wertebewusstsein“, wie es im Mainz-05-Leitbild heißt.

Dort steht die soziale Verantwortung drin. Es ist allerdings alles andere als sozial verantwortlich, dass der Verein solche Diskrepanzen beim Getränkeangebot gelten lässt. Sich die Fastenzeit beim Mainz-05-Stadion-Besuch leisten zu können hört auch nicht beim Preis für das einzelne Getränk auf. Es geht noch weiter. Schließlich gibt es das Kombi-Angebot Bier und (vegane) Wurst nur für richtiges Bier.

Für alkoholfreies Bier macht es schließlich keinen Sinn: Es wird in Drittelliter-Flaschen umgefüllt und mit sehr viel Schaum und wenig Flüssigkeit im Pfandbecher gereicht. Durch den Ausschank von 0,33 Litern statt 0,5 Litern liegt der absolute Preis pro Getränk mit 4,40 Euro gegenüber 5,40 Euro natürlich niedriger.

Innovative Weinprodukte fehlen

Warum es nicht möglich ist, das alkoholfreie Bier als Halbliter-Variante zum selben Preis wie das Fassbier anzubieten, ist nicht nachvollziehbar. Bei anderen Vereinen wie bei Borussia Mönchengladbach oder dem BVB geht es schließlich auch. Apropos andere Vereine. In St. Pauli gibt es mittlerweile das „Trockendock“ – ein Kiosk, an dem ausschließlich alkoholfreie Getränke angeboten werden. Das ist ein Segen für suchtkranke Menschen und sicherlich im Bereich des Familienblocks für unser Stadion denkbar. Für einen Verein, der Wert auf Inklusion legt, sollte das eigentlich ein Muss sein. Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen im 05er Kids Club wäre ebenfalls keine schlechte Idee. Auf Schalke hat sich die Initative „Schalke Null Bier“ gegründet. In Köpenick gibt es die Selbsthilfegruppe Suchtkranker namens „Nüchtern betrachtet, mehr vom Spiel“. Andere Clubs sind da mal wieder wesentlich weiter als der 1. FSV Habbemerimmerschonsogemacht 05.

Als bekanntes Aushängeschilder der Weinstadt Mainz könnte das 05-Catering vorangehen. Wieso nimmt man nicht eine alkoholfreie Wein- oder Secco-Variante oder Traubensaft ins Sortiment auf? Schließlich bietet der Weinkooperationspartner des Vereins sogar beides auf seiner Webseite an. Stattdessen gibt es im Stadion am Europakreisel mittlerweile Cocktails. Im aktuellen Mitgliedermonat besucht man eine Destillerie. Außerdem wird eine Funzelfahrt in Zusammenarbeit mit dem 05-Weingut mit Weinverkostung angeboten. Dort geht man aber auf die alkoholfreien Angebote des Winzers nicht ein. Jährlich im Oktober wird Bier im Ein-Liter-Gebinde in der Schobbeschachtel angeboten, damit man noch schneller mehr Promille intus hat – „Fans“ of Alcohol…

Spätlese Dortmund Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Erst kurz nach Anpfiff war der Gästeblock in ein rot-weiß-goldenes Fahnenmeer getaucht

01 Hin und weg:

Beim Lotterie-Spiel der Deutschen Bahn am letzten Sonntag war mir das Glück mal wieder hold. Schließlich stellt sich bei Planungen von Auswärtsfahrten nach Nordrhein-Westfalen immer die Frage, ob man sich ein Zugticket für die Rheinstrecke kauft, damit Geld spart aber eine Stunde länger unterwegs ist, oder ob man sich ein Ticket für die Schnellbahnstrecke Frankfurt-Flughafen – Köln leistet. Da der Anpfiff in Dortmund erst um 17.30 Uhr war, sparte ich mir das Geld für die Hochgeschwindigkeitsstrecke, wohlwissend, dass bei der Deutschen Bahn immer die Chance besteht, dass die Zugbindung aufgehoben wird.

Das war tatsächlich bereits eine Woche vor der Abfahrt der Fall, da einer der gebuchten Züge ausfiel, und so konnte ich für sehr wenig Geld sehr schnell ins Ruhrgebiet reisen. Schließlich erlaubt das Aufheben der Zugbindung auch eine Änderung der zu fahrenden Route nach Dortmund.  

