Aus dem Test wird ein Fest

In Deutschland endlich einmal irgendwo anders als in den eigenen vier Wänden die Seele baumeln lassen? Das war seit Anfang November ein Ding der Unmöglichkeit und zwar in allen Bundesländern. Doch Mitten in der dritten Welle der Pandemie tat sich plötzlich etwas, zu einem Zeitpunkt, an dem es gerade so schien, als sei das Licht am Ende des Tunnels der Pandemie gerade wieder in weite Ferne gerückt.

Der Föderalismus wurde in unserer Republik in der Pandemie teilweise recht hart kritisiert, etwa wenn zum Beispiel auf der rechten Rheinseite bei höheren Inzidenzen Fitnessstudios öffnen durften und linksrheinisch die Türen für Sportler*innen verschlossen blieben.

Ein zweiter Kritikpunkt, der uns in Deutschland sicherlich zu Recht trifft, ist oftmals der fehlende Pragmatismus. Wir möchten das Leben in geregelte Bahnen bringen. Das funktioniert in „normalen“ Zeiten größtenteils ganz gut, in einer Pandemie ist es allerdings schwerlich möglich, jeder Situation, die teilweise vollkommen neu für alle war, mit klar definierten Regeln zu begegnen.

Wenn allerdings die Chancen, die der Föderalismus den Entscheidungsträger*innen in unserem Land bietet, mit einer Prise Pragmatismus angereichert wird, können Projekte realisiert werden, wie sie das Land Schleswig-Holstein Anfang April angeschoben hat.

Überfahrt von Dagebüll nach Amrum auf dem Sonnendeck

Wer die Deutschlandkarte mit den 7-Tage-Inzidenzen in den letzten Monaten genau studiert hat, sah, dass ganz oben immer eine Farbe dominierte, sei es grün, hellgelb oder grau, die im Rest der Karte fehlte. Die Inzidenzen in vielen Landkreisen Schleswig-Holsteins waren schon zu Beginn des Frühjahrs so niedrig, dass sich hier tatsächlich die Möglichkeit bot, der Tourismusbranche einen Weg aufzuzeigen, wie Reisen in der Pandemie für Ungeimpfte möglich sein kann, ohne unvorsichtig oder riskant zu handeln.

So habe ich an einem Freitag Anfang April in einer touristischen Fachzeitschrift das erste Mal von Modellprojekten im Tourismus gelesen, mit denen Schleswig-Holstein der Branche und vielen Urlaubsinteressierten einen Weg aufzeigen wollte, um touristische Reisen wieder möglich zu machen. Für dieses Projekt haben sich viele Landkreise des nördlichsten Bundeslands beworben. Das Land hat schließlich vier Regionen mit unterschiedlichen Sicherheits- und Hygiene-Konzepten ausgewählt.

Bereits ab Mitte April sollten die ersten Regionen an den Start gehen. Der Landkreis Nordfriesland mit seinen wunderschönen Inseln wollte Anfang Mai folgen. So wurde plötzlich mein immer gleiches Wochenende, das seit Frühjahrsbeginn immer samstags mit einer Tageswanderung im erweiterten Umkreis von Mainz etwas aufpoliert wurde, plötzlich um den Faktor „Reiseplanung“ erweitert. Für mich und meine Partnerin war klar, dass wir unbedingt auf eine der Inseln wollten. Das bedeute auch, dass wir unsere Tour erst Anfang Mai starten würden und noch etwas Zeit hatten. Zeit hatte allerdings damit auch die Pandemie, um diese Projekte infolge etwaiger steigender Infektionszahlen wieder zu beenden. Schließlich galt die Regel, dass, falls die Inzidenz über 100 steigen sollte, alles wieder dicht gemacht wird und alle wieder hätten abreisen müssen.

Während ich samstags den Lahnwanderweg erwanderte, begab sich meine Partnerin virtuell auf die Suche nach einer Ferienwohnung auf Amrum. Dorthin wollten wir schon immer – der wilden Natur wegen. Und kurz vor dem Ende meiner Wanderung teilte sie mir ihren Favoriten mit. Da wir nicht wussten, wie hoch die Nachfrage nach Ferienwohnungen war, sendete ich noch auf der Wanderung meine Anfrage ab. Zu dieser Zeit fand sich in den überregionalen Medien allerdings noch gar keine Meldung zu den Modellregionen.

Gleichzeitig wussten wir zu diesem Zeitpunkt gar nicht, ob wir überhaupt nach Schleswig-Holstein einreisen durften. Schließlich gab es im letzten Jahr Bundesländer, die zunächst nur ihren Landeskindern eine Reise erlaubten. Auf den informativen Seiten der schleswig-holsteinischen Landesregierung fand sich ein solcher Passus nicht. Beruhigt hat uns das allerdings auch nicht wirklich, denn die Pandemie hat immer wieder gezeigt, dass man mit Überraschungen zu rechnen hatte.

Antigen-Schnelltests sind Pflicht, aber über all verfügbar und gratis.

Dafür meldete sich das vermietende Paar recht schnell bei uns. Wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass jede vermietende Person bei diesem Projekt würde mitmachen. Dem war zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht so. Wir hatten aber Glück, denn das Paar zeigte sich über unsere Anfrage erfreut und nahm die Reservierung unter Vorbehalt entgegen – schließlich waren es noch drei Wochen bis zur Anreise und in Deutschland war die dritte Welle gerade am hochschwappen.

Um ehrlich zu sein, hatten wir Mitte April auch nicht wirklich damit gerechnet, dass dieses Projekt wirklich startet. Schließlich hatte auch Ende März die Außengastronomie in Mainz geöffnet – für genau fünf Tage, ehe alles wieder schließen musste und während ich meine Buchung für das Ferienhaus auf Amrum am Koblenzer Hauptbahnhof vornahm und die Bahn wegen Personen im Gleis Verspätung hatte, musste ich mir danach erstmal Gedanken machen, was eigentlich passiert, wenn ich in Mainz arg verspätetet ankommen würde – schließlich galt damals ab 21 Uhr eine Ausgangssperre. Schließlich erreichte ich unsere Wohnung um halb neun Uhr abends.

Wir beobachteten in der Folgezeit jeden Morgen die Inzidenzen in Nordfriesland. Sie verharrten weiterhin auf einem Level, von dem wir in Mainz nur träumen konnten: plus minus 30! Gleichzeitig machten wir uns Gedanken, wie wir in einem Tag von Mainz auf die Insel Amrum gelangen könnten. Mit dem Zug war das theoretisch möglich. Allerdings hatten wir wenig Lust, auf 12 Stunden Zugfahrt mit Maske und der Ungewissheit am Ende einen Anschluss zu verpassen und es nicht am selben Tag auf die Insel zu schaffen.

Gleichzeitig war es unmöglich, die Reise mit dem Auto unterwegs irgendwo zu unterbrechen. Touristische Übernachtungen waren weder in Rheinland-Pfalz, Hessen, Niedersachen oder Hamburg Ende April/Anfang Mai erlaubt. Wir mussten es daher auf jeden Fall in einem Tag von Mainz bis nach Schleswig-Holstein schaffen. Glücklicherweise gab es mit den Regionen Büsum, Innere Lübecker Bucht und Schlei/Eckernförde weitere Landesteile, die sich für Tourist*innen öffnen durften – und das bereits ab Mitte April. Diese waren auch nicht von der Bundesnotbremse mit ihren Ausgangssperren betroffen, so dass wir auch zu später Stunde hätten anreisen können – bis 22 Uhr die Landesgrenze Hamburgs hinter uns zu lassen, sollte machbar sein.

Die Nutzung der Luca-App war für Restaurant-Besuche Pflicht – drinnen wie draußen

Daher wollten wir bereits ein oder zwei Tage vor dem 1. Mai gen Norden fahren und in einer der anderen Regionen übernachten. Wir buchten über eine Buchungsplattform ein Hotel in Büsum – diese Region war von Mainz aus gesehen die nächst gelegene. Das Hotel meldete sich relativ schnell und meinte, sie müssten unsere Reservierung stornieren, da das mit der Modellregion noch nicht sicher sei. Wie sich später herausstellte sollte das Hotel Recht behalten. Aufgrund steigender Fallzahlen öffnete Büsum tatsächlich erst Wochen später.

Der nächste Versuch in der Inneren Lübecker Bucht und die nächste Absage: Das Hotel möchte bis auf Weiteres weiterhin nur Geschäftsreisende beherbergen. In der Tat waren Übernachtungen von Geschäftsreisenden in der Bundesrepublik nie verboten. Dass da das Hotel erstmal abwarten wollte, wie sich die Lage entwickelt war verständlich, zumal auch diese Region tatsächlich erst später als Mitte/Ende April öffnete – ebenfalls wegen steigender Inzidenzen.

Beim dritten Versuch gingen wir nun anders vor. Von Eckernförde hatte ich zuvor schon gehört und konnte es grob an die Ostsee in die Nähe Kiels verorten. Die Region Schlei kannte ich allerdings überhaupt nicht. Dass es sich dabei um einen über vierzig Kilometer langen Ostseefjord handelte und dass es überhaupt einen Fjord in Deutschland gab, war völlig neu für mich. Glücklicherweise bietet diese Regionen eine gute Internetseite an, auf der auch Beherbergungsbetriebe gelistet waren, die an dem Modellprojekt teilnehmen würden. So fanden wir über diese Seite eine Unterkunft und buchten direkt auf der Hotelseite.

In der Schlei-Region war Frühstück im Zimmer Pflicht. Im Frühstücksraum standen die Tabletts zur Abholung bereit.

