Spätlese Wolfsburg Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Trotz wieder drei erzielten Toren auswärts, diesmal keine Punkte in Wolfsburg

01 Hin und weg:

Das so populäre Bahnbashing kann ich dieses Mal überhaupt nicht anbieten. Obwohl sowohl Wolfsburg als auch Mainz-Bischofsheim Bahnhöfe sind, bei denen der Zug gerne mal einfach so durchrauscht. Ersteres hört man immer mal wieder in den Medien, letzteres habe ich schon mal auf einer Auswärtsfahrt nach Berlin selbst erlebt. Aber sowohl der Regionalexpress in Bischofsheim, wo ich diesmal zugestiegen bin, als auch der ICE in Wolfsburg hielten planmäßig und pünktlich.

Begrüßt wurde ich in der Autostadt von einem Bahnbediensteten, der der Herr über die wenigen Schließfächer am Hauptbahnhof war. Er suchte mit mir und noch ein paar anderen Fans nach Fächern, die noch nicht belegt waren. Er machte darauf aufmerksam, dass es ein paar Fächer gab, die nur für 2 Stunden zu buchen waren (und dementsprechend 2 Euro statt 5 Euro für 24 Stunden kosteten). Diese komische Preisgestaltung ist wohl eine Wolfsburger Spezialität. Sie kannte ich von anderen Bundesliga-Bahnhöfen jedenfalls noch nicht. Ich finde ja, dass Voraussetzung für die Lizenzerteilung in der Bundesliga ein Schließfachangebot von mindestens 50 Fächern sein sollte. Die gefühlt 10 Schließfächer waren schon fast alle belegt, da der 05-Fanexpress kurz zuvor angekommen ist. Wahrscheinlich werden die Fächer auch tatsächlich nur alle zwei Wochen von Auswärtsfans genutzt. Denn wer steigt sonst in Wolfsburg aus, wenn nicht wegen Fußball oder Neuwagen abholen? Naja, am Ende fanden wir ein überdimensioniertes Schließfach für 5 Euro, die ich aber gerne zahlte, denn den Laptop mochte ich dann doch nicht in der Gepäckaufbewahrung am Stadion lassen. Und Münzen wechseln konnte sein Kollege auch noch. Ein nettes Service-Team gibt es da in Wolfsburg.

Blick auf das legendäre Stadion am Elsterweg, in dem 1997 Mainz 05 zum ersten Mal an die 1. Liga anklopfte.

02 (N)immer nuff:

Es gibt wenige Namen von Spielern gegnerischer Mannschaften, die ich wohl mein Leben lang nicht vergessen werde. Roy Präger gehört dazu – ist aber nicht der einzige Wolfsburger. Doch dazu später mehr. Präger hatte maßgeblichen Anteil am ersten Nicht-Aufstieg von Mainz 05 in die Bundesliga. Am letzten Spieltag der Saison 1996/97 spielte Mainz 05 beim VfL Wolfsburg. Gleichzeitig war dies ein direktes Aufstiegsduell. Der Sieger der Partie würde erstmals in die 1. Liga aufsteigen. Nach dem frühen Führungstor durch den „Kühlschrank“ Sven Demandt, schoss Präger 2 Tore und holte zwei Elfmeter für Wolfsburg raus. Am Ende gewann der VfL mit 5:4, stieg ins Oberhaus auf und bisher nicht ab. Für Mainz 05 war dies der erste Schub, der den Verein Fan-mäßig nach vorne brachte. Viele Menschen verfolgten das Spiel damals auf Großbildleinwand im Volkspark. Damals guckte auch ich im Volkspark und schaffte es bisher nicht ins Stadion am Elsterweg, wo dieser Showdown am letzten Spieltag stattfand.

Am Sonntag sollte sich eigentlich die Möglichkeit bieten, ein Spiel in diesem legendären Stadion zu verfolgen. Leider wurde dann doch die Partie der VfL Wolfsburg Frauen II gegen den MTV Kiel auf einen Nebenplatz verlegt. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen und tigerte mal um das Stadion herum, in dem sich das Drama von 1997 abgespielt hatte, bevor ich den Frauen beim Fußball zuguckte.