Mit dem Mietrad lässt sich die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Westfalenstadion bequem zurücklegen

02 (N)immer nuff:

Ähnlich wie in Mönchengladbach vor drei Wochen, gilt das Fahren mit den Öffis ins Stadion in Dortmund eher als Horrortrip – vor allem auf der Rückfahrt, auf der man ziemlich lange in Menschenmengen feststeckt, ehe man sich in die Stadtbahn quetschen darf. Daher ging es für mich zu Fuß zum Stadion – schließlich war ich dank der Sache mit der entfallenen Zugbindung sehr früh in der Stadt. Auf dem Rückweg hatte ich nur 45 Minuten zur Abfahrt des Zuges, bei einer Laufzeit von zirka 45 Minuten etwas knapp. Aber es gibt ja mittlerweile Mieträder in den meisten Städten und so war die rund 10-minütige abschüssige Fahrt vom Westfalenstadion zum Hauptbahnhof für 1 Euro eine sehr gute Investition.  

Zwischen Hauptbahnhof und Stadion liegt das Kreuzviertel, das auch vegane Restaurants zu bieten hat.

03 Kon-Trolle

Dass der BVB gefühlt jedes Jahr international spielt erkennt man an der Logistik und Beschilderung für Gästefans. Alles war zweisprachig auf Deutsch und Englisch verfasst. Dazu gibt es eine Abgabestelle nur für Gästefans. Das ist wirklich ein fanfreundlicher Service, der es leider bisher nicht in die Statuten der DFL geschafft hat. So ist es möglich, zum Beispiel Fahrradbeleuchtung oder Essen und Trinken in Rucksäcke zu packen und dort problemlos abzugeben. Der Traum eines jedes auswärts Reisenden ohne privaten PKW – zumal die Abgabestelle direkt gegenüber des Eingangs zum Gästeblock liegt.

04 Kampf um den Mampf

Zeitenwende – das umschreibt das Angebot des BVBs an Speis und Trank in dieser Saison ganz gut. Teilweise gibt es (noch) Pfandbecher, teilweise (wieder) Einwegbecher. Wurst gibt es überall – Gerüchten zufolge soll es sie auch vegan gegeben haben. Letztere war allerdings so gut versteckt, dass ich sie nirgends gefunden habe. Unentwegte berichteten mir aber glaubhaft davon, dass es welche gab. Beim letzten Besuch im Westfalenstadion gab es noch einen extra Stand des Sponsors Rügenwalder Mühle, der dort seine vegane Bundesliga-Bratwurst, die es landauf landab auch in den Kühlregalgen der Supermärkte gibt, angeboten hatte.

 Es entsteht der Eindruck, dass man wegen des Sponsors die vegane Wurst wohl verkaufen muss – aber möglichst so, dass sie niemand findet. Dann kann man gut argumentieren, dass sich die pflanzenbasierte Wurst nicht verkauft, sobald der Sponsor weg ist, und man wieder ganz auf die gute alte Wurst aus Fleisch umstellen kann. Diese Zeitenwende, weg vom linksgrün-versifften veganen Angebot, zurück zur sauerländischen Tradition aus Billigfleisch – Echte Liebe eben. Und wer nicht die Wurst für 4,10 € fressen möchte, der soll halt die Brezel für 4,30 € konsumieren. Tierverwertung ist halt billiger als Teigausrollen in Deutschland.

Mit dem Einlauf der Mannschaften schafften die aktiven Fans auch ins Stadion

Diese Zeitenwende hat der BVB auch beim Pfandbecher hinbekommen. Denn eigentlich gab es fast nur noch Einwegbecher im Gästestehblock, nachdem in den Jahren zuvor Pfandbecher für alle genutzt wurden. Es wurden noch einige Pfandbecher im Steher gesichtet. Wahrscheinlich werden die in der nächsten Saison dann komplett verschwunden sein und die sauerländische Aki-Fritze-Fraktion kann wieder genüsslich aus dem Einwegbecher schlürfen und sinnlos Müll produzieren  – hinter der Werbebande eines Rüstungskonzerns. Zeitenwende eben.

05 Käfighaltung

Am Sonntagnachmittag ist schon vor Anpfiff aus Mainzer Sicht nicht alles so gelaufen wie erhofft. Warum es die aktiven Fans erst mit dem Anpfiff in den Block geschafft haben, weiß ich nicht. Allerdings ist die An- und Abreise mit dem Bus und/oder Auto in Dortmund ebenfalls eine Katastrophe, so dass die Vermutung naheliegt, dass die Jungs und Mädels im Stau standen. Jedenfalls erkannte man, wie hilflos ein voller Gästeblock agiert, wenn die Szene den Support nicht koordiniert. Vor deren Eintreffen wehte eine einzige Fahne im Block und bis auf ein paar „Mainzaaa“-Rufe gab es keine wirkliche verbale Unterstützung der Mannschaft. Das erinnerte mich an meine ersten Stadionbesuche Ender der 1990er, Anfang der 2000er-Jahre, in denen sich der verbale Support auf kurze Anfeuerungsrufe beschränkte.  

