Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag
eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive
Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser
Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige
Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!
01 Hin und weg:
Zwischen der letzten Auswärtsfahrt zum vorweihnachtlichen Nullfünf-Singen in Bremen und der ersten Auswärtsfahrt der 20er Jahre konnten wir viele Dinge machen: Im Kick’n Rush die Supporters-Jahresabschlussparty mitnehmen, ins Trainingslager nach Südspanien düsen oder die Tischtennis-Jungs von Mainz 05 beim Heimspiel unterstützen – von wegen Winterpause. Ich habe die spielfreie Zeit dazu genutzt, mal wieder ein Buch zu schreiben. Dazu dann demnächst mehr, wenn ich den Probedruck nach dem Schreiben dieser Zeilen in Empfang genommen habe. Außerdem möglich: Gutes tun, was nix kostet – zum Beispiel einen Organspendeausweis mit sich führen oder sich bei der DKMS als Stammezellenspender*in registrieren lassen.
02 (N)immer nuff:
Auswärtsfahrten nach Mönchengladbach beschränkten sich für mich meist auf den Besuch der A63 oder des Shuttle-Busses zwischen Hauptbahnhof und Borussia-Park. Der Spaziergang vom Bahnhof zum Stadion gehört zu den eher tristeren in der Republik und empfiehlt sich nicht wirklich zum Nachmachen. Aber es gibt ja noch die Gladbacher Zwillingsstadt Rheydt und ihr Wasserschloss. Dieses ließ sich wirklich perfekt von der S-Bahn-Station Korschenbroich erwandern. Im Schloss selbst gibt’s leckeres Essen, so dass sich der „Kampf um den Mampf“ für mich später im Stadion erübrigte. Ein weiterer Waldspaziergang zur S-Bahn-Stadion Lürrip und nach drei Minuten Zugfahrt stand ich schon vor den Shuttle-Bussen, mit denen es vom Gladbacher Hauptbahnhof recht entspannt zum Stadion ging.
03 Kon-Trolle
Die Kontrolle am Stadion selbst lief zumindest für mich ohne Probleme ab. Die Szene bot schicke Mützen für 5 € Euro an und konnte vor dem Block letzte Vorbereitung für eine kleine aber feine Choreo abschließen. Schön auch, dass der Block später von roten Mützen nur so erstrahlte und damit auch diejenigen die Arbeit der Szene würdigen, die gar nicht so „nah dran“ sind. Der Block gab ein schmuckes Bild ab, das mit zahlreichen Fahnen mit „12“- und „Q“-Symbolen abgerundet wurde
04 Kampf um den Mampf
Ich sag‘ nur Bolten – das Altbier gibt’s seit 1266 und zum Glück auch seit Jahren im Gästeblock in Gladbach. Dass es mit Bit-Pils und Alt zwei Biersorten im Stadion gibt, ist in der Liga mittlerweile schon eine Erwähnung wert. Dass es auch noch etwas lokales wie das Bolten gibt eine Seltenheit. Leider dominieren hier halt auch wieder die üblichen Marken. Klar, wir Menschen sind Gewohnheitstiere und konsumieren oft lieber das, was wir schon immer aßen, tranken, anguckten etc. Daher ist es ja auch so schwer, Änderungen in Deutschland voranzubringen. Aber das ist eine andere Geschichte.
05 Käfighaltung
Dass die deutsche Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, dafür soll auch die „Nie wieder“ Kampagne sorgen. „Nie wieder“ war die Botschaft der Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau vor den Toren Münchens, das ich in der letzten Saison vor dem Spiel im Stadion am Kurt-Landauer-Weg besucht hatte. 2004 haben diese Botschaft Fußballfreunde erstmals ins Stadion getragen – so auch dieses Jahr im Borussia-Park. Aber auch in Mainz finden aktuell zahlreiche Veranstaltungen rund um den 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz statt: Am Dienstag, den 28. Januar 2020 öffnet letztmalig die Ausstellung „Abseits im eigenen Land – Sinti und Roma-Sportler“ von 15 bis 20 Uhr ihre Pforten im Kick’n Rush, die vom FC Ente Bagdad organisiert wird.
Fazit: Der Jahrgang 2019/2020 erinnert an die Jahrgänge
zuvor – grundsolide, damit genug Zeit zum Erinnern und Nachdenken bleibt.
Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag
eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive
Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser
Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige
Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!
01 Hin und weg:
Zwischen der letzten mitgemachten Auswärtsfahrt nach Leipzig und der aktuellen Fahrt nach Bremen lag ein kleiner Ausflug auf die älteste Insel der Welt nach Madagaskar. Dass das Internet dort ruckelt ist spätestens dann nachvollziehbar, wenn man weiß, dass 83% der Leute dort erst gar keinen Zugang zu Elektrizität haben. Trotzdem komisch, dass da plötzlich die Kicker App ein 1:5 in Ho$$enheim anzeigte… Zwei Wochen später funktionierte das Internet in Madagaskar dann wieder richtig, denn die traditionelle Niederlage für Nullfünf in Augsburg wurde korrekt angezeigt… Zurück in Deutschland ging es dann mit der Bahn gen Norden, um wieder einmal ein Zu-Null-Spiel anzugucken, so ähnlich wie beim letzten Mal in Leipzig 😉
02 (N)immer nuff:
Bremen ist eine tolle Stadt – das stand für mich schon vor dem Dienstagabend fest. Tatsächlich schaffte ich es erstmals in diese wunderschöne Stadt, als wir zum ersten Mal in der ersten Liga dort spielten und die Krake aus Brake aka Dimo Woche das 0:0 gegen den damaligen amtierenden Deutschen Meister 2005 festhielt. Der Spaziergang am Dienstagabend vom Weihnachtsmarkt am Bahnhof durch die Altstadt an die Weser und dann immer dem Flutlicht entgegen gehört für mich zu den schönsten Fanmärschen in Deutschland überhaupt.
03 Kon-Trolle
Ganz ehrlich: Ich mag die Englische Woche. Natürlich geht das Auswärtsfahren unter der Woche nicht dauerhaft und jede Woche. Doch so eine oder zwei Fahrten am Dienstag oder Mittwoch quer durch die Republik und dann mit ein paar anderen Nullfünfern im Block zu stehen und sich die Kehle aus dem Hals zu schreien – das hat was! Dieses Gefühl werden Fans vom FC Bayern, Dortmund, Gladbach oder Schalke nie haben, denn deren Blöcke sind natürlich immer voll, da diese Vereine ja teilweise auch eine bundesweite Fanbase haben und es für viele Fans dann oftmals sogar ein „Heimspiel“ ist, wenn der Lieblingsverein direkt vor der Haustür gastiert.
Dass der Spieltag aber noch weiter zerstückelt wird, in dem nun ein 18.30 Uhr Spiel stattfindet, ist wieder ein Mosaiksteinchen mehr, das zeigt, dass auf Stadiongänger*innen so überhaupt keine Rücksicht genommen wird. Minuten vor dem Anpfiff war selbst der Oberrang der Bremer Ostkurve noch ziemlich leer. Der größte Teil der mitgereisten Nullfünfer bekam das erste Tor von Robin Quaison ebenfalls nicht mit, da in Deutschland Staus und keine Stadionbesuche an einem Dienstnachmittag Alltag sind.
Die Kontrolle am Stadion selbst lief zumindest für mich ohne Probleme ab.
04 Kampf um den Mampf
Das Angebot an Speisen und Getränken lässt in Bremen keine Wünsche offen. Es gibt sogar Weinschorle…gut für 5 Euro aber wer wie unser OB Michael Ebling auf eine Schorle Tour steht, kann sie auch im hohen Norden durchziehen. Was aber noch wesentlich mehr Erwähnung finden soll, ist die Geste der Mannschaft, die allen mitgereisten Fans etwas zu Essen und zu Trinken spendierte. Schon letztes Jahr in Ho$$enheim, als der Verein die Nullfünfer nach dem „Last Christmas“ Ständchen zu Speis und Trank einlud, war ich etwas gerührt. Dass jetzt sogar die Spieler ihre Mannschaftskasse plünderten, zeigt dann doch große Empathie den Fans gegenüber. Sehr groß!
05 Käfighaltung
Spricht Rolf in München im Stadion am Kurt-Landauer-Weg gerne von Ameisenfußball, den man im dritten Stock genießen darf, kann man im Gästeblock im Weserstadion vielleicht von Mäusefußball im zweiten Stock sprechen – Rattenball würde natürlich ähnlich passen, doch dieser Begriff wird bereits von manchen Fans für einen ostdeutschen „Traditionsverein“ genutzt. Also dann doch lieber Mäusefußball! Dass in der ersten Halbzeit auf der Westseite des Weserstadions vier Tore fielen, direkt oberhalb des Gästeblocks, machten diesen Mäusefußball am Ende des Spiels dann sogar noch zu etwas Historischem: dem höchsten Auswärtssieg von Mainz 05 in der ersten Liga im letzten Auswärtsspiel des Jahres.
Fazit: Der Jahrgang 2019/2020 hat wier immer in Bremen eine
annehme Note und ist im Abgang historisch und geht runner wie Öl.
Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag
eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive
Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser
Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige
Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!
01 Hin und weg:
Dass es für mich mit der Bahn aufs Auswärtsspiel ging, ist ja mittlerweile keine wirkliche Überraschung mehr. Dass die Fahrt problemlos ablief auch nicht – zumindest für Vielfahrer*innen. Schließlich ist das Fahren mit der Bahn im Durchschnitt wesentlich angenehmer als das mit dem Auto oder dem Bus. Denn im Zug kann man z.B. wie letztes Mal Podcasts zur OB-Wahl hören. Nach der OB-Stichwahl am kommenden Sonntag steht direkt das nächste Ereignis an. Klar, der 11.11.! Aber auch der 15.11. ist mittlerweile ein wichtiger Tag in der Stadt des Buchdrucks: der bundesweite Vorlesetag, der bei uns unter dem Motto „Mainz liest bunt“ und dem diesjährigen Thema „Geschichten von unterwegs“ steht.
Da ich ja das eine oder andere Mal unsere Stadt auch dann verlasse, wenn es nicht gerade zum nächsten 05er-Auswärtsspiel geht, darf ich in diesem Jahr sowohl bei den „05er Classics“ als auch auf der Mainzer Büchermesse aus meinen beiden Büchern vorlesen. Hier kommt nun wieder die Bahn ins Spiel, denn solche Lesungen müssen natürlich vorbereitet werden. Da bot sich die Bahnfahrt nach Leipzig perfekt an, denn anders als im Auto kann man normalerweise beim Bahnfahren gut an Präsentationen feilen. Ob sich das Ergebnis sehen lassen kann, sollen die Gäste beurteilen, die auf meinen beiden Lesungen vorbeischauen. Vielleicht sehen wir uns ja – es würde mich sehr freuen.
02 (N)immer nuff:
Leipzig ist seit jeher Straßenbahnstadt. Mit zahlreichen Linien geht es in Richtung Zentralstadion. Anders als in Mainz hat jede Bahn einen Fahrkartenautomaten an Bord. An sich ist das eine gute Idee, aber leider nehmen die Dinger keine Scheine, keine EC- und keine Kreditkarte – nur eine Leipzig Card, ach so und Münzen natürlich auch. Wenn man allerdings ein 24-Stunden-Ticket für zwei Personen kaufen möchte, das an sich mit elf Euro irgendwas recht günstig ist, dann wird es etwas blöd, sofern man keinen Haufen Eurostücke dabei hat.
Da denke ich sehnsüchtig an Länder wie Kenia, in denen man mit dem Mobiltelefon so ziemlich alles bargeldlos kaufen kann. Aber gut, wir befinden uns halt nicht Mitten im innovativen Afrika, sondern in Mitteleuropa…
03 Kon-Trolle
Dass viele Fußball-Fans ein Problem mit RB haben, ist seit Jahren bekannt. Dass die so genannte Vereinsstruktur von RB, bei der nur eine Handvoll Menschen auserkorene „Mitglieder“ sind und die Geschehnisse rund um den „Verein“ bestimmen, ist ebenfalls kein Geheimnis. Nun kann RB wegen mir im Innenleben tun und lassen, was es möchte. Allerdings dreht sich zumindest außerhalb der RB-Welt nicht alles um die Brause und ihr Verständnis von Vielfältigkeit, Mitbestimmung und Demokratie. Daher müsste sich meiner Meinung nach RB an gewisse Mindeststandards halten, was Meinungsfreiheit angeht – nicht nur, aber gerade auch dann, wenn klar ersichtlich ist, dass es um Standpunkte geht, die mit RB gar nichts zu tun haben. Im konkreten Fall ging es am Samstagnachmittag um das „Videobeweis abschaffen“ Banner der Fanszene, das bei der Einlasskontrolle entdeckt wurde.
Dieses Banner durfte nicht mit ins Stadion genommen werden. Es gab noch weitere Schikanen, die in anderen Stadien so nicht Alltag sind, aber das nur am Rande. Natürlich haben RB und die Stadt Leipzig nicht wirklich etwas gemeinsam, denn der Standort „Leipzig“ wurde aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten gewählt – so wie es bei jeder Firma Usus ist. Trotzdem sollte man sich bei RB der Tradition der Stadt Leipzig bewusst sein, für die die Stadt seit 30 Jahren steht. In vielen Ecken der Stadt wird an die „Friedliche Revolution“ 1989 erinnert. Damals ging es auch um Meinungsfreiheit. Diese wurde am Samstag mit Füßen getreten.
Anders ist es mir als Einzelperson ergangen. Mein Buch „Zu Gast – In vielen Ecken dieser Welt“ durfte ich mit ins Stadion nehmen, um es einem interessierten Fan dort zu übergeben. Hier fiel mir nachkicks ein, dass ich eigentlich wie 1995 bei der Einreise nach Malawi Angst hätte haben müssen, als damals mein Lonely Planet „Africa on a shoestring“ von den Zöllnern bei der Einreise konfisziert hätte werden können, da in diesem Reisebuch der damalige Autokrat massiv von den Autoren kritisiert wurde und das Buch deshalb auf dem Index stand. In meinem zweiten Buch geht es zwar hauptsächlich um Reisen ohne Fußball, aber die Auswärtsfahrt mit unserer U23 zum 1. FC Magdeburg schaffte es hinein. Und wegen der geographischen Nähe Magdeburgs zu Leipzig und dem diametralen Verständnis von Fußball findet sich ein kleiner Einwurf zu RB in diesem Kapitel. Wäre mein Buch nun ein Standardwerk und hätte es jemand von RB gelesen – es hätte vielleicht auch Stadionverbot bekommen…obwohl ich nur vom modernen Fußball schrieb, der 128 km südöstlich von Magdeburg da gerade „aufbraust“.
04 Kampf um den Mampf
Das große Angebot an Speisen und Getränken im Zentralstadion, die Möglichkeit mit Bargeld oder mit Karte zu zahlen – all das ist sehr fanfreundlich. Es ist aber auch schlicht und einfach konsum- und kundenfreundlich und sorgt dafür, den Umsatz zu steigern. Betrachtet man das generelle Handeln von RB, so ist klar ersichtlich, dass diese Fanfreundlichkeit ein Nebeneffekt und kein Selbstzweck ist. Schließlich bildet der gemeine Fußballfan der Gastmannschaft am Spieltag eine Zielgruppe, die es gilt, zu bedienen, um Umsatz und Gewinn zu steigern. Alles andere ist bloßes Beiwerk und wird den wirklich wichtigen Unternehmenskennzahlen untergeordnet.
Wie bereits oben ausgeführt, sollte man immer zwischen RB und der Stadt Leipzig trennen. Denn das Essen und Trinken abseits des Zentralstadions ist auf jeden Fall eine kulinarische Reise wert. Über die Gose habe ich mich ja bereits bei der letztjährigen Spätlese Leipzig ausgelassen. Aber Gose geht natürlich immer – und das am besten im Rahmen einer Bierprobe, bei der man den säuerlichen Geschmack dieses Gerstensafts noch besser erkennt, wenn gleichzeitig Kellerbier, Schwarzbier und Hefeweizen kredenzt werden.
05 Käfighaltung
In Leipzig gibt es per se keine Stehplätze im Gästeblock. Der Gastbereich bietet eine gute Sicht auf das Geschehen. Zum Anpfiff waren allerdings nur wenige Sitze belegt, da sich zu diesem Zeitpunkt ein Teil der Fans noch an der Kontrolle befand, um das Banner hineinzubekommen. Manche Leute wünschen sich ja, dass Ultras und ultranahe Fans am besten gar nicht mehr im Stadion auftauchen. Einen Vorgeschmack auf ein solches Szenario bot sich in den ersten Minuten des Spiels. Der riesige Block war mit Grüppchen, einem Flickenteppich ähnlich, durchsetzt. Ab und zu versuchte jemand ein „FSV“ anzustimmen – mit extrem begrenztem Erfolg. 05-Fähnchen waren ab und zu zu sehen und das einzige Banner, was hing, war das der „Meenzer Metzger“. Über dem gesamten Block lag gefühlt eine meterdicke Schicht Mehltau.
Für den neutralen Fußballfan war dieses Spiel sicherlich beste Unterhaltung, zumal die Nullfünfer bis zum zweiten Tor von RB durchaus mithalten konnten. Um am Sonntag nicht mehr permanent an rote Bullen denken zu müssen, verschlug es uns in den Leipziger Zoo, der als einer der besten weltweit gilt. Seit meinen jüngsten Reisen nach Afrika 2017 und 2018 versuche ich zwei Projekte in Sierra Leone und Kenia mit dem Verkauf meiner Bücher, der Meenzer-on-Tour-Turnbeutel und –Soulbottles zu unterstützen. Gleichzeitig war ich neugierig, was der Leipziger Zoo tut, um Tierbestände zu erhalten. Viele Projekte werden wirklich wunderbar unterstützt, aber trotzdem sieht man Pelikane und Flamingos, die nicht fliegen können. Warum ein Zoo, der sich für die Artenvielfalt einsetzt, Tieren die Flügel so manipuliert, dass sie nicht mehr wegfliegen können, macht mich etwas ratlos. Allerdings stellt sich diese Frage auch bei unseren Flamingos im Stadtpark. Natürlich ist es schön, diese Tiere zu beobachten. Sie sollten allerdings nicht dafür leiden müssen. Daher ist es für mich umso wichtiger, Projekte wie das Schimpansen-Heim Tacugama und das Elefanten-Waisenhaus Sheldrick Wildlife Trust zu unterstützen. Hier müssen keine Tiere leiden, um anderen Tieren das Überleben zu ermöglichen. Etwaige Spenden, die ich im Rahmen der o.g. Lesungen erziele, fließen übrigens direkt an diese beiden Organisationen oder an „Helfende Hände für Nepal Mainz e.V.“, die dritte Organisation, die ich besucht habe und seither unterstütze.
Nach dem ersten Treffer traf dann der Teil der Fans ein, die zuvor vergeblich versucht hatten, das Videobeweisbanner mit in den Block zu nehmen. Ironie der Geschichte: Die peniblen Kontrolleure schafften es dennoch nicht, die Meinungsfreiheit komplett zu unterbinden. So wurden am unteren Teil des Blocks ausgerechnet zwei Spruchbänder bis zum Schlusspfiff präsentiert, die tatsächlich RB-kritisch waren und die sich mit dem Verbot von Tifo-Material beschäftigten.
Man kann der Meinung sein, dass eine Fangruppe es als Priorität anzusehen hat, den Verein zu unterstützen und sich durch diese Scharmützel nicht davon abhalten lassen sollte, die Mannschaft zu supporten. Leute, die diese Meinung vertreten, sind allerdings auch oft der Auffassung, dass Ultras aus dem Stadion rausgeschmissen gehören, da sie sich angeblich nur selbst abfeiern würden.
Wir alle, egal ob Ultra, Normalo, Kutte oder wer auch immer, fährt immer noch freiwillig stundenlang durch die Republik. In der Stadionordnung steht nichts von einer Support-Pflicht. Wenn man also lieber 90 Minuten ein Spruchband hochhält und nicht singend und fahnenschwenkend das Spiel als Beiwerk begleitet, dann ist das das gute Recht jedes einzelnen Menschen, dies zu tun. Wenn am kommenden Samstag im Heimspiel der Q-Block wieder supportwillig ist, freut mich das sehr – man darf dies allerdings nie als selbstverständlich ansehen. Und Fans sind vieles nur nicht Duracell-Häschen, die auf Kommando von wem auch immer „Stimmung machen“ – auch wenn sich so das Produkt Fußball natürlich noch so viel besser vermarkten ließe.
Fazit: Der Jahrgang 2019/2020 besticht durch die von FumS aufgestellte These, dass „RB Prügel verteilt“ – Zielgruppe dieser war am Samstag die Meinungsfreiheit von Fußballfans.