Unsere Ferienhausvermieter auf Amrum waren anfangs auch nicht sehr optimistisch, was die Vermietung anbetraf. Trotzdem setzten sie den Vertrag auf, meinten aber, das mit der Zahlung könnten wir noch aufschieben – da ja alles so unsicher sei. Außerdem kannten sie auch noch nicht alle Bedingungen, unter denen sie überhaupt wieder vermieten durften. Wir waren trotzdem froh, überhaupt mal einen Beherbergungsvertrag unterschreiben zu dürfen, denn das Hotel aus der Schlei-Region meldete sich überhaupt nicht – was vielleicht aber auch ein gutes Zeichen war?

Die Inzidenz in Nordfriesland stieg nicht und auch in der Schlei-Region, die Mitte April öffnete, war die erste Woche nach der Öffnung gut verlaufen. Auch die Bedingungen für die Reisenden standen mittlerweile fest. Es musste eine Verpflichtungserklärung zusätzlich zum Beherbergungsvertrag unterschrieben werden. In dieser gaben wir unser OK, dass wir uns vor der Abfahrt einem Corona-Test unterziehen würden, die Kontakt-Nachverfolgungs-App „Luca“ herunterladen würden und in regelmäßigen Abständen weitere Tests in der Region würden vornehmen lassen. In der Schlei-Region und in Eckernförde gab es tausende von Testungen und die Positiv-Rate lag im Promillebereich. Die wenigen positiv Getesteten verteilten sich auf Urlauber und Einheimische, so dass man von einem Einschleppen der Pandemie nicht reden konnte.

Diese Verpflichtung zur Luca-App-Nutzung und zu regelmäßigen Testungen empfanden wir als nicht wirklich aufwendig, störend oder abstoßend. Schließlich befinden wir uns immer noch in einer Pandemie, bei der Reisen spätestens ab dem Spätherbst 2020 verpönt waren.

Die Weite Amrums ließ sich wunderbar genießen.

Gleichzeitig war das Testen seit März in Deutschland allgemein relativ einfach möglich, zumal nur ein Antigenschnelltest gefordert wurde und nicht der aufwendigere PCR-Test. Letzterer gilt allgemein als sichererer, aber auch teurerer. Dieser spielte in den von den Modellregionen entwickelten Sicherheits- und Hygienekonzepten allerdings eine entscheidende Rolle: Würde man positiv getestet, sollte mit Hilfe eines PCR-Tests geklärt werden, ob das Testergebnis tatsächlich korrekt war oder nicht. In der bereits genannten Verpflichtungserklärung war auch klar geregelt, was passiert, wenn wir positiv getestet werden: Entweder Quarantäne im Beherbergungsbetrieb oder sofortige Abreise im PKW. Auch aus diesem Grund war die Idee, diesmal mit dem Auto zu fahren, statt den Zug zu nehmen, die richtige Entscheidung, auch wenn ich persönlich in „normalen“ Zeiten lieber Zug statt Auto fahre und Bahnreisen natürlich nachhaltiger sind.

Ein paar Tage vor der geplanten Abfahrt kontaktierte ich unser Hotel in der Schlei-Region. Dieses meldete sich zurück und sendete eine ähnliche Verpflichtungserklärung wie unsere Vermieter auf Amrum. Diese musste innerhalb von 48 Stunden zurückgeschickt werden – ansonsten wäre der Beherbergungsvertrag gegenstandlos gewesen. Also schnell das Blätterwerk durchgelesen, ausgedruckt, unterschrieben, mit dem Handy abfotografiert und zurückgeschickt. Die Reise sollte jetzt nicht am Papierkram scheitern.

Dann das erste Mal seit Monaten endlich wieder Packen, denn die Reise durfte tatsächlich angetreten werden, da unser Test, den wir in einer Mainzer Apotheke machten, negativ war. Diesen schickten wir, wie vereinbart, an unser Hotel in der Schlei-Region. So ganz konnte ich es allerdings immer noch nicht fassen, dass es endlich losgehen konnte.

Auf der Autobahn nach Norden war tatsächlich relativ wenig Verkehr – schließlich galt ja eigentlich immer noch ein Lockdown und in den meisten Regionen Deutschlands mittlerweile die Bundesnotbremse. Je näher wir der Landesgrenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein kamen, desto mehr fielen uns die vielen Autokennzeichen aus allen Teilen Deutschlands auf – Bayern war eindeutig Spitzenreiter – und Schleswig-Holstein zu diesem Zeitpunkt Ende April das einzige Bundesland, das sich teilweise für Tourist*innen öffnete.

Trotz niedriger Inzidenz galt in Husums Straßen Maksenpflicht – 24 Stunden am Tag

Dann die Ankunft im Hotel: Das letzte Mal, dass wir in einem Hotel in Deutschland übernachteten, datierte auf Anfang September 2020, als wir den Mainradweg von Mainz bis Würzburg radelten. Die FFP2-Maske auf, die Tür geöffnet, die Hände desinfiziert und gespannt gewesen, was jetzt passiert. Schließlich gab es Weltregionen während der Pandemie, in denen Tourist*innen alles andere als mit offenen Armen empfangen wurden – galten sie doch machen als Treiber der Pandemie. Meine Bedenken waren aber unbegründet. Die Dame an der Rezeption, die uns mit Maske hinter der Plexiglasscheibe freundlich begrüßte, überprüfte in ihren Unterlagen, die von uns eingereichten negativen Testergebnisse und die unterschriebenen Verpflichtungserklärungen. Sie händigte uns den Schlüssel aus und erklärte uns das Prozedere fürs Frühstück.

Jede Modellregion in Schleswig-Holstein hatte, genauso wie für Testintervalle, ein eigenes Konzept, das auch wissenschaftlich begleitet wurde. Durch die unterschiedlichen Handhabungen, auch was das Öffnen von Innengastronomie angeht, versprach man sich genügend Daten, um daraus Schlüsse für das ganze (Bundes)Land zu ziehen. In der Schlei-Region war vorgesehen, das Frühstück auf dem Zimmer einzunehmen. Wir empfanden diese Regel als sehr beruhigend. Schließlich wollten wir wieder reisen – aber nicht zu jedem Preis. Wir wollten uns einer zusätzlichen Ansteckungsgefahr durch diese Reise nicht aussetzen. Ob wir nun in einem Supermarkt in Schleswig-Holstein (mit Inzidenz 30) oder in Mainz (mit Inzidenz weit über 100) einkaufen würden, sprach ja sogar eher für Schleswig-Holstein. Aber ein Frühstück gemeinsam mit anderen Gästen in einem geschlossenen Raum wäre uns zu riskant gewesen. Schließlich sind Schnelltests höchstens tagesaktuell einigermaßen sicher. Aber die geforderten Testintervalle für Übernachtungen lagen bei 48 bis 72 Stunden.

Worauf wir uns neben der Übernachtung in einem Hotel auch ewig gefreut haben, war die Möglichkeit, endlich wieder Essen zu gehen. Dabei waren die Voraussetzungen an diesem April-Abend alles andere als einladend: Es war kalt, es regnete, es war windig – und dennoch genossen wir es, mit unseren mitgebrachten Klapprädern am Ostseefjord Schlei ein paar Kilometer zu einem Biergarten zu fahren, der ein großes Zelt aufgestellt hatte, bei dem alle vier Seiten geöffnet waren und es somit als „außen“ galt. Vor dem Betreten des Zelts, setzten wir zum ersten Mal die Luca App ein. Schnell den QR-Code abgescannt und schon waren wir im Biergarten eingecheckt und konnten die Speisekarte durch Scannen eines weiteren Codes auf dem Smartphone in aller Ruhe studieren. Die Luca-App wird von vielen Menschen, die sich mit Datenschutz auseinandersetzen, kritisch betrachtet. Der Landesbeauftragte von Rheinland-Pfalz bezeichnete in der Allgemeinen Zeitung Mainz vom 22. Mai 2021 die „Luca-App besser als Zettelwirtschaft“ und hält die Anwendung aber für nutzbar.

Die Pandemie bringt neue Servicemöglichkeiten für Hotels hervor. Der Spucktest war gratis.

Bereits seit Mitte April hatte die Außengastronomie in Schleswig-Holstein landesweit wieder geöffnet – generell war die Nutzung der Luca-App die einzige Bedingungen, um wieder Essen und Trinken außer Haus auf Mehrweggeschirr zu sich zu nehmen. Tests waren grundsätzlich nicht vorgeschrieben. Die Tische im Zelt standen in weitem Abstand und aufgrund der Wetterbedingungen waren wir fast die einzigen Gäste an diesem Abend. Wir genossen es aber trotzdem, endlich mal wieder auszugehen. Speis und Trank waren zudem sehr lecker – so startete die Reise wirklich wunderbar. Nach dem Verlassen des Biergartens mussten wir uns noch schnell in der Luca App auschecken – dazu wurden wir auch mittels Push-Mitteilung entsprechend bereits nach einer halben Stunde im Biergarten hingewiesen. Den Einsatz der Luca-App empfinden wir weder als störend noch als kompliziert.

Am nächsten Morgen stand das Projekt „Frühstück holen“ an. Maskiert ging es hinunter in den Frühstücksraum. Dort war schon unser Tablett vorbereitet. Am Vorabend konnten wir unsere Sonderwünsche (vegetarische Speisen) nennen und alles war auf dem Tablett wunderbar „eingedeckt“. Käse, Ei, Marmelade und Honig, Brötchen, Besteck und Geschirr. Die Thermoskanne Kaffee bzw. heißes Wasser gab es „obendrauf“. Aufgrund der geräumigen Zimmer mit zwei Stühlen und einem großen Tisch war das Frühstücken traumhaft angenehm. Diesen Test haben das Hotel und das Frühstück bei uns auf jeden Fall bestanden.

Wer diesen Blog schon länger verfolgt, weiß, dass wir gerne zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Dazu kaufen wir uns oft Wanderführer, die es mittlerweile für fast jede Region Deutschlands gibt. Allerdings macht es natürlich nicht viel Sinn, für eine Region, in der man nur einen Tag bleibt, einen neuen Wanderführer zu kaufen. So entdeckten wir dank des Ostseefjords Schlei eine neue Art, der Tourenvorbereitung: In der App „Komoot“ hat der Tourismusverband der Region so genannte „Collections“ hinterlegt. Diese können von registrierten Anwender*innen eingesehen werden. Die Wanderroute ist auf einer guten Karte hinterlegt und die Tour kann mit Hilfe des Smartphones abgegangen werden. Eine Wunschregion kann gratis heruntergeladen werden, falls man in Regionen unterwegs ist, bei denen man keine Flatrate oder keinen Mobilfunkempfang hat. Alle Weltregionen gibt es für einmalig ca. 30 Euro zum Download.

So starteten wir zu einer der in den Collections vom Ostseefjord Schlei hinterlegten Touren. Auf dem dreistündigen Rundweg sind wir nur wenigen anderen Wander*innen begegnet. Wir genossen die weite, offene Landschaft und konnten wunderbar abschalten. Corona war plötzlich ganz weit weg.

Der Tourismusverband des Ostseefjords Schei hat in der Wanderapp „Komoot“ viele Tourenvorschläge hinterlegt.

Für den Freitagabend hatten wir bereits Tage zu zuvor von Mainz aus per WhatsApp einen Platz in einem Restaurant in Schleswig reserviert, da wir davon ausgegangen waren, dass die Außengastronomie in einer solch hübschen Stadt an einem Freitagabend nach so viel Monaten des Lockdowns wohl vollkommen überlastet sein würde – das Gegenteil war der Fall. Viele Plätze blieben auch an diesem Abend leer. Abholung und Lieferservice dominierten auch weiterhin in unserem Restaurant. Die Menschen hatten sich wohl im Lockdown eingerichtet und zögerten noch, wieder Speisen in einem angenehmen Ambiente an der zugegebenermaßen sehr frischen Luft zu genießen.

Am nächsten Morgen, dem 1. Mai, war es nun auch in Nordfriesland soweit. Der Landkreis mit seinen Inseln öffnete sich wieder für Tourist*innen. Wir befürchteten einen Dauerstau auf der Landstraße nach Dagebüll, doch nur wenige Autos mit auswärtigem KfZ-Kennzeichen fuhren in Richtung Fähranleger. Allerdings gab es bereits zwei Wochen vorher für die avisierte Mittagsfähre keinen Autostellplatz mehr. Wir entschieden uns daher, das Auto in Dagebüll zu lassen und vielmehr unsere Klappräder mit rüber nach Amrum zu nehmen. Das war natürlich auch die wesentlich nachhaltigere Variante.

Bevor wir übersetzen wollten, stand der nächste Schnelltest an. Glücklicherweise gab es sowohl am Fähranleger als auch am Parkplatz in Dagebüll Testmöglichkeiten. Ein verpflichtender Test, um die Fähre zu nehmen gab es allerdings nicht. Vielmehr mussten wir uns testen lassen, um in unser Ferienhaus hineinzukommen. Tage zuvor hatten wir uns bereits für die Teststelle am Fähranleger online registriert und die dazu notwendigen Papiere ausgedruckt und ausgefüllt. Am Testzentrum angekommen hatte man allerdings in der Zwischenzeit komplett auf digitale Erfassung umgestellt. Ein QR-Code musste eingescannt werden und danach konnten wir die Daten im Smartphone eintippen und absenden. Ein Bestätigungscode wurde per SMS zurückgeschickt. Nach der Eingabe erhielten wir auf unserem Smartphone einen individuellen QR-Code, den wir zur Testung bereit halten mussten. Anwenderfreundlicher geht es eigentlich nicht. Allerdings hatten einige Menschen, die mit Smartphones nicht so vertraut waren, ihre Probleme. Dafür stand hilfsbereites Personal zur Verfügung, so dass alle Reisenden umgehend an ihren Test kamen, da mehrere Testcontainer geöffnet hatten.

Zum Testen rät sich ein paar Münzen für die Kaffeekasse mitzubringen, denn ich empfand es wirklich als Privileg, endlich wieder reisen zu dürfen. Dass die Modellregionen ihren Test starten konnten liegt auch an den vielen Menschen, die dieses Testsystem innerhalb kürzester Zeit aufgebaut haben. Da darf auch gerne mal ein Trinkgeld gezahlt werden. Das Testergebnis (negativ) wurde rund 15 Minuten später direkt aufs Smartphone geschickt und wenig später ging es dann auch schon auf die Fähre.

Bisher ließen sich auf dieser Reise zusätzliche Kontakte wunderbar vermeiden – vor allem in geschlossenen Räumen. Das sah auf der Fähre ein bisschen anders aus. Unsere Klappräder konnten wir im Freien auf dem Autodeck abstellen. Um allerdings auf das Sonnendeck zu gelangen, mussten wir drei Etagen im Innenbereich der Fähre hinaufsteigen. Natürlich galt hier Maskenpflicht, die auch von allen praktiziert wurde. So war es möglich, den Innenraum innerhalb von ein paar Minuten nach oben hin zu durchqueren.

Das Frühstück wurde auch an der Schleimündung im Zimmer eingenommen.

Trotz Wind und Regen hielten wir uns auf dem offenen Deck auf – was allerdings nur wenige andere Gäste ebenfalls machten. Gleichzeitig war das Bordrestaurant geöffnet. Das war für uns ein Punkt, den wir nicht ganz verstanden. Gegebenenfalls ungetestete Menschen hielten sich für maximal 90 Minuten in einem geschlossenen Raum auf, um ohne Maske Essen und Trinken zu sich zu nehmen. Das war uns persönlich zu riskant.

Natürlich soll es in einer Pandemie Regeln geben. Gleichzeitig sollte aber auch der gesunde Menschenverstand eigentlich für eine gewisse Eigenverantwortung sorgen. Daher blieben wir auf dem Sonnendeck und stiegen bei der Ankunft in Amrum auch erst die Etagen zu den Rädern hinab, als die Innendecks bereits geleert waren. So war es wieder möglich, diesen Bereich innerhalb von einer Minute zu durchqueren.

Mit Sack, Pack und Rad marschierten wir in Wittdün auf Amrum die wenigen hundert Meter zu unserem Ferienhaus. Das Testergebnis hatten wir unseren Vermietern bereits von der Fähre aus per WhatsApp zugeschickt. Auf Amrum war es unsere Pflicht, nun jeden zweiten Tag einen Test zu machen und das Ergebnis wieder an die Vermieter zu übermitteln. Dazu hatten wir bereits Termine in einer Apotheke in Wittdün eine Woche vor der Ankunft reserviert. Innerhalb der letzten Woche vor der Öffnung wurden allerdings weitere Testzentren auf Amrum etabliert, so dass alle drei Gemeinden auf Amrum Gästen kostenlose Testmöglichkeiten anbieten konnten – natürlich auch sonn- und feiertags.

Wie in der gesamten Modellregion Nordfriesland üblich, waren auch auf Amrum die Innenräume der Gastronomie geöffnet. Anders als auf der Fähre musste zum Besuch allerdings ein tagesaktuelles negatives Testergebnis präsentiert werden. Das galt auch für die Außengastronomie und natürlich auch für Insulaner*innen. Auch das Personal wurde täglich getestet. Trotzdem saßen wir in Amrum immer draußen. Uns persönlich war es zu riskant, innen zu speisen.

Doch zunächst mussten wir in Erfahrung bringen, welche Lokale überhaupt geöffnet waren. Der Landkreis Nordfriesland hatte dazu ein „Board“ erstellt, welches er am 28. April auf seiner Facebook-Seite mit einem Post vorgestellt hat. Allerdings ist diese Übersicht bis heute nicht über Smartphones einsehbar.  Anhand dieser Liste, die wir auf dem Laptop einsehen konnten, war dann die Wahl der Restaurants möglich. Als Reisende, die auf Fisch und Fleisch verzichten, sind aussagekräftige Speisekarten essenziell. Leider haben das noch nicht alle Gastronom*innen auf dem Schirm. Und leider bieten auch viele Restaurants immer noch nur ein „vegetarisches Quotengericht“ an. Das schränkte die Auswahl der Restaurants bereits ein wenig ein.

Es wurden allerdings auch Faktoren wichtig, die vor der Pandemie nicht so wirklich zählten. Ein Dach über dem Kopf zum Beispiel, sprich eine Außengastronomie, die auch bei Regen genutzt werden kann. Ein Windschutz ist an der Nordsee auch keine schlechte Idee und Personal, das motiviert ist, auf die aktuellen Umstände einzugehen, ist auch nicht verkehrt, zum Beispiel wenn es um die Versorgung mit Decken geht. Schließlich war es die erste Mai-Woche über doch ziemlich frisch auf Amrum.

Auf dieser Insel wurde der anfangs angesprochene Pragmatismus wunderbar gelebt. Zwar mussten tatsächlich immer Termine für den nächsten Schnelltest gebucht werden. Da aber Anfang Mai das Testangebot die Testnachfrage eindeutig überstieg, durften wir auch schon mal eine oder zwei Stunden vor dem eigentlichen Termin die Maske absetzen, damit in unserer Nase ein Abstich vorgenommen werden konnte. So ließen sich die Tests wunderbar in das Tagesprogramm einbauen. Das ist natürlich in der Hochsaison sicherlich nicht möglich – aber so lange es die Kapazitäten zulassen, ist dieser Pragmatismus einfach angenehm.

Wunderschön waren die Tage auf Amrum auch durch die Gründe, die bereits vor der Pandemie für die Beliebtheit dieser Insel sprachen: Die Weite der Landschaft mit ihren unzähligen Dünen, Wäldern, Tümpeln, Teichen und Seen. Oder der breite Kniepsand-Strand, der gefühlt die Hälfte der Insel bedeckt. Die idyllischen Dörfer und das sich ständig verändernde Wattenmeer sowie die vielen gefiederten Bewohner taten ein übriges, dass wir uns hier sehr wohl fühlten.

Es war auf Amrum tatsächlich möglich, abzuschalten. Natürlich galt es morgens beim Bäcker die Maske aufzusetzen, die Luca-App zu nutzen und sich regelmäßig testen zu lassen. Aber das waren alles Kleinigkeiten, die wir gerne für den Aufenthalt auf der Insel in Kauf nahmen.

Auch wenn wir die autofreien Ostfriesischen Inseln wie bspw. Baltrum lieben – haben uns die Autos auf Amrum nicht gestört. Die zahlreichen Wanderwege sind so angelegt, dass wir praktisch nie die Straße queren mussten. Für Radfahrende stehen zwei Nord-Süd-Routen zur Auswahl, bei denen man nur am Anfang und am Ende auf einer Straße entlangradeln muss. Der Verkehr war so gering, dass es tatsächlich ein Miteinander der Teilnehmenden am Verkehr problemlos möglich war.

Ortsübliche Wartemöglichkeit auf den Antigen-Schnelltest. Das Ergebnis gab es auf das Smartphone.

Nach ein paar Tagen auf Amrum stand für uns fest, dass wir keine sonderlich große Lust hatten, allzu schnell wieder in das von der Bundesnotbremse betroffene Mainz zurückzukehren. Stattdessen entwickelte sich unsere Reise zu einem Road Trip durch Schleswig-Holstein. Nach der Woche Amrum blieben wir noch zwei Tage in Nordfriesland und machten in Husum Station. Dort nahmen wir einen Hotelservice der besonderen Art in Anspruch. Statt geschlossenem Wellness-Bereich stand ein hoteleigener Corona-Test zur Verfügung. Während wir in Mainz und auf Amrum bereits zwei Varianten des Nasenabstrichs kennengelernt hatten (einmal tief in die Nase gefühlt bis ins Hirn und einmal im vorderen Nasebereich), war hier der Spucktest angesagt. Das war in der Theorie natürlich die angenehmste Variante, denn das Nasenkitzeln ist natürlich alles andere als eine tolle Erfahrung. Man möchte die Tester*innen ja auch im schlimmsten Fall nicht noch als Dank für ihre Arbeit annießen (obwohl man natürlich in die Armbeuge nießen soll). Aber für den Spucktest muss erstmal genug Spucke vorhanden sein, diese muss auch zielgerichtet ins Röhrchen gelangen und letzteres soll natürlich beim Verschließen auch nicht überlaufen. Unser Favorit war danach eindeutig der Nasenabstrich im vorderen Teil des Riechorgans.

Eine weitere Neuerung wartete in Husum auf uns. Wir hatten eine Reservierung für ein Restaurant gemacht, in der Annahme, dass nur der Außenbereich geöffnet sei. Schließlich stellte sich heraus, dass wir im Innenbereich Platz nehmen sollten. Das war uns, wie bereits erwähnt, zu riskant und wir hatten daher bereits eine Stunde vorher angefragt, ob wir auch in einem Strandkorb draußen Platz nehmen dürften. Das wurde vorab bejaht, später bei unserem Erscheinen dann vom Chef verneint. Pragmatismus ist nicht jedem in die Wiege gelegt und wir waren froh, nach ein paar Minuten Suche auch am Samstagabend noch ein Pub gefunden zu haben, das uns draußen einen trockenen Platz ohne Reservierung anbieten konnte.

Am nächsten Morgen die nächste Überraschung. Es sollte Frühstückbüffet geben. Das Besorgen von Essen mit Maske störte uns wenig, aber auch hier hatten wir ein mulmiges Gefühl, da ja im Frühstücksraum mehrere Menschen gemeinsam ohne Maske gegessen hätten. Und wir alle hätten dort mit Tests sitzen können, die weitaus älter als 24 Stunden waren, während vor der Hoteltür 24 Stunden am Tag Maskenpflicht galt. Auch hier siegte am Ende der Pragmatismus des Hotelpersonals. Wir fanden eine Lösung, die dem Personal nicht zu viel Aufwand bereitete und uns das Gefühl der relativen Sicherheit gab.  

Da wir uns am Ostseefjord Schlei mit seinem Sicherheit- und Hygienekonzept so wohl gefühlt hatten, verbrachten wir noch ein paar erholsame Tage an der Schlei-Mündung in der Nähe von Kappeln. Es war in der Zwischenzeit gar nicht mehr so einfach, eine Herberge zu finden, da fast alles ausgebucht war. Glücklicherweise waren wohl immer mehr Übernachtungsbetriebe davon überzeugt, dass es was wird mit dem Modellprojekt. Und so kamen wir in einem Gasthof unter, der tatsächlich erst drei Wochen nach dem Start des Projekts in der zweiten Mai-Woche öffnete und dadurch noch kurzfristig ein Zimmer für uns hatte. Auch hier gab es wieder das Frühstück auf dem Zimmer, das wir uns zuvor an einem Büffet mit Bedienung zusammenstellen konnten. So konnten wir mit gutem Gefühl jeden Morgen den Tag gut gestärkt beginnen, ehe es dann doch wieder irgendwann zurück nach Mainz gehen musste…in einen Landkreis mit geschlossener Gastronomie und Ausgangssperre um mittlerweile 22 Uhr für Ungeimpfte wie wir es sind.

Fazit: Jeder Mensch hat ein anderes Sicherheitsempfinden. Die wenigen Situationen, in denen wir uns unwohl gefühlt haben, konnten wir entweder mit Hilfe von Pragmatismus durch das Hotelpersonal lösen oder durch optimiertes „Zeitmanagement“ auf der Fähre, in dem wir allen anderen den Vorrang beim Aussteigen ließen. So war es für uns persönlich möglich, eine wunderbare Reise durch Schleswig-Holstein zu verbringen. Dass Mobilität gleichzusetzen ist, mit erhöhter Gefahr, sich und andere anzustecken, wenn man praktisch nur an der frischen Luft unterwegs ist und die ansonsten die AHA-Regeln einhält, gilt mittlerweile ja auch als wiederlegt.

Wir wurden zehnmal getestet – zehnmal negativ. Wir empfanden es als ein Privileg, die erste Maihälfte zu reisen – ungeimpft aber trotzdem mit einem guten Gefühl der Sicherheit – den Testmöglichkeiten und dem zumeist gelebten Pragmatismus der sehr offenen und freundlichen Menschen Schleswig-Holsteins sei Dank.

Transparenz: Alle Kosten für Transport, Essen, Trinken und Übernachtung wurden selbst bezahlt. Die Komoot-App nutze ich in der Gratis-Version. Die Werbung für die Komoot- und Luca-App erfolgt unbeauftragt und unbezahlt.

Sri Lanka 2018

Lieber spät als nie – so lässt sich vielleicht dieser Reisebericht zu unserem Trip nach Sri Lanka im Februar kurz nach Fastnacht idealerweise starten. Denn schließlich haben es diese Insel und ihre Bewohner verdient, dass ich für Ihr Land ein wenig Werbung mache (wofür ich lediglich einen Kaffee auf der ITB in Berlin im März als Gegenleistung erhalten habe). Ich habe ja mittlerweile schon das eine oder andere Land auf unserem Planeten entdecken dürfen und tatsächlich würde ich wahrscheinlich in jedes der bereisten Länder auch nochmals fahren, soweit das bei Ländern wie Syrien oder Eritrea aktuell überhaupt möglich ist. Aber wenn sich mir eine Möglichkeit bieten würde, Sri Lanka wieder zu besuchen – ich wäre begeistert.

Sieht aus wie eine Fototapete, ist aber das traumhafte Sri Lanka
Sieht aus wie eine Fototapete, ist aber das traumhafte Sri Lanka

Aber vielleicht ist es auch einfach ein guter Wink des Schicksals gewesen, um dieses Land jahrelang einen Bogen zu machen und bspw. andere buddhistische Länder wie Myanmar oder Thailand zuvor zu besuchen oder auch den großen Nachbarn im Norden – das Incredible India. Schließlich liegt der Schluss nahe, dass Sri Lanka ja irgendwie eine Mischung aus Indien und Thailand sein „muss“. Im positiven Sinne ist diese Annahme auch gar nicht so verkehrt. Nur dass Sri Lanka halt schon sein eigenes Ding dreht. Bei der Ankunft am Flughafen in Colombo deutete noch nicht viel darauf hin, dass es den Umweltschutz vielleicht einen Tick weit ernster nimmt als andere Länder. Aber die Taxifahrt einmal quer durch die Stadt um Mitternacht war bereits ein recht angenehmes Vergnügen: nichts los auf der Straße der Hauptstadt. In Indien wäre so etwas undenkbar. Da ist im urbanen Teil des Subkontinents immer „high life“ und immer jemand wach. Diese Ruhe fanden wir direkt sehr sympathisch, da man dadurch auch bei schlecht isolierten Hotelfenstern tatsächlich die Chance hat, erholsamen Schlaf zu finden statt wegen Dauergehupe nachts wach zu liegen.

Blick vom Hoteldach auf den Indischen Ozean
Blick vom Hoteldach auf den Indischen Ozean

Morgens wurden wir schließlich doch durch den Lärm der Stadt irgendwann geweckt, denn Colombo ist tagsüber natürlich alles anderes als ein verschlafenes Kaff. Wir hielten uns endlich mal an den Rat, den man Tropenreisenden ja immer gibt: einen Tag zur Akklimatisierung im Schongang zu verbringen. So ging es nur mal kurz von unserem Boutique-Hotel im südlichen Nobelvorort Mount Lavinia die paar Meter durch die Straßen zum alt ehrwürdigen Mount Lavinia Kolonialhotel und rüber zum Strand. Wir konnten tatsächlich auf den Straßen laufen und wurden nicht zur Seite gehupt. Der Stadtstrand war sauber und alles war ziemlich entspannt – vor allem was das Überqueren der Gleise auf dem Weg zum Strand angeht. Der Zug zuckelt zwar regelmäßig die Küste entlang, hupt aber so laut und fährt so langsam, dass man genug Zeit hat, die Schienen zu queren, denn der baufällige Übergang über die Gleise sah nicht wirklich sehr vertrauensbildend aus. Südlich des Mount Lavinia Hotels hat dieses eine Strandbar mit strohgedeckten Plätzen eingerichtet, um vor der omnipräsenten Sonne zu flüchten und gleichzeitig direkt mal auf „Safari“ zu gehen, da dort kleine Palmhörnchen im Gebälk umherhuschten. Da die Preise relativ modereat waren, gelang hier wunderbar der Einstieg in diese Reise.

Palmenhörnchen in der Strandbar
Palmenhörnchen in der Strandbar

Am nächsten Morgen staunten wir nicht schlecht, als unser Taxifahrer mit einem Hybridwagen uns abholte. Während wir in Deutschland mit dem Dieselskandal beschäftigt sind, fährt man in Sri Lanka schon längt umweltfreundlicher. Und im Verlauf der Reise haben wir immer wieder japanische oder koreanische Hybridmodelle entdeckt. Die Fahrweise der Einheimischen würde ich kurz und knapp als sehr zivilisiert beschreiben und falls wir mal wieder auf dieser Insel vielleicht im Norden unterwegs sind, wäre es durchaus eine Überlegung wert, einen Mietwagen zu nehmen. Anders als auf Bali, wo das Autofahren schon eine Herausforderung sein kann, gibt es hier Ampeln und gerast wird glücklicherweise auch nicht. Trotzdem bietet eine Fahrt mit Fahrer natürlich viele Vorteile, so z.B. dass dieser einfach auf halben Weg abbiegt und mit uns einen buddhistischen Tempel besichtigt. Taxifahrern kommen auf unseren Reisen immer auf solche „spontanen“ Ideen. Als wir z.B. durch Nepal fuhren, machten wir einen Abstecher zu einer Zementfabrik – der Sinn dieses Besuchs hat sich mir nie erschlossen, aber sei’s drum.

Mülltrennung in den Teeplantagen
Mülltrennung in den Teeplantagen

Tempel mit Einheimischen zu besuchen ist für mich immer ein Glücksfall, denn diese wissen, wie man sich an religiösen Orten richtig verhält und so kann man da schon mal nicht ins Fettnäpfchen treten. Umgekehrt bekommt man aber auch viel mehr mit, da er uns manche Bräuche erklärt und uns in Bereiche mitgenommen hat, die wir aufgrund der vielen meditierenden Menschen sicherlich gar nicht erst alleine betreten hätten. Zum Schluss durften wir dann noch Tee probieren, der an alle Pilgerinnen und Pilger ausgeschenkt wurde – Geld wollte von uns für dieses Erlebnis auch niemand. Selbst die Bezahlung für die Blüten, die wir als Opfergaben erstanden, übernahm unser Fahrer. Er wollte partout kein Geld dafür annehmen. Ein weiterer Pluspunkt eines guten Fahrers ist seine kulinarische Kenntnis. Da wir nach dem Tempelbesuch so langsam Hunger hatten, schlugen wir ihm vor, dass wir Mittagessen gehen sollten (und ihn natürlich einluden). So hielten wir an einem typischen kleinen Rasthaus an der Bergstraße nach Haputale an. Sämtliche Speisen wurden als Buffet angeboten. Es gab viele Variationen an Gemüse, Reis und Papadam Chips. Fleisch hätte es extra gegeben und so war das dann ziemlich praktisch, dass diejenigen die Fleisch wollten, etwas mehr zahlten als die Vegetarier. Und Nachschlag war im Preis inbegriffen. Wir waren von der Küche sehr angetan, was natürlich unsere Lust, hierher zu fahren gleich nochmal steigerte.

Unser Hotel in den Teeplantagen Haputales
Unser Hotel in den Teeplantagen Haputales

Erstes Ziel unserer Reise durch den Süden Sri Lankas war das Bergdorf Haputale. Dieses liegt auf einem Grat inmitten von Teeplantagen, wo im 19. Jahrhundert ein gewisser Sir Thomas Lipton auf die Idee kam, Tee anzubauen. Von einem kleinen Gipfel in den Bergen überwachte er sein Imperium. Die kurze Bergwanderung von der Teefabrik hinaus durch die grünen Teeplantagen und den Wolkenteppich zum so genannten „Lipton’s Seat“, wo heute ihm zu Ehren eine Bronzefigur steht, war ein prima Einstieg in die kommenden Tage – schließlich wollten wir eine 3-Tagestour zu Fuß durch diese Kulturlandschaft unternehmen. Treffpunkt am nächsten Morgen mit Rian, unserem Guide, war der Mini-Bahnhof von Haputale. Zunächst führte der Weg oberhalb der Bahngleise durch den wenigen Wald, der oberhalb der Teeplantagen noch existierte. Später neigte sich der Pfad bergab bis auf die Gleise und die Wanderung wurde nun die nächsten Kilometer auf den Schwellen fortgesetzt. Zum Glück hupte auch hier der Zug lange bevor er uns genau an einem Tunnel passierte. Zwischen Gleisen und Felswand war genügend Platz, den Zuckelzug abzuwarten, um dann geschwind durch den Tunnel zu laufen. Das Laufen zwischen den Schienen war gar nicht so einfach, da meine Schrittlänge mit dem Abstand der Schwellen nicht sonderlich harmonierte und ich immer wieder Trippelschritte machen musste oder gleich aufgab und neben dem Gleisbett lief.

"Wanderweg" auf Sri Lanka
„Wanderweg“ auf Sri Lanka

Die Aussicht auf die umgebenden Berge, die ein wenig Mittelgebirgscharakter hatten, war aufgrund der Teeplantagen und der entsprechend freien Sicht grandios. Zudem spielte das Wetter auch mit. Morgens sah das alles noch ganz anders aus. Haputale lag in den Wolken auf knapp 2.000 Metern und es war richtig kalt. In einem Nachbarort gab es tatsächlich Bodenfrost, denn nachts war es sternenklar. Später passierten wir zerfallene Häuser, da ein Erdrutsch nach tagelangem Regen ein paar Wochen zuvor abging. Das Problem der Abholzung sahen wir ja bereits im Dezember in Sierra Leone und jetzt wieder in Sri Lanka. Wo kein Wald mehr existiert, hat die Erde keinen Halt mehr und es besteht dann insbesondere nach heftigem Regen immer die Gefahr von Schlammlawinen. Wir hatten Glück, die Regenzeit war bereits vorbei und es ging weiter trockenen Fußes durch die Teeplantagen, wo wir an einer Sammelstation auf die Teepflückerinnen trafen. Pflücker gab es keine, da diese in der Teefabrik arbeiten, wohin gegen das Pflücken Frauenarbeit ist. Eine Teepflückerin muss täglich 18 kg Tee pflücken – 6 Tage die Woche. Der Sonntag ist frei, genauso wie der Tag, der dem Vollmond folgt, da dann nachts immer religöse Feste gefeiert werden. Wer dennoch am Vollmond-Tag arbeitet erhält 100% Zuschlag, da sich die Nachfrage nach Tee weltweit auf hohem Niveau befindet. Die Pflückerinnen fangen am frühen Morgen mit dem Pflücken an, haben dann eine Frühstückspause und später eine Mittagspause. Ihre Säcke werden an der Sammelstation gewogen und dann geht es wieder zurück in die Plantage.

Tee-Pflückerinnen auf Sri Lanka
Tee-Pflückerinnen auf Sri Lanka

Viele Pflückerinnen sind Tamilen, die vor vielen Generationen von den Engländern zum Teepflücken aus Indien nach Sri Lanka gebracht wurden. Diese indischen Tamilen haben mit den einheimischen Tamilen oft nicht viel gemein, außer der gemeinsamen Hindu-Religion. Die Singhalesen, die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe, ist buddhistischen Glaubens. Leider gab es in Sri Lanka in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg zwischen Tamilen und Singhalesen, wovon allerdings der Süden Sri Lankas weitgehend verschont blieb, so dass Touristen in dieser Region seit Jahrzehnten anzutreffen sind – allerdings praktisch niemand auf den alten Trampelpfaden in den Bergen. Dieses Bild änderte sich erst, als wir am nächsten Tag die Horton Plains besuchten, ein Weltnaturerbe der UNESCO. Dort trafen wir dann wieder auf die globalisierte Welt des Tourismus. Hauptbesucher waren Chinesen, für die es ja ein relativer Katzensprung vom Reich der Mitte nach Sri Lanka ist. Aber das tolle an den Horton Plains ist die Sauberkeit dieser Hochebene. Das liegt ganz eindeutig an den Maßnahmen, die hier die Parkverwaltung getroffen hat. Wie an einem Flughafen wurden die BesucherInnen kontrolliert: Nicht nach Waffen, sondern nach Plastik!

Wanderpause am Lanka-Fall
Wanderpause am Lanka-Fall

Plastikflaschen waren zwar ok, aber die Banderole und sämtlich Tüten wurden konfisziert. Die Folge: es lag wirklich kein Müll in der Gegend herum und es war herrlich, zumindest immer mal wieder ein paar Minuten Ruhe zu haben, bevor der nächste Trupp an Touristengruppen lärmend sich seinen Weg nach World’s End, einen Aussichtsfelsen mit grandiosem Ausblick auf die Bergwelt Sri Lankas bot. Der Rundweg über das Hochplateau war wirklich beeindruckend. Auf dem ersten Teil des Weges ging es durch Wald, in dem wir immer wieder auf neue Vogelarten trafen. Nachdem es am Felsabhang von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt ging, führte der Weg über Sumpflandschaften an Wasserfällen wieder zurück zum Ausgangspunkt, wo bereits Sambar-Hirsche auf die Ausflügler warteten bzw. auf die Essensreste, die es womöglich gab. Allerdings wussten zumindest die Einheimischen an diesem Nachmittag, das sri lankische Curries vielleicht nicht die beste Mahlzeit für diese Tiere waren. So chillten die Tiere lieber im Gras und wir nahmen ein Tuk-Tuk, um in unser Bergdorf zur Übernachtung zurückzudüsen. In die Berghütte hatte es noch ein paar wenige andere Wanderer verschlagen, aber das war kein Vergleich zu den Horden in den Horton Plains.

Leckeres Mittagessen in einem Guesthouse am Ende der Wanderung
Leckeres Mittagessen in einem Guesthouse am Ende der Wanderung

Abends kamen wir mit Rian, unserem Guide, ins Gespräch, da er perfekt Englisch sprach. Wir waren seine letzte Tour, da er einige Tage später nach Dubai fliegen würde, um bei Pizza Hut anzufangen. Seine Eltern waren schon um die sechzig und eine Rentenversicherung gibt es in Sri Lanka nicht. Arbeiten konnten die Eltern aber auch nicht mehr richtig, da sie krank waren. Und seine Geschwister befanden sich noch in der Schul- bzw. Uniausbildung. Das Einkommen als Guide war für die Familie leider nicht ausreichend bzw. nicht regelmäßig, da Touristen meist nur in der Hauptreisezeit in unserem Winter kommen. Bei Pizza Hut in Dubai ist das ganze Jahr „Saison“, so dass Rian keine andere Wahl hatte, um die Familie durchzubringen. Anders als in vielen anderen asiatischen Ländern hatte Rian ein großes Fachwissen, was Fauna und Flora anging. Das machte die Sache noch trauriger, denn Touristen weiter seine Heimat zu zeigen, wäre eine so viel sinnvollere Aufgabe, als Touristen in Dubai Pizzen an den Tisch zu bringen. In diesen Momenten wird mir immer wieder bewusst, was für ein Glück wir im Geburtslotto hatten. Auch wenn wir in Deutschland unsere täglichen Probleme haben – so fremdbestimmt wie bei Rian ist unsere Situation wohl in den seltensten Fällen.

"Fairtrade"-Plumsklo in einer Bio-Teeplantage
„Fairtrade“-Plumsklo in einer Bio-Teeplantage

Am letzten Wandertag kamen wir an einem Plumpsklo vorbei. Auf diesem war ein großes „Fairtrade“ Symbol aufgemalt. Das Fairtrade-Label steht für eine bessere Entlohnung der Einheimischen. Dafür zahlen wir in Deutschland bei vielen Produkten wie Bananen, Kaffee, Schokolade, Wein oder Tee ein paar Cent mehr. Dass auch die Arbeitsbedingungen, die bei uns als selbstverständlich angesehen werden, besser sind, als bei herkömmlichen Plantagen, war mir neu. Auf konventionellen Plantagen gehört es nach Rückfrage bei Rian noch nicht einmal zum Standard, eine Toilette für die Teepflückerinnen bereit zu stellen. Nach einem Besuch zweier weiterer Wasserfälle endete unsere Wandertour an der Bergstraße nach Haputale. Mit dem Bus, der alle paar Minuten kam, ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt und wir mussten von Rian Abschied nehmen. Es bleibt zu hoffen, dass er in wenigen Jahren nach Sri Lanka zurückkommmen und sein eigenes Wanderunternehmen in den Bergen Sri Lankas starten kann. Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall. Diese Wanderung kann ich jedem empfehlen, der gerne per Pedes fremde Regionen kennen lernen möchte – auch abseits der platt getrampelten Touristenpfade.

Rückfahrt mit dem Bus nach Haputale
Rückfahrt mit dem Bus nach Haputale

Am folgenden Tag fuhren wir nach Udawalawe, in das Dorf, das direkt neben dem gleichnamigen Nationalpark liegt. Dieser ist berühmt für seine Elefanten und für eine immense Vielfalt an fliegenden Zeitgenossen. Dieser Park gehört zu den „Must sees“ von fast jedem Reisenden, der sich im Süden Sri Lankas aufhält – und das zurecht. Dadurch gibt es eine große Vielfalt an Unterkunftsmöglichkeiten zu sehr fairen Preisen auch zur Hauptsaison. Viele Reisende geben sich nur einen Ausflug in den Nationalpark, zum einen weil die Gebühren mittlerweile vergleichsweise hoch sind (ca. 20 € p.P.), was natürlich nichts im Vergleich zu Nationalparksgebühren in Ostafrika ist. Zum anderen basteln viele Reisende ein sehr ambitioniertes Programm vor der Abreise auf die Insel zusammen, so dass die Reise eher ein Abhaken an Sehenswürdigkeiten als eine Erholungsmöglichkeit darstellt. Diesen Fehler habe ich auch knapp zehn Jahre lang bis zu meiner Weltreise 2002/2003 gemacht. Dort kam ich nach sieben Monaten Reise in Australien endlich auf den Trichter, dass weniger meist mehr ist. Ich nahm ein Lineal auf einer Weltkarte, zog einen Strich von Sydney nach Mainz und versuchte fortan in den letzten fünf Monaten der Reise möglichst keine großen Umwege mehr zu machen und einem Ort möglichst lange zu bleiben, mindestens aber drei Nächte.

Das Elefant Transit Home in Udawalawe
Das Elefant Transit Home in Udawalawe

Wir ignorierten die Kosten für den Eintritt nach Udawalawe und wir hatten auch keine Lust auf die frühmorgendliche Exkursion. So buchten wir lieber eine 3- und eine 4-Stunden-Tour jeweils für den Nachmittag. Da wir über unser Guesthouse an beiden Nachmittagen den selben Fahrer zugeteilt bekamen, wusste dieser natürlich, welche Tiere wir bereits gesehen haben und welche Route wir am Vortag nahmen. So sahen wir neben zahlreichen Elefantenherden, viele kunterbunte Vögel, Axis-Hirsche, Nashornvögel, Krokodile, Affen und Wasserbüffel teilweise aus nächster Nähe. Dadurch, dass wir immer einen Tick früher als die anderen Touristen dank unseres Fahrers unterwegs waren, hatten wir an beiden Nachmittagen fast immer das Gefühl, uns alleine im Park zu bewegen. Erst kurz vor Sonnenuntergang vor dem Parkausgang erkannten wir, wieviele Autos auf Safari waren. Man kann diese Art von Tourismus natürlich schlecht finden, da es nicht sehr nachhaltig ist, mit dem stinkenden Safari-Jeep in die Natur aufzubrechen. Aber diese Möglichkeit, Menschen die Schönheit der Natur näherzubringen darf meiner Meinung nach nicht unterschätzt werden. Die Leute lernen auch durch die Fahrer, dass es sich lohnt, Plastikflaschen bspw. nicht aus dem Auto zu schmeißen – ein Umstand, der in vielen Teilen der Welt noch das natürlichste der Welt darstellt. Gerade Plastikflaschen sind die reinste Umweltverschmutzung. Leider ist das Trinkwasser in vielen Ländern der Welt für unseren Magen ungekocht unverträglich. Daher hat man die Wahl, das Wasser trotzdem zu trinken und damit Gefahr zu laufen, sich Tropenkrankheiten einzufangen oder das Wasser abzukochen bzw. zu filtern oder die bequemste und umweltunfreundlichste Möglichkeit zu wählen und Plastikflaschen im Supermarkt zu kaufen. Auch wir waren keine Umweltengel, versuchten aber wenigstens möglichst große Flaschen zu kaufen (z.B. 5 Liter oder 10 Liter). Konterkariert wurde diese Strategie dann wieder durch 0,5 Liter Flaschen, die im Guesthouse gratis angeboten wurden (die wir meistens dann stehen ließen).

Mächtiges Frühstück im Guesthouse in Udawalawe
Mächtiges Frühstück im Guesthouse in Udawalawe

Ein weiteres Argument sich für einen Besuch von Udawalawe zu entscheiden, ist das Elephant Transit Home. Eine Aufzuchtstation von Waisenkindern mit Rüssel. Die kleinen werden viermal am Tag mit Milch bzw. mit Milchpulver angerührtem Wasser versorgt und man kann gegen einen kleinen Obolus diesem Spektakel beiwohnen. Dass man dafür allerdings fast so lange anstehen muss, wie die eigentliche Fütterung dauert, ist der überbordenden Bürokratie zu verdanken. Jede Eintrittskarte wurde handgeschrieben und entsprechend buchhalterisch vermerkt. Wahrscheinlich eine Möglichkeit, Korruption einzudämmen – eine andere Antwort fällt mir nicht ein.

Frühstücken am Strand von Tangalle
Frühstücken am Strand von Tangalle

Der letzte Stopp der Reise durch Sri Lanka brachte uns nach Tangalle an die Südküste und in eine richtige Traumregion. Unsere Unterkunft bestand aus mehrern kleinen Häuschen, von deren Balkon man tlw. einen Blick auf die Mangrovenwäldchen werfen konnte. Außerdem konnten wir frühmorgens und abends auch wieder exotische Vögel beobachten und in der Hängematte während der Mittagshitze Siesta halten und dem Rauschen des Meeres zuhören. Endlose Strandspaziergänge nach Osten oder ein kleiner Walk nach Westen in die Stadt machten die Lage unserer Unterkunft wirklich einzigartig, wie eigentlich der gesamte Urlaub auf dieser Insel. Denn trotz des Massentourismus auf der Insel sind die Menschen immer noch freundlich und geben einem das wunderbare Gefühl, willkommen zu sein – und das nicht nur wegen des Geldes, was wir auf ihre Insel bringen. Denn an vielen Plätzen dieser Welt komme ich mir als Tourist mittlerweile wirklich ein wenig wie ein Sparschwein vor, das man möglichst komplett schlachtet. Neben der Freundlichkeit der Menschen ist das Preis/Leistungsverhältnis auf der Insel an vielen Flecken sehr sehr gut. Bewusst abgezockt wird man überhaupt nicht und auch das Gefühl, dass man abends am Strand oder tagsüber in den Teeplantagen einfach mal spazieren kann, ohne gleich ausgeraubt zu werden, ist nicht zu unterschätzen. Daher können wir diese Insel Euch wirklich nur an Herz legen.

Endloser Sandstrand in Tangalle
Endloser Sandstrand in Tangalle

Hoteltipps (alles selber bezahlt):

  • Colombo – Anarva Mount Lavinia: neues, modernes Hotel im Nobelvorort Mount Lavinia
  • Haputale – Leisure Mount View Holiday Inn, wenn möglich beste Zimmerkatgorie buchen, tolle Ausblicke, gutes Abendbüffet (vegetarisch)
  • Udawalawe – Silent Bungalow, sehr preiswert, bietet Touren zum nahen Park an, gutes Abendbüffet (vegetarisch)
  • Tangalle – Cinnabar Resort, tolle Lage direkt am Strand, 15 Minuten zu Fuß über den Strand in die Stadt, nach Osten hin weite Strandspaziergänge möglich, Chalets teilweise mit Balkon auf die Mangroven

3-Tagestour Haputale – Horton Plains (selbst bezahlt):

  •   Touranbieter: Best of Lanka – Kontakt am besten via WhatsApp, Bezahlung via Kreditkarte möglich, weitere Wandertouren ab Kandy möglich

Nepal 2013 letzter Teil

Namaste,

eigentlich bin ich auch davon ausgegangen, dass Indien und Nepal mehr oder weniger „gleiche Länder“ seien. Schließlich bewegt man sich im selben Kulturkreis, der von Hinduismus und Buddhismus geprägt wird, denn auch in Indien gibt es viele buddhistische Heiligtümer. Aber irgendwie hatte ich in Nepal immer das Gefühl, dass sich dieses kleine Volk bewusst von seinen beiden einzigen Nachbarn Tibet, sprich China und Indien abgrenzen möchte. OK, die Nepalesen waren dann doch nicht so krass drauf, wie die Burmesen, die nach dem Ende der englischen Besatzung mal schnell den Rechtsverkehr eingeführt haben, obwohl praktisch alle Nachbarn den Linksverkehr beibehielten. Nein in Nepal fährt man links, obwohl das Land nie unter einer Kolonialverwaltung der Engländer oder sonst einer Macht stand. Hier ist man erfinderischer und führt einfach mal seine eigene Zeitzone ein. Damit gibt es beim Grenzübertritt zwischen Indien und Nepal den kürzesten Jetlag weltweit: 15 Minuten!!! Auch Indien hat schon eine Zwischenzeitzone von 4:30 Stunden im Vergleich zur Mitteleuropäischen Zeit. Nach Nepal beträgt die Zeitverschiebung dann halt 4:45 Stunden. Was das bringen soll weiß ich nicht, aber im Binnenland Nepal befindet man sich so auf einer „Insel“ mit eigener Zeit. Und ja, die Uhren ticken in Nepal wirklich anders, wenn man bedenkt, dass hier auch noch spezieller Kalender namens „Vikram Sambat“ genutzt wird und ich Euch aus dem Jahr 2070 schreibe! Schließlich errang König Bikramaditya Samvat 57 v. Chr. einen entscheidenden Sieg über den König von Ujjayini und etablierte seine Herrschaft. Grund genug, da mal mit der Zeitrechnung anzufangen.

Stupa in Boudhanath
Stupa in Boudhanath

Daher gibt es in Nepal sehr bizarre Kalender, da die Monate, die an die Mondphasen angelehnt sind, im Vergleich zu unserem Kalender meist in der Mitte unserer Monate beginnen. Möchte man nun beide Kalender abbilden und rechnet im „Vikram Sambat“, dann lauten die Kalenderblätter im englischen Untertitel immer „September/October“, „October/November“ etc. Man braucht da eine Weile, bis man das aktuelle Datum im Kalender findet, zumal die Zahlen in „Devanagari“ geschrieben werden. Diese Kringelziffern finden sich auch manchmal auf Geschwindigkeitsbeschränkungen. Aber zum Glück ist Ausländern das Autofahren offiziell eh nicht gestattet. Um nun aus dem nepaleischen Flachland in die Berge zu gelangen, setzten wir unsere Fahrt nun erstmals mit Bussen fort, statt weiter Zementfabriken im Rahmen einer Taxi-Fahrt zu erkunden.

Glücklicherweise gibt es in Nepal auf den von Backpackern frequentierten Strecken Touristenbusse. Das sind keine Luxusliner sondern auch nur die gewöhnlichen indischen TATA-Exemplare, aber mit Klimaanlage und das heißt in Nepal sehr viel. Nein, es war nicht sonderlich heiß, aber Aircon bedeutet einfach, dass man seine Luftzufuhr nicht über offene Fenster regeln muss und das ist das A und O, was man hier bei einer Überlandfahrt bedenken muss. Denn es gibt wenige Länder auf der Welt, die ein größeres Abgasproblem haben als dieser Bergstaat Hier würde man sich wohl fast den Gestank von Zwei-Taktern à la Trabbi wünschen, denn was hier an schwarzem Ruß und Dreck aus den Auspuffen herausgeschleudert wird, ist einfach unvorstellbar. Das liegt natürlich auch an den Bergstraßen, auf denen viele Gefährte verrecken; aber auch an den altertümlichen Fahrzeugen, die hier noch immer auf der Gasse ihr Unwesen treiben. So waren wir froh mit dem Touri-Bus die Hauptstraße nach Kathmandu zu befahren. Anfangs war diese sogar in recht gutem Zustand, was sich allerdings auf dem Weg in die Hauptstadt mit zunehmender Höhe ruckzuck änderte. Normalerweise sind ja die Straßen im Umkreis einer Hauptstadt exzellent und mit zunehmender Entfernung verwandeln sich diese in Feldwege, hier ist es genau umgekehrt. Dies ist womöglich dem Umstand geschuldet, dass es von nahezu 0 Metern immerhin auf knapp 1.400 Meter geht und das Wetter gerade im Himalaya mittlerweile solch starke Eskapaden treibt, dass sogar die Startbahn am Flughafen Kathmandu in Mitleidenschaft gezogen wurde und man Airlines zwingen wollte statt Großraumfliegern kleines Fluggerät einzusetzen. Es fehlten eigentlich permanent Teile der Straße, so dass sich die Breite der Fahrbahn ständig änderte. Aber wenigstens fahren Nepalesen relativ anständig und lassen auch mal schnellere Genossen an einem vorbeiziehen. Über einen kleinen Pass kurz vor der Hauptstadt ging es dann ein paar Meter hinunter in das Kathmandu-Tal und in eine Dunstglocke aus Staub und Gestank.

Morgenstimmung in Chisapani

Morgenstimmung in Chisapani

Nein, das Zeit verbringen in der Innenstadt Kathmandu war nicht besonders toll und wir waren froh, dass wir uns bereits vor der Reise darauf festgelegt hatten, am Boudhanath-Stupa ein Hotel zu nehmen. In diesem Teil Kathamdus steht ein riesiges buddhistisches Pilger-Bauwerk und drum herum reihen sich alte Häuser und schirmen diese Oase relativer Ruhe gegen den Verkehrslärm der Hauptstadt ab, denn hier herrscht autofreie Zone. Somit fanden wir hier einen Platz zum Atmen und Entspannen. Morgens kurz vor Sonnenaufgang herrschte um den Stupa herum bereits ein reges Treiben. Hunderte Betende und Meditierende bevölkerten den Platz, aber es herrschte eine angenehme Ruhe, die höchstens einmal durch das Flattern der unzähligen Tauben oder durch das Gemurmel der Pilger unterbrochen wurde. Wir hatten auf dem Hoteldach fast eine Sicht aus der Vogelperspektive und wir versöhnten uns dann doch ein wenig mit dem dieser Stadt. Später zog es uns sogar aus diesem Paradies guter Luft hinaus, um einen Spaziergang von Weltkulturerbe zu Weltkulturerbe zu unternehmen. Schließlich haben nicht nur Buddhisten eines ihrer Pilgerzentren hier in Kathmandu sondern auch die Hindus. In einer halben Stunde Fußmarsch eine kleine zum Glück kaum befahrene Straße hinab standen wir schon am Tempelbezirk von Pashupatinath. Aber das hektische Treiben schreckte uns dann doch etwas ab, so dass wir recht schnell wieder den Rückzug zu den Buddhisten antraten, um noch ein wenig zu entspannen.