Werbung für einen Rüstungskonzern in einem Fußballstadion – Zeitenwende halt

Der Stehblock in Dortmund ist wohl der nervigste in der ganzen Liga. Ich bin ein großer Freund der Völkerverständigung. Dass aber zumindest der obere Teil des Stehblocks mehrheitlich mit Menschen gefüllt war, die wahrscheinlich bis kurz vor Anpfiff überhaupt nicht wussten, gegen wen der BVB spielt, weil sie einfach nur geil darauf waren, auf die gelbe Wand zu glotzen, ist jede Saison einfach nur anstrengend. Stimmung kam im Block nur semi auf – und wenn man dann noch 3 Buden fängt, dann ist der Sonntagabend natürlich gelaufen, obwohl ich persönlich noch nie eine Mainzer Mannschaft im Westfalenstadion sah, die so selbstsicher und fast dominant aufgetreten war – bis zu den ersten beiden Gegentoren.

Nette Schalparade zu Beginn der zweiten Halbzeit

Schön, dass auf dem Papier 4 500 05er*innen an einem Sonntagnachmittag dabei waren – aber ich frage mich, wie diese Menschen aus Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien an Karten aus Block 61 kommen. Die Karten als 05er*in kaufen und dann im Netz verticken ist einfach komplett daneben. Aber gut, wir Menschen haben halt den Drang, unseren Reibach zu machen, das ist bei uns in Mainz leider nicht anders.

Fazit: Der Jahrgang 2024/2025 zeigt, dass die Zeitenwende beim BVB bereits in vollem Gange ist.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Mönchengladbach Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Ohne Mainzer*innen wär‘ hier gar nix los!

01 Hin und weg:

Der Begriff „S8“ ist im Rhein-Main-Gebiet mit „Verspätung“ konnotiert. Schließlich verkehrt die S-Bahn zwischen Mainz, Frankfurt, Offenbach und Hanau wirklich nie pünktlich. Diese negative Assoziation wird im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr allerdings nochmal getoppt. Zugegeben, Mönchengladbach liegt bereits im „Niemandsland“ zwischen Deutschland und den Niederlanden. Da kann es schon mal passieren, dass man eine Stadt, die wesentlich größer ist als Mainz, nicht richtig an das Netz des Rests des Landes anbindet. Fernverkehr gibt es praktisch nicht. Regionalexpresse fahren nur tagsüber und die S8? Sie fährt abends nur noch einmal die Stunde in Richtung „Rest-Deutschland“ aka Düsseldorf – und das natürlich auch an einem Freitagabend und natürlich auch an einem Spieltag in der Männer-Bundesliga. Das Resultat? Bereits zehn Minuten vor Abfahrt des Zugs, der hier beginnt (dahinter liegt der Wilde Westen der Bundesrepublik), muss die Bundespolizei den Bahnsteig räumen. In die S8 passt schon längst niemand mehr rein. Durch die frühzeitige Räumung wird es der Bahn wenigstens ermöglicht, die Türen zu schließen und pünktlich um 23.54 Uhr abzufahren – rund 90 Minuten nach Spielschluss. Wer es nicht in die Bahn geschafft hat, wartet bis 0.54 Uhr…

Alles im Grünen Bereich am Freitagabend

02 (N)immer nuff:

Der Begriff „Shuttle-Bus“ impliziert, dass die Reisenden ohne Halt von A nach B gelangen. Das funktioniert auch in Mönchengladbach, wenn man Halt als „Stopp zum Tür öffnen“ definiert. Denn der Shuttle-Bus hält auf den knapp sechs Kilometern zwischen Hauptbahnhof und Borussia-Park eigentlich ständig. Er muss dauernd an den Ampeln halten. Ein Priorisierung der Öffis gegenüber dem Individualverkehr gibt es in Mönchengladbach nicht. Je näher sich der Bus-Shuttle dem Stadion nähert, desto länger steht er an den Ampeln im Stau zwischen den Autos, die es auch dorthin zieht. Am Ende braucht der Bus zirka 30 Minuten für die sechs Kilometer zum Stadion, macht einen Schnitt von 12 km/h! So geht ÖPNV in Deutschland im Jahr 2025!!!

Wer gedacht hätte, dass die Fahrtzeit zurück kürzer sei, der kennt das lokale Verkehrskonzept nicht. Zwar gibt es ab dem Stadion für zirka 100 Meter eine Busspur. Diese wird aber vor der Kreuzung zur Hauptstraße wieder in die normale Spur übergeleitet, so dass, wie schon erwähnt, die Shuttle-Busse, dieselben Ampeln nutzen müssen, wie die Autos. Am Ende ist man mindestens 40 Minuten in einem Bus-Shuttle zum sechs Kilometer entfernten Hauptbahnhof unterwegs und kann dadurch tatsächlich frühestens um 23.54 Uhr den Zug in Richtung „Zivilisation aka Fernverkehrsbahnhof“ nehmen. Oder dort halt eine Stunde warten, um die nächste Bahn zu nehmen. Wer noch einmal über den Bus-Shuttle in Mainz schimpfen sollte, der hat ihn noch nicht in Mönchengladbach getestet – das ist „Binger-Straßen-Feeling“ hoch 1905!