Leider fand das Regionalliga-Spiel der zweiten Mannschaft der VfL-Frauen auf einem Nebenplatz statt.

03 Kon-Trolle

Mitte der zweiten Halbzeit brach ich meine Stippvisite des Nebenplatzes C ab und per Pedes ging es in ein paar Minuten rüber zur Volkswagen-Arena. Dort machte ich mal wieder den QR-Code-Test. Selbstverständlich funktionierte der QR-Code auf dem Handy und führte zum wiederholten Male die Ausdruckpflicht des Print@Home-Tickets ad absurdum. Auf diesem Ticket wird übrigens für die VfL Wolfsburg-App geworben, in der es möglich sei, Tickets papierlos zu nutzen. Der Selbsttest wenige Tage vor dem Spiel brachte natürlich nicht den gewünschten Erfolg. Es war schlicht nicht möglich, ein bereits gekauftes Ticket in der App zu laden. Die Digitalisierung vieler Clubs der ersten Liga ist einfach ein Witz. Holstein Kiel bekam es dagegen problemlos hin, das Ticket ins Wallet des iPhones zu übertragen. Vielleicht sollten mal ein paar Clubs Bildungsurlaub an der Förde machen…

Der Blick auf den Eingang zum Gästeblock des Stadions am Elsterweg.

04 Kampf um den Mampf

Einmalig in der Bundesliga war wohl die Möglichkeit bereits vor dem Eintreffen am Stadion zu wissen, was es im Stadion zu Essen und zu Trinken gab. Dies auf der Homepage zu veröffentlichen, ist mal eine sinnvolle News – auch wenn dort angegeben war, dass womöglich nicht alle Speisen und Getränke im Gästeblock verfügbar wären. Das Angebot an Futter im Gästeblock entsprach dann auch den Angaben auf der Webseite. Das ist erstmal sehr löblich. Dass es auch zwei pflanzenbasierte Dinge zur Auswahl gab, war noch besser. Das Kernproblem bei VW ist halt immer die Preispolitik. Dass die vegane Wurst und die Currywurst 20 Prozent teurer sind als die Fleischvarianten ist halt wieder alte Bundesrepublik. Gleichzeitig wirbt VW aber mit seinem „Race to Zero“ für das Ziel Klimaneutralität bis 2025. Dass pflanzenbasierte Speisen klimafreundlicher als Fleischgerichte sind, sollte auch VW wissen, bevor er sich damit schmückt als erster Fußball Club der Welt diese UN-Initiative zu unterstützen. Der Konzern sollte sich mal entscheiden, ob er klimafreundlich agieren möchte  – dann sollten die Preise für pflanzenbasierte Kost unter denen für Fleischspeisen liegen oder man sollte einfach ehrlich sein, und dieses Greenwashing beenden. Und trotzdem war die vegane Wurst in der Halbzeit bereits ausverkauft. Dass VW wirklich arg sparen musste konnte man schließlich auch noch am Brötchen erkennen. Es gab schlicht nur noch ein halbes zur Currywurst dazu. Mit dieser Sparmaßnahme wird VW sicherlich wieder in wirtschaftlich erfolgreiches Fahrwasser gelangen.

Krasse Sparmaßnahme bei VW: Es gab nur noch halbe Brötchen zur (veganen) Currywurst

05 Käfighaltung

Spiele in Wolfsburg sind eigentlich immer ein Spektakel. Es war bereits das dritte 05-Spiel, das mit 7 Toren zu Ende ging. Beim ersten Spiel war ich ebenfalls im Stadion. Ein gewisser Martin Petrow machte aus einer 2:0 Führung für Mainz ein 2:4, ehe Bumbum Babatz für den 3:4 Endstand sorgte. Auch Petrov werde ich wohl nie mehr vergessen. Das war am 30. Oktober 2004. 7 Jahre später lag Mainz 05 mit 0:3 hinten, ehe Morten Rasmussen, Elkin, Schü und Adam das 4:3 hinbekamen. Nun ja, und am Sonntag sind wir sogar dreimal in Führung gegangen – und haben natürlich bei dieser 3:4 bzw. 4:3 Logik am Ende verloren. Serien können schon ätzend sein – ich bin schon sehr gespannt, ob wir das nächste Mal in Wolfsburg erstmal hinten liegen und dann am Ende 4:3 gewinnen – dann würde diese Serie halten. Einzuwenden dagegen hätte ich nichts 😉

Voller Gästeblock trotz Ansetzung am Sonntagnachmittag – schön, dass so viele mittlerweile auswärts dabei sind.

Fazit: Der Jahrgang 2024/2025 zeigt, dass selbst die abstrusesten Serien weitergehen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Finanzielle Nachhaltigkeit VfL Wolfsburg Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 am Samstag, den VfL Wolfsburg.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom VfL Wolfsburg und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom VfL Wolfsburg
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom VfL Wolfsburg

Mainz 05-Fans in Wolfburg

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom VfL Wolfsburg und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
VfL Wolfsburg21%23%25%26%21%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
VfL Wolfsburg12%12%14%15%13%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
VfL Wolfsburg58%68%59%62%48%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
VfL Wolfsburg767%714%618%581%660%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom VfL Wolfsburg

Der VfL Wolfsburg würde eines von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Allerdings muss man wissen, dass beim VfL sämtliche Verluste von der Konzernzentrale ausgeglichen werden, sprich es ist eigentlich egal, wie der Verein wirtschaftet. Interessant ist allerdings die Tatsache, dass das Land Niedersachen am VW-Konzern beteiligt ist, und somit indirekt Steuerzahlende für die Verluste aufkommen, die der Verein hinlegt.

Die Personalaufwandsquote des VfL Wolfsburg liegt mit zuletzt 48 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Und diese lag während des gesamten Betrachtungszeitraums zwischen 2018 und 2022 zwar immer darunter, aber schrammt zweimal fast die 70 Prozent, sprich Personalaufwand und Umsatz stehen in Wolfsburg in einem noch relativ gesunden Verhältnis zueinander.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 21 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 60 Prozent. Das bedeutet, dass die Finanzierung des VfL Wolfsburg etwas wackelig wäre, hätte er nicht den Konzern im Hintergrund.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 13 Prozent unter den geforderten 20 Prozent. Sie war in den Jahren zuvor auf einem ähnlichen Niveau. Das lässt darauf schließen, dass es den Verantwortlichen ziemlich egal ist, dass Quote nicht wirklich nachhaltig ist – denn das Eigenkapital bleibt ja auch seit Jahren unverändert (weil die Verluste übernommen werden, oder der Gewinn der auch mal realisiert wurde, eingestrichen wird).

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 660 Prozent liegt über dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Auch hier liegt der Wert Jahr für Jahr auf einem ähnlich schlechten Level. Es scheint aber niemanden wirklich zu interessieren. Denn das Geld ist ja einfach da – woher es kommt, scheint egal zu sein.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom VfL Wolfsburg

Der Vorteil von KPIs ist die Tatsache, dass sie absolute Größen vernachlässigen und verschiedene Parameter in Relation setzen. Vergleicht man die Zahlen vom VfL Wolfsburg und vom FC Bayern oder auch „nur“ von Mainz 05, wird in absoluten Zahlen immer eine verzerrte Relation herauskommen. Setzt man aber jeweils verschiedene Zahlen des selben Clubs in Relation und vergleicht sie mit anderen Clubs, wird leicht erkennbar, wer von beiden innerhalb der jeweiligen Möglichkeiten finanziell nachhaltiger agiert. Bei Wolfsburg macht es vielleicht noch am meisten Sinn, den Verein mit den anderen „50+1 Verweigerern“ aus Leverkusen, Leipzig und Hoffenheim zu vergleichen. Hoffenheim lag zum Stichtag 31. Dezember 2022 noch in den Händen von Dietmar Hopp.

Mit einem Anlagendeckungsgrad von 21 Prozent liegt der VfL Wolfsburg in der Tabelle der 50+1-Verweigerer auf dem letzten Platz (Bayer 04 85 Prozent, RB Leipzig 38 Prozent und Hoffenheim 215 Prozent).

Bei der Eigenkapitalquote liegt der VfL Wolfsburg in der Vierer-Gruppe mit 13 Prozent ebenfalls auf dem letzten Platz (Bayer 04 54 Prozent, RB Leipzig 31 Prozent, Hoffenheim 90 Prozent).

Bei der Personalaufwandsquote liegt Wolfsburg mit 48 Prozent auf dem zweiten Platz hinter Leipzig mit 47 Prozent aber vor Bayer 04 mit 52 Prozent und der TSG mit 75 Prozent.

Allerdings ist der Verschuldungsgrad extrem hoch. Hier liegt man mit 660 Prozent abgeschlagen auf dem vierten Platz hinter Leipzig (220 Prozent), Leverkusen (55 Prozent) und der TSG mit 9 Prozent.

Fazit: In Wolfsburg bekommt man das Geld hinterhergeworfen und kann damit noch nicht mal besonders gut umgehen. Das war zwar vor Jahren noch schlimmer, aber dass eigentlich fast jedes Jahr, ob Pandemie oder nicht, ein Fehlbetrag existiert, ist einfach ein Resultat des schlechten Wirtschaftens. Nachhaltig ist das alles nicht und dass Steuerzahlende mit dafür aufkommen ist eigentlich ein ziemlicher Hammer. Aufregen tut sich darüber aber niemand – obwohl man sich doch in Deutschland eigentlich gerne über so vieles aufregt…

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Finanzielle Nachhaltigkeit VfL Wolfsburg 2022/2023

Eigenkapital 2021
31 Mio. Euro (Vorsaison: 31 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: 37 Mio. Euro (Vorsaison: 47 Mio. Euro)

Jahresüberschuss 2021:
-18 Mio. Euro (Vorsaison: -21 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: -10 Mio Euro (Vorsaison: -2 Mio. Euro)

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 einfließen, die auf Meenzer on Tour publiziert werden. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2021/2022 angegeben.

  1. Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)
    Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs.
    0,26 (Platz 13 – Vorsaison Platz 12)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,88 (Platz 5 – Vorsaison Platz 5)
  2. Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
    Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.
    0,15 (Platz 13 – Vorsaison Platz 13)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,51 (Platz 6 – Vorsaison Platz 6)
  3. Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)
    Die Eigenkapitalrendite klärt, ob es sich für den Club finanziell lohnt, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, sprich, ob das eingesetzte Geld überhaupt Früchte trägt.
    -0,576 (Platz 13 – Vorsaison Platz 6)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,274 (Platz 11- Vorsaison Platz 8)
  4. Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz)
    Die Zahl sagt aus, wieviel Prozent des Umsatzes als Gewinn verbleiben, sprich wie effizient der Club in der Saison gewirtschaftet hat. Das Rohergebnis wurde hierfür mit dem Umsatz gleichgesetzt.
    -0,09 (Platz 11 – Vorsaison Platz 6)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,106 (Platz 13 – Vorsaison Platz 8)
  5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)
    Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.
    0,62 (Platz 13 – Vorsaison Platz 11)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,50 (Platz 3 – Vorsaison Platz 4)
  6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)
    Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.
    5,81 (Platz 14– Vorsaison Platz 14)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,64 (Platz 4 – Vorsaison Platz 6)

Finanzbundesliga-Abschlusstabelle 2021/2022: Platz 14 (Vorjahr Platz 9)
im Vergleich Mainz 05 Platz 4 (Vorjahr Platz 5)

Die Entwicklung des Eigenkapitals ist mit der von Bayer 04 Leverkusen deckungsgleich. Es ist unverändert. Anders als bei Bayer, das durch einen Chemie-Konzern alimentiert wird, stammt das Geld ins Wolfsburg von einem Unternehmen, an dem das Land Niedersachsen 12 Prozent der Aktien hat. Sprich die Steuerzahlenden alimentieren hier indirekt den Club, wenn es finanziell schlecht läuft. Und in der Pandemie ist es bei fast allen Clubs schlecht gleaufen. Im Vergleich hat Mainz 05 25 Prozent seines Eigenkapitals zwischen 2019 und 2021 eingebüßt.

Wie so viele Clubs in der Liga hat auch Wolfsburg in beiden Pandemiejahren Jahresfehlbeträge generiert. Aber das hat dort längst Tradition. Schließlich gab es auch 2018 (-20 Mio. Euro) und 2019 (-45 Mio. Euro) Jahresfehlbeträge. Allerdings entfallen diese auf wundersame Weise in der Bilanz „auf andere Gesellschafter“, sprich den Autokonzern. Das ist zwar längst bekannt, aber diese Planwirtschaft gilt es trotzdem immer mal wieder ins Gedächtnis zu rufen, da es halt auch Clubs gibt, die sich ihr Geld erstmal verdienen müssen. Während Mainz 05 seinen Fehlbetrag zwischen 2020 und 2021 verfünffacht hat (von 2 auf 10 Mio. Euro) hat es Wolfsburg wenigstens geschafft, seinen Fehlbetrag 2021 im Vergleich zu 2020 um etwa 3 Mio. Euro zu reduzieren, jedoch liegt der Fehlbetrag 2021 fast doppelt so hoch im Vergleich zu dem der Nullfünfer (-18 Mio. Euro bzw. -10 Mio. Euro). Seitdem die DFL die Ergebnisse der Clubs publiziert hat Wolfsburg nie eine Saison mit einem Jahresüberschuss abgeschlossen.

Die Bilanzsumme (Größe des Vereins) sinkt bei Wolfsburg kontinuierlich und das Rohergebnis ebenfalls über die letzten Jahre (auch vor Corona) gerechnet. Was allerdings nicht wirklich sinkt sind die Personalkosten. Da der Autokonzern die Geldschatulle öffnet, wenn wieder Geld fehlt , ist der Sparzwang halt auch nicht wirklich ausgeprägt. 2018 betrugen die Personalkosten 128 Mio. Euro , 2021 123 Mio. Euro. Wolfsburg konnte aber wenigstens als einer von drei Clubs die Personalkosten in beiden Pandemiejahren senken (-6 % 2020, -1 % 2021). Mainz 05 hat von 2018 bis 2021 10 Prozent mehr Personalkosten zu verzeichnen. Aber sie liegen mit 48 Mio. Euro 2021 mehr als halb so niedrig wie in Wolfsburg. Die Personalaufwandsquote ist in Wolfburg wegen des prozentual stärker geschrumpften Rohergebnisses trotzdem leicht gestiegen. Damit liegt Wolfsburg auf Platz 13 – sprich das eingesetzte Geld schießt nicht wirklich viel Tore (außer gegen uns in der letzten Saison).

Und damit kommen wir zur Verschuldung. Das Fremdkapital konnte Wolfsburg tatsächlich massiv in den letzten Jahren senken. Von 238 Mio. Euro (2018) auf 180 Mio. Euro (2021). Diese kontinuierliche Senkung hat kein anderer Club hinbekommen. Trotzdem belegt Wolfsburg beim Verschuldungsgrad (Eigenkapital zu Fremdkapital) immer noch den 14. Platz. Ob es wegen der massiven Inflation zu einer Erhöhung des Eigenkapitals durch den Autokonzern in der nächsten Zeit kommt, bleibt spannend. Nachhaltiges Wirtschaften ist das allerdings nicht, wenn hier weiter alimentiert wird. Aber das interessiert in Fußball-Deutschland ohnehin kaum jemanden.

Fazit:

Wolfsburg hat insbesondere vor der Pandemie komplett über seine Verhältnisse gelebt, obwohl das Geld vom Autokonzern dauerhaft zugeschossen wurde. Die Schulden werden allerdings seit Jahren peu à peu reduziert. Anders als bei der Hertha wird mittlerweile mit dem Geld in Wolfsburg etwas behutsamer umgegangen. Mittelfristig wird der Club wahrscheinlich finanziell gut dastehen. Dem Autokonzern und dem Wegsehen der DFL sei Dank. Financial Fairplay existiert in Wolfsburg nicht.

Zum Archiv der finanziellen Nachhaltigkeit der Saison 2022/2023:

1. FC Köln
RB Leipzig
Hertha BSC Berlin
Bayer 04 Leverkusen
Union Berlin