Schließlich holten uns am nächsten Tag Suda und Robbie ab, um endlich die Bergwelt Nepals kennenzulernen. Den 28-jährigen Bergführer und den 22-jährigen Träger haben wir bereits in Deutschland über eine Agentur vor Ort vermittelt bekommen. Glücklicherweise ist das Trekking in Nepal ja bereits seit Jahrzehnten en vogue, so dass es entsprechende Organisationen wie „KEEP“ (Kathmandu Environmental Edjucation Project) gibt. Diese NGO listet Trekkingbüros auf, die gewisse Sozialstandards wie eine Krankenversicherung für Führer und Träger garantieren. Nach ein paar Klicks landeten wir dann auf der Webseite einer Agentur in Kathmandu, für die die beiden Jungs arbeiten. So war unsere Mehrtageswanderung recht schnell organisiert. Anders als im indischen Ladakh wo wir zwei Jahre zuvor mit Pferden und Maultieren sowie Zelt und Kocher unterwegs waren, wird in vielen Teilen Nepals das „Teahouse-Trekking“ angeboten, sprich man übernachtet in einfachen Tee- bzw. Gasthäusern. Viele Treks, gerade im Großraum Kathmandu, sind sicherlich auch ohne Führer und Träger zu meistern, aber darauf kommt es uns letzten Endes gar nicht an. Schließlich möchten wir, dass von unserem Besuch in einem Land auch direkt Einheimische profitieren. Daher nehmen wir das Angebot dankend an, von Nepalesen durch ihre Heimat geführt zu werden. Und dass man nur mit Tagesgepäck durch die Gegend läuft, macht die Sache natürlich auch deutlich angenehmer.

Hirse-Terrassen in der Helambu-Region
Hirse-Terrassen in der Helambu-Region

Allerdings hatte ich beim schmächtig drahtigen Robbie anfangs schon Bedenken, dass dieser den Rucksack tatsächlich schultern kann – dieser war fast genauso groß, wie er selbst. Anders als am Kilimanjaro tragen hier die Träger die Rucksäcke nicht auf dem Kopf. Er versuchte es anfangs sogar mit dem Tragesystem, was aber nur leidlich funktionierte. So wurde noch schnell im Ausgangsort der Tour ein Seil mit Polsterung gekauft und um den Rucksack herum gespannt. Danach legte Robbie dieses wie ein Stirnband um seinen Kopf und hievte den Rucksack auf den Rücken. Diese Methode funktionierte und wir setzten uns in Marsch. Der große Vorteil von Trekkingtouren in Nepal ist die Tatsache, dass diese auf einer für uns Flachland-Menschen geeigneten Höhe starten. In 1.400 Metern Höhe, also etwa Feldberg-Level, hat der Körper keine Höhenprobleme, anders als in Ladakh, wo bereits die Hauptstadt Leh auf 3.600 Metern liegt. Ziel unserer Tour war die Helambu-Region nördlich von Kathmandu in Richtung tibetischer Grenze.

Wir machten eine Halbrund-Tour, in dem wir einen riesigen Talkessel in mehreren Tagen hoch und wieder herunter wanderten. Obwohl Hauptreisezeit war, trafen wir in den folgenden Tagen auf extrem wenige Wanderer. Die meisten Trekker in Nepal zieht es anscheinend in die Everest- oder Anapurna-Region. Nun muss das natürlich jeder für sich entscheiden, aber ich ziehe es vor, auf Wegen unterwegs zu sein, wo man die Ruhe der Natur noch wunderbar genießen kann, ohne ständig auf Sprachfetzen aus Deutsch, Englisch, Spanisch oder Französisch zu treffen. Dafür läuft man in der Helambu-Region natürlich nicht direkt unterhalb einer Felswand eines Achttausenders entlang.Trotzdem bietet diese Region Nepals auch wunderbare Ausblicke auf die Siebentausender-Kette der Langtang-Region.

Die Langtang-Kette bildet die Grenze zu Tibet
Die Langtang-Kette bildet die Grenze zu Tibet

Die Tage in den Bergen verliefen immer nach dem gleichen entspannten Schema. Vor Sonnenaufgang aufstehen, möglichst im Teehaus bereits einen ersten heißen Tee oder Nescafé schlürfen und dann das immer gleiche wunderbare Naturschauspiel des Sonnenaufgangs genießen. Meist saßen wir oberhalb der Wolkendecke und kamen uns wirklich wie auf dem Dach der Welt vor. Das Frühstück hatten wir bereits am Abend vorher glücklicherweise bestellen können, denn eines braucht in Nepal immer Zeit – die Zubereitung von Speisen! Gut, morgens den Porridge oder das angebotene Müsli zusammenzustellen war nicht so der große Akt, aber das leckere tibetische Fladenbrot, das wir zusätzlich bestellten war natürlich nicht in ein, zwei Minuten fabriziert. Nach dem Frühstück hieß es dann den Tagesrucksack schultern und Robbie zu beladen. Danach zogen wir weiter in die Berge hinein, bis zum Stopp in der Mittagszeit an einem netten Gasthaus in einem kleinen Bergdorf. Dort orderten wir ab dem zweiten Tag immer das Gleiche, denn das Gleiche ist in Nepal trotzdem nie gleich. „Daal Bhat“ ist die Nationalspeise Nepals und immer irgendwo aufzutreiben. „Daal“ kennen Indien-Reisende zur Genüge, handelt es sich doch um die omnipräsente Linsensuppe, die allerdings in Indien eher an einen Eintopf erinnert. Das Süppchen in Nepal wird immer in einer Schale zum Rest des Gerichts gereicht. Reis ist das Rückgrat jedes „Daal Bhats“ und dazu gibt es dann weitere kleine Gemüsespeisen oder Fleischeinlagen. Da das Gemüse jedes Mal variierte und jede Köchen den „Daal“ immer anders zubereitete, wurde das Speisen niemals eintönig. Aber man musste immer und überall außerhalb von Kathmandu und dem Tiefland Nepals Zeit mit ins Restaurant bringen.

Auch in Mainz waren wir einmal beim Nepalesen zum Essen gewesen und nach rund 90 Minuten standen dann auch die Speisen auf dem Tisch. Damals wie heute hatten wir Zeit – nur in Mainz konnten wir die anderen Gäste beim Starren auf die Uhr beobachten und dieses Restaurant hielt sich tatsächlich auch nicht lange in unserer Stadt. In Nepal scheint das hingegen ganz normal zu sein, auf sein Essen stundenlang zu warten. Später bestellten wir einfach bereits am späten Vor- oder Nachmittag die Speisen für Mittag- und Abendessen. Auf dem Trek war das Warten bei herrlicher Bergsicht sowieso nicht unangenehm und so verbrachten wir eine schöne Zeit beim Wandern, Warten und Essen in den Bergen. Meist am frühen Nachmittag erreichten wir bereits unser Nachtlager. Das hatte den Vorteil sich noch bei Tageslicht duschen bzw. waschen zu können. Eine richtige Dusche bzw. heißes Wasser aus der Leitung gab es nicht immer, aber ein Eimer heißes Wasser wurde bis auf die höchstgelegene Übernachtungsstelle auf 3.500 Metern immer angeboten. Strom war hingegen so eine Sache. Solarzellen waren hier nicht unbekannt, der Strom wurde aber fast ausschließlich für elektrisches Licht genutzt – Steckdosen gab es nicht und auch oft noch nicht einmal ein Lichtschalter. Auf meine Frage, wie wir denn das Licht ein- und ausschalten sollten, wurde uns gezeigt, wie man halt die beiden Drähte miteinander verbindet (Licht an) oder halt wieder auseinanderwurschtelt (Licht aus). Praktisch oder?

Bustransport in Nepal
Bustransport in Nepal

Nach fünf Tagen in den Bergen und einem Zwischenstopp in Kathmandu ohne sonderlich groß Luft zu holen, verbrachten wir noch ein paar erholsame Tage in Nagarkot, einem kleinen Dörfchen oberhalb der nepalesischen Hauptstadt. Auf der Webseite unserer Hotels fanden wir eine sehr bizarre Telefonnummer, die mit 06131 anfing sowie der deutschen Ländervorwahl. Beim Eintreffen im Hotel hatten wir diese Mainzer Telefonnummer aber schon wieder vergessen. Erst als wir das Passwort für das WLAN des Hotels vom Hotelpersonal mitgeteilt bekamen und das den Namen „Mainz“ enthielt, fiel uns die Telefonnummer wieder ein. Das „Eco Home“ in Nagarkot ist ein Gemeinschaftsprojekt von Nepalesen und dem Mainzer Verein „Helfende Hände für Nepal“. Der Nepalesische Inhaber war auch bereits vier Mal in Mainz gewesen – auf Einladung des Vereins. Es war schon lustig, von einem Nepalesen die Eindrücke, die er in meiner Heimatstadt gewonnen hat, erzählt zu bekommen. Vom Moselwein und vom Marktfrühstück wurde da geschwärmt – vielleicht sollte man ihm mal einen guten Rheinhessen-Wein kredenzen, denn Moselwein in Mainz zu trinken ist ja dann doch etwas Fehl am Platz. Aber das markanteste Ding für ihn, das uns vielleicht so selbstverständlich ist, war die Sauberkeit von Deutschland. Und das für ihn eindrucksvollste Gerät war die Kehrmaschine. Am Ende erklärte er im Scherz noch, dass er den Leuten hier in Nepal allerdings nie erzählen dürfe, was es kostet eine öffentlich Toilette an einer Autobahnraststätte zu benutzen! Mit diesen 70 Cent muss in Nepal ein Mensch den ganzen Tag lang auskommen!


Bergpanorama in Nagarkot
Bergpanorama in Nagarkot

Nach solchen Gesprächen und mit solchen Eindrücken kommt man dann mit dem Gefühl nach Deutschland zurück in einer Art Schlaraffenland zu leben. Natürlich ist bei uns auch nicht alles super, aber manche unserer Alltagsprobleme relativieren sich nach dem Aufenthalt am Dach der Welt doch erheblich.