03 Kon-Trolle

Rolltore sind schon etwas Feines. Diese kann man hin und her schieben und Menschenmassen damit im Zaum halten. Wenn man diese allerdings nur so weit öffnet, dass genau eine vollschlanke Person durchkommt, dann können Rolltore auch ziemlich kontraproduktiv sein, um eben diese Massen von A nach B zu bewegen. Warum nach dem Abpfiff das Rolltor zwischen Gästeblock und Stadionvorplatz nur einen Spalt weit geöffnet wurde, weiß wohl nur der Ordnungsdienst. Entweder möchte man eine Blocksperre durchsetzen, weil man eine Fantrennung nachkicks zum Ziel hat. Dann bleibt das Tor einfach geschlossen. Oder man öffnet das Rolltor komplett und lässt die Menschen aus dem Stadion raus, damit sie sich zu zerstreuen. Das hat die letzten Male in Gladbach so auch immer funktioniert. Es nur ein Stück weit zu öffnen, macht vielleicht noch Sinn, wenn man Personen identifizieren möchte. Das gelingt aber nur, wenn es nur einen Durchgang gibt – es gibt allerdings einen großen ohne Rolltor zum Gästebusparkplatz. Außerdem müsste dann die Cops am Rolltor stehen, was sie allerdings nicht taten. Vielleicht war es eine Schikane aus Frust, da der Gästeblock das Liedgut gekapert hat? Dazu mehr weiter unten…  

Die Meenzer Metzger hatten ihre Blockfahne von 2007 dabei – sehr fein!

04 Kampf um den Mampf

Kurz nach Aschermittwoch nach Gladbach? Haddermerscho! Und damals war in der Halbzeitpause das alkoholfreie Bier bereits ausverkauft. Ob es dieses Mal länger gehalten hat, lässt sich nicht mehr verifizieren, da der Gästestehblock diesmal ausverkauft war und es unmöglich gewesen wäre, in der Halbzeit aus dem Block zum Getränkestand und zurückzukommen. Da schaute ich mir dann doch lieber Domes Tor kurz nach Anpfiff an 😉 Aber der Move, erstens alkoholfreies Bier in Halbliter-Gebinden anzubieten, zweitens die herbe Version von Bitburger zu kredenzen (die mit Grün statt Blau) und das ganze zum selben Preis wie Bier mit Alkohol zu verkaufen, war schon fein. Das ist in der Liga alles andere als selbstverständlich. Man muss nur mal im Stadion am Europakreisel vorbeischauen…

5 Veggie-Nugget für 5 Euro…

05 Käfighaltung

Ein Fanblock ist immer ein Stück weit wildes Gebilde. Ein Auswärts-Stehblock sowieso. Die Capos stimmen in der Regel die Gesänge an und der Rest des Blocks stimmt mehr oder weniger ein. Manchmal gibt es aber auch ein kollektives Gefühl, auf etwas zu reagieren und einen ganz speziellen Chant anzustimmen. Nach der 2:0 Führung durch Paul und Dome, gelang der Borussia mehr schlecht als recht der Anschlusstreffer. Was danach kam, wissen alle, die mal in Gladbach ein Heimtor der Fohlen mitbekommen mussten. Es wird die 2003er Cover-Version „Maria (I like it loud)“ von Scooter angestimmt – besser bekannt als das nervige „Döp döp döp dödödöp döp döp“, das einem für den Rest des Wochenendes im Kopf als Ohrwurm eine bleibende Erinnerung an den Borussia-Park verschaffen kann. Im Nachklang wird im Hintergrund noch „Tor für die Borussia“ eingeflüstert. Kaum hatte es sich an Freitagabend ausgedöpt, schoss Nadiem das dritte Tor für Mainz und der Gästeblock eskalierte… mit „Döp döp döp dödödöp döp döp“ in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, die statt eines Ohrwurms eher zu einem Tinitus für den Rest des Wochenendes führte. Diese Momente sind es, die eine Spielübertragung nie so rüberbringen kann. So ein Gefühl erlebt man nur in einem Gästeblock in einem Fußballstadion – und das ist auch gut so.

Und plötzlich landen wir auf Platz 3!

Fazit: Der Jahrgang 2024/2025 kündigt mit „„Döp döp döp dödödöp döp döp“ ein Tor für die Nullfünfer an